Als ich im Jahr 2021 „Die Hornisse“ von Marc Raabe gelesen habe, war ich so begeistert vom Schreibstil und des Thrillers, dass ich weitere Werke des Autors recherchierte. Unter anderem war ich dabei auf „Schnitt“ aufmerksam geworden und so angetan vom Klappentext, dass dieses Buch bei mir einzog. Fast drei Jahre später wird es dann nun doch endlich Zeit, den SuB abzubauen und diese Geschichte zu lesen.

In meiner Rezension „Schnitt“ von Marc Raabe lüfte ich meine Meinung, ob es ein Fehler war, das Buch so lange ungelesen im Regal liegen zu lassen oder ob ich es besser nicht zur Hand genommen hätte.

 

Schnitt von Marc Raabe
© Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Infos zum Buch
erschienen bei Ullstein
Veröffentlicht 10. März 2014
ca. 448 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Ein kleiner Junge beobachtet einen grausamen Mord. Und er vergisst. Dreißig Jahre lang. Bis seine Freundin in die Hände eines gefährlichen Psychopathen gerät. Nur wenn er sich erinnert, kann er sie retten. Doch das bringt ihn in tödliche Gefahr.

© Klappentext: Ullstein

Marc Raabe gelingt es mit seinen wohldosierten Informationen sofort einen atmosphärischen Einstieg in die Geschichte zu ermöglichen.
Ich lerne die zwei Hauptfiguren Liz und Gabriel kennen. Der personale Erzähler ermöglicht es mir, beide zu begleiten und durch gezielt eingewobene Rückblicke in deren Vergangenheit sie näher kennenzulernen. Das verleiht den Charakteren Tiefe und ich finde es interessant, wie sich die zwei kennengelernt haben. Die aktuellen Geschehnisse bleiben dennoch im Vordergrund und befeuern meine Neugierde, weiter lesen zu wollen.

Liz und Gabriel sind charakterlich sehr verschieden. Dennoch sind sie mir beide auf ihre persönliche Art sympathisch. Beide geraten unabhängig voneinander in eine Situation, die beängstigend ist. Alles passiert gleichzeitig, sodass die Perspektivwechsel in Verbindung mit den kurzen Kapiteln innerhalb kürzester Zeit „Schnitt“ zu einem wahren Suchtbuch werden lassen.
Das Tempo, welches Marc Raabe vorlegt, ist rasant. Er treibt die Ereignisse komprimiert voran, es vergehen mitunter mehrere Tage zwischen einzelnen Szenenbildern, was aber so kunstvoll übergeleitet wird, dass es sich realistisch lesen lässt.

Der Spannungsbogen ist sauber ausgearbeitet und ist umfassend von der ersten bis zur letzten Seite. Dabei sorgt der bildgewaltige Schreibstil für unglaublich fesselnde Actionszenen, aber auch sehr emotionale Augenblicke. Die Kämpfe von Liz und Gabriel gehen mir unter die Haut, beide müssen sie mit eigenen Schwierigkeiten und Hindernissen umgehen.
Unterschwellig habe ich das Gefühl, einen riesigen Countdown ticken zu hören. Der Showdown kommt immer näher und ich habe keine Ahnung, wie dieser aussehen wird, bis ich mittendrin bin.

Mit unglaublich viel Geschick und Balancegefühl für die Story lässt Marc Raabe sie niemals ins Unglaubwürdige abrutschen. „Schnitt“ ist ein perfider Psychothriller, der mir das Adrenalin durch die Adern treibt. Das Finale ist unglaublich gut gemacht, lässt keine Fragen und Wünsche offen. Ein Stand-alone Thriller, der sich definitiv zu lesen lohnt.

Schnitt von Marc Raabe
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Psychothriller vom Feinsten. Menschen wie du und ich sind plötzlich in einer absoluten Ausnahmesituation. Nur wenn sie an sich selbst und den Personen glauben, die sie lieben, ist der Kampf gegen den unsichtbaren Feind möglich.

Lesen:

Wenn ihr Thriller liebt, solltet ihr euch diesen hier nicht entgehen lassen.

Weglegen:

Ist nur empfehlenswert, wenn ihr das Genre generell nicht lest.

Mal ehrlich:

„Schnitt“ ist der reinste Countdown.
Marc Raabe baut die Spannung nicht gemächlich auf, nein, er wird sofort eindringlich mit seinen Beschreibungen. Die Atmosphäre ist dicht, voller Adrenalin und völlig überraschenden Plot-Twists.
Die Spannungsspitzen sind hoch, die Story rasant und alles steuert auf den unvermeidlichen Showdown zu. Dass er kommt, ist mir klar, nur wie, dies lässt sich nicht erraten.
Der Wendungsreichtum ist gigantisch, die verzweifelte Lage der Protagonisten spitzt sich immer weiter zu und macht das Leseerlebnis zu einer süchtig machenden Geschichte.
Der Schreibstil ist auf den Punkt, bleibt fokussiert und spart gleichzeitig nicht an bildgewaltigen Details. Die Emotionen der Protagonisten werden so plastisch an mich transportiert, dass ich mit ihnen leide und auf ein gutes Ende hoffe.
Das Finale ist absolut überzeugend, lässt keine Fragen offen und alles wird so stimmig aufgelöst, dass „Schnitt“ der reinste Lesegenuss ist.

Fazit:

„Schnitt“ ist wie ein hochkarätiger Hollywood-Blockbuster. Bildgewaltig, rasant, mit einem brillanten Spannungsbogen. Von Anfang bis Ende sauber durchdacht und umgesetzt. Für Thriller Fans ein absolutes Muss!

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf einen intensiven Thriller, der auf einem komplexen Handlungsgerüst fußt?
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