Nachdem der „Erdbeerpflücker“ meiner Buddy-Read-Partnerin und mir gefallen hatte, war uns klar, dass wir auch den zweiten Fall von Jette lesen wollen. Zum Glück hatte ich ihn schon zu Hause in meinem Regal stehen, denn eine Freundin hatte mir die ersten beiden Bände zu einem längst vergangenen Geburtstag geschenkt.

In meiner Rezension „Der Mädchenmaler“ von Monika Feth liegt der Fokus auf der Weiterentwicklung der Charaktere und ob der zweite Band den ersten überflügeln kann.

 

Der Mädchenmaler von Monika Feth
© Cover: init.büro für gestaltung, Bielefeld

Infos zum Buch
erschienen bei cbt
Veröffentlicht 25. August 2005
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahre
ca. 384 Seiten
Band 2 der „Erdbeerpflücker“-Reihe
erhältlich als Taschenbuch, gebundenes Buch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Hochspannung für Thriller-Fans: Jettes zweiter Fall!

An die Freundin ihres neuen Mitbewohners, Ilka, kommen Jette und Merle nicht wirklich heran. Dann verschwindet sie plötzlich spurlos. Die Polizei tappt im Dunkeln. Jette beginnt auf eigene Faust zu ermitteln – und kommt bald einem dunklen Kapitel in Ilkas Vergangenheit auf der Spur …

Jette begibt sich bei ihren Ermittlungen in größte Gefahr und nur einer kann sie retten: Melzig …

Die fulminante Spiegel-Bestsellereihe von Monika Feth begeistert Millionen Leser:innen. Die Jette-Thriller sind nervenzermürbend, dramatisch und psychologisch brilliant erzählt. Atemberaubende Spannung der Extraklasse!

© Klappentext: cbt

„Der Mädchenmaler“ startet ein paar Monate nach den schrecklichen Vorfällen aus „Der Erdbeerpflücker“. Jette kämpft noch immer mit den Folgen davon, was Frau Feth realistisch beschreibt. Ich mag es, dass Jette nicht als übermächtige Heldin stilisiert wird, sondern als Mensch aus Fleisch und Blut gezeichnet ist, der emotional viel verarbeiten muss.
Trotzdem bleibt „Der Mädchenmaler“ in sich ein abgeschlossenes Werk, sodass er ohne Vorkenntnisse zu „Der Erdbeerpflücker“ gelesen werden kann. Relevante Details und auch die wiederkehrenden Charaktere werden noch einmal kurz vorgestellt und entsprechend beleuchtet.
Die Einführung neuer Figuren ist gelungen. Sie fügen sich nahtlos in die neuen Ereignisse ein und es macht mir Freude, sie kennenzulernen.
Doch schon bald merke ich, dass die Charakterausarbeitung recht oberflächlich bleibt. Die Entwicklung der einzelnen Figuren ist minimal, was wirklich schade ist. Allerdings gibt es auch kaum Chancen für die Personen zur Weiterentwicklung, da sich die Geschichte um den Mädchenmaler nur im Kreis zu drehen scheint.

„Der Mädchenmaler“ lebt von einer Vielzahl an Perspektivwechseln. Diese finden innerhalb der Kapitel statt, sind jedoch optisch so markiert, dass ein Wechsel leichtfällt. Außerdem begleite ich von Beginn an den späteren Täter, sodass das Raten, wer hier der Bösewicht ist, wegfällt. Ich mag das ganz gerne mal lesen, weil der Rundumblick auch für spannungsvolle Wendungen sorgen kann, wenn ich mit meinen Vermutungen daneben liege, wie es weitergehen könnte. Doch dazu später mehr.
Zudem gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, welche in einem anderen Schriftbild abgedruckt sind. So ist der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenem eindeutig.

So richtig möchte sich bei mir keine Spannung aufbauen. „Der Mädchenmaler“ dümpelt in seiner Entwicklung so vor sich hin. Es gibt viele potenziell interessante Handlungsfäden, welche einfach nicht weitergesponnen werden. Stattdessen werden sie irgendwann im Verlauf gekappt und versanden im Nirwana. Somit werden manche Informationen völlig belanglos und blähen die Geschichte unnötig auf. Generell habe ich das Gefühl, dass Monika Feth wahnsinnig viele Belanglosigkeiten als Füllmaterial verwendet hat. So wirkt die Erzählung wie Gummi, das künstlich in die Länge gezogen wird. Die ständigen Wiederholungen lassen kaum Spannung zu, mehr Raffung des Inhaltes hätte der Geschichte gutgetan.
Am meisten enttäuscht mich, dass Jette zur Statistin degradiert wird. Das Ganze hätte auch gänzlich ohne sie funktioniert.

Leider nicht meine einzige Kritik. Das Kernthema von „Der Mädchenmaler“ ist sehr offensichtlich, wird aber leider überhaupt nicht mit dem nötigen Feingefühl thematisiert. Dabei wäre dies aus meiner Sicht absolut unerlässlich gewesen, denn hierbei handelt es sich um einen Jugendthriller. Da sollten eine erotische Geschwisterliebe einfach viel besser erklärt und die Problematik darin ausgeführt werden. Das passiert aber überhaupt nicht und damit verkommen auch die Beweggründe des späteren Opfers völlig. Sie sind einfach nicht mehr schlüssig nachvollziehbar, auch wenn ich mir als Erwachsene durchaus einen Reim daraus machen kann.
Dafür wird das Kunstthema sehr ausschweifend erläutert, was mich zunehmend langweilt.
Leider ist auch der Ermittlungsstrang völlig unrealistisch ausgearbeitet. Wozu da jetzt ein Ermittler mitmischt, erschließt sich mir leider gar nicht. Generell scheint dieser lieber in vergangenen Erinnerungen an den ersten Fall zu schwelgen und für die Mutter von Jette zu schwärmen. Ach, es ist ein Trauerspiel, das Potenzial hätte „Der Mädchenmaler“ auf jeden Fall gehabt.

Der Showdown kommt flott und ist so rasant vorbei, dass ich mich ernsthaft frage, ob Frau Feth keine Lust mehr zum Weiterschreiben hatte. Oder Zeit. Autoren sollen ja manchmal auch unter Abgabefristen leiden. Egal was der Grund ist, das Ende ist einfach zu abgehackt. Viele Fragen bleiben ungeklärt. Sicher ist nur, dass es einen dritten Band geben muss und hier wäre dann die Hoffnung, dass alle losen Fäden dort sinnvoll weitergeführt werden. Doch dazu fehlt mir nach „Der Mädchenmaler“ der Elan, sodass ich die Reihe um Jette nicht mehr weiterverfolgen werde.

Der Mädchenmaler von Monika Feth
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine junge Frau verschwindet plötzlich und nur ihr Freund ist fest davon überzeugt, dass sie entführt worden ist. Alles dreht sich im „Der Mädchenmaler“ um das Warum und die Frage kommt die Frau lebend zurück?

Lesen:

Zum Lesen würde ich wirklich nur raten, wenn ihr den ersten Band bereits kennt. Ansonsten lieber zu einem anderen Jugendbuch greifen.

Weglegen:

Auch andere Autoren haben schöne Jugendthriller. Schaut euch gerne woanders um. „Der Mädchenmaler“ ist meiner Meinung nach keine gute Empfehlung.

Mal ehrlich:

„Was sollte das denn?“, möchte ich am liebsten fragen. Nachdem „Erdbeerpflücker“ war ich gespannt, wie Jette wohl dieses Mal in Schwierigkeiten geraten und ermitteln würde. Stattdessen wurde Jette zur Statistin degradiert, während ihre Mutter überraschend viel Raum einnehmen konnte. Nicht das einzige „Warum“, welches sich mir beim Lesen stellte. Monika Feth hatte viele Detailfäden gesponnen und sie dann ins Nirwana laufen lassen. Mögliches Potenzial wurde einfach liegen und mich mit Fragen im Kopf zurückgelassen.
Die Geschichte dümpelte so vor sich hin, lebte von Wiederholungen und sinnlosen Lückenfüllern. Kurz vorm Buchende zieht die Spannung ein wenig an, doch das Finale war wirklich fragwürdig. Ob Frau Feth keine Lust oder Zeit mehr hatte? Nichts wurde vernünftig beendet und ich müsste wahrscheinlich Band 3 lesen, um zu erfahren, wie es wirklich endet. Dazu habe ich keine Lust.
Noch etwas war mir negativ aufgefallen. Dies ist ein Jugendthriller, das Kernthema jedoch wurde weder sensibel noch vernünftig erklärt und behandelt. Für mich völlig unverständlich, dass dies so durchgewunken werden konnte.

Fazit:

Das war ein Satz mit X. „Der Mädchenmaler“ hat wenig Spannung und vieles wird nur lose dahin geschrieben, ohne weiter verfolgt zu werden. Schade. Kein Buch, welches ich empfehlen kann.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf ein spannungsvolles Abenteuer mit einer kämpfenden Ratte?
Dann empfiehlt euch der Lesejunior:
Clans of Ninja Rats – Kämpfer des Feuers von Gesa Schwartz