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Im Mai habe ich ein interessantes Interview über die Arbeit eines operativen Fallanalytikers gelesen. Daher war ich natürlich sofort empfänglich für „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“. Hierbei soll es sich um einen Krimi handeln, der die Methoden der Fallanalyse anhand eines realistischen Verbrechens anwendet und beschreibt.

In meiner Rezension „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ von Axel Petermann und Petra Mattfeldt nehme ich euch mit durch mein Leseerlebnis und verrate euch, ob das Buch hält, was es verspricht.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom Bloggerportal erhalten
❧ Vielen Dank an Maria Mühlbauer für die Genehmigung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Im Kopf des Bösen - Der Sandmann von Axel Petermann und Petra Mattfeldt
© Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

Infos zum Buch
erschienen bei Blanvalet Verlag
Veröffentlicht 28. Juni 2023
ca. 369 Seiten Seiten
Band 1 der Reihe Im Kopf des Bösen
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Ein authentischer True-Crime-Thriller von SPIEGEL-Bestsellerautorin Petra Mattfeldt und Axel Petermann, dem bekanntesten Profiler Deutschlands!

„Schlaf nun friedlich und vergiss alle deine bösen Träume.“ Einen Teddybären fest an sich gedrückt, liegt der Junge wie schlafend auf einem Feld. Doch er ist tot, erfroren. Bereits sechs Jungen wurden auf diese Weise gefunden, die Körper drapiert und ohne Anzeichen von Gewalteinwirkung. Die gebildete Sonderkommission ist ratlos, der Druck der Medien hoch. Als kurz darauf das siebte Opfer des »Sandmanns«, wie die Presse den Täter nennt, überlebt und im Koma liegt, hat die ambitionierte Fallanalytikerin Sophie Kaiser zum ersten Mal eine heiße Spur. Sophie, die durch ihr Asperger-Syndrom Zusammenhänge anders bewertet als andere, entdeckt eine Ähnlichkeit mit einer Reihe von Fällen, die Jahrzehnte zurückliegt. Damals überlebten einige der entführten und wieder freigelassenen Jungen, konnten sich aber an nichts erinnern. Hängen die Verbrechen zusammen?

Wie würde ein moderner Profiler den Fall aufrollen? Die realen Methoden der Fallanalyse, angewandt auf ein wahres Verbrechen!

© Klappentext: Blanvalet Verlag

Vorab möchte ich eine Warnung aussprechen: „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ kommen Kinder zu schaden, was teilweise auch detailliert beschrieben wird. Wer damit Probleme hat, sollte vorab die Leseprobe austesten.

Der Einstieg packt mich sofort. Die Beschreibung der aktuellen Handlung ist plastisch. Ich kann alles genau vor mir sehen. Die Szenerie wirkt mitten aus dem Leben genommen und auch die Emotionen der Figur berühren mich. Ich folge gebannt, was passiert und mag den Aufbau des Buches sehr.
Mit jedem Kapitel wird der Ort, an dem die kommende Handlung spielt, angegeben, sowie ein Zitat eines der Hauptermittelnden. Jenes Zitat passt immer hervorragend zum jeweiligen Kapitel, wiederholt sich im Text jedoch nicht. Das ist angenehm. Gleichzeitig weiß ich auch, welchem Ermittler ich bei dessen Arbeit über die Schulter schauen darf.

Zu Beginn werden vom Autorenduo mehrere Personen erklärend eingeführt, sodass ich sie alle zügig zuordnen kann. Das ist besonders bei den Nebenfiguren hilfreich, da sie zwar in Schlüsselmomenten wichtig, aber sonst nicht oft wahrnehmbar sind. Hauptsächlich dreht sich die Geschichte „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ um zwei Fälle, die auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeit haben. Die Herangehensweise an beide Verbrechen ist unterschiedlich, was der Tatsache geschuldet ist, dass der eine Fall zu einer Serie gehört und der Zweite ein Familienverbrechen ist.
Die zwei Erzählfäden machen „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ spannend und abwechslungsreich.

Die Fallanalytikerin Sophie Kaiser ist für mich keine reine Sympathieträgerin. Ich brauche sehr, sehr lange, um mit ihr warm zu werden. Es hilft leider nur mäßig, dass das Autorenduo sich bemüht, mir ihr Verhalten näher zu bringen.
Sophie Kaiser wirkt durch ihr Asperger-Syndrom unnahbar, distanziert und damit in manchen Situationen unglaublich kalt. Dennoch ist es spannend zu erleben, wie sie die Welt wahrnimmt und auch, wie sie versucht, die Gefühle ihres Gegenübers zu deuten und damit umzugehen.
Näher komme ich ihr tatsächlich erst, nachdem Leonard Michels sie kennenlernt. Durch sein Verhalten Sophie gegenüber begreife ich erst so richtig, dass es auch Sophie nicht immer leicht hat, sich verstanden zu fühlen.

Leonard Michels ist Kommissar bei der Mordkommission und mir von Beginn an sympathisch. Ich mag seine offene und ungezwungen Art. Tatsächlich finde ich seinen Fall am interessantesten. Spannend ist hier, wie er arbeitet.

Ein bisschen kämpfe ich mit der Länge der Kapitel. Für mein Leseempfinden sind sie oftmals zu lang, obwohl der Schreibstil wirklich durchgängig flüssig und mitreißend ist. Das Autorenduo versteht es gekonnt, die Szenen bildlich zum Leben zu erwecken und ein realistisches sowie verständliches Bild einer guten Ermittlungsarbeit zu zeichnen. Manchmal mogeln sich kleinere Wiederholungen in kürzester Zeit in die Geschichte, die mich aber nicht groß stören und mich eher zum Schmunzeln bringen.

An sich ist der Kriminalroman gut umgesetzt. Die Zusammenhänge erahne ich früh, auch auf das Motiv der schrecklichen Morde des zweiten Falles, den Leonard Michels bearbeitet, komme ich rasch. Da ist es keine große Überraschung mehr bei der Auflösung. Ich mag die Umsetzung dennoch, denn sie verknüpft alle Ereignisse im Vorfeld sauber miteinander und ermöglicht dadurch auch, dass ich meinen Blick auf das Verbrechen ändere. Hier ist Gut und Böse nicht schwarz-weiß gezeichnet, sondern erst durch die Zusammenhänge wird das ganze Ausmaß dieser Tragödie klar.

Im Übrigen finde ich es sehr interessant, wie das Autorenduo einen realen Fall mit diesem Krimi verknüpft hat. Ja, „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ ist an sich fiktiv, aber das Vorgehen der Ermittelnden, aber auch die Motivation der Täter erschreckend real. Am Ende klärt das Autorenduo auch über Wahrheit und Fiktion auf, was ich unglaublich gelungen finde.
Das Finale von „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ mag ich. Es ist kein Happy End im eigentlichen Sinn, hier ist viel Wert auf Authentizität gelegt worden.

Im Kopf des Bösen - Der Sandmann von Axel Petermann und Petra Mattfeldt
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine packende Jagd nach einem Kindermörder und die kräftezehrende Arbeit von motivierten Ermittlern.

Lesen:

Wenn ihr einen guten Krimi lesen möchtet, der authentische Züge trägt und ihr euch für richtige Ermittlungsarbeit interessiert.

Weglegen:

Wie oben in der Warnung schon ausgesprochen, wenn ihr nicht lesen mögt, wie Kinder zu schaden kommen, solltet ihr ein anderes Buch favorisieren.

Mal ehrlich:

„Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ ist ein authentischer Kriminalroman, der mir eine spannende Lesezeit beschert hat. Der Schreibstil ist sehr lebendig und bildreich, sodass ich keinerlei Probleme habe, dem Handlungsgeschehen zu folgen und mir die beschriebenen Settings vorzustellen. Ich fliege förmlich durch die flüssig geschriebenen Worte. Allerdings kämpfe ich oft mit den sehr langen Kapiteln. Ich gehöre zu der Leserschaft, welche immer unbedingt erst das Kapitel beenden mag, ehe sie das Buch zur Seite legen kann. Das war hier eher schwierig, sodass ich trotz Spannung manchmal ziemlich zappelig auf das Kapitelende warte.
Die Charaktere sind interessant und komplex ausgearbeitet. Sehr faszinierend ist Sophie Kaiser als Fallanalytikerin mit ihrem Asperger-Syndrom. Sie wirkt oft befremdlich auf mich und ich gestehe, mit ihr werde ich lange Zeit nicht warm. Dafür mag ich umso lieber den Mordermittler Leonard Michels. Dank ihm komme ich schlussendlich auch Sophie näher. Es ist schon interessant zu sehen, wie unterschiedlich zwei Topermittler eine Situation wahrnehmen können.
Nicht alle Entwicklungen des Krimis sind unvorhersehbar. Aber das stört mich nicht. Die Erklärungen im Nachgang gefallen mir und runden das Gesamtbild, welches ich gewonnen hatte, ab.
Die Verbrechen an den Kindern gehen mir nahe. Nicht zuletzt, weil ich auch ein Opfer begleiten darf.
Abschließend ein Kompliment an das Autorenduo. Es ist ihnen gelungen, zwei fiktive Fälle anhand von wahren Verbrechen so realistisch zu erschaffen, dass der True Crime Charakter sich voll entfalten konnte.

Fazit:

„Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ ist ein packender Kriminalroman, der authentische Züge trägt und vermittelt wie polizeiliche Ermittlungen funktionieren. Zwar ist nicht alles überraschend und manches kann sich der aufmerksame Lesende selber erschließen, aber unterhaltungstechnisch ist der Krimi empfehlenswert.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*


Lesetipp:

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Dann empfehle ich euch:
Ich ging in die Dunkelheit: Eine wahre Geschichte von der Suche nach einem Mörder von Michelle McNamara