Als die Buchvorstellung mit dem Rezensionsexemplar Angebot per Mail bei mir eintrudelt war, war ich Feuer und Flamme. Die Idee zur Geschichte gefiel mir so gut, dass ich sie unbedingt lesen wollte.
In meiner Rezension „How to kill your family“ von Bella Mackie werde ich euch ganz ohne schwarzen Humor erzählen, ob mich das Buch auch tatsächlich begeistern konnte.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München
erschienen bei Heyne
Veröffentlicht 27. Juni 2022
Originaltitel How to kill your family
Übersetzt von Stephan Glietsch
ca. 400 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch, Hörbuch und eBook
Klappentext
© Klappentext: Heyne
„How to kill your family“ ist der Debütroman von Bella Mackie und ein Einzelband. Die optische Aufmachung des Buches gefällt mir extrem gut. Das schwarze Cover mit der weißen Schrift und dem pinken Rand ist ein absoluter Hingucker. Ganz begeistern konnten mich auch die vielen kleinen verschwommenen Totenköpfe auf der ersten und letzten Seite des Buches. Richtig coole Idee. Dagegen sieht die Originalversion echt langweilig aus.
Ich habe keine Ahnung, was ich mir wirklich vorgestellt hatte, was mich in „How to kill your family“ erwarten würde, aber das, was ich zu lesen bekam, war es definitiv nicht. Die Plotidee gefiel mir richtig gut. Eine Serienmörderin sitzt im Gefängnis für ein Verbrechen, das sie gar nicht begangen hat, klingt ungewöhnlich, aber genial. Und dass sie auch noch selbst davon erzählt, perfekt. Doch das Grace, die Hauptakteurin in „How to kill your family“ zum größten Teil Monologe hält, war zwischenzeitlich schon recht ermüdend. Da trösteten mich auch der schwarze Humor und die scharfzüngigen Beschreibungen der sozialen Ungerechtigkeit wenig darüber hinweg.
Graces Geschichte springt lustig zwischen den Zeitebenen. Mal sitzt sie im Gefängnis und erzählt, was sie gerade erlebt, dann erzählt sie von ihrer Kindheit, um dann zwischendurch zu erzählen, wie sie ein Familienmitglied nach dem Nächsten der Artemis ins Jenseits befördert. Immerhin werden alle drei Handlungsebenen, also Gefängnisaufenthalt, ihr Leben und das ihrer Taten in chronologischer Reihenfolge erzählt. Das stiftet somit keine Verwirrung und ich konnte dem Geschehen gut folgen.
Zwischenzeitlich verlor sich die liebe Grace in ausladenden Beschreibungen, die im Hörbuch übrigens gerafft werden.
Ich muss gestehen, dass ich das Buch im Wechsel gelesen und gehört habe. Britta Steffenhagen leistet ganze Arbeit und verleiht Grace und deren Geschichte nicht nur eine authentische Stimme, sondern bringt Leben ins Geschehen. Dennoch ertappte ich mich gelegentlich dabei, dass ich mit den Gedanken abschweifte.
Die Ausführung der verschiedenen Taten war dagegen immer superspannend und ich fand Grace unheimlich raffiniert in ihrem Vorgehen. Mit ihr selbst wurde ich nicht so richtig warm, auf der einen Seite konnte ich den Frust von Grace verstehen, aber ihre Methoden waren schon recht brachial. Und besonders mit einem Mitglied der Artemis-Familie hatte ich großes Mitleid.
Wer sich nun fragt, warum es noch einen männlichen Sprecher, nämlich Nils Andre Brünnig, gibt, der muss sich sehr lange gedulden, um auf des Rätsels Lösung zu kommen. Mich hat das irgendwann zum Spekulieren angespornt.
Ich würde nicht sagen, dass mich „How to kill your family“ gelangweilt hätte. Im Gegenteil, ich fand die Story ziemlich ungewöhnlich und interessant. Aber ich hätte mir weniger ausschweifende Beschreibungen und noch weniger Monologe gewünscht.
Das letzte Fünftel des Buches hatte es aber wirklich in sich. Ein packender und überaus überraschender Plot Twist machte mich echt sprachlos. Was für eine geniale Wendung und Idee. Und ich liebte das Ende total, es war herrlich unvorhersehbar und absolut passend zu dieser wirklich perfiden Story.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Die Rache einer Frau kann fürchterlich sein und aus welchen Gründen, berichtet die Serienmörderin Grace ausführlich selber.
Lesen:
Wenn euch lange Monologe nicht abschrecken und ihr Lust auf eine ungewöhnliche Story mit sozialkritischem Unterton habt, in dessen Mittelpunkt eine Serienmörderin steht.
Weglegen:
Wenn ihr einen packenden Thriller lesen wollt, dann ist dies hier das falsche Buch. Hier braucht ihr Geduld und müsst dunkle, dauerhafte Satire definitiv mögen.
Mal ehrlich:
Die Idee fand ich grandios. Serienmörderin Grace sitzt für einen Mord im Gefängnis, den sie gar nicht begangen hat. Ein neuer Anwalt soll helfen, das zu beweisen und bis dahin schreibt Grace auf, wie ihr Leben bislang verlief und weshalb sie ein Familienmitglied des Artemis-Clans nach dem Nächsten tötet. Somit ist Grace die Hauptakteurin und ergießt sich in langen Monologen, die sich mit einer Mischung aus Sarkasmus und schwarzen Humor, angereichert mit pointierten Beschreibungen der menschlichen Psyche den Lesenden präsentiert. Das muss man wirklich mögen. Für mich war das manchmal zu viel des Guten, besonders wenn Grace vom Geschehen abschweifte und ziemlich detailfreudig wurde.
Die drei verschiedenen Handlungsstränge entwickeln sich chronologisch, am spannendsten fand ich tatsächlich ihre Morde. Sie waren vielfältig und stets darauf bedacht, wie ein Unfall zu wirken.
Wirklich begeistert hat mich aber nur das Ende. Diese Wendung war überraschend und die Entwicklung genial. Für meinen Geschmack hätte das Ganze mehr Spannung und echte Dialoge vertragen können. Auch hätte ich mir mehr den Fokus auf den Morden gewünscht, statt auf Graces Leben. Aber an sich war es eine unterhaltsame Lektüre.
Fazit:
„How to kill your family“ ist dunkle Satire pur, gespickt mit sozialkritischen Kommentaren und mit Morden, die recht unblutig sind. Für alle eine Leseempfehlung, die es gern ausführlich mögen und auch ohne viele Dialoge auskommen.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf eine Mischung aus Unternehmenspolitik, Drama, High-Society-Problemen und starken Rachegelüsten mit einer leichten Portion Erotik?
Dann empfehle ich euch:
Golden Cage. Die Rache einer Frau ist schön und brutal
von Camilla Läckberg
Wenn du schon gedanklich abschweifst, dann wird mir das sicher auch passieren! Ich muss von einer Geschichte richtig gefesselt sein, um „am Ball“ zu bleiben! Und ich glaube, dieses Buch reizt mich deshalb nicht so sehr! Auch wenn es anfangs ganz spannend klang!
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
interessanterweise mochten die britischen Lesenden gerade das Ausführliche sehr gern. Ich habe mal ein paar Rezensionen gelesen und ich fand es sehr spannend, dass meine Kritikpunkte von ihnen gefeiert wurden. Das zeigt wie unterschiedlich Geschmäcker sind. Einfach mal die Leseprobe testen, vielleicht gefällt dir das Buch ja doch richtig gut.
Liebe Grüße
Mo
Oh, das ist wirklich interessant. Die Geschmäcker sind wirklich sehr verschieden. Danke schön, dass du die langen Monologe erwähnt hast. Damit tue ich mich oft etwas schwer.
Liebe Charlotte,
sehr gern. Wenn es gut umgesetzt ist, dann mag ich Monologe ganz gern. Aber das hier war schon spezieller. Im Grunde dominiert Graces Monolog das komplette Buch. Vielleicht hilft dir die Leseprobe einzuschätzen, ob das Buch etwas für dich sein könnte.
Liebe Grüße
Mo