Kleiner Rückblick

Nachdem Band 1 mich trotz Luft nach oben begeistern und Band 2 tatsächlich eine Schippe drauflegen konnte, war ich nun sehr gespannt auf die kommenden Ereignisse. Immerhin hatte der mysteriöse Täter ein neues Spiel angekündigt und ich wollte nun endlich wissen, was es dieses Mal sein würde.

 

Bisherige Rezensionen
  Band 01 | Band 02

In meiner Rezension „The Vote 3“ von Edogawa Edogawa und Ryuya Kasai erzähle ich euch, ob sich der Manga auch weiterhin zum Lesen lohnt


 
The Vote 3 von Edogawa Edogawa und Ryuya Kasai
© Covergesaltung: Sonnenfisch Production – Laura Bartels

 
Infos zum Manga:
 
Genre Thriller, Erotik, Highschool-Drama
Empfohlenes Lesealter ab 16 Jahre
Band 03
 
Zeichner Edogawa Edogawa
Autor Edogawa Edogawa und Ryuya Kasai
Originaltitel Ikenie Touhyou vol. 3
Übersetzt von Martin Gericke
 
Verlag Hayabusa
Veröffentlicht am 1. März 2022
Seiten ca. 191
erhältlich als Taschenbuch und eBook

Klappentext

Japan, Yanagizawa-Privatschule – eigentlich eine Schule wie jede andere. Die Schüler*Innen genießen das moderne Leben der Generation Smartphone. Minato ist neu und versucht sich in das bestehende Klassengefüge zu integrieren. Eines Abends ploppt auf Minatos Smartphone eine ihr unbekannte App auf: The Vote! Ein virtuelles Spiel, dessen Teilnehmer alle aus Minatos Klasse sind. Von nun an muss jeder Schüler am Vorabend einen anderen Mitschüler auswählen, der eine Aufgabe lösen soll, andernfalls droht dem Auserwählten der »soziale Tod« – gleichbedeutend mit der Zerstörung seines gesellschaftlichen Lebens. Anfangs schenken die wenigsten der App ernsthafte Beachtung, bis es zu einem höchst dramatischen Zwischenfall kommt, der allen Beteiligten auf einen Schlag klar macht, dass The Vote keine normale App ist, sondern ein gnadenlos pervertiertes Spiel um Leben und Tod!

The Vote ist provokant, polarisiert und erzeugt einen enormen Spannungsbogen. Hinter den teils gewaltigen Schock- und Schreckmomenten lauert ein latentes gesellschaftskritisches Grundrauschen, das unseren Umgang mit den neuen Medien infrage stellt. Die teils bizarren Charaktere mit all ihren Geheimnissen, das emotionale Artwork und die überraschenden Plot-Twists machen die Serie zu einem Psychothriller der grenzüberschreitenden Art.

© Klappentext: Hayabusa

Das Ende vom zweiten Teil ließ auf einen Richtungswechsel innerhalb der Story schließen, sodass ich mich fragte, welches neue perfide Spiel sich der Entwickler der App „The Vote“ wohl dieses Mal für die Klasse der 2-C überlegt hatte. Dementsprechend neugierig war ich, was wohl in den kommenden neun Kapiteln auf mich zukommen würde.

Ich musste auch gar nicht lange warten, denn nun mussten die Lernenden versuchen, ihre eigenen Geheimnisse vor dem Zugriff Dritter zu schützen. Ein Unterfangen, welche Verzagtheit in unterschiedlichsten Ausprägungen hervorrief. Besonders beeindruckend fand ich Minato, die als Einzige scheinbar den Unterschied zwischen Recht und Unrecht kennt. Sie nahm in Kauf, dass ihr Geheimnis gelüftet wird, um etwas Schreckliches zu verhindern. Ich erfuhr von dem Ereignis, dass sie am liebsten für immer verschweigen würde und empfand Mitleid mit ihr. In meinen Augen hatte sie keinen Grund, sich dafür zu schämen, aber Mitmenschen können verdammt grausam sein. Gleichzeitig war ich aber auch erleichtert, dass es sich dieses Mal nicht um eins der zahlreichen erotischen Heimlichkeiten drehte, die in diesem Manga ja gerne als besonders furchtbar präsentiert werden.

Das neue Spiel steigerte den Albtraum innerhalb der Klassengemeinschaft auf ein neues Niveau. Die Gemeinheiten unter den Schülern wuchs und aus dem Verhalten offenbarte sich die schiere Verzweiflung. Die sich auch in den Zeichnungen eindrucksvoll niederschlugen. Besonders die Emotionen wurden teilweise so grotesk überspitzt, dass der Wahnsinn und die Hoffnungslosigkeit der einzelnen Figuren scharf zur Geltung kamen. Ich mochte das, da es den Kontrast verschärfte und verdeutlichte, wie sehr die Betroffenen psychisch unter dem Terror der App litten.

Ich lernte im Verlauf weitere Lernende der Klasse kennen, allerdings muss ich gestehen, dass ich so langsam den Überblick verliere. Bis auf Minato und Shuta habe ich niemanden so nahe kennengelernt, dass ich die einzelnen Charaktere zielsicher auseinanderhalten könnte. Das finde ich etwas schade. So fällt es natürlich auch schwer, eigene Überlegungen anzustellen, wer denn der Täter sein könnte. Wer ist der perfide Treiber dieses voller Rachegelüste triefenden Spiels?
Das Erzähltempo innerhalb des Mangas blieb wie gewohnt schnell. Die Ereignisse überschlugen sich andauernd, was für viel Spannung sorgte, gleichzeitig aber auch die Oberflächlichkeit förderte. Mir gefiel, dass sich das Misstrauen und die Verzweiflung noch immer glaubhaft weiter steigern ließ und durch die neue Spielidee kam endlich auch die ersehnte Abwechslung in die Handlungen.
Noch immer schwang Gesellschaftskritik mit und verband geschickt die Fiktion mit der Realität.

Das Ende von Band 3 lässt schon jetzt auf eine erneute Steigerung des Albtraums für die Klasse 2-C schließen, ich hoffe allerdings sehr, dass sich die Geschichte weg von den sexuellen Geheimnissen und sich der Frage nach den wahren Beweggründen des Täters hin entwickelt.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, da mich der Manga auch zeichnerisch noch immer gut unterhalten kann. Und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass „The Vote“ weitere und vielfältigere Geheimnisse zutage fördern kann.

The Vote 3 von Edogawa Edogawa und Ryuya Kasai
© Foto: Monique Meier

Fazit:

Die Ereignisse überschlagen sich, neue und überraschende Wendungen steigerten den Thriller Effekt gekonnt. Allerdings driftet das Geschehen aktuell etwas ins Oberflächliche ab. Dennoch konnte „The Vote 3“ mich insgesamt auch dank der pointierten Zeichnungen überzeugen.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*