Gelesen hatte ich diese Geschichte zum ersten Mal im Jahr 2016, zu einer Zeit, in der ich die Flucht in die Welt der Bücher am meisten zu schätzen wusste. Mir hatte diese Story so gut gefallen, dass ich die restlichen Bücher der Reihe auch kaufte. Sie liegen aber noch immer ungelesen im Regal. Zeit, das zu ändern, fand ich und deshalb wollte ich „Gamemaker – Spiel des Verlangens“ noch einmal lesen, um dann mit den folgenden Bändern weiter machen zu können.

In meiner Rezension zu
„Gamemaker – Spiel des Verlangens“ von Kresley Cole analysiere ich, ob mich die Geschichte noch immer so begeistern konnte wie vor fünf Jahren und wem ich diesen Band empfehlen würde.


 


© Umschlaggestaltung: Birgit Gitschier, Augsburg

Infos zum Buch
erschienen bei LYX
Veröffentlicht 2. Juli 2015
Originaltitel The Professional
Übersetzt von Bettina Oder
ca. 480 Seiten
Band 1 der Mafia-Reihe „Gamemaker“
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Er ist der Meister des Spiels – Doch gespielt wird nach ihren Regeln

Als Natalie Porter eines Abends in einer Bar einem atemberaubend attraktiven Mann begegnet, ahnt sie noch nicht, dass diese Nacht ihr Leben verändern wird. Alexander Sewastian hat den Auftrag, sie nach Russland zu ihrem leiblichen Vater zu bringen, der erst vor Kurzem von ihrer Existenz erfahren hat. Auf seinem Landsitz bei Moskau erwartet Natalie eine fremde Welt aus Reichtum und Verführung, denn Sewastian weckt eine dunkle Sehnsucht in ihr. Je mehr Zeit sie mit ihrem geheimnissvollen Beschützer verbringt, desto tiefer gerät sie in seinen gefährlichen Bann, bis ihre verbotene Leidenschaft füreinander sie beide zu überwältigen droht…

© Klappentext: LYX

Ich mochte das schlichte Cover von Anfang an. Es verriet nichts über die Story und war insgesamt ziemlich unaufdringlich. Dennoch hatte es meine Neugier geweckt, der Klappentext tat sein Übriges dazu. Ich mag es, wenn nichts vorweggenommen wird und dies war hier zum Glück auch nicht der Fall. So fiel es mir auch sehr leicht, in die Geschichte einzutauchen.

Da dieses Buch der Beginn der „Gamemaker“ Reihe ist, gab es auch noch keine Befürchtung meinerseits irgendwas verpasst zu haben. Die Geschichte startete nach dem kurzen Prolog recht lustig mitten in einer Bar, wo eine Gruppe aufgeregter Mädels Natalies Männer Analysen lauschten. Auch ich fand ihre Einschätzungen der Typen ganz witzig und sie war mir damit auch sofort sympathisch. Es war spürbar, dass Natalie eine sehr bodenständige junge Frau ist, die sehr konsequent ihren Zielen im Leben folgt.
Einer dieser Pläne ist, ihre leiblichen Eltern zu finden. Was sie allerdings in Schwierigkeiten bringt, denn wie sich schon bald herausstellt, ist sie die Tochter eines Mafiabosses aus Russland.

Mit ihrem herrlichen und teilweise sehr trocknen Humor erzählte mir Natalie alle kommenden Ereignisse selber. Durch die Ich-Perspektive war ich zwar nur auf die Sichtweise von Natalie beschränkt, aber da sie eine gesunde Menschenkenntnis verfügte, war ich bei fast allen ihren Einschätzungen über andere Personen mit ihr einer Meinung.
Natalies starke Charaktereigenschaften sorgten dafür, dass sie bodenständig bleib, trotz überbordenden Luxus, der sie in Russland erwartete. Auch ihre Leidenschaft für den undurchschaubaren Sewastian nahm ich ihr ab. Spannend war hier der Umstand ihrer Jungfräulichkeit. Es war nicht so, dass Natalie über keinerlei Erfahrungen verfügte, ihre Vorliebe für schmutzige Filmchen und ihre beträchtliche Sammlung an Lustspielzeugen zeigten, dass sie keinesfalls unbedarft und naiv war. Weshalb sie sich für den ersten Mann aufsparen wollte, wurde im Verlauf der Geschichte klar und ich mochte ihre Einstellung dazu.
Generell hielt sie meistens so lange an ihren Prinzipien fest, wie sie nicht von jemanden mit glaubhaften Argumenten vom Gegenteil überzeugt werden konnte. Das mochte ich ganz besonders, denn dadurch war Natalie auch ein wahrer Dickkopf und in vielen Punkten sehr widerspenstig. Was natürlich das Feuer zwischen ihr und dem Mafiavollstrecker Sewastian schürte.
Manchmal jedoch konnte ich ihre Reaktion nicht so ganz nachvollziehen. Für meinen Geschmack gab sie an bestimmten Punkten zu schnell nach, was ich unglaubwürdig empfand. Es passte einfach nicht zu ihrem Charakter.

Alexej Sewastian gehört zu der Sorte schweigsamer Mann, der nichts, aber auch gar nichts von sich preisgibt. Dies machte ihn zu einem sehr undurchschaubaren Charakter, der sehr dunkel und eiskalt wirkte. In sehr emotionalen Momenten zeigte er aber auch schon mal ganz gerne seine sinnliche und heiße Seite. Obwohl ich zu Sewastian keinen besonderen Zugang finden konnte, berührten mich jene Momente, in denen er offensichtlich gefühlsmäßig verletzt wurde.
Seine Gefährlichkeit brachte Würze in die Geschichte und machte alles unvorhersehbar. So durchzog die Geschichte eine ungeheure Spannung, derer ich mich nicht entziehen konnte. Sewastian war aber auch ziemlich durchtrieben und versuchte seine Ziele auch gern mal hinterhältig zu erreichen. Seine wahren Absichten blieben so ziemlich lange verborgen, was für noch mehr packende Unterhaltung sorgte.

Der Plot gefiel mir durchgängig. Besonders liebte ich hier das Spiel mit den Klischees und der Realität. Natalie hatte reichlich stereotype Vorstellungen von der Mafiawelt und wurde eines Besseren belehrt. Das komplexe und harte Milieu wurde zwar auch nur grob angerissen, aber dennoch flossen interessante und auch beängstigende Details mit ein. Manche Szenen waren voller brutaler Gewalt, sodass mir der Atem stockte.
Ein bisschen Kulturluft durfte ich zudem schnuppern und Kresley Cole verwöhnte mich an den passenden Stellen mit tollen Landschaftsbeschreibungen.

Es gab keinerlei Nebenschauplätze und das Buch kam mit recht wenigen Figuren aus. Das empfand ich als sehr angenehm, da der Fokus hauptsächlich auf Sewastian und Natalie lag. Die Beziehung der beiden bewegte sich sehr lange nur im Bereich der Oberflächlichkeiten außerhalb des Bettes, was aber besonders mit dem schwierigen Charakter des Protagonisten zu einem stimmigen Gesamtbild passte.
Der erotische Anteil in diesem Buch war extrem hoch, aber für meinen Geschmack wirklich gut umgesetzt. Die Rahmenhandlungen brachten öfter mal dramatische Handlungswechsel, sodass mir mit dieser Geschichte nie langweilig wurde.


© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine junge Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln und der Erfüllung ihrer erotischen Sehnsüchte gerät in die harte Mafiawelt, in der verstaubte Regeln harte Konsequenzen für Fehlverhalten fordern.

Lesen:

Der Titel ist Programm und wer heiße, bisweilen düstere Erotik mag, findet hier sinnliche Lesestunden.

Weglegen:

Wenn euch seitenlange detaillierte Beschreibungen von BDSM nur ein Augenrollen entlocken können und ihr generell erotische Lektüre nicht mögt, dann solltet ihr das Buch links liegen lassen.

Mal ehrlich:

Nach dem Reread weiß ich, ich liebe die Story noch immer. Es ist kein billiger „Shades of Grey“ Abklatsch. Ja, klar, hier geht es um Dominanz und haufenweise erotischer und detailfreudig beschriebener Szenen. Aber Icherzählerin Natalie war weder eine naive noch dumme Persönlichkeit. Ihr trockener, bisweilen mit Sarkasmus durchzogener Humor war erfrischend und ihr verbaler Schlagabtausch mit dem russischen Mafiavollstrecker Sewastian ein Hochgenuss. Ja, rund dreiviertel des Buches eierten die zwei beziehungstechnisch in Oberflächlichkeiten rum, aber im Kontext zur Story war es absolut glaubwürdig. Wird ja keiner täglich plötzlich ein hochrangiges Mitglied eines Mafiaclans.
Neben reichlich heißen Szenen gab es noch spannungsdurchzogene Handlungsstränge, in denen auch mal Kugeln flogen und reichlich Blut floss. Das Mafiamilieu wurde nie glorifiziert, aber auch nicht sonderlich detailliert beschrieben. Der Fokus lag eben hauptsächlich auf dem „Spiel des Verlangens“.

Fazit:

„Gamemaker – Spiel des Verlangens“ ist genau das, was der Titel aussagt und noch einiges mehr. Tolle Unterhaltung gepaart mit pfeffrigen Wortduellen, gespickt mit grausigen Mafiadetails und jeder Menge verflucht heißer, dunkler erotischen Szenen.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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