Das Buch habe ich im Rahmen eines Thriller-Leseevents gewonnen. Das Cover hatte meine Neugierde wecken können und der Klappentext klang ebenfalls sehr verlockend.

In meiner Rezension zu
„Wie viele willst du töten“ von Joana Schaffhausen
beleuchte ich, ob meine Erwartungen erfüllt wurden und wie mir insgesamt der Thriller gefallen hat.

Wie viele willst du töten von Joanna Schaffhausen
© Cover: ZERO Werbeagentur GmbH

Infos zum Buch
erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft
Veröffentlicht 13. März 2020
Originaltitel The Vanishing Season
Übersetzt von Irene Eisenhut
ca. 335 Seiten
Band 1 der Reihe Ellery-Hathaway
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Happy Birthday! Dein Geburtstag bringt den Tod.

Jedes Jahr bekommt die Polizistin Ellery Hathaway eine anonyme Geburtstagskarte zugeschickt – und dann verschwindet jedes Mal ein Mensch aus ihrem Umfeld spurlos. In Woodbury, einem verschlafenen Ort in Massachusetts, will niemand den Zusammenhang sehen. Aber dort weiß auch niemand, dass Ellery als junges Mädchen in der Gewalt des Serienkillers Francis Michael Coben war. Nun ist offenbar ein Nachahmungstäter am Werk. In ihrer Verzweiflung setzt sich die Polizistin mit Reed Markham in Verbindung, dem FBI-Agenten, der sie damals befreite. Doch Reed ist sich nicht sicher, ob er der traumatisierten Ellery trauen kann.

© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft

Optisch hatte mir das Buch definitiv schon mal zugesagt. Der gelbleuchtende Buchschnitt passte prima zu dem Cover und vermittelte schon ein bisschen Horrorfeeling. Das Handlungsgerüst schuf auch eine entsprechende Grundlage für eine spannungsvolle und atmosphärische Geschichte.
So war es auch im ersten Stepp nicht verwunderlich, dass der Einstieg fesselnd gestaltet war. Der Blick auf eine vierzehnjährige Vergangenheit verleite mich schon zu wilden Spekulationen, wie alles zusammenhängen könnte.

Der Kern der Geschichte war an sich nicht neu. Mit Ellery Hathaway schuf die Autorin eine traumatisierte Protagonistin, die sich in ihrer Verzweiflung an ihren einstigen Retter, den mittlerweile suspendierten FBI-Mann Reed Markham wandte. Er sollte sie dabei unterstützen zu beweisen, dass das Verschwinden der Menschen aus dem beschaulichen Ort in Massachusetts tatsächlich miteinander zusammenhing. Aus ihrem Revier glaubte das nämlich niemand. Selbstverständlich war Ellerys schreckliche Vergangenheit ihren Vertrauten vor Ort unbekannt, nur gab es doch einen Unbekannten, der Bescheid wusste. Dies ließ er Ellery jedes Jahr mit einer Geburtstagskarte spüren.

Soweit hätte es wirklich ein toller Thriller werden können, aber so richtig abgeholt hatte mich diese Geschichte leider nicht. So richtig benennen kann ich auch nicht, warum das so gewesen ist. Denn an sich hatte mich das Buch gut unterhalten. Trotz mitunter sehr langen Kapiteln, die jedoch durch Szenenwechsel immer wieder Abwechslung ins Geschehen brachten und Spannung aufbauten, konnte ich keine engere Beziehung zu Ellery aufbauen. Die erste Zeit war ich mir unschlüssig, ob ich ihr vertrauen konnte. Mir war einfach zu suspekt, dass Ellery es scheinbar mühelos geschafft hatte, all diese grausamen Erinnerungen hinter sich zu lassen und unerkannt ein neues Leben aufzubauen. Sie war mir insgesamt einfach zu abgebrüht und hatte ich auch nie den Eindruck, dass auch die kommenden Ereignisse Ellery so richtig emotional berührten. Hier hätte ich mir einfach mehr Einblicke in Ellerys Seelenleben gewünscht um zu begreifen, weshalb sie stellenweise so unnahbar wirkte.

Ellerys Hund, den Basset Bump hingegen hatte ich sofort ins Herz geschlossen. So ein sympathisches Kerlchen und ich konnte ihn mir richtig gut vorstellen. Er lockerte die Geschichte mit seiner Art auf und er war wirklich eine richtige Bereicherung für das Geschehen.

Reed Markham war ein Charakter, den ich zwar nett fand, der aber auch eine gute Portion Klischee aufgedrückt bekommen hatte. Sein Privatleben war ziemlich den Bach hinuntergegangen und manchmal war ich mir nicht sicher, ob Ellery und Reed so eine Art Selbsthilfegrüppchen waren. Sie brauchten einander, damit sie ihrem Leben eine andere Richtung geben konnten. Gemeinsam als Team fand ich sie gut, nicht überragend, aber überzeugend.
Alle anderen Figuren blieben relativ gehaltlos. Sie waren nicht besonders intensiv ausgearbeitet, trotzdem eigneten sie sich prima als Verdächtige. Die Frage nach dem Warum war da nicht so leicht zu beantworten und hier mochte ich sehr, dass die Autorin die Informationen nicht wie Bonbons verteilte. Stattdessen gab sie diese erst nach und nach im Verlauf der Handlungen preis, was wiederum zu Spannung führte.

„Wie viele willst du töten“ war für mich kein klassischer Thriller, sondern eher in der Krimi-Sparte anzusiedeln. Er war relativ unblutig und ging mehr auf die psychologische Ebene. Auf die Spur des Mörders kam ich lange Zeit nicht, war mir aber irgendwann ziemlich gewiss, noch ehe die Protagonisten nur einen Hauch einer Ahnung hatten.
Ein bisschen unrealistisch fand ich das Ganze dann schon, aber es war immerhin ein richtig guter Showdown ausgearbeitet worden. Ich habe richtig mitgefiebert und auf ein annehmbares Ende gehofft.

An sich gefiel mir der Schreibstil. Er war flüssig und konnte an den richtigen Stellen für eine gute Atmosphäre sorgen. Zwar hatte ich nicht durchgängig Bilder im Kopf, aber ich konnte den Handlungen sehr gut folgen. Die meisten Wendungen kamen überraschend und brachten Dynamik ins Geschehen.
Der Handlungsaufbau war logisch und klug konzipiert, ein bisschen mehr Horror und Thriller Elemente hätten dem Ganzen aber sicherlich noch mehr Würze gegeben.

Wie viele willst du töten von Joanna Schaffhausen
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein verschlafener Ort mit einer Polizistin, die einst einem Serienmörder entkam und nun grausige Parallelen zu verschwunden Menschen und anonymen Geburtstagskarten sieht, die sie seit Jahren erhält.

Lesen:

Wenn ihr typisch amerikanische Thriller mögt, die eher ins Krimigenre abdriften, dann seid ihr hier goldrichtig.

Weglegen:

Wenn ihr auf tempo- und actionreiche Thriller steht, wird euch dieses Buch eure Erwartungen nicht erfüllen können.

Mal ehrlich:

„Wie viele willst du töten“ hatte mich nach dem Lesen ein bisschen mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.
Auf der einen Seite hatte mir das Buch und vor allem der Plot richtig gut gefallen. Andererseits hatte mir etwas gefehlt. So richtig benennen, woran das lag, kann ich nicht.
Vermutlich war es eine Mischung aus mehreren Punkten.
Insgesamt fühlte ich mich von der Geschichte gut unterhalten. Aber ich hätte mir einen ticken mehr Horror und noch packendere Szenen gewünscht. Obwohl das Handlungsgerüst an sich stimmig war und auch an den passenden Stellen für Atmosphäre sorgte, so waren mir die Erzählungen bisweilen zu beschaulich. Fast so wie der idyllische Ort, in dem die Handlungen spielten.
Mir war die Protagonistin Ellery ein wenig zu abgebrüht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie diese Ereignisse emotional sehr mitgenommen hätten. Weder, dass sie die Vergangenheit regelmäßig zum Geburtstag einholte, noch die aktuellen Geschehnisse.
Den Mörder habe ich übrigens erst recht spät herausgefunden, jedoch noch bevor es die Protagonisten wussten. Es störte mich aber nicht sonderlich, da das Finale recht packend sowie spannungsvoll war und ich richtig mitfiebern konnte.
Mein heimlicher Star war der süße Basset Bump. Er brachte auflockernde Momente ins Buch, sowie Fröhlichkeit in der ansonsten recht angespannten Atmosphäre.

Fazit:

Ein tolles Buch mit guter Unterhaltung für Zwischendurch. Mit diesem Buch gibt es zwar keine schlaflosen Nächte, dafür aber einen interessanten Fall und einen knuffigen Hund.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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