Auf das Buch wurde ich durch eine Leserunde aufmerksam. Da ich historische Bücher liebe und die Kombination mit Thriller Elementen zu schätzen weiß, konnte ich nicht daran vorbeigehen.
In meiner Rezension zu
„Düstere Lande: Schatten des Zorns“ von Kiara Lameika erzähle ich euch, wie mir der Ausflug ins mittelalterliche Augsburg gefallen hat.
© Cover: N. Ochmann
erschienen bei Books on Demand
Veröffentlicht 19. August 2020
ca. 382 Seiten
Band 2 der Reihe “Düstere Lande”
erhältlich als Taschenbuch und eBook
Klappentext
Nach “Das Mahnmal” der zweite Band der Mittelalterreihe “Düstere Lande”.
© Klappentext: Kiara Lameika
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe. Die Autorin wies mehrfach darauf hin, dass es sehr wichtig wäre, den ersten Teil zu kennen, weil im zweiten Teil wichtige Detail zu den Ereignissen aus Band eins verraten werden.
Jedoch räumte sie dem geneigten Leser die Möglichkeit ein, im Vorfeld eine Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse nachlesen zu können. Die Idee gefiel mir sehr gut. So konnte sich jeder noch einmal die Entwicklungen in Erinnerungen rufen, der den Vorgänger schon gelesen hatte. Für mich war es jedoch nützlich, um ein gutes Basiswissen zu erhalten. Selbstverständlich ersetzte dies natürlich nicht das Kennenlernen der Figuren im Vorfeld und ihre Verhältnisse untereinander.
Trotz meines Unwissens zum ersten Teil kam ich sehr gut in die Geschichte hinein und wurde auch gleich mit den entsprechenden Figuren warm. Vor allen die beiden Hauptprotagonisten waren mir auf Anhieb sehr sympathisch.
Die Dynamik innerhalb der Geschichte war unheimlich fesselnd. Mitunter überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Historische Ereignisse wie die damals übliche Hexenverbrennung wurden sehr detailliert und eindringlich beschrieben. Mir lief oft ein Schauer über den Rücken. Auch das damalige Weltbild wurde perfekt transportiert.
Besonders fesselnd war für mich das Erleben der Ereignisse durch die Augen der beiden Protagonisten Ennlin und Mathes. Beide erzählten mir ihre Gedanken, Emotionen und Handlungen selber, sodass ich eine sehr große Nähe zu ihnen aufbauen konnte. Gleichzeitig sah ich nur, was sie sahen, und so gelang es mir nicht, das große Ganze alleine zu erkennen.
Generell sah ich die Wendungen nie kommen und immer wieder gelang es Kiara Lameika mich zu überraschen. Aber nicht nur das, sie sorgte auch ganz gekonnt dafür, dass auch ich beim Lesen emotional wurde. Zwei Szenen blieben mir so nachhaltig im Sinn, dass mich noch immer sehr berühren, wenn ich an sie zurückdenke.
Sehr interessant und auch klug gelöst hatte die Autorin die Erklärungen zu wahren historischen Ereignissen. Während es in solchen Büchern oft am Anfang oder Ende ein Glossar gibt, verzichtete Kiara Lameika darauf. Stattdessen arbeitete sie mit Fußnoten. So konnte ich gleich nachlesen, was die jeweilige Bedeutung dazu war. Damit wurde mein Wissen sofort erweitert und der Bezug zum Ereignis blieb erhalten. Spannenderweise störten diese Fußnoten überhaupt nicht meinen Lesefluss, sondern ergänzten die Geschehnisse und verdichteten damit die Atmosphäre des Buches.
Der Schreibstil war unheimlich flüssig und teilweise sehr düster gehalten. Es war alles sehr gut nachvollziehbar und die jeweiligen Stimmungen der einzelnen Szenen sprangen regelrecht auf mich über. Sehr oft konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil alles so unendlich spannend und lebendig auf mich einströmte.
Besonders angetan war ich von den Figuren. Sie alle hatten viel Tiefe und überzeugten mich durchgängig. Besonders die Entwicklungen der beiden Hauptpersonen Mathes und Ennlin waren toll zu beobachten und insgesamt war alles schön stimmig.
Ich konnte mir richtig gut vorstellen, im Spätmittelalter durch Augsburg zu wandeln und die beiden Jugendlichen mit ihrer Abenteuerlust und ihrem hellen Verstand zu begleiten.
Bis zum Schluss hatte ich keinen Schimmer, wie diese aufwühlende Geschichte enden würde. Ich war wirklich traurig, als das Buch endete, denn es hieß Abschied nehmen von den Figuren.
Der Schluss des Buches war so unendlich bedrückend, aber auch gleichzeitig schön. Es ging mir sehr nahe und ich muss lobend anerkennen, dass es erschreckend realistisch gewesen ist.
Aber ich habe die große Hoffnung, dass es noch einen weiteren Band zu dieser Reihe geben wird.
Ein sehr schönes Highlight war das Innenlayout des Buches. Neben den betitelten Kapiteln gab es dazu passende Bilder. Sie machten neugierig auf das, was kommen würde, und unterstrichen den dunklen Touch der Geschichte. Zudem markierten zwei Bilder, wem ich gerade über die Schultern sehen konnte. Das erleichterte es mir ungemein nie mit den Icherzählern durcheinander zu kommen.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein packendes Mittelalterabenteuer, in dem Hexen gejagt und verbrannt, aber auch düstere Komplotte geschmiedet werden. Mittendrin ein junger Gerbersohn und seine Freundin, die Tochter einer Kräuterfrau, die seltsamen Ereignissen auf die Spur kommen wollen.
Lesen:
Wer historische Romane mit einem authentischen Kern und einer guten Portion Krimi, Abenteuer und einem Hauch Mystik liebt, den wird dieses Buch sehr gut unterhalten.
Weglegen:
Düstere Bücher mit teilweise blutigen Szenen und Kindern, die in Gefahr schweben, sind nichts für euch? Dann lieber zu einem anderen Buch greifen.
Mal ehrlich:
Auch ohne den ersten Band der Reihe „Düstere Lande“ gelesen zu haben, fiel mir das Abtauchen in die Geschichte sehr leicht. Der Anfang begann gleich mit einem brennenden Ereignis, dass so bildlich und emotional beschrieben wurde, dass ich das Gefühl hatte, mitten vor Ort zu sein.
Kiara Lameika gelang es perfekt mich in die Welt von Augsburg um 1499 hineinzuziehen und mich bis zum Ende nicht mehr loszulassen.
Unterfüttert mit reichlich historischem Kontext, sowie sehr lebensnahen Figuren, raste ich förmlich durch eine sehr düstere und packende Geschichte.
Bis zum Schluss fieberte ich mit den beiden Hauptfiguren Ennlin und Mathes mit. Nie konnte ich auch nur eine einzige Wendung vorhersehen. Stattdessen verfolgte ich atemlos die Ereignisse und war insgeheim wirklich froh, nicht selbst im Spätmittelalter gelebt zu haben. Bis zum bittersüßen Ende blieb ich ahnungslos und war über das sehr, sehr realistische Ende auf der einen Seite schwer begeistert, auf der anderen Seite auch supertraurig. Es ging mir sehr nahe.
Der Schreibstil war unglaublich mitreißend, flüssig und gut verständlich. Über die gesamte Geschichte hatte Kiara Lameika Spannung und Düsternis gespannt, sodass eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre entstand, derer ich mich nie entziehen konnte.
Fazit:
Eine rundum gelungene Geschichte, die im Spätmittelalter spielt und nicht nur die Herzen von Freunden der Historie, sondern auch von Thriller- sowie Krimiliebhabern höherschlagen lässt.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf eine weitere packende historische Geschichte? Dann empfehle ich euch:
Inepu: Die Herren des Schakals von Roxane Bicker