Nachdem ich Anfang des Jahres „Frankenstein“ gelesen habe, reizte mich Der Mary Shelly Club sehr. Was könnte die Schöpferin des wohl bekanntesten Monsters mit einem Buch über Highschool Schüler gemeinsam haben? Ich wollte es unbedingt herausfinden.
In meiner Rezension „Der Mary Shelly Club“ von Goldy Moldavsky versuche ich die Story einem Genre zuzuordnen und herauszufinden, wieso der Club nach Mary Shelly benannt wurde.
© Titelbild: Luko, 99design
erschienen beim Festa Verlag
Veröffentlicht 20. Februar 2024
Originaltitel The Mary Shelly Club
Übersetzt von Katrin Hoppe
ca. 448 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
Klappentext
Als Rachel in der neuen High School in einen Streich verwickelt wird, der furchtbar daneben geht, hat sie plötzlich mehr Feinde als Freunde. Zu ihrer Überraschung erregt sie jedoch die Aufmerksamkeit eines geheimen Schülerclubs. Der Mary-Shelley-Club, benannt nach der Autorin von Frankenstein, hat nur ein Ziel: mit gruseligen Aktionen echte Angst zu verbreiten. Schon bald eskaliert das Spiel und wird immer gnadenloser – und Rachel muss das echte Monster aufspüren. Es ist an der Zeit, den ultimativen Streich zu spielen …
Ein exzellenter Thriller über eine Gruppe von Studenten, die von Horrorfilmen besessen sind, mit einer Prise Scream und Gossip Girl.
© Klappentext: Festa Verlag
Ich mag es sehr, dass Der Mary Shelly Club mit einem Zitat aus „Frankenstein“ beginnt. Dies wird der dicke rote Faden werden, der sich durch die komplette Story spannen wird. Es ist die alles drängende Frage: „Ab wann ist man ein Monster?“.
Der Prolog bietet sofort die richtige Mischung aus Spannung und Grusel mit einem Spritzer Horror. Es endet offen und ich möchte unbedingt wissen, was danach geschah. Das allerdings dauert eine Weile, bis es aufgeklärt wird und so lange schwelt diese Unbekannte vor sich hin und sorgt für zusätzliche Spannung.
Hauptsächlich wird Der Mary Shelly Club von der Hauptfigur Rachel persönlich erzählt. Sie ist Highschool Schülern und frisch nach New York City gezogen. Ihre Mutter wünscht sich, dass sie in der neuen Highschool Anschluss und Freunde findet. Rachel soll aus ihrem Schneckenhaus herauskommen und wieder am Leben teilnehmen. Das ist leichter gesagt als getan.
Rachel liebt Horror- und Slasher-Filme. Damit wirkt sie auf ihre Mitschüler wie ein Freak. Mir ist Rachel jedoch sofort sympathisch und ich kann ihre Gedanken sowie Emotionen gut nachvollziehen. Besonders als die anderen sie für einen Streich verantwortlich machen, der die Schulbeauty in ein lächerliches Licht gerückt hat.
Schon bald findet Rachel etwas über den geheimnisvollen Mary Shelly Club heraus und als echter Horror Fan möchte sie unbedingt ein Teil davon sein. Es macht Spaß, sie bei dem Versuch zu begleiten um herauszufinden, wer die Mitglieder sind und was ihr Ziel ist.
Anfänglich wirkt Der Mary Shelly Club wie eine gewöhnliche Highschool-Story mit reichlich zwischenmenschlichen Dramen und leichten Verliebtheitskribbeln. Ich bin sofort mitten im Geschehen und dank des atmosphärisch flüssigen Schreibstils liest sich Der Mary Shelly Club unglaublich flott.
Fans von Horrorfilmen und Stephen King kommen hier voll auf ihre Kosten. Es gibt eine Menge Anspielungen in dem Buch und wer die Filme nicht kennt, hat bisweilen ein paar Nachteile. Ich bin erstaunt, wie viele Filme mir tatsächlich bekannt sind. Allerdings beziehen sich die Verweise meist auf die Horrorstreifen aus den 1990 Jahren, sodass es eigentlich schon wieder nicht verwunderlich ist, dass ich einiges kenne. Definitiv machen diese ganzen Anspielungen die Ereignisse griffiger und es ist deutlich, was das Ziel des Der Mary Shelly Clubs ist.
Der Aufbau von Der Mary Shelly Club ist superstrukturiert und ich mag es, dass der Club nicht einfach nur wie die Schöpferin von Frankenstein heißt, sondern dass Elemente davon und auch gerade die Frage, wer das eigentliche Monster ist, immer wieder thematisiert wird.
Wer jetzt Angst vor zu viel Grusel hat, den kann ich an der Stelle beruhigen. Der Mary Shelly Club ist angelegt wie ein typischer Young Adult-Mystery-Thriller und hat mich ein bisschen an die Fear-Street Bücher erinnert.
Hier fließt wenig Blut und die Gänsehautmomente werden fast ausschließlich über natürliche Horroreffekte ausgelöst.
Der Verlauf der Ereignisse überrascht mich immer wieder und treibt mich um. Warum passiert das alles, was hat das mit dem Prolog zu tun und wer ist der Übeltäter? Ich rate viel und in sämtliche Richtungen. Die finale Lösung präsentiert sich mir erst am Schluss.
Das Finale ist steigernd aufgebaut, Stück für Stück setzten sich die gesammelten Puzzleteile an der richtigen Stelle zusammen. Das Gesamtbild lässt wenig Fragen ungeklärt. Insgesamt ist das Ende plausibel und ganz genretypisch bleibt es auch ein bisschen offen.
Der Mary Shelly Club hat mich erzähltechnisch und auch inhaltlich total überzeugen können. Einzig der Showdown ist mir ein bisschen zu überdreht. Ja, er passt zur Story und ist auch schlüssig. Für mich hätte es an der Stelle ruhig ein bisschen weniger sein dürfen. Aber alles im Allen spreche ich eine warme Leseempfehlung aus.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Der Mary Shelly Club ähnelt vom Aufbau und der Umsetzung einem klassischen Young Adult-Mystery-Thriller.
Lesen:
Ihr solltet Lust auf einen spannungsvollen, aber homöopathischen Horrorthriller haben.
Weglegen:
Wenn ihr auf Albtraum machenden Lesestoff habt, wird das Buch euch enttäuschen.
Mal ehrlich:
Der Name Der Mary Shelly Club ist Programm. Der Young Adult-Mystery-Thriller ist ganz klar eine Hommage an die guten alten Horrorstreifen der 1990er-Jahre. Ihr solltet schon einige davon kennen, um die ganzen Anspielungen verstehen zu können. Denn in diesem geheimnisvollen Club dreht sich alles um die Angst und Horrorfilme.
Der Schreibstil ist flott, die beschriebenen Szenen atmosphärisch und genau mit der richtigen Dosierung an Details.
Ich bin sofort in der Geschichte drin. Es gibt so einige Wendungen, die ich nicht habe kommen sehen und die immer wieder die Frage anheizten, was das Motiv sein könnte. Warum passiert das alles und wie wird es enden? Natürlich darf ein bisschen Teenie Drama und eine Portion Herzklopfen nicht fehlen, was das Ganze schön abrundet.
Obwohl das hier natürlich kein krasser Horrorstreifen ist, prickelte ab und zu mal Gänsehaut über meinen Rücken oder ließ mich für eine Weile den Atem anhalten. Die Charaktere sind passend erschaffen, von psychopathisch angehaucht zu ein bisschen verdreht. Aber auch der obligatorische Pausenclown darf in der illustren Runde nicht fehlen.
Bis zum Schluss bleibt das Ende im Dunkeln. Viele wilde Theorien habe ich aufgestellt, am Ende wird sich zeigen, mit manchen lag ich nicht ganz verkehrt. Eine Punktlandung ist es aber dennoch nicht. Stilecht endet das Buch mit schleichendem und offenem Gruselgefühl.
Fazit:
Ein seichter, aber inhaltsvoller Young Adult-Mystery-Thriller, der Lust auf mehr macht. Lasst euch ein bisschen kalte Schauer über den Rücken rieseln und fiebert mit Rachel mit. Nicht nur ein Genuss für Liebhaber des Horrorfilms, sondern auch für alle, die spannende Unterhaltung ohne großes Gemetzel zu schätzen wissen.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Ihr mögt Horror gepaart mit einem packenden Thriller?
Dann empfehle ich euch:
Das Eulentor von Andreas Gruber
Habe seit einer halben Ewigkeit keinen Mystery-Thriller mehr gelesen. Deine Beschreibung klingt aber auf alle Fälle richtig toll! Gibt es dieses Buch auch auf Englisch?
LG,
Vici
Liebe Vici,
ja, du kannst das Buch auch auf Englisch lesen.
Liebe Grüße
Mo