Andreas Gruber ist einer meiner Lieblingsautoren und auf seinem Social-Media-Kanal hatte er mich extrem neugierig auf sein Buch „Das Eulentor“ gemacht. Hier bei handelt es sich um eine Geschichte, die schon einmal erschien, nun aber komplett überarbeitet und um einen neuen Handlungsstrang erweitert wurde. Leider gibt es die ursprüngliche Veröffentlichung nur noch schwer käuflich zu erwerben, es hätte mich schon sehr interessiert, wie großflächig die Anpassungen gewesen sind. Nichtsdestotrotz wollte ich unbedingt das Buch lesen.

In meiner Rezension „Das Eulentor“ von Andreas Gruber erfahrt ihr, ob mich der Horrorthriller überzeugen konnte.


 

Das Eulentor von Andreas Gruber
© Umschlaggestaltung: Michael Schubert | Luzifer-Verlag

Infos zum Buch
erschienen bei Luzifer Verlag
Veröffentlicht 30. November 2021
ca. 370 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Im August 1911 segeln Alexander Berger, der Kartograph Hansen und eine Handvoll Norweger ans Ende der Welt. Inmitten zerklüfteter Gletscher und arktischer Temperaturen sterben die Teilnehmer an Erfrierungen, stürzen in Gletscherspalten oder verschwinden unter mysteriösen Umständen im Blizzard. Kurz vor Abbruch der Expedition entdecken die Überlebenden einen mysteriösen Schacht, der senkrecht und scheinbar endlos tief in die Erde führt. Sie wollen dieses Rätsel, das jedem physikalischen Gesetz widerspricht, lösen. Der gefährliche Abstieg in die Dunkelheit beginnt, wo Tod und Wahnsinn lauern …

© Klappentext: Luzifer Verlag

An den Büchern von Andreas Gruber liebe ich besonders, dass sie schon zu Beginn sofort zur Sache kommen. Auch „Das Eulentor“ starte gleich mit einer großen Portion Spannung durch und ich war sofort mitten in der Geschichte. Als Erstes lernte ich Neele Tujunen kennen, die unbedingt nach Spitzbergen auf eine Arktisstation möchte. Das Warum blieb erst einmal in der Schwebe, was für reichlich Spekulationen und Mutmaßungen bei mir führte. Neeles Entschlossenheit beeindruckte mich, denn sie ging ein ziemlich hohes Risiko ein, um ihren Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen.
Zudem gelang es Andreas Gruber auf den ersten wenigen Seiten die ersten Horrorausläufer spürbar zu machen, sodass ich schon jetzt dem Bann des mysteriösen Eulentores erlag.

„Das Eulentor“ wurde in verschiedene Teile aufgeteilt, welche jeweils wiederum in einzelne Kapitel unterteilt wurden. Diese Gliederung der Handlungen war sehr sinnvoll, da es im Buch zwei verschiedene Handlungsstränge gab. Damals und heute, so lässt sich dies wohl am besten zusammenfassen. Die Vergangenheitsebene wurde von Alexander Berger, Expeditionsleiter, persönlich erzählt, was die Ereignisse und Schockmomente viel emotionaler und schauriger transportieren konnte als der Gegenwartsstrang, welcher mithilfe des personalen Erzählers geschildert wurde. Aber genau diese Konstellation mochte ich, da es den Horror der Expeditionsgruppe intensivierte und mir gleichzeitig in der Jetztzeit die Möglichkeit gewährte, zumindest emotional ein bisschen Abstand zu bekommen. Denn eins ist gewiss, Neeles Erlebnisse waren nicht minder aufregend und auch hier kroch das Grauen unheilvoll immer näher.

Durch das übersichtliche Trennen der Handlungsstränge in verschiedene Teile ermöglichte es mir Andreas Gruber dem Geschehen perfekt folgen zu können, sodass ich mich voll und ganz in die Geschichte fallen lassen konnte. Zumal die Geschehnisse in der Vergangenheit mehrere Jahre umspannten. So vermochten die Ereignisse rund um Neele jedoch alles geschickt zusammenzufügen, denn während sie in den Tagebüchern Alexander Bergers weiterlas, erfuhr ich von ihm persönlich, wie es weiterging. Ein weiterer Pluspunkt waren die angenehm kurzen Kapitellängen, die immer wieder die Spannung anheizten und fiese Wendungen ermöglichten.

Dieser Horrorthriller entfaltete seine Wirkung nicht allmählich, sondern immer wieder blitzten Schocker und schaurige Gruselmomente hervor. Meist kamen sie so überraschend über mich, dass ich atemlos dem Geschehen folgte und „Das Eulentor“ am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt hätte. Am meisten mochte ich jedoch, dass der Horror so verpackt wurde, dass er immer im Bereich des Möglichen lag. Zusätzlich intensivierte die unheimliche und lebensfeindliche Atmosphäre mitten im ewigen Eis die Geschehnisse so sehr, dass ich ordentliche Adrenalinschübe ausschüttete.
Durch das Zusammenspiel der beiden Handlungsstränge erschuf Andreas Gruber eine so packende Erzählung, dass ich selbst im warmen Sonnenschein das Frösteln bekam.

Generell wurde „Das Eulentor“ in einer sehr lebendigen und bildhaften Sprache verfasst, sodass der Eindruck bei mir entstand, mittendrin zu sein. Der Mix aus beschwerlichen Bedingungen einer Arktis-Expedition, dem an Besessenheit anmutenden Zwang einer Entdeckung selbst das letzte Geheimnis zu entreißen und die Verzweiflung doch nicht alles begreifen zu können, war richtig gut ausgeklügelt und spannend erzählt worden. Ich habe nicht einmal irgendetwas vorausahnen können und selbst das Ende hat mich sprachlos zurückgelassen. Es war so anders als von mir erhofft, aber gleichzeitig so überaus treffend zur Gesamtheit des Buches. Nur so ergab alles einen authentischen Sinn, ich war begeistert.

Das Eulentor von Andreas Gruber
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Was im August 1911 als eine scheinbar harmlose Expedition begann, wird schnell zu einem Albtraum, der bis in die heutige Zeit reicht.

Lesen:

Ihr mögt Horror gepaart mit einem packenden Thriller? Dann solltet ihr euch „Das Eulentor“ nicht entgehen lassen.

Weglegen:

Für ängstliche Lesende eher nicht zu empfehlen, da der unterschwellige Horror für reichlich hohen Blutdruck und Angstmomente sorgt.

Mal ehrlich:

Mir hat „Das Eulentor“ unglaublich gut gefallen. Der Einstieg war schon heftig und typisch für Andreas Grubers Bücher. Es ging sofort los, der Horror streckte seine gemeinen Fingerchen nach mir aus und ließ mich gebannt Neele folgen, die sich selbst in einen Albtraum mitten auf Spitzbergen katapultierte. Alles nur, weil sie ein Tagebuch von Alexander Berger gelesen hatte, der von dem Scheitern seiner ersten Expedition in die Arktis berichtet und von einem nicht enden wollenden Grauen.
Neeles Erzählstrang aus der Gegenwart, geschildert vom personalen Erzähler, umspann die persönlichen Ausführungen Alexander Bergers wie ein Schutzumschlag. Während sie in seinen Tagebüchern las, führte mich Alexander in den Jahren 1911, 1912, 1914 und 1952 selbst durch den Horror, der ihn und sein Team erwartete.
Zwischendrin gab es immer mal wieder ruhige Phasen, in denen ich etwas von den Problemen, die so eine Expedition und Forschung in einem immerwährend eisigen Ort mit sich bringt, erfuhr. Und während ich mich in Sicherheit wiegte, schlug das Grauen immer wieder unvorbereitet zu.
Besonders das letzte Drittel war unglaublich spannungsvoll und enthüllte den namenlosen Horror, welcher seinen fauligen Atem ausstieß und mit schwarzen Klauen nach mir griff.
Das Ende schockierte mich und doch hätte ein anderer Abschluss einfach nicht zu diesem unheimlich bildhaft geschriebenen Horrorthriller gepasst.

Fazit:

„Das Eulentor“ ist ein packender Thriller, der mit reichlichen Horrorelementen gewürzt wurde. Dabei war es oft das unterschwellige Grauen, welches mir die Luft zum Atmen nahm. Top Unterhaltung!

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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