Aufmerksam auf das Buch bin ich durch eine Buchvorstellung geworden. Das Thema sprach mich sofort an und auch das schlichte Cover machte mich neugierig. Ich hatte Glück und bekam zu dem Buch ein paar schöne Goodies dazu. Besonders cool fand ich das Lesezeichen, welches die Form eines Messers hat.
In meiner Rezension zu „Verirrt“ von Nika Michaelis verrate ich euch, ob mich der Reihenauftakt überzeugen konnte.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover: Brian Barth, Berlin
erschienen bei Edition M
Veröffentlicht 9. August 2022
ca. 426 Seiten
Band 1 der Carmen-Kollinger-Reihe
erhältlich als Taschenbuch und eBook
Klappentext
Haben Sie einmal in einen Abgrund hineingesehen? Hüten Sie sich! Es verändert Ihren Blick auf ewig. Die grotesk inszenierte Leiche einer jungen Frau wird aufgebahrt in einer alten Badewanne am Hamburger Stadtrand in einer Bauernhofruine aufgefunden. Das Opfer ist nicht nur verkleidet und übertrieben geschminkt, ein weiteres schockierendes Detail in dieser absurden Szenerie verdeutlicht Carmen Kollinger und ihrem jüngeren Kollegen Matthias Zastrow, dass dieser Fall eine besondere Herausforderung wird.
Das Opfer war Patientin in einer Nervenheilanstalt und es gibt viele Verdächtige mit einem Motiv. Doch die taffe Klinikchefin gibt sich wenig kooperativ, ebenso wie ihr halbseiden wirkender Oberarzt. Es ist viel Fingerspitzengefühl und psychologisches Einfühlungsvermögen vom Ermittlungsduo gefragt, dessen Aufgabe durch private Turbulenzen nicht einfacher wird. Als sie sich endlich auf der richtigen Fährte wähnen, verschwindet ein weiteres Mädchen aus der Klinik. Die Sprachnachricht, die es hinterlassen hat, verrät nicht viel, nur dass sie sich in Todesangst wähnt …
© Klappentext: Edition M
„Verirrt“ von Nika Michaelis ist der Krimiauftakt zu einer Reihe, in deren Mittelpunkt die Hamburger Kommissarin Carmen Kollinger steht. Das Setting und der Ermittlungsfall rund um eine Nervenheilanstalt ist interessant aufbereitet und bot mir einen breiten Nährboden für Spekulationen.
Der Einstieg in die Geschichte ist packend, denn er beginnt mit dem Fund einer Leiche und der Einführung des Ermittlerteams. Schon hier kristallisiert sich heraus, dass Nika Michaelis richtige Charaktertypen ausgearbeitet hat. Das Spektrum der Figuren ist breit gefächert und das macht es im Verlauf leicht, die Vielzahl an Personen überblicken zu können. Anfänglich hatte ich damit aber große Schwierigkeiten, da die Figuren recht rasch und in hoher Zahl eingeführt wurden. An dieser Stelle hätte ich mir zu Beginn ein Personenregister gewünscht.
Generell führt der auktoriale Erzähler bis auf wenige Kapitel konsequent durch die Handlung, gewährt mir dabei aber großzügige Perspektivwechsel. So gelingt es der Autorin mir einen intensiveren Blick auf die Ermittlungsarbeit, aber auch auf die Psychologie und Hintergründe einer Nervenheilanstalt inklusiver verschiedenster interner Abläufe zu ermöglichen. Der Schreibstil unterstützt dies, obwohl er meistens ziemlich salopp daherkommt und trotz Direktheit bisweilen distanziert wirkt. Aber die Schreibweise passt sich den unterschiedlichen Charakteren an, die ich während der verschiedensten Ereignisse begleiten darf. Übrigens dürfen auch zwei Figuren gelegentlich Plattdeutsch reden. Persönlich denke ich, das muss der Lesende mögen, aber es passte hervorragend zum hamburgischen Setting.
Generell wirkt die Atmosphäre von „Verirrt“ recht düster. Doch grausige Szenen fehlen, sie werden nur angedeutet und damit der Fantasie des Lesenden überlassen. Für einen Krimi finde ich das völlig in Ordnung.
Gut gefallen hat mir, dass die Ermittler auf Augenhöhe miteinander interagieren und durch die Einblicke in ihre Privatleben die Charaktere mehr Tiefgang erhalten. Das macht sie menschlich und authentisch.
Trotz der ganzen guten Punkte ist „Verirrt“ anders als erwartet für mich gewesen. Teilweise hatte ich das Gefühl, es sei zu zäh erzählt und auch die ständigen Sprünge in den Perspektiven raubten mir manchmal schlicht die Spannung. Dabei sind die Wendungen durchaus überraschend und geben der Story eine gut durchdachte Dynamik.
Aber es gelang mir dennoch nicht, einen Zugang zu den Figuren zu finden und hatte immer das Gefühl, eine Beobachterin zu sein. Mich berührten die Ereignisse nicht und besonders beim Finale hatte ich eher den Eindruck, durch ein Labyrinth zu wandeln. Vielleicht ist das beabsichtigt, ich jedoch hatte das Gefühl, abgehängt worden zu sein.
Die Auflösung des Falles ist schlüssig und hat mich überrascht. Dennoch bin ich mir unsicher, ob es für mich ein Wiedersehen mit Carmen Kollinger geben wird.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein komplexer Fall, der eine Nervenheilanstalt als Dreh- und Angelpunkt innehat. Mit einem bunten Charaktermix werden verschiedenste Psychen beleuchtet und das hamburgische Setting sorgt für eine kühle norddeutsche Atmosphäre.
Lesen:
Wenn ihr Krimis mögt, die im Norden Deutschlands spielen und ihr mal Einblick in das Leben einer Nervenheilanstalt werfen möchtet.
Weglegen:
Mich konnte das Buch leider emotional gar nicht richtig abholen, was aber nicht heißen muss, dass ihr es nicht mögen würdet. Daher empfehle ich vor der Entscheidung des Weglegens den Blick in die Leseprobe.
Mal ehrlich:
Ich kann nicht so klar benennen, was es ist, aber „Verirrt“ konnte mich nur bedingt begeistern. Dabei fing alles wirklich superspannend an. Es wurde gleich der Fund der Leiche thematisiert und die Ermittler interessant eingeführt. Die verschiedenen Perspektivwechsel ermöglichten es mir, einen umfassenden Blick über sämtliche Geschehnisse zu erlangen. Allen voran die Ermittlungsarbeit, gefolgt von kleineren Stippvisiten im Privatleben der Ermittler Carmen Kollinger und Matthias Zastrow. Zwischenzeitlich durfte ich aber auch einen intensiveren Blick in das Wirken einer Nervenheilanstalt werfen und sowohl Patienten als auch Mitarbeitern über die Schulter blicken.
Auch der Schreibstil war eigentlich nach meinem Geschmack. Dieser war recht alltagssprachlich verfasst, gelegentlich rutschten zwei Charaktere ins Plattdeutsche ab. Muss der Lesende mögen, ich fand es stimmig zur hamburgischen Atmosphäre. Abgerundet wurde der Schreibstil durch knackige Kapitel mit auf den punktgebrachten Ereignissen ohne große Abschweifungen. Und dennoch, so richtig packen wollte mich „Verirrt“ nicht. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass alles etwas zäh voranging und manche Nebenschauplätze mehr Fokus erhielten. Zudem raubten mir die Sprünge innerhalb der Perspektiven gelegentlich die Spannung.
Der Showdown wirkte auf mich verwirrend und ich hatte das Gefühl, durch ein Labyrinth an Ereignissen zu stolpern. Zwar fand ich die Auflösung insgesamt gut und packend ausgearbeitet, aber leider fühlte ich mich stets nur als Zuschauer und konnte gar nicht richtig mitfiebern.
Fazit:
Ein hanseatischer Krimi mit starken Charaktertypen und einem interessanten Fall. Mich konnte das Buch nicht mitreißen, aber ich habe mich insgesamt gut unterhalten gefühlt. Ein solider Reihenauftakt.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf einen verzwickten historischen Kriminalroman?
Dann empfehle ich euch:
Das Buch des Totengräbers von Oliver Pötzsch
Hey 🙂
Vom Cover und Titel und vom Klappentext hat mich das Buch wirklich angesprochen. Das Thema Nervenheilanstalten könnten ja sehr interessant werden und dazu noch ein Mord. Ermittlungsarbeiten können sehr interessant werden. Schade dass das Buch dich leider nicht überzeugen konnte. Das ist nicht schön wenn man nicht mitfiebern kann, dann ist das Buch leider nichts für mich. Aber trotzdem ein sehr schöner Artikel und danke fürs Vorstellen.
Liebe Shelly,
nur weil es mich nicht so begeistern konnte, bedeutete es ja nicht, dass dir das Buch auch nicht gefällt. Die Leseprobe vermittelt einen guten Eindruck vom Buch, also vielleicht magst du sie vorher testen.
Liebe Grüße
Mo