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Mein erstes Buch, welches ich von Tobias Sommer gelesen habe, war Das gekaufte Leben. Mich erwartete da eine ungewöhnliche Geschichte mit einer trügerisch gemütlichen Atmosphäre. Als mich nun Tobias Sommer fragte, ob ich Lust hätte, sein neuestes Buch zu lesen, brauchte ich gar nicht lange nachdenken. Immerhin soll ein Buchhändler zum Ermittler werden.

In meiner Rezension „Wer das Ende verrät: Ein Fall für Buchhändler Wendtal“ von Tobias Sommer spoilere ich euch nicht und lasse euch an meinen Leseeindrücken teilhaben.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von OKTOPUS bei Kampa erhalten
❧ Vielen Dank an Tobias Sommer für die Vermittlung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst


Wer das Ende verrät: Ein Fall für Buchhändler Wendtal von Tobias Sommer
© Covergestaltung: Lara Flues, Kampa Verlag

Infos zum Buch
erschienen bei OKTOPUS bei Kampa
Veröffentlicht 21. August 2025
240 Seiten
Band 1 der Reihe Ein Fall für Buchhändler Wendtal
erhältlich als Taschenbuch und EBook
 

Klappentext

Cruxdorf, eine Kleinstadt an der Grenze zu Dänemark, in der man die Nordsee riechen kann. Hier betreibt Moritz Wendtal seine Buchhandlung. Früher war in dem Haus die Apotheke untergebracht. Und sind Bücher nicht auch eine Art Medizin? Wendtal hat für alle die passende Lektüre parat. Wegen seiner Phantasie und Kombinationsgabe wenden sich viele Schreibende hilfesuchend an ihn – und neuerdings auch Heinrich Uhlen, der stets überforderte Dorfpolizist. Denn bei Gerhard Brix, dem Bürgermeister, ist eingebrochen worden. Gestohlen wurde nichts, aber das Wohnzimmer verwüstet, und am Schrank hängt, wie eine blutige Drohung, eine Konserve Tomatensaft, aufgespießt mit einem Jagdmesser. Und was hat es mit dem mysteriösen Gedicht im Briefkasten der Familie auf sich? Wäre Wendtals Neugier nicht längst geweckt – Heinrichs dilettantische Ermittlungen könnte er sich nicht länger mit ansehen. Er geht den rätselhaften Geschehnissen in Cruxdorf selbst nach.

© Klappentext: OKTOPUS bei Kampa

Noch bevor ich in die Geschichte von Wer das Ende verrät eintauche, überrascht mich der Aufbau des Buches. Ein Inhaltsverzeichnis listet die Kapitel mit teils skurrilen Überschriften auf, die sofort meine Neugier wecken. Diese Vorfreude wird durch eine Skizze des Schauplatzes Cruxdorf und der Buchhandlung Wendtal weiter gesteigert. Diesen Laden würde ich gern im echten Leben besuchen, denn mir gefallen sowohl die Aufteilung als auch das Konzept der Buchpräsentationen sehr.

Im ersten Kapitel werde ich mit angenehmer Detailfülle in die norddeutsche Dorfgemeinschaft eingeführt und mir wird der etwas eigenwillig wirkende Buchhändler Moritz Wendtal vorgestellt.
Der Schreibstil trägt mich gemütlich durch die Seiten. Besonders schätze ich die gelungene Mischung aus nüchtern informativen Beobachtungen und humorvollen sowie augenzwinkernden Beschreibungen.
Abgerundet wird die Komposition aus einem ausgeklügelten Zusammenspiel aus literarischen Anspielungen, Dorfrealismus und einem interessanten Kriminalfall.

Die Figuren sind wunderbar vielfältig und jeder Charakter besitzt seine Eigenheiten.
Wendtal mit seinem stillen Intellekt wird von der Dorfgemeinschaft geschätzt. Zudem kann er seine Mitmenschen mit seiner Begeisterung für Literatur anstecken. Obwohl er manchmal wie ein Exzentriker wirkt, schließe ich ihn ebenso schnell ins Herz wie seine Lieblingspraktikantin Hilde. Sie ist eine lebhafte alte Dame, die durch ihre direkte Art auffällt. Hilde sprüht vor Energie und Tatendrang. Aber auch gemeine Gerüchte ranken sich um sie, wo ich mir unsicher bin, wie viel Dorfklatsch und wie viel Wahrheit darin liegen.
Der Polizist Heinrich hingegen wirkt etwas karikiert. Ein echter Vollblutermittler steckt definitiv nicht in ihm. Er lässt sich leicht von seinen eigenen Gedanken ablenken und in ganz andere Richtungen führen. Dennoch lohnt sich seine Freundschaft zu Wendtal nicht nur auf zwischenmenschlicher Ebene, sondern auch aus ermittlungstechnischer Sicht.

Cruxdorf als Schauplatz ist absolut authentisch. Auf den ersten Blick wirkt es idyllisch. Auf den zweiten Blick erkenne ich jedoch, dass es voller Klatsch neugieriger Nachbarn und unterschwelliger Dynamiken ist. Aber die Dorfgemeinschaft ist auch von echtem Zusammenhalt geprägt.
Das Setting passt perfekt zur Tonalität des Kriminalromans, sodass ich entspannt durch das Buch und die Seiten spazieren kann.

Wer das Ende verrät verwebt zwei Handlungsstränge miteinander. Wendtal soll seinem Freund, dem Bestsellerautor Wolf Willet, bei dessen Theatermanuskript helfen. Es ist eine Neuinterpretation von Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“. Parallel dazu treibt ein Feuerteufel sein Unwesen in Cruxdorf und hinterlässt rätselhafte Gedichte mit Robin-Hood-Bezügen. Beide Stränge ergänzen sich literarisch reizvoll. Wendtal wird nicht nur als Buchhändler, sondern als scharfsinniger Leser und Beobachter gebraucht.

Die Entwicklung des Falles ist gemütlich und bieten mir überraschende Wendungen. Spannungstechnisch bleibt es ruhig, minimale Ausschläge bringen lockeres Tempo in die Erzählung.
Die literarischen Einschübe fließen angenehm in die Handlung ein, ohne sie zu dominieren. Die Anspielungen auf Max Frischs Drama sind passend zum Geschehen. Wer das Original kennt, wird hier vermutlich viel Freude an den Bezügen haben. Ich kenne es nicht, daher bleibt für mich manches eher rätselhaft.

Wer das Ende verrät ist für mich ein entspannter Kriminalroman mit literarischem Flair, liebenswerten Charakteren und einem leisen Fall. Die Motivation des Täters lässt sich am Ende nachvollziehen und sogar die Spannung nimmt noch etwas Fahrt auf.
Insgesamt hat mir Wer das Ende verrät eine kuschelige Lesezeit beschert.
Was dich erwartet: Ein cosy Krimi mit norddeutschem Dorfcharme, skurrilen Figuren und subtilen literarischen Anspielungen.


Wer das Ende verrät: Ein Fall für Buchhändler Wendtal von Tobias Sommer
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein ruhiger Kriminalroman, der in eine literarische Reise eingebettet ist und ein authentisches norddeutsches Dorf lebendig werden lässt.

Lesen:

Wenn ihr Literatur und gemütliche Kriminalromane mögt, dann wird euch dieses Buch bestimmt begeistern. In ruhiger Atmosphäre gibt es einen interessanten Fall und liebenswerte Charaktere.

Weglegen:

Wenn ihr Nervenkitzel, Tempo und hohe Spannungsbögen lesen möchtet, wird euch Wer das Ende verrät leider nicht abholen können.

Mal ehrlich:

Wer das Ende verrät bietet mir einen ruhigen und gemütlichen Kriminalroman, dessen Schauplatz eine norddeutsche Dorfgemeinschaft ist, wie es sie an jedem Ort geben könnte. In der Buchhandlung „Wendtal“ gibt es nicht nur literarisch interessante Bücher zu entdecken, sondern auch dessen Inhaber Moritz Wendtal. Ein belesener Mann, der es liebt, den Schreibenden fachlich unter die Arme zu fassen und sich vom Dorfpolizist Heinrich von dessen Arbeit erzählen zu lassen.
In diesem beschaulichen Örtchen braut sich nun etwas Ungewöhnliches zusammen. Erst wird eingebrochen und dann scheint jemand zu zündeln. Und wäre das nicht schon beunruhigend genug, gibt es noch seltsame Gedichte mit Bezug auf Robin Hood.
Wendtal bleibt entspannt, aber auch neugierig. Und so ermittelt er ein wenig selbst, während er versucht, einem befreundeten Bestsellerautor seine neuste literarische Idee auszureden.
Der Fall entwickelt sich gemächlich, aber stimmig. Wendtal liest mehr zwischen den Zeilen als in Spuren, was definitiv reizvoll ist.
Die literarischen Anspielungen sind passend zur Buchhandlung und charmant dezent, wenn auch nicht immer greifbar für mich. Wie bei der wiederholten Erwähnung eines Werkes von Max Frisch. Wer es kennt, hat hier einen Bonus, wer nicht, so wie ich, bleibt etwas ratlos zurück.
Ich mag den augenzwinkernden Schreibstil und diese unaufgeregte Geschichte. Die Motive des Täters bleiben lange unklar, lösen sich jedoch am Ende schlüssig auf.

Fazit:

Ein liebevoll erzählter Wohlfühlkrimi mit literarischem Flair, einer typischen Dorfgemeinschaft und einem gemütlichen Ambiente. Ideal für entspannte Lesestunden.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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