Für das Hörbuch hatte ich mich vorrangig entschieden, weil ich den Sprecher Florian Schmidtke schon kannte und seine Art des Vorlesens mochte. Aber auch das Buch selber und seine Geschichte hatte mich gereizt. Also begann ich völlig unvoreingenommen das Hörbuch zu hören.

In meiner Rezension zu
„Baskischer Tod“ von Julen Zabache
teile ich euch meine Meinung zu diesem Krimi mit.


 


© Cover: zero-media.net, München

Infos zum Buch
erschienen bei HarperCollins
Veröffentlicht 16.04.2020
Spieldauer 5 Stunden und 45 Minuten
Sprecher Florian Schmidtke
Erhältlich als Taschenbuch, eBook und Hörbuch
 

Klappentext

Der Tag von Comisario Rafael Ibara beginnt ungewohnt dramatisch: Bei einem Routineeinsatz findet er die Leiche einer jungen Frau – gebettet auf Menschenknochen. Nach Jahren in Brüssel und Hamburg der Liebe halber im spanischen Baskenland gestrandet, kümmert sich der alleinerziehende Vater normalerweise um die Sorgen und Nöte argloser Touristen in den Küstenorten. Da scheint ein Mordfall eine Nummer zu groß für ihn. Und so schickt Rafas Chef eilig nach einem erfahrenen Mord-Ermittler aus Bilbao, der schnell einen Tatverdächtigen präsentieren kann – zu schnell für Rafas Geschmack. Und so beschließt er zusammen mit seiner Kollegin Casta Zamora, den Tod der jungen Frau und das Geheimnis der Knochen auf eigene Faust aufzuklären.

© Klappentext: HarperCollins

Der Start in die Geschichte fiel mir sofort sehr leicht. Schon hier gelang es Julen Zabache perfekt, den Lokalkolorit des Baskenlandes einzufangen und ihn mir lebendig näher zu bringen. Die Atmosphäre war mit Händen greifbar, fühlte sich nach Urlaub, Erholung und Entspannung an. Ich war sofort mittendrin und genoss es, dass ich hier nicht von einem grausamen Verbrechen zum Nächsten gejagt wurde. Stattdessen wurde mir ein unglaublich sympathischer Ermittler präsentiert, den ich sofort ins Herz geschlossen hatte.

Mit dem Comisario Rafael Ibara erschuf Julen Zabache einen bodenständigen, familiären und gewissenhaften Charakter, der sich selbst treu blieb und stets für die Menschen ein offenes Ohr hatte, die eins brauchten. Ihm nahm ich seine Rolle als Polizisten, der für die Belange der Touristen zuständig war, voll ab. Besonders mochte ich, dass er keine aalglatte Figur war. Sein Benehmen und Handeln war menschlich und genauso geprägt von falschen Vermutungen, wie wir sie in unserem Leben auch kennen. Und manchmal stand auch er ein bisschen auf dem Schlauch, während ich mich diebisch freute, weil ich das „Geheimnis“ schon längst durchschaut hatte.

Generell lag in dem Buch der Fokus auf Rafael Ibara, was ich superangenehm empfand. Ich begleitete ihn durch seinen Alltag als Polizist und liebevollen Familienvater. Ich erfuhr sehr viel über sein Leben und das Land, in das er der Liebe wegen gezogen war.
Dabei verlor der Autor jedoch nie die Ermittlungen aus den Augen, auch wenn sie nicht so extrem präsent gewesen sind, wie ich es sonst aus Krimis kenne. Die Mischung aus solider Polizeiarbeit, Freizeit und landestypischen Gepflogenheiten machte dieses Buch zu einem Ort des Wohlfühlens. Dennoch mangelte es hier nie an Spannung oder überraschenden Wendungen. Sie waren nur gediegener und nicht so sehr auf Knaller Effekte ausgelegt worden.

Auch die anderen Charaktere waren klug durchdacht und angelegt worden. Sie alle unterschieden sich durch markante Eigenheiten und so war es möglich, immer den Überblick zu behalten. Hierbei muss ich aber auch sagen, dass der Hörbuchsprecher einen großen Anteil daran trug. Er hauchte den Figuren Leben ein und verlieh ihnen auch unterschiedliche Stimmfarben und teilweise Akzente. Einmal fand ich den nicht sehr passend, aber ich trage es Florian Schmidtke nicht nach. Es erheiterte mich eher.
Besonders hervorheben möchte ich hier auch die Dialoge. Sie wirkten nie gekünstelt, sondern immer lebensnah und waren der Situation entsprechend angepasst. Sie verdichteten die Atmosphäre und rundeten alles zu einem sehr stimmigen Gesamtbild ab. Ob sie gelesen auch so kraftvoll herüberkommen, mag ich nicht zu beurteilen, weil ich die Geschichte nur gehört hatte. Aber es stahl sich oft ein Lächeln auf meine Lippen oder ein erstauntes „oh“, weil ich mit dieser Spannungskurve und Entwicklung nicht gerechnet hatte.

Baskischer Tod von Julen Zabache
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein beschaulicher Krimi vor der traumhaften Kulisse des Baskenlandes. Abgerundet mit zwei ungeklärten Verbrechen, jeder Menge Lokalkolorit und familiären Angelegenheiten.

Hinhören / Lesen:

Ruhige Krimis haben definitiv ihren Reiz und wenn ihr das zu schätzen wisst, dann wird euch dieses Buch bestimmt gefallen.

Weghören / Weglegen:

Cosy-Crime ist nicht so euer Ding, denn es muss blutig zugehen und ihr liebt viele Spannungsspitzen? Dann wird dieses Buch leider euren Lesegeschmack nicht treffen.

Mal ehrlich:

Ich mochte diesen Krimi unheimlich gern. Er war so unbeschwert, locker und leicht wie eine laue Meeresbrise. Zwischenzeitlich bescherte mir dieses Buch auch richtig gute Laune, weil die Eigenheiten der Bevölkerung des Baskenlandes und des mir sehr sympathischen Comisario Rafael Ibara einfach erfrischend waren. Ich konnte mir das alles so lebendig vorstellen, weil auch die Dialoge so authentisch waren. Abgerundet wurde das alles durch den fluffigen Erzählstil, in dem oft pointierte und humorvolle Szenen vorkamen.
Sicherlich trug auch der Sprecher Florian Schmidtke maßgeblich dazu bei, dass ich mich in diesem Krimi einfach nur wohlfühlte. Er verlieh den Figuren tiefe und durch die Anpassung seiner Stimme an die unterschiedlichen Charaktere behielt ich immer den Überblick. Einer Figur verlieh er einen Akzent, bei dem ich sehr schmunzeln musste. Für mich hätte die Person in diesem einen Moment einen anderen Kulturkreis angehören können, als sie es tatsächlich gewesen ist. Aber ich nahm es dem Sprecher nicht übel, denn er verstand es ansonsten perfekt, die Atmosphäre des Buches an mich zu transportieren.
Das sich der Fall um die Ermordete nur langsam entwickelte störte mich kein bisschen. Ich mochte es, denn so hatte ich die Gelegenheit, den Comisario Rafael Ibara und seine Familie ganz in Ruhe kennenzulernen. Angenehm empfand ich, dass ich nur ihm mithilfe des personalen Erzählers folgen musste und ich auch ein Stück des Baskenlandes kennenlernen konnte. Die Beschreibungen des Landes, seiner Eigenheiten und kulinarischen Besonderheiten verliehen der Geschichte einen warmen Charme und machten diesen Krimi zu einem entspannten Erlebnis. span>

Fazit:

Obwohl dieser Krimi eher gemütlich gewesen ist, hatte er mich bestens unterhalten. Die Mischung aus Ermittlung, spanisch / baskischem Flair, Humor sowie Familie und Freundschaft war wirklich schön und perfekt gelungen. Von mir eine klare Urlaubsleseempfehlung.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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