Ich gebe es ja ganz offen zu: Sebastian Fitzeks Bücher lese ich selten und meistens können sie mich nicht begeistern. Allerdings lass ich mich auch gern mal vom Gegenteil überzeugen und muss gestehen, dass das Cover und der Klappentext mich unfassbar neugierig auf Das Kalendermädchen gemacht haben. Und so ist das Buch bei mir trotz Skepsis eingezogen.
In meiner Rezension „Das Kalendermädchen“ von Sebastian Fitzek wird sich zeigen, ob ich endlich ein großer Fitzek-Fan werde.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover: Verlagsgruppe Droemer Knaur
erschienen bei Droemer Knaur
Veröffentlicht 23. Oktober 2024
ca. 400 Seiten
erhältlich als Gebundenes Buch, Hörbuch und eBook
Klappentext
Vor elf Jahren wurde Alma als Baby unter mysteriösen Umständen zur Adoption freigegeben. In ihrer streng unter Verschluss gehaltenen Adoptionsakte steht der Vermerk: »Identität der Eltern darf unter keinen Umständen ans Licht kommen! Mutter droht Todesgefahr!!!« Doch nun ist Alma lebensgefährlich erkrankt und braucht dringend einen Knochenmarkspender. Um das Leben ihrer Adoptivtochter zu retten, startet Olivia Rauch eine verzweifelte Suche nach den biologischen Eltern. Dabei stößt die auf Gewaltverbrechen spezialisierte Psychologin auf die Legende vom »Kalendermädchen«: einer jungen Frau, die sich einst zur Weihnachtszeit in ein abgeschiedenes Häuschen im Frankenwald zurückgezogen hatte. Und die dort von einem Psychopathen heimgesucht wurde, der sie zwang, einen Adventskalender des Grauens zu öffnen …
Düster und absolut nervenaufreibend sorgt Sebastian Fitzek mit seinem vielschichtigen Psychothriller »Das Kalendermädchen« auf drei Zeitebenen für gruselige Spannung. Nervenkitzel pur vom #1-Bestseller-Autor!
© Klappentext: Droemer Knaur
Die Limited Edition mit dem Spezialeffekt im Cover ist ein absoluter Hingucker und wirklich originell. Zudem mag ich das Cover von Das Kalendermädchen total und es passt gut zum Inhalt des Buches. Das erste Kapitel bietet direkt einen packenden Einstieg. Ich bekomme ein Notrufprotokoll zu lesen und dies steigert meine Neugierde auf das Kommende. Die kurzen Kapitel und der fesselnde Schreibstil sorgen dafür, dass ich mich leicht in die Geschichte hineinziehen lassen kann. Dabei ist es auch kein Problem für mich, dass mit mehreren Perspektivwechseln und drei Zeitebenen gearbeitet wird. Nach jeder Kapitelzahl wird deutlich gemacht, wen ich begleiten werde und wo ich mich vom Schauplatz her befinde. Das macht den Aufbau übersichtlich.
Sebastian Fitzek führt mehrere Charaktere ein, wobei nicht alle eine große Relevanz haben und andere immer mal wieder kurz auftauchen. Der hauptsächliche Fokus liegt jedoch auf Valentina und Olivia. Diese Erzählstränge bieten die interessantesten Ansätze, wobei ich Valentinas Vergangenheit am spannendsten und emotionalsten empfinde.
Auch die Ausarbeitung der Schauplätze sorgt für eine unheimliche und düstere Atmosphäre. Besonders Schloss Lobbeshorn jagt mir Schauer über den Rücken.
Die Idee des lebendigen Adventskalenders, der die Unglücklichen in ein Spiel voller Schrecken und Geheimnisse verwickelt, fasziniert mich. Mir ist jedoch die Umsetzung davon zu wenig ausgearbeitet. Die wenigen grauenerregenden Szenen verlieren sich in der Überzahl an effektheischenden Wendungen. Ständig wird der für mich am interessantesten angelegte Handlungsstrang mit den anderen Zeitebenen unterbrochen und dies lässt die Spannung für mich rapide abflachen. Hinzu kommt, dass die Charaktere blass bleiben und ich keine große Entwicklung an ihnen feststellen kann.
Zudem erscheinen mir einige Szenen unlogisch und werfen mehr Fragen auf, als das sie beantwortet werden. Die Handlung bleibt oft an der Oberfläche und so sind für meinen Geschmack einige Erzählfäden unvollendet.
Das Finale scheint noch einmal an Spannung zu gewinnen, doch gleitet mir die Erzählung zu oft ins Unglaubwürdige ab. Nicht etwa, weil es zu abstrus klingt, um wahr sein zu können, dies ist schließlich das gewählte Rezept von Herrn Fitzek, sondern weil es einfach physisch so nicht realistisch ist. Das finde ich schade, denn so wirkt die Auflösung für mich mehr gewollt als gekonnt.
Enttäuschend ist für mich auch leider das Ende. Es ist mir zu rosarot, trotz des Wissens, dass ich hier nur an einer kleinen Momentaufnahme teilhabe.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein Thriller, der eher das Kleid des Dramas trägt. In drei Zeitebenen und vielen Perspektivwechseln nähert sich der Lesende der Wahrheit über das Kalendermädchen.
Lesen:
Für Fans von Fitzek ein Muss.
Weglegen:
Wenn ihr überraschende Wendungen, eine packende Spannung und hohen Nervenkitzel beim Lesen verspüren wollt, könnte Das Kalendermädchen nicht die richtige Wahl sein.
Mal ehrlich:
Sebastian Fitzek gelingt es effektiv, mich schnell in der Geschichte ankommen zu lassen. Auch die Einführung der Charaktere und der verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen gelingt ausgezeichnet. Die Verwendung von kurzen Kapiteln und die Übersichtlichkeit der Perspektivwechsel im Zusammenspiel mit dem flüssigen und flotten Schreibstil sorgen für kurzweilige Lesestunden.
Die Ausarbeitung der Schauplätze, insbesondere das Schloss Lobbeshorn, sind unheimlich und düster. So ist die Atmosphäre mitreißend und sorgt hier und da für kleine gruselige Momente. Mit der Idee des lebendigen Adventskalenders ist Sebastian Fitzek sehr kreativ gewesen, jedoch ist mir die Umsetzung davon unzureichend. Die wenigen grauenerregenden Szenen gehen in der Vielzahl der Wendungen unter, was für mich die Spannung dadurch abflacht.
Generell finde ich die Handlungsstränge überfrachtet, besonders was die stark konstruierten Cliffhanger an den Kapitelenden angeht. Die Charaktere bleiben für mich eher blass und wirken wenig entwickelt, was ganz klar meine emotionale Bindung an die Protagonisten schwächt. Einzig mit Valentina kann ich sehr mitfühlen.
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist für mich die Logik der Handlungen. Hier biegt sich Herr Fitzek gern die Realität zurecht und wenn ich genauer darüber nachdenke, stellt sich mir die Frage, ob das physisch so wirklich möglich ist. Das führt zu einem fahlen Beigeschmack beim Lesen.
Das Finale ist mir zu überladen mit überraschenden Wendungen. Dadurch verliert das Ganze für mich an Glaubwürdigkeit und besonders das Ende mit seiner liebevollen Momentaufnahme, lässt mich eher enttäuscht statt begeistert zurück.
Fazit:
Das Kalendermädchen ist ein solider Thriller mit einer faszinierenden Grundidee, der jedoch in der Umsetzung schwächelt. Kurzweilige Lesestunden sind garantiert und wer viel Verwirrung und undurchsichtige Charaktere mag, wird hier gut unterhalten.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf einen Horror-Thriller?
Dann empfehle ich euch:
Das Eulentor von Andreas Gruber
Liebe Mo,
du verwunderst mich, ich hätte gedacht, dass du die Fitzek Bücher magst. Ok, gerne eines Besseren belehrt worden.
Was ich persönlich sehr mag, sind Bücher in denen die Handlung völlig unerwartete Wendungen nimmt. Etwas, was hier, nach deiner Beschreibung nicht der Fall ist. Schade, dabei kenne ich genau das vom Autor.
Immerhin das Buch konnte dich kurzweilig unterhalten, ob das allerdings reicht?
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
lass dich von meiner Meinung nicht beeinflussen. Wenn du gern die Bücher von Fitzek liest, dann wird dich auch dieses it Sicherheit begeistern. Ich bin da vielleicht etwas zu kritisch. Aber ich habe es ingesamt schon recht gern gelesen.
Liebe Grüße
Mo
Eine wundervolle Rezension. Die Grundidee ist wirklich klasse. Was ich an Fitzek noch mehr schätze als seine Geschichten, sind seine sympathische Art und das top Marketing.