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Von Ivar Leon Menger habe ich bislang zwei Bücher gelesen. Als das Böse kam wurde direkt ein Lesehighlight bei mir, Angst floppte dagegen total. So sind schon ambivalente Gefühle im Spiel, wenn ich das dritte Werk in den Händen halte. Aber es ist auch eine Chance, dass es mich wieder überzeugen kann.

In meiner Rezension „Finster“ von Ivar Leon Menger nehme ich euch mit auf meine Lesereise und gehe der Frage auf den Grund, ob ich lobende Worte finde.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom dtv Verlag erhalten
❧ Vielen Dank an Johanna Grandl für die tolle Post und die Verlosungsaktion
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Finster von Ivar Leon Menger
© Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign, München

Infos zum Buch
erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Veröffentlicht 15. August 2024
ca. 384 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Im Dorf der Verlorenen

Mai 1986. Ein 13-jähriger Junge verschwindet spurlos vom Jahrmarkt in Katzenbrunn. Das passiert nicht zum ersten Mal. Seit Jahren werden in dem kleinen Dorf im Odenwald immer wieder Kinder als vermisst gemeldet. Hans J. Stahl, Kriminalkommissar a. D., beschließt daraufhin, die Ermittlungen an den seither ungelösten Fällen wieder aufzunehmen und auf eigene Faust weiterzuführen. Er kehrt zurück nach Katzenbrunn, das vor allem für seine psychiatrische Klinik bekannt ist. Dabei stößt er auf verstörende Geheimnisse. Während er den wenigen Spuren nachgeht, verschwindet ein weiterer Junge. Stahl läuft die Zeit davon.

© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

Der Einstieg in Finster ist einfach, was besonders durch die knackigen Kapitellängen gelingt. Dadurch wirkt das Tempo schneller und ich komme flott voran.
Des Weiteren führt Ivar Leon Menger mehrere interessante Charaktere ein. Das bringt förmlich Leben in die Geschichte, gleichzeitig habe ich viel Stoff für Spekulationen. Irgendwie scheint jeder ein Geheimnis mit sich herumzutragen und ist damit potenziell verdächtig der Greifer zu sein. So nennen die Medien den Täter, der Jungs seit Jahrzehnten rund um Katzenbrunn entführt.

Das gewählte 80er Setting ist gut umgesetzt, wirkt aber manchmal ein bisschen wie Schleichwerbung für Zigarettenmarken. Generell pafft es an jeder Ecke, jeder mit seiner persönlichen Lieblingsmarke. Um es stilecht abzurunden, werden auch viele Naschereien aus der damaligen Zeit namentlich erwähnt. Das finde ich ganz witzig, weil ich automatisch beim Lesen immer nicke und denke „Ja, das kenne ich auch noch“.
Außerdem wird die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl am Rande mit seinen Auswirkungen eingeflochten. Aber auch der fiktive Ort Katzenbrunn mit seiner verschlossenen Dorfgemeinschaft im Odenwald ist perfekt getroffen.

Mich können der Schauplatz und die Reise zurück in die 80er-Jahre definitiv überzeugen. Die Ereignisse spielen hauptsächlich im Jahr 1986 und Ivar Leon Menger beleuchtet die Geschichte von unterschiedlichen Perspektiven. Bis auf die Ich-Perspektive von Oskar werden die restlichen Betrachtungsweisen durch den personalen Erzähler geführt.
So eine multiperspektivische Sicht kann zu Problemen führen, Ivar Leon Menger löst dies hingegen geschickt. Die Sorge bei der Vielzahl an aktiv mitwirkenden Charakteren die Übersicht zu verlieren, ist schnell beseitigt. Zum einen wird mit jedem neuen Kapitel namentlich bekannt gegeben, wer gerade mit seiner Sicht die Ereignisse bestimmt, zum anderen sind die Figuren so vielschichtig aufgebaut, dass ich sie sehr gut auseinanderhalten kann.

Der Erzählton ist flott und auf das Wesentlichste konzentriert. Emotionen werden sehr gut dargestellt und auch wenn ich nicht jede Entscheidung exakt so wie einige Charaktere treffen würde, so sind sie jedoch sehr plausibel ausgearbeitet.
Der Sommer 1986 und die scheinbare Dorfidylle sind gut eingefangen. Das wirkt alles sehr realistisch und durch die erzeugte Atmosphäre wird alles auch fühlbar.
Das Schicksal der verschwunden Jungen wird langsam aufgedröselt und bietet reichlich Raum selbst mitzuraten. Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich kritisch nach äußerlichen Merkmalen von männlichen Figuren Ausschau halte, denn es ist schon früh klar, dass der Greifer zwei gut sichtbare Besonderheiten im Gesicht trägt.
Gleichzeitig schweben Fragen im Raum: Warum holt der Greifer sich die Kinder und was macht er mit ihnen? Alles wird zu seiner Zeit aufgeklärt, mit unglaublich gut gelegten Wendungen und Charakteren, die sich ständig verdächtig machen.

Finster ist kein reißerischer Thriller, sondern überzeugt durch ein Dorf voller Geheimnisse. Selbst die eigentlichen Taten bleiben recht blutleer, sodass auch empfindsame Lesende getrost zu dem Buch greifen können.
Finster besteht auch mehreren Nebenschauplätzen und nicht alles ist auf die leise Jagd nach dem Greifer ausgelegt. Es liegt auch ein bisschen Liebe in der Luft, was diesen Thriller ein gewisses Etwas verleiht. Denn der Kommissar a.D. Hans J. Stahl ist nicht nur ein rüstiger Rentner und pfiffiger Ermittler, sondern bekommt noch unerwartet Unterstützung von einem ebenfalls älteren Gemeindemitglied. Und zwischen diesen beiden entwickelt sich etwas ganz Wundervolles.

Finster bezirzt mich mit seiner Leichtigkeit und ehe ich mich versehe, kann ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Durch die Seiten fliege ich und bin ratzfatz durch mit dieser sehr sauber ausgeklügelten Geschichte. Ja, Finster hat es geschafft mich wieder für Ivar Leon Mengers Werke zu begeistern. Dieser Thriller mit seinem 80er Setting ist lohnenswert.

Finster von Ivar Leon Menger
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Zurück in die 80er heißt es in Finster. Dort wird in Katzenbrunn wieder ein Junge vermisst und für den Kommissar a.D. Hans J. Stahl endlich der Grund dem Greifer nach so vielen Jahren das Handwerk zu legen. Doch in einem Dorf, wo es viele alte und kauzige Menschen gibt, ist dies ein schweres Unterfangen.

Lesen:

Wenn ihr Lust auf einen gemütlichen Thriller habt, der euch zurück in die 80er-Jahre beamt und euch gleichzeitig mit einem verzwickten Fall zu unterhalten weiß.

Weglegen:

Spricht nichts dafür. Kann von allen Lesenden gelesen werden, die Brutalität geht hier fast gegen Null, Finster verspricht eine schnelle und spannende Lektüre.

Mal ehrlich:

Dieser Beitrag enthält Produktplatzierungen. Okay, nicht in schriftlicher Form, aber im Bild oben könnt ihr viele Dinge entdecken, die auch in Finster eine Rolle spielen. Und Zigaretten. In rauen Mengen und von vielen Marken, finden sie im Buch Erwähnung. Aus Spaß an der Freude hätte ich so einen Minihinweis zu Beginn des Buches witzig gefunden. Denn ja, in Finster geht es zurück in die Mitte der 80er-Jahre und das Ambiente wird mit reichlich nostalgischen (okay damals waren sie brandaktuell) Produkten namentlich angereichert. Schlimm? Nö, denn das hat seinen Reiz und es ist doch schön, wenn sich Wiedererkennen beim Lesen einstellt.
Auch das Dorfleben des fiktiven und überalterten Dorfes Katzenbrunn ist perfekt getroffen. Hatte ich doch glatt das Dorf meiner Großeltern vor Augen. Das Setting und das 80er-Jahre Feeling haben mich voll begeistert.
Doch kann Finster auch inhaltlich überzeugen?

Finster wird durch viele Perspektiven erzählt. Dadurch sind die Einblicke ins Dorflebens sehr umfangreich, was viele Verdachtsmomente fördert und zu einer ganzen Reihe an Spekulationen meinerseits führt. Gleichzeitig gibt es neben dem Haupthandlungsstrang viele kleine Nebenschauplätze, die lose für sich schon interessant sind, aber sich lange zieren das Gesamtbild zu zeigen. Das macht den Reiz von Finster aus, denn an sich ist der Thriller leicht. Die Taten des Greifers sind beinah friedlich, aber von einem Grauen unterlegt, dass sich ganz leise anschleicht.
In Katzenbrunn lauern so einige Geheimnisse und es macht Spaß sie zu entdecken. Denn nicht alles ist so, wie es scheint.
Dank der kurzen Kapitel und der Multiperspektiven liest sich Finster flott. Die Mischung ist definitiv gelungen und ein bisschen Liebe liegt neben der Jagd nach dem Greifer ebenfalls in der Luft.

Fazit:

Finster ist ein gemütlich leichter Thriller, bei dem sich das Grauen auf ganz leisen Sohlen anschleicht. Die Reise zurück in die 80er-Jahre ist lohnenswert und der Thriller überzeugt durch reichliche Spannungsmomente.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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