Das Debüt von Ivar Leon Menger „Als das Böse kam“ war ein Highlight für mich. Deshalb war mir klar, dass ich diesen Autor definitiv im Blick behalten würde. Die Freude war groß, als ich sah, dass ein zweiter Stand-alone-Thriller von ihm erschienen ist, und so lest ihr

In meiner Rezension „Angst“ von Ivar Leon Menger, ob meine hohen Erwartungen sich erfüllten und ich womöglich das nächste Highlight entdeckt habe.


 

Angst von Ivar Leon Menger
© Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign, München

Infos zum Buch
erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Veröffentlicht 17. August 2023
ca. 448 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Du wirst ganz mir gehören!

Neue Psychospannung für Leser*innen von Arno Strobel, Andreas Winkelmann und Melanie Raabe
Jede Nacht hat ihre Kinder. Geschöpfe wie ihn, die um die beleuchteten Häuser schlichen und nach Beute suchten. Mit dem Teleobjektiv, aus sicherer Entfernung. Einmal im Monat eroberte der Schatten ein anderes Revier. Ein fremdes Viertel, eine neue Straße. Er wurde regelrecht süchtig danach. Bis er Mia sah. Und so blieb er für immer … Irgendetwas an Viktor stimmt nicht, das spürt Mia schon bei ihrem ersten Date im Edelrestaurant auf dem Dach des Kanzleramts. In den Tagen darauf geschehen merkwürdige Dinge, die sich irgendwann nicht mehr mit dem Zufall erklären lassen. Mias anfängliche Beunruhigung weicht einer lähmenden Angst. Doch dann beschließt sie, den Spieß umzudrehen. Ein tödliches Spiel beginnt …
Lesen Sie auch ›Als das Böse kam‹ von Ivar Leon Menger!

© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

Das Cover mit den roten Dahlien ist sehr schön und passt prima zur Story. Der Prolog ist erfrischend anders und eine kleine Vorschau auf das, was mich handlungsmäßig hoffentlich erwarten wird.

„Angst“ wird aus zwei Perspektiven erzählt. Da ist eine männliche, nicht namentlich erwähnte Person. Diese erzählt vorrangig von vergangenen Ereignissen, dabei wird klar, der Unbekannte ist der Antagonist in „Angst“.
Die zweite Perspektive beleuchtet Protagonistin Mia. Sie möchte eine großartige Schauspielerin werden und setzt alles daran, damit sich ihr Traum erfüllt. Mia weiß, was sie möchte, und arbeitet in jeder freien Minute daran, sich den entscheidenden Personen zu zeigen. Zu Beginn finde ich ihren Ehrgeiz erfrischend, doch im Verlauf ändert sich das. Mia wirkt immer naiver und auch schrecklich ich-bezogen. Ständig muss sie im Mittelpunkt stehen, die Welt dreht sich nur um Mia. Permanent ist sie in irgendwen verliebt oder wahlweise die Männer in sie. Auch Mias Umgang mit ihren Freunden ist irgendwann für meinen Geschmack sehr grenzwertig.
Generell habe ich bei fast allen Charakteren irgendwann das Gefühl, dass sie alle einen an der Waffel haben. Auch Mias Mitbewohnerin Yvonne ist schrecklich überzeichnet und auch keine Sympathieträgerin.

„Angst“ wirkt anfänglich reichlich überladen. Auch kleine schusselige Logikfehler sind vorhanden, was die Spannung zusätzlich drückt. Generell fällt es mir schwer, in der Geschichte anzukommen. Mir fehlen der rote Faden und ein Gefühl dafür, wohin sich die Story entwickeln könnte.
Nachdem sich die Fülle eingependelt hat, entsteht bei mir der Leseeindruck, dass die Entwicklung der Handlung stagniert. Irgendwie dreht sich die Story im Kreis und es geht einfach nicht mehr richtig voran.
Zwischenzeitlich frage ich mich, ob ich versehentlich zu einem anderen Genre gegriffen habe. Statt Thriller gibt es einen Ausflug in die erotische Abteilung der Literatur. Für meinen Geschmack ein bisschen zu viel des Guten, es ist für die Entwicklung der Geschichte gar nicht notwendig.

„Angst“ wird immer vorhersehbarer und schnell habe ich mich auf den vermeintlichen Stalker festgelegt. Ich möchte Herrn Menger gern zugutehalten, dass er ein wichtiges Anliegen ansprechen und behandeln wollte. Stalking ist ein wirklich ernstes Thema, aber dann muss es auch bitte schön vernünftig transportiert und umgesetzt werden. Ich konnte hier kein Stalking entdecken. Jedenfalls nicht in der Form, wie Mia sie sich zusammen gesponnen hat. Das ist völlig fern der Realität und völlig überzogen. Die ganze Entwicklung ist so grotesk, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Dabei flackert hin und wieder sehr wohl auf, wie hilflos sich Opfer fühlen können. Besonders, wenn sie ihr Gefühl nicht mit harten Fakten belegen können. Mir ist das aber insgesamt einfach zu wenig und leider fehlt mir hier die groß angekündigte Psychospannung.

Das Finale lockt mich nicht hinterm Ofen vor. Alle meine Überlegungen während des Lesens sind ein Volltreffer. Alle? Nein, ein Detail habe ich tatsächlich nicht kommen sehen, lässt mich dennoch augenrollend zurück. Diese Schlussentwicklung ist so hanebüchen, dass ich das Buch frustriert zuschlage.

Angst von Ivar Leon Menger
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine Geschichte, die gern ein Thriller mit Psychospannung gewesen wäre. Gut gesetztes Potenzial hofft beim Lesenden zu zünden. Den Rest entdeckt am besten selbst.

Lesen:

Wer Lust auf einen 0815 Thriller mit unrealistischen Handlungen und überzeichneten Figuren hat, bekommt hier definitiv etwas geboten.

Weglegen:

Kann ich wirklich empfehlen. Wenn ihr was vom Autor lesen möchtet, empfehle ich euch wärmstens „Als das Böse kam“.

Mal ehrlich:

„Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“ beschreibt meine Gefühle exakt. „Als das Böse kam“ habe ich von Ivar Leon Menger gefeiert, doch mit „Angst“ hat er in meinen Augen leider einen Flop erschaffen.
Schon von Anfang an ist die Story schrecklich überladen. Dazu gesellen sich unsympathische und flache Charaktere. Von den ganzen kleinen Logikfehlern mal abgesehen beginnt sich die Story schnell im Kreis zu drehen. Es geht kaum voran und die Handlungsfäden sind so offensichtlich angelegt, dass ich zum einen schon früh weiß, wer der „böse“ Stalker ist und auch, wie sich die Geschichte bis zum Ende entwickeln wird. So enttäuschend.
Am nervigsten ist für mich Mia. So eine egoistische, selbstbezogene, naive und völlig unsympathische Person als Protagonistin ist wirklich ein Graus. Das Stalking-Thema habe ich ernsthaft vermisst. Das alles ist so schrecklich konstruiert, dass es leider völlig unglaubwürdig ist. Dabei wäre es wichtig zu transportieren, wie hilflos sich Opfer fühlen. Das versucht Herr Menger zwar auch mit Mia, aber weil ich das Ganze unglaublich unrealistisch finde, springt das Gefühl einfach nicht über.
Auch der Schreibstil haut mich nicht vom Hocker. Platt, mit sehr hölzernen Dialogen. So spricht doch niemand.
Beworben wird „Angst“ als Thriller mit Psychospannung. Ich habe da leider keine entdeckt und da hilft es leider auch nichts, dass der Autor plötzlich in die erotische Literaturschiene abdriftet. Davon bin ich so verwirrt, dass ich nicht mal eine offensichtliche Anspielung verstehe.
Die „überraschende“ Wendung am Schluss entlockt mir dann ein letztes Augenrollen und ich schließe superenttäuscht das Buch.
Etwas positives habe ich aber doch noch zu sagen: Das Cover ist wirklich superhübsch.

Fazit:

Das war ein Satz mit X. Das war wohl nix. Statt Psychospannung gibt es unlogische Handlungen, Logikfehlerchen, platte Dialoge und flache Charaktere. Sehr offensichtlich und leider keine Leseempfehlung.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Hier findet ihr das Buch, womit mich Ivar Leon Menger überzeugen konnte:
Als das Böse kam von Ivar Leon Menger