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Vom Tropen Verlag habe ich sowohl eine spannende Buchvorstellung als auch tolle Buchpost zu Das Schweigen des Wassers erhalten. Die Neugier auf den Kriminalroman war groß, schließlich ist die Geschichte von einem wahren Fall inspiriert worden.

In meiner Rezension „Das Schweigen des Wassers“ von Susanne Tägder

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom Tropen Verlag erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Das Schweigen des Wassers von Susanne Tägder
© Umschlaggestaltung: Favoritbuero, München

Infos zum Buch
erschienen bei Tropen
Veröffentlicht 16. März 2024
ca. 336 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

»Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben.« Andreas Pflüger

Ein Toter im See. Ein Hauptkommissar zurück am Ort seiner Kindheit. Eine Stadt, die zu schweigen gelernt hat. Scharfsichtig und spannungsgeladen bis zum Schluss zeigt Susanne Tägder, was geschieht, wenn Menschen um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen. Inspiriert von einem wahren Fall.

Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen zurück in seine Heimatstadt geschickt. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Dabei hat er selbst so seine Schwierigkeiten mit den Vorschriften, seit seine Tochter gestorben ist.Auf seinen Instinkt kann er sich allerdings noch immer verlassen.Als die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck aus dem örtlichen See gefischt wird, weiß Groth, dass das kein Unfall war. Warum sollte ein guter Schwimmer wie Eck im See ertrinken? Und das kurz nachdem er Groth aufgesucht und behauptet hat, er würde verfolgt? Die Kollegen wollen den Fall zu den Akten legen, doch Groth ermittelt weiter. Und stößt dabei auf eine Spur, die ihn zu einer Kellnerin im nahegelegenen Ausflugslokal und zurück zu einem ungelösten Mordfall führt.

»Ein Roman von einer ungeheuer subtilen Wucht, der einen einsaugt und nicht mehr loslässt, nicht mal nach der letzten Seite. Susanne Tägder ist eine absolute Entdeckung!« Lucy Fricke

© Klappentext: Tropen

Der Einstieg ist ruhig und dennoch sofort atmosphärisch. Die Geschichte beginnt 1980 mitten in der DDR. In nur wenigen Szenenbildern wird deutlich, wie es damals so lief. Wie die Polizei arbeitete, welche Regeln es für Journalisten gab und was passierte, wenn sich jemand nicht daranhielt. Gleichzeitig ahne ich, dass die Ereignisse entscheidend für die Geschehnisse des Herbstes 1991 sein könnten.

Ab Kapitel 1 wechselt Das Schweigen des Wassers zu den Anfängen der Neunzigerjahre. Erzählt wird Das Schweigen des Wassers aus zwei Perspektiven.
Der große Handlungsfaden gehört Arno Groth, Kriminalhauptkommissar und Aufbauhelfer Ost in der fiktiven Stadt Wechtershagen. Er ist ein Außenseiter, die ostdeutschen Kollegen meiden ihn. Groth ist einsam und er vermisst schmerzlich seine tote Tochter Saskia. Was genau geschehen ist, wird erst später kurz thematisiert. Saskia ist ein wichtiger Teil von Groth und durch den beinah beschaulichen Einstieg habe ich Zeit, den Kriminalhauptkommissar in Ruhe kennenzulernen.
Der kleinere Handlungsfaden gehört der Servicekraft Regina Schadow. Sie wirkt undurchsichtig. Es umgeben sie so einige Geheimnisse, die sie nicht preisgibt, was meine Mutmaßungen über sie befeuern.

Durch Das Schweigen des Wassers führt der personale Erzähler, der mir zum einen die Nähe zu den beiden Protagonisten ermöglicht, zum anderen auch eine faszinierende Distanz schafft. Ich habe beim Lesen nicht das Gefühl, mit einen von ihnen Freundschaft zu schließen. Passend zur eher tristen Atmosphäre sind die beiden kein Sonnenschein. Alles wirkt bedrückend und leicht behäbig.
Die Ermittlungsmethoden aus den 1990er-Jahren faszinieren mich, ebenso das Kompetenzgerangel zwischen den neuen Kollegen. Die deutsch-deutsche Geschichte in ihren Anfängen wird düster gezeichnet.
Der Kriminalroman kommt ohne Effekthascherei und raffiniert angelegten Plot Twists aus. Die Erzählart ist unaufgeregt und doch mitreißend. Die Feinheiten des Falls werden authentisch dargestellt und es bedrückt zu lesen, wie jemand völlig unschuldig eines schweren Verbrechens beschuldigt wird. Was nicht passt, wird passend gemacht. Die Konsequenzen davon wabern durch die Geschichte so schwer und beklemmend, dass ich einfach wissen muss, wie alles enden wird.

Zwischenmenschliche Beziehungen stehen im Vordergrund, aber auch die Frage nach Heimatgefühl und wie es sein kann, dass ein Fall erst Jahre später wieder in den Fokus rücken kann, vielleicht auch muss, damit endlich so etwas wie Frieden einkehren kann. In diesem Kriminalroman und auch in dem wahren Verbrechen, welches Das Schweigen des Wassers zugrunde liegt, gibt es nicht nur ein Opfer. Die wahre Tragödie offenbart sich mit jeder gelesenen Seite mehr und mehr, schnürt mir dabei die Kehle zu. Und dazu bedarf es eben keiner adrenalinpeitschender Erzählart.

Das Ende ist genauso unglamourös wie die Geschichte selbst. Es ist ernüchternd und doch zündet da ein Funken Hoffnung. Manchmal bedarf es Geduld, teilweise jahrzehntelange Geduld, bis ein Verbrechen aufgeklärt werden kann. Aber nicht immer kann es auch gesühnt werden. Mich lässt die Geschichte nicht mehr los und so recherchiere ich selbst ein bisschen zu den Hintergründen des True Crime Falles.

Obwohl Susanne Tägder einen fiktiven Ort und Charaktere erschaffen hat, die nur an die Wahrheit angelehnt sind, so gelingt es ihr mit viel Fingerspitzengefühl das Unglück um Karin Grabowski und Werner Engler einzufangen. Sie bleibt bei ihrer Geschichte ganz dicht an den Ereignissen dran, formt nur wenig zu ihren erzählerischen Zwecken um. Am meisten beeindruckt mich, wie sie die Gefühle der wahren Personen in Das Schweigen des Wassers verarbeitet hat und in mir damit tiefe Betroffenheit auslöst.

Das Schweigen des Wassers von Susanne Tägder
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Das Schweigen des Wassers ist ein bedächtig erzählter Kriminalroman, der sich dicht an einer wahren Begebenheit hält und mit einer bedrückenden Atmosphäre zu überzeugen weiß.

Lesen:

Wenn ihr Krimis in ruhigerem, düsteren Erzählton mögt, die nach einer wahren Begebenheit ausgearbeitet werden.

Weglegen:

Wenn ihr Action haben und von packender kriminalistische Ermittlungsarbeit lesen möchtet, dann seid ihr mit diesem Buch falsch bedient.

Mal ehrlich:

Mir ist das Schreiben der Rezension schwergefallen und ich habe sie ehrlich gesagt eine ganze Weile vor mir hergeschoben. Aber nicht, weil mir der Kriminalroman nicht gefallen hat, sondern weil ich einfach keine Worte für das finden konnte, was mich an Das Schweigen des Wassers bewegt hat.
Ich versuche es dennoch:
Das Schweigen des Wassers ist ein ganz besonderer Kriminalroman, der unglaublich ruhig, aber mit einer düster bedrückenden Atmosphäre erzählt wird. Im Herbst 1991 ist die Welt eine andere als 1980. Alles ist nach der Wende im Umbruch, das merkt auch Hauptkommissar Arno Groth. Er kehrt aus Hamburg in seine Heimatstadt Wechtershagen in Mecklenburg zurück. Dort soll er die Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Eines Tages sucht Siegmar Eck ihn auf, berichtet von einem Verbrechen, zu dem er Beweise gesammelt haben will. Dann ist Eck plötzlich tot und Groth versucht nicht nur dessen Tod aufzuklären, sondern auch das Verbrechen, welches Eck aufklären wollte.
In einer unglaublich ruhigen Art, aber mit einem sehr eindrücklichen Schreibstil schwebe ich zwischen den Grenzen der ehemaligen DDR mit dem erfolgreichen Versuch, ein Verbrechen in die falschen Schuhe zu schieben und den jungen Anfängen einer Wiedervereinigung, die Verständnis auf beiden Seiten fordert.
Der Mordfall von 1980 beruht auf wahren Begebenheiten, ebenso der Tatverdächtige, der keiner sein kann, weil er ein hieb- und stichfestes Alibi hat. Susanne Tägder transformiert diese Ereignisse gekonnt in eine fiktionale Erzählung, die mich mit ihren leisen Tönen berührt. Es ist kein reißerischer Krimi, auch das Ende ist tragisch ruhig. Die Autorin hält sich so dicht an den Tatsachen, dass es schmerzt. Wer sich auf dieses Buch einlässt, wird mit einer erschreckenden Wahrheit konfrontiert, welche unter die Haut geht und einen lange nicht mehr loslässt.

Fazit:

Das Schweigen des Wassers ist ein ruhiger, aber tiefschürfender Kriminalroman. Hier gibt es keine reißerischen Spezialeffekte, sondern eine fiktionale Abbildung eines Verbrechens, dessen Tragödie einen bedrückenden Umfang genommen hat.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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