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Die berühmte Jane Austin als brillante Detektivin? Welche herrliche Idee fand ich und deshalb entschied ich mich für diesen Kriminalroman. Ich war recht neugierig darauf zu erfahren, wie viel Wahrheit und in welchen Mengen Fiktion ins Werk geflossen sind.

In meiner Rezension „Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin“ von Jessica Bull berichte ich von meinen Leseeindrücken zu diesem Krimidebüt.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von Droemer Knaur erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin von Jessica Bull
© Covergestaltung: Zero Werbeagentur, München

Infos zum Buch
erschienen bei Knaur
Veröffentlicht 4. Mai 2024
Originaltitel Miss Austen Investigates
Übersetzt von Susanne Wallbaum
ca. 432 Seiten
Band 1 der Reihe Miss Austen ermittelt
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass jeder gute Kriminalroman eine brillante Detektivin braucht…

Im wunderbar atmosphärischen historischen Krimi »Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin« löst die junge Jane Austen ihren ersten Fall.

Eigentlich will die 20-jährige Jane Austen den Ball in Deane House dazu nutzen, ihren Geliebten Tom Lefroy endlich zu einem Heiratsantrag zu bewegen. Doch plötzlich ist alle Romantik beim Teufel: In einem Wäscheschrank wird die Leiche einer Frau gefunden!

Jane erkennt in der Toten die französische Hutmacherin Madame Renault – und bemerkt, dass an deren Hals eine Kette fehlt. Weil Richter Craven sich nicht sehr für die Sache zu interessieren scheint, sammelt die scharfsinnige Jane nach und nach immer brisantere Informationen. Bis der Richter ihr eine schockierende Nachricht überbringt: Die verschwundene Kette wurde bei Janes geistig eingeschränktem Bruder Georgie gefunden.

Jetzt bleiben Jane noch sechs kurze Wochen, um den wahren Täter zu finden, sonst droht dem gutmütigen Georgie der Galgen …

Historischer Cosy Crime trifft auf Regency Romance

© Klappentext: Knaur

Das hübsche Cover von Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin ist ein schöner Hingucker und der abgebildete Hut findet sich unter jedem Kapitelanfang. Diese kleine Illustration wertet gleich die Seiten optisch auf.

Jessica Bull verschwendet jedenfalls keine Zeit. Nach einer kleinen Übersicht über Jane Austin und ihre Geschwister werde ich sofort ins ausgehende 18. Jahrhundert geführt. Die junge Jane ist auf einen Ball geladen und hofft insgeheim auf einen Heiratsantrag.
Ich finde es herrlich, mit welcher Leichtigkeit Jessica Bull die damaligen gesellschaftlichen Sitten und Gebräuche mit der aufgeweckten Jane Austin verknüpfen kann. Mitten in dem sehr lebendig gestalteten Setting geschieht ein Mord und Jane ist wildentschlossen, ihn aufzuklären.

Die Geschehnisse in Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin wird sehr entspannt und mit einem lockerleichten Schreibstil erzählt. Zwar achtet die Autorin auf eine authentische Redeweise, haucht aber gleichzeitig der Erzählung etwas Modernität ein. Ich mag das, das macht das Verständnis beim Lesen einfacher.
Der personale Erzähler begleitet ausschließlich Jane, verrät dennoch einige interessante Details über die anderen Figuren.
Während sich die Handlung weiter entspinnt, werden hier und da kleine Rückblenden eingebaut, wo es sinnvoll passt. So zeichnet sich Stück für Stück ein komplexes Gesamtbild ab.

Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin ist eine Mischung aus Cosy Crime und Regency Romance, wobei der Krimianteil sehr klein ist. Hier fußt einfach sehr viel auf Janes Mutmaßungen und nicht auf deduktiven Ermittlungsgeschick. Das macht die Geschichte irgendwann zähflüssig, weil ich im Gedankenkarussell von Jane Austin stecken bleibe und sich dieser Teil der Geschichte nicht wirklich weiterentwickelt. Der Fokus bei Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin liegt eher bei dem gesellschaftskritischen Blick auf die Politik und die gesellschaftliche Stellung der Frau der damaligen Zeit. Die Einschränkungen der Frauen sind so massiv, dass Jane Austin einfach nicht die Möglichkeit hat, wie ein klassischer Detektiv zu ermitteln. Aber ein bisschen mehr hätte ich schon erwartet.
Der Regency Romance Anteil ist sehr hoch und Jessica Bull definitiv gelungen. Da ich aber eher Cosy Crime erwartet habe, vermisse ich die Spannungselemente und einen packenden Kriminalfall. Dabei ist das Gerüst dafür definitiv da. Jessica Bull hat einen wirklich interessanten Mord konzipiert, doch leider schleppt sich die Auflösung derart anstrengend dahin, dass ich mich zwischenzeitlich wirklich aufraffen muss, Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin weiterzulesen. Das ist so schade, denn Jessica Bull hat ein ausgezeichnetes Talent stimmungsvolle Szenenbilder zu entwerfen und mich mit in die Regency-Epoche mitzunehmen.

Das Finale ist halbwegs packend mit einer Prise Dramatik, wobei ich mir den Täter schon eher zusammengereimt habe. Jessica Bull hat zwar versucht, mich mit einigen Verdächtigen in die Irre zu leiten, so recht geglückt ist es ihr aber nicht.
Dennoch bin ich mit dem Abschluss von Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin insgesamt zufrieden.

Im Grunde ist Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin fast durchgängig ein fiktionaler Roman. Der historische Hintergrund mit den Regeln, Gesetzen, Sitten und Ansichten der damaligen Zeit ist authentisch, ebenso einige vorkommende Personen in der Geschichte. Aber der Fall selbst, sowie die Ereignisse gehören ins Reich der Fantasie. Was ich aber völlig in Ordnung finde, da es ein bisschen den Charme von „Was wäre, wenn“ hat.

Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin von Jessica Bull
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein kleines bisschen leichte Krimikost mit einer großen Portion Regency-Vibes.

Lesen:

Wenn euer Herz für Regency Romance schlägt und ihr nur ein bisschen Krimi für die Würze haben wollt.

Weglegen:

Wer hier einen Cosy Crime à laMiss Marple erwartet, sollte lieber nach einem anderen Buch Ausschau halten.

Mal ehrlich:

Auf Miss Austen ermittelt. Die glücklose Hutmacherin hatte ich mich total gefreut. Die echte Jane Austin geht auf Verbrecherjagd. Mega Idee. Doch es kam anders. Oder besser gesagt, ich hatte die falschen Erwartungen an das Buch.
Aber von vorn:
Es beginnt recht spannend. Miss Austin wird auf einen Ball geladen, hofft insgeheim auf einen Heiratsantrag, doch dann geschieht ein Mord. Jane muss ermitteln, denn ihre Familie ist plötzlich in das Verbrechen mit involviert. Klingt spannend, oder?
Doch dann dreht sich die Story und ich lese mehr Regency Romance als Cosy Crime. Es ist generell alles sehr züchtig, also perfekt eingebettet in den historischen Kontext. Immer wieder rutscht das Verbrechen und die daraus entstehenden Konsequenzen aus dem Fokus oder ergießen sich wiederholt in denselben Mutmaßungen und Gedankengängen von Jane. Das bringt leider etliche Längen mit sich und ich vermisse den kriminalistischen Spürsinn. Zugute möchte ich halten, dass damals die Frauen kaum eigene Rechte und Freiheiten besaßen, dadurch ist es natürlich für Jane noch um einiges schwerer, zu ermitteln, wie es ein männliches Pendant können würde. Aber mir ist es leider zu wenig.
Die Auflösung des Verbrechens zieht sich also, während ich interessante Einblicke in die Regency-Epoche erhalte und es schon irgendwie süß finde, wie durch Janes Magen die Schmetterlinge toben.
Das Finale erzeugt noch leichte Spannung und die Aufklärung ist mit einer guten Prise Dramatik versehen. Der Täter ist für mich keine Überraschung, doch die Umsetzung und Auflösung hat mir gefallen.

Fazit:

Wer auf Cosy Crime aus ist, wird vielleicht enttäuscht werden. Wer aber Regency Romance liebt, wird mit dem kleinen Zusatz von Cosy Crime richtig glücklich mit dem Buch werden.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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