Es ist schon länger her, seit ich den dritten Bronski-Krimi gelesen hatte. „Bildrauschen“ lag schon eine Weile auf meinem SuB, weil dieses Buch wieder in einer Buddy-Read-Runde gelesen werden wollte. Ob ich nach dieser größeren Pause wieder gut in die Welt des Pressefotografen Bronski abtauchen konnte?
In meiner Rezension „Bildrauschen“ von Bernhard Aichner werde ich darauf eingehen und wie gut dieser Krimi meiner Meinung nach wirklich ist.
© Umschlaggestaltung: semper smile, München
erschienen beim btb Verlag
Veröffentlicht 22. März 2023
ca. 288 Seiten
Band 4 der Reihe Bronski
erhältlich als Broschiert, Hörbuch und eBook
Klappentext
Der Pressefotograf David Bronski nimmt eine berufliche Auszeit in den Tiroler Bergen. Aber das Unheil der anderen, von dem er seit über zwanzig Jahren lebt, verfolgt ihn. Auf einer Schneeschuhwanderung findet er eine Frauenleiche. Die Spuren am Tatort führen ihn zu einem abgelegenen Luxus-Chalet, in dem fünf Social-Media-Stars ihr Wochenende verbringen. Große Schneemengen fallen, Lawinen gehen ab, und das Chalet wird zum Escape-Room. Niemand kann entkommen, auch Bronski nicht.
© Klappentext: btb Verlag
„Bildrauschen“ beginnt schon fast poetisch schön. Das Setting besteht aus verschneiten Bergen mit einer malerisch weißen Landschaft. Die Ruhe und Stille verströmt Zufriedenheit, Glück und Erholung. Und ist dabei der ideale Kontrast, den Aichner zum Start ins Buch wählt.
Mir imponiert, dass er schon zu Anfang impliziert, dass er das Rad nicht neu erfindet. Aber durchaus in der Lage ist das Potenzial auf seine unvergleichliche Art auszuschöpfen.
Bernhard Aichners Schreibstil ist auf den Punkt. Die Dialoge nur auf den Wortteil reduziert, was die Erzählung unglaublich dynamisch und spannungsvoll macht. Gleichzeitig gibt es die Sicht von Bronski. Die Ich-Perspektive zieht mich sofort dicht an den Protagonisten.
„Bildrauschen“ ist theoretisch von den anderen Bänden lesbar, jedoch hat sich Bronski und sein Privatleben im Verlauf weiterentwickelt. Der Lesende bringt sich selbst um die Besonderheit von Bronski, wenn die ersten drei Bücher der Reihe nicht gelesen wurden.
Für mich fühlt es sich auch nach längerer Pause wie nach Hause kommen an. Die Ereignisse finden eine gute Zeit nach Ende von „Brennweite“ statt. Bronski steht an einem Scheideweg und ist emotional wie körperlich am Ende seiner Kräfte. Wird er sich für oder gegen eine Beziehung mit Svenja entscheiden? Ist er bereit für persönliches Glück? Dies sind Fragen, die Bronski umtreiben, ein zentraler Punkt der Geschichte sind und seine Handlungen extrem beeinflussen. Und mitten in dieser Findungsphase gerät er in einen Tötungsfall, bei dem auch noch die Leiche verschwindet. Inmitten dieser paradiesischen weißen Pracht gibt es kein Entkommen und ein Whodunit entsteht.
Die Anzahl der Figuren in „Bildrauschen“ bleibt angenehm überschaubar. Zugegeben, die fünf Influencer wirken auf mich extrem unsympathisch und hochnäsig. Ich bin genervt von ihrem Gehabe und der Art, wie sie sich Bronski gegenüber verhalten. Doch genau dies macht auch die Spannung aus, denn Bronski ist Profi und kitzelt so ständig neue Details hervor, die das Lesen von „Bildrauschen“ so packend macht.
Der Handlungsaufbau ist präzise, die Figurenausarbeitung tiefgreifend und realistisch. Auch das Zusammenspiel mit den Medien und der Polizei wirkt authentisch und nachvollziehbar. Die Frage nach dem wahren Täter begleitet mich beim Lesen dauerhaft und trotz zahlloser Theorien komme ich nicht auf die Lösung.
Der Showdown ist super umgesetzt, genau die richtige Mischung aus Dramatik, Spannung und Action. Der Abschluss der Reihe ist glanz-, aber nicht farblos. Es fügt sich alles so stimmungsvoll und logisch zusammen, dass ich zufrieden „Bildrauschen“ zuschlage.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein rasanter Kriminalroman mit einem romantisch schönen schneeweißen Bergsetting und dem Gefühl, mit einem Mörder eingeschlossen zu sein.
Lesen:
Wenn ihr Lust auf packende und auf den Punktgebrachte Unterhaltung habt.
Weglegen:
Nur wenn ihr gar keine Krimis lest oder ihr erst noch Band 1 – 3 der Reihe lesen möchtet.
Mal ehrlich:
„Bildrauschen“ ist ein Whodunit vom Feinsten. Bernhard Aichner hat wieder gezaubert und in seiner gewohnten knackigen Art einen Krimi erschaffen, der das Rad nicht neu erfindet, aber das Potenzial voll ausschöpft.
Der Anfang ist beinah friedlich schön. Bronski nimmt eine Auszeit in den verschneiten Bergen. Er will zur Ruhe kommen, sich über die brennenden Fragen seines Lebens klar werden. Und findet in der unberührten weißen Schönheit der Landschaft eine Tote. Damit beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, der mich das Buch beinahe inhalieren lässt.
Bronski berichtet aus seiner Sicht, was geschieht, unterbrochen von Dialogen, runtergebrochen aufs Nötigste. Das treibt das Geschehen rasant voran. Die Mischung aus immer neuen, unerwarteten Details sowie von Ehrgeiz getriebenen Charakteren sorgt für einen packenden Unterhaltungscocktail.
Der Schreibstil so flüssig und bildreich, dass ich immer das Kopfkino anhabe.
Die Frage nach dem wahren Täter treibt mich um, auf die Lösung komme ich erst, als Aichner das möchte. Der Abschluss der Reihe ist gelungen, schlicht und passend zu Bronski.
Fazit:
Ein packender Kriminalroman, der von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten weiß. Volle Leseempfehlung.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Neugierig auf die komplette Krimireihe geworden?
Dann empfehle ich euch den Start mit Band 1:
DUNKELKAMMER: Ein Bronski Krimi von Bernhard Aichner