Sehnsüchtig habe ich den dritten Teil der Bronski-Reihe erwartet. Die ersten zwei Bände haben mich definitiv gut unterhalten können und ich war äußerst gespannt, wie es wohl mit dem Fotografen Bronski und seiner Familie weitergehen würde.

In meiner Rezension „Brennweite“ von Bernhard Aichner gehe ich nicht nur auf den Inhalt der Geschichte ein, sondern auch, wie mir das Buch insgesamt gefallen hat.


 

BRENNWEITE: Ein Bronski Krimi von Bernhard Aichner
© Umschlaggestaltung: semper smile, München

Infos zum Buch
erschienen bei btb Verlag
Veröffentlicht 21. März 2022
ca. 352 Seiten
Band 3 der Reihe Bronski
erhältlich als Paperback und eBook
 

Klappentext

Frühling der Wunder. Deutschland erlebt das Unfassbare. Ein Blinder kann plötzlich wieder sehen, ein Terroranschlag wird verhindert, und eine Prophezeiung erschüttert das ganze Land. Verantwortlich dafür ist ein Mann, der aus dem Nichts kam. Ein Mönch, unscheinbar und bescheiden, das Volk glaubt an einen neuen Messias. Nur David Bronski und seine Kollegin Svenja Spielmann zweifeln. Sie machen sich auf die Suche nach der Wahrheit und decken den ungeheuren Plan eines Wahnsinnigen auf.

© Klappentext: btb Verlag

Optisch gefiel mir das Cover und es passte nicht nur zum Outfit der ganzen Reihe, sondern auch hervorragend zum Inhalt der Geschichte. Auch der Titel war passend gewählt worden, immerhin stellt dieser auch eine Assoziation zu einer Kamera her. Und das aus gutem Grund, denn Hauptfigur ist der Pressefotograf David Bronski. Dieser hat eine erstaunliche Entwicklung durch gemacht und ist mittlerweile ein echter Sympathieträger für mich geworden. Da es sich bei „Brennweite“ um den dritten Teil der Bronski-Reihe handelt, sei vorab verraten, dass sich jedes Buch unabhängig lesen lässt. Fehlende Vorkenntnisse werden wohl dosiert nachgereicht, sodass nicht die komplette Story des jeweiligen Vorgängerbuches verraten wird und die Option am Ende offenbleibt doch noch die anderen Teile lesen zu wollen. Aber um die Entwicklung der Kernfiguren wirklich schlüssig nachvollziehen zu können, rate ich dazu, mit „Dunkelkammer“ zu beginnen.

Die Ereignisse in „Brennweite“ finden einige Monate nach den aufregenden Geschehnissen von „Gegenlicht“ statt. Das Thema der aktuellen Story war sofort klar erkennbar und Antagonist sowie Protagonisten klar definiert. Der Reiz lag hier definitiv darin, den Wundermönch möglicherweise als Scharlatan entlarven zu können.

Die Anzahl der mitwirkenden Charaktere blieb angenehm überschaubar, sodass ich mich auch kaum umgewöhnen müsste. Die meisten Figuren kannte ich schon aus den vorherigen Bänden.
Die Entwicklung der Story war in sich glaubwürdig und chronologisch aufgebaut. Hier und da verriet der allwissende Erzähler schon, dass gewisse Ereignisse für den späteren Verlauf eine tragende Rolle spielen werden, da Vorgänge in Gang gesetzt wurden, welche die jeweilige Figur im Augenblick nicht kommen sehen konnte. Dadurch wurde Öl ins Feuer der Spannung gegossen.
Ab und zu gab es einen Wechsel der Perspektive. Während David Bronski alles persönlich und eindringlich erzählte, begleitete ich die anderen Figuren dank des auktorialen Erzählers. Eine weitere Besonderheit war, dass es in dem Buch keine direkte Rede gab, sondern Gespräche in eigens dafür geschaffene Kapitel mithilfe der neutralen Erzählperspektive wiedergegeben wurde. Durch die reinen Dialoge blieb das Drumherum schnörkellos und ich konnte mich komplett auf den Inhalt des jeweiligen Gespräches konzentrieren.

Der Haupthandlungsstrang dominierte dank der unterschiedlichen Perspektiven die Geschichte. Allerdings brachten die mit verschiedensten Beziehungsgeflechten versehen Nebenstränge eine abwechslungsreiche Dynamik in die Ereignisse, die reichlich Platz für persönliche Dramen und zwischenmenschliche Beziehungen ließen. Das wiederum rundete „Brennweite“ zu einem fühlbar echten Leseerlebnis ab. Immer hatte ich das Gefühl, mittendrin in dieser spannenden Reportage auf der Suche nach der Wahrheit zu sein.

Der Schreibstil war wie gewohnt auf den Punkt gebracht. Die kurzen Kapitel mit den knackig ausformulierten Sätzen hielten sich nicht mit aufwendigen oder gar langweiligen Details auf, sondern peitschten die Ereignisse zügig voran.
Kleinere Cliffhanger sorgten für überraschende Wendungen und fesselten mich an die Geschehnisse.
Die Schauplätze waren interessant gewählt und boten dramaturgisch die jeweils passende Bühne für die sorgfältig ausgearbeiteten Szenenbilder.

Der Showdown kam überraschend und ohne große spektakuläre Action aus. Durch seine Schlichtheit raubte er mir den Atem und ließ mich gebannt die letzten Seiten förmlich inhalieren. Das Ende kam relativ ruhig und etwas abgeklärt daher, nicht alles wurde aufgelöst, sodass noch ein Hauch kribbelige Ungewissheit übrig blieb.
Ich mochte den Abschluss des Buches, weil er stimmig zum Gesamteindruck war und sich einfach genau richtig anfühlte.

BRENNWEITE: Ein Bronski Krimi von Bernhard Aichner
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein ehrgeiziger Pressefotograf, der in einem Wunder die ganz große Story wittert, ohne zu wissen, dass er selbst zum Spielball von Ereignissen wird, die Unglaubliches für alle Beteiligten bereithalten.

Lesen:

Wenn ihr Lust auf einen auf den Punkt geschriebenen Krimi mit einem guten Spannungsgemisch habt.

Weglegen:

Wenn ihr Krimis im Allgemeinen nicht gerne lest.

Mal ehrlich:

Die Krimireihe um den Pressefotografen David Bronski mag ich total gern, weil es einfach Spaß macht, ihm und seiner Partnerin Svenja Spielmann bei der spannenden journalistischen Arbeit über die Schulter zu schauen. Neben einem guten Gespür für wirklich packende Storys haben die zwei aber auch eine sehr emotional wechselhafte Beziehung zueinander, was auf verschiedenen Ebenen für spannende Unterhaltung sorgt.
In „Brennweite“ war der Gegenspieler fast sofort bekannt und ich fragte mich, was es mit dem Wunder wirklich auf sich haben würde. So rätselte ich von Beginn an mit und war froh über den tollen Austausch mit meinen beiden Lesebuddys.
Bernhard Aichner verstand es ausgezeichnet mit seinen minimalistischen Beschreibungen, sowie kurz und knackig formulierten Sätzen eine fesselnde Spannung zu erzeugen. Durch die verschiedenen Perspektivwechsel sorgte „Brennweite“ für meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Dabei war das Gemisch der unterschiedlichen Perspektiven angenehm austariert.
Durch Bronskis Ich-Perspektive war ich ganz nah an ihm dran. Die neutrale Erzählperspektive, die der reinen Darstellung von Dialogen diente, sorgte für einen klaren Fokus auf das Wesentlichste und der auktoriale Erzähler kümmerte sich darum, dass ein vielschichtiges und spannungsgeladenes Gesamtbild entstand.
Ich mochte die Jagd nach der Wahrheit und das unspektakuläre Finale. Es war so herrlich unaufgeregt und dennoch so packend konzipiert, dass ich bis zum Schluss mit Hoffen und Bangen verbrachte.

Fazit:

Ein spannender dritter Band, welcher die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit wundervollen und lieb gewonnen Charakteren schürt. Der Blick aus der Sicht eines ehrgeizigen Journalisten bringt viele unerwartete Wendungen und super Unterhaltung mit sich.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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