Es ist mittlerweile über drei Jahre her, dass ich „Düstere Lande: Schatten des Zorns“ von Kiara Lameika, den zweiten Teil der Mittelalterreihe „Düstere Lande“ gelesen habe. Mir ist besonders das Ende sehr lebhaft in Erinnerung geblieben. Als ich 2023 von der Autorin eingeladen worden bin, mich bei ihrer Leserunde zu bewerben, konnte ich nicht ablehnen. Zu neugierig war ich, wie es mit Mathes und Ennlin weitergehen würde.

In meiner Rezension „Düstere Lande: Die dritte Klinge“ von Kiara Lameika nehme ich euch mit in den finalen Band der Trilogie und gehe darauf ein, ob sich die Geschichte auch unabhängig der ersten zwei Teile lesen lässt.


 

Düstere Lande: Die dritte Klinge von Kiara Lameika
© Umschlaggestaltung: N. Ochmann

Infos zum Buch
erschienen bei Books on Demand
Veröffentlicht 8. November 2023
ca. 486 Seiten Seiten
Band 3 der Reihe “Düstere Lande”
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Ulm, Spätmittelalter, a.d. 1499

Der junge Mathes wurde in den Schwabenkrieg am Bodensee einberufen, doch seine Verletzungen zwingen ihn in ein Ulmer Spital. Seine Freundin Ennlin begleitet ihn, geplagt von der Trauer um ihre verbrannte Mutter und dem Hass auf die Inquisition.

Während sich die beiden Jugendlichen vor einem gefürchteten Hexenjäger verstecken, wird eine Frau ermordet. Ehe sie sich versehen, geraten Ennlin und Mathes in einen tödlichen Sumpf aus Hass, Wahn und Liebe, bis sie schließlich der Krieg einholt …

Nach „Das Mahnmal“ und „Schatten des Zorns“ der dritte Band der Mittelalterreihe „Düstere Lande“.

© Klappentext: Kiara Lameika

In „Düstere Lande: Die dritte Klinge“ führt mich Kiara Lameika dieses Mal ins spätmittelalterliche Ulm. Die Handlungen setzten direkt nach dem Ende des zweiten Teils „Düstere Lande: Schatten des Zorns“ an und ich begleite Ennlin und Mathes, deren Reiseziel der Bodensee ist. Mathes wurde in den Schwabenkrieg einberufen. Doch eine schwere Verletzung macht eine Rast in einem Spital vor den Toren der Stadt Ulm nötig.
Es handelt sich hierbei um den finalen Band einer Trilogie. Obwohl die einzelnen Teile ineinander aufbauen, können sie unabhängig voneinander gelesen werden. Die jeweiligen Hauptthemen sind immer abgeschlossen.

Der Einstieg fällt mir leicht. Obwohl es schon eine Weile her ist, seit ich Band 2 gelesen habe, sind die Details sofort wieder da. Dies wird dadurch erleichtert, dass noch einmal kleine Rückblicke für das bessere Verständnis eingestreut werden. Ich freue mich wieder Ennlin und Mathes zu begleiten. Beide haben Schreckliches erlebt, und ich fühle besonders mit Ennlin mit. Der Verlust der Mutter schmerzt sehr, aber auch der Hass auf die Kirche setzt ihr zu. Die Emotionen der beiden Icherzähler sind gut spürbar. Ennlins Trauer ist greifbar und berührt mich sehr. Auch die Nebenfiguren wirken fein gezeichnet und vielschichtig.
Generell ist „Düstere Lande: Schatten des Zorns“ sehr atmosphärisch erzählt. Die damalige Zeit wirkt richtig lebendig und durch die Fußnoten gibt es gleichzeitig historisches Hintergrundwissen als auch Begriffserklärungen zu damaligen Bezeichnungen, welche im Text eingeflochten sind. So wird die Geschichte noch authentischer und der Lesende hat die Wahl, ob er die Erläuterungen gleich lesen möchte oder sie zu vernachlässigen sind.

Gegliedert ist „Düstere Lande: Schatten des Zorns“ in drei Teile, welche wiederum in mehrere betitelten Kapitel unterteilt sind. Sobald die Erzählperspektive der jungen Protagonisten wechselt, wird dies mit ihrem entsprechenden Symbol gekennzeichnet. So gelingt es spielendleicht den Überblick zu behalten. Des Weiteren finden sich im Buch Zitate aus dem historischen Werk „Hexenhammer“. Auf der einen Seite finde ich es interessant, was dort für ein Geschwurbel steht, aber andererseits auch erschütternd. Dieser Hass ist allumfassend und wirklich erschreckend. Wegen solchen Nonsens mussten Menschen qualvoll sterben. Auch Ennlin und Mathes setzen sich kritisch mit der Inquisition auseinander, jeder auf seine eigene Art. Auch die Sicht eines Dominikaner Mönches zu diesem Thema ist spannend.

„Düstere Lande: Die dritte Klinge“ entwickelt schnell einen spannenden Sog. Die ungeschönte mittelalterliche Atmosphäre in Verbindung mit der Beleuchtung der damaligen Lebensverhältnisse sorgen für eine packende Grundstimmung. Hinzu kommen ungewöhnliche Todesfälle und die Gefahr für Mathes und Ennlin vom Hexenjäger entdeckt zu werden. Diesem sind sie schon im zweiten Band gefährlich nahegekommen und nun ist auch er in Ulm.

Kiara Lameika verknüpft in „Düstere Lande: Die dritte Klinge“ mehrere Komponenten geschickt miteinander. Sie beleuchtet ein wenig den Schwabenkrieg, wie es vor, während und nach einem Kampfgeschehen war, aber auch wie damals der medizinische Versorgungstandart gewesen ist. Des Weiteren werden unterschiedliche Genres miteinanderverbunden, sodass sich Elemente aus Krimi, Thriller, Freundschaft, Liebe und der Gefühlswelten Heranwachsender finden lassen. Zusammen ergibt dies ein stabiles Gerüst, in denen die Handlungen spannungsvoll erzählt werden.
Kleinere Plot Twists sorgen für überraschende Momente und fesseln meine Aufmerksamkeit dauerhaft an die Geschichte.

Zum Ende hin erwartet mich ein packendes Finale, bei dem ich mitfiebere und unschlüssig bin, wie es wohl enden wird. Obwohl die Reihe mit „Düstere Lande: Die dritte Klinge“ endet, bleibt der Schluss so gestaltet, dass offene Fragen zwar geklärt sind, der Lesende aber selbst entscheiden kann, wie es ausklingen soll.

Düstere Lande: Die dritte Klinge von Kiara Lameika
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein historischer Roman, welcher eine interessante Mischung aus Krimi, Thriller, Liebe, einem Hauch Mystik und vor allem einen realistischen Blick in die Lebenswelt von 1499 in Ulm wirft.

Lesen:

Wenn mittelalterliche Romane euer Herz höherschlagen lassen und ihr authentische Geschichten mögt.

Weglegen:

Ist nur zu empfehlen, wenn ihr keine historischen Romane lesen mögt.

Mal ehrlich:

Bevor ich das Buch überhaupt aufgeschlagen hatte, waren leise Zweifel da. Würde ich noch gut in die Geschichte finden, nachdem ich Band 2 schon vor drei Jahren gelesen hatte? Nachdem ich angefangen habe zu lesen, waren die Bedenken direkt verschwunden. Ich bin sofort mitten im Geschehen und habe keine Schwierigkeiten, mich zurechtzufinden. Durch kleine Rückblenden wird mein Wissen der vorangegangenen Ereignisse aufgefrischt und ich freue mich, dass Band 3 da ansetzt, wo Band 2 endete.
„Die dritte Klinge“ ist ein historischer Roman, der auf sehr sauber recherchierten Fakten fußt und um den kunstvoll eine fiktive Erzählung gestrickt wird, die mehrere Genres gekonnt verknüpft. So stehen im Mittelpunkt zwei Jugendliche als Protagonisten, welche Abenteuer zu bestehen haben und sogar detektivisch aktiv werden. Über allem schwebt die Gewahr der Inquisition und die Einberufung in den Schwabenkrieg.
Die Atmosphäre ist oft düster und bedrohlich, wird aber durch Liebe und Freundschaft aufgehellt. Gespickt ist die Erzählung durch reichliche Zitate aus dem Hexenhammer, die mir wirklich die Fußnägel hochrollen. Unglaublich, wieviel Hass in Zeilen stecken kann.
Die Spannung zieht schnell an und am meisten fasziniert mich der Einblick in die Medizin der damaligen Zeit.
Die Mischung aus Beleuchtung der damaligen Lebensverhältnisse mit den Krimi- und Abenteuerelementen machen den Roman zu einer packenden Lektüre. Abgerundet wird das Ganze mit vielschichtigen Charakteren und eindrucksvollen realen Schauplätzen.
Sehr gut gelöst finde ich, dass in den Text authentische Begriff verarbeitet werden, welche aber sofort als Fußnote erklärt werden, wenn der Lesende dies möchte. Mich hat das nicht aus dem Lesefluss geholt und gleichzeitig mein Wissen erweitert.
Ein besonderer Clou bei dieser Reihe ist, dass sich die Bände unabhängig voneinander lesen lassen und dennoch ineinander aufbauen.

Fazit:

Ein atmosphärischer historischer Coming-of-Age-Roman, gespickt mit realen Fakten und einer überzeugenden fiktiven Geschichte, welche Spannung und gute Unterhaltung bereithält.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Neugierig auf den zweiten Band der Trilogie?
Dann schaut euch gerne meine Rezension dazu an:
Düstere Lande: Schatten des Zorns von Kiara Lameika