2021 habe ich „Fig“ von Poppy Lamour gelesen und war begeistert von diesem sehr tiefsinnigen, erotischen Roman. Das Spiel mit den gesellschaftlichen Normen und der Freiheit so zu sein, wie man selbst ist, gefiel mir so gut, dass diese Geschichte noch immer in meinem Gedächtnis widerhallt.
Mit „fig – Pariser Nächte“ von Poppy Lamour bin ich gespannt, wie sich die Beziehung der Hauptfiguren weiterentwickelt hat und erzähle ich meiner Rezension, ob mich auch der zweite Band überzeugen konnte.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover: Anke Koopmann, Designomicon
erschienen bei Briefgestöber
Veröffentlicht 08. Juni 2022
Empfohlenes Lesealter: ab 16 Jahre
ca. 260 Seiten
Spieldauer 8 Stunden und 45 Minuten
Sprecher:in Olivia York
Band 2 der Serie fig
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
Klappentext
© Klappentext: Briefgestöber
„fig – Pariser Nächte“ habe ich als Hörbuch gehört. Da für mich der Hörgenuss mit der Sprecherstimme steht und fällt, bin ich ganz froh, dass ich Olivia York gut hören kann. Sie schafft es, die Szenen lebendig wirken zu lassen und ich kann mich in die Erzählungen rund um Fey, Pierre und Yanis fallen lassen.
Ich mag es, dass Poppy Lamour durch eine kleine Wiederholung der Geschehnisse von Band 1 meine Erinnerungen auffrischt. Sie macht dies aber so geschickt, dass der Lesende zwar im Groben erfährt, was sich von Anfang bis zum aktuellen Moment ereignet hat, jedoch die genaueren Details spannungsvoll im Dunkeln bleiben. Wer mag, kann also ohne Vorkenntnisse „fig – Pariser Nächte“ lesen, ich empfehle aber dennoch mit Band 1 „fig“ zu starten. Dort werden die Persönlichkeiten von Fey, Pierre und Yanis viel intensiver ausgearbeitet und beleuchtet. Des Weiteren ist auch die Entwicklung der drei Hauptfiguren viel schöner ersichtlich.
Die polyamore Beziehung zwischen Fey, Pierre und Yanis wird zu Beginn sehr ausführlich geschildert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Ich mag den Gedanken dahinter, mir ist es aber bisweilen zu viel. So entstehen Längen und leider auch Wiederholungen, die meine Gedanken schweifen lassen und ich nicht mehr so gewissenhaft zuhöre. Für meinen Geschmack hätte es gerade am Anfang wesentlich geraffter erzählt sein können, denn ich habe schnell verstanden, worauf es bei einer polyamoren Beziehung ankommt. Das muss ich nicht aus drei verschiedenen Perspektiven mehrfach erzählt bekommen.
Es dauert also ein wenig, bis ich in „fig – Pariser Nächte“ ankomme. Der Titel ist Programm, denn die drei reisen nach Paris für eine Vernissage mit Yanis‘ erotischen Fotografien. Ich habe Lust, gedanklich nach Paris zu reisen, allerdings wird Paris vom Setting her nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die Vernissage hätte demnach überall auf der Welt stattfinden können. Das finde ich aber nicht weiter schlimm, denn das Ziel von Poppy Lamour war nicht, mir einen Sightseeing-Trip durch Paris zu schenken, sondern mit viel Gefühl aufzuzeigen, dass eine gefestigte Beziehung mit viel Liebe trotz schlimmsten Intrigen bestehen kann. Ich mag es, dass „fig – Pariser Nächte“ wieder eine sehr tiefsinnige Story geworden ist.
In Paris treffen Fey, Pierre und Yanis auf alte Bekannte und neue Menschen. Das bringt Abwechslung rein. Leider ist Olivia York nicht immer sattelfest in ihrer Stimmfärbung für einige Charaktere. Ganz besonders häufig fällt mir auf, dass sie besonders bei Kamie in den ersten Wörtern versucht, eine französische Aussprache zu kreieren, es dann aber wieder fallen lässt. Das finde ich irritierend und stört mich zunehmend. Es trifft häufig dann auf, wenn Kamie längere Zeit keinen Text hatte.
Ansonsten kann ich die Charaktere recht gut auseinanderhalten. Nur manchmal weiß ich in direkten Dialogen zwischen Pierre und Yanis nicht, wer gerade spricht.
Poppy Lamour beschäftigt sich sehr eingehend mit den unterschiedlichen Arten und Auswirkungen von Mobbing sowie Bodyshaming und was Diversity eigentlich bedeutet. Dadurch bekommt die Erzählung schon fast etwas poetisches, wie von Selbstliebe und der reinen Kunst als Medium zur Verdeutlichung von wirklich wichtigen Themen gesprochen wird.
Generell steht das Thema Liebe ganz im Fokus von „fig – Pariser Nächte“. Ihre Vielfältigkeit wird in den buntesten Farben beschrieben und gipfelt dabei recht häufig in detailverliebten Erotikszenen. Sie sind niveauvoll und so kunstvoll beschrieben, dass es mir viel Freude bereitet, ihnen zu lauschen. Olivia York leistet hier wirklich hervorragende Arbeit und ich kann mir alles sehr gut vorstellen.
Generell ist der Schreibstil von Poppy Lamour sehr bildlich und mit viel Raffinesse. Sie trifft immer den richtigen Ton, auch bei den Szenen, die menschliche Inkompetenzen verdeutlichen.
„fig – Pariser Nächte“ kommt ohne Machtgefälle und toxische Beziehungsmuster aus. Das weiß ich an diesem Buch sehr zu schätzen. Es geht um Liebe und Achtsamkeit, das wird in jeder Faser dieses Romans spürbar. Spannung kommt dennoch nicht zu kurz. Egal ob ein Blind-Event in völliger Dunkelheit oder ein Foto-Shooting mit jeder Menge Honig, „fig – Pariser Nächte“ schenkt Wärme und Licht.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Es geht weiter mit der Beziehung von Fey, Pierre und Yanis. Dieses Mal geht es nach Paris, doch nicht jeder freut sich auf das polyamore Dreiergespann. Es erwartet sie Intrigen, Zwietracht und Anfeindungen. Kann ihre Liebe dem standhalten?
Lesen:
Wenn ihr auf der Suche nach einem erotischen Liebesroman seid, der Wert auf Liebe und Achtsamkeit legt und ohne toxisches Machtgefälle auskommt, dann seid ihr bei „fig – Pariser Nächte“ genau richtig.
Weglegen:
Hier geht es um die Liebe in seiner schönsten Form und um reichlich Sex. Wenn ihr das nicht lesen mögt, dann solltet ihr euch für ein anderes Buch entscheiden.
Mal ehrlich:
Ich war gespannt, wie es mit Fey, Pierre und Yanis weitergehen würde. Die drei sind mir in sehr guter Erinnerung geblieben, denn ich mochte es, welch tiefsinnigen, erotischen Roman Poppy Lamour geschrieben hat, der sich frei von gesellschaftlichen Zwängen entwickelt hatte.
Würde Band 2 auch so toll werden?
„fig – Pariser Nächte“ besticht durch seine Vielfältigkeit an Liebe, die in jeder Facette ausgelebt wird. Achtsamkeit, Vertrauen, Freundschaft und die Akzeptanz gegenüber Menschen, die nach gesellschaftlichem Verständnis „anders“ sind, stehen ganz klar im Fokus dieser Geschichte. Natürlich werden auch schwierige Themenfelder wie Bodyshaming, Mobbing und Missgunst beleuchtet. Das bringt die Atmosphäre ebenso zum Brodeln wie auch die niveauvollen und sehr ausführlich beschriebenen erotischen Szenen. Die Mixtur von „fig – Pariser Nächte“ gefällt mir, sie ist manchmal sogar ein wenig poetisch.
Allerdings ist sie mir am Anfang zu ausschweifend, besonders als erklärt wird, welches die Grundpfeiler einer polyamoren Beziehung sind. Das hätte geraffter sein können, so kamen Längen auf. Auch ist Band 2 wesentlich ruhiger und dadurch in den Erklärungen viel Ausführlicher als Band 1, was manchmal die Atmosphäre und die kribbelige Spannung schmälert.
Doch eine schöne Besonderheit von „fig – Pariser Nächte“ ist es, fotografische Kunst mit der Freiheit zu l(i)eben, wie jeder möchte, zu kombinieren. Dies passiert völlig ohne Machtgefälle und toxische Beziehungsmuster. Das Buch ist sicherlich nicht nach jedem Geschmack, aber meiner Meinung nach lesenswert.
Fazit:
Tiefergehende Gefühle gepaart mit reichlich erotischen Szenen verdeutlichen, wie wichtig es ist, wirklich frei über das eigene Leben bestimmen zu können. „fig – Pariser Nächte“ verfolgt andere Themen als Band 1, was der Geschichte eine interessante Weiterentwicklung ermöglicht.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Neugierig darauf, wie alles begann?
Dann empfehle ich euch:
fig von Poppy Lamour
Danke für den Lesetipp! Klingt sehr interessant. Ist allerdings so gar nicht das Genre, das ist sonst so lesen würde. Aber vielleicht muss man ja auch mal über den Tellerrand schauen und den Horizont erweitern 😉 Ich glaube mir wären da zu viele erotische Szenen enthalten. Wobei mich deine Rezension schon neugierig gemacht hat, vor allem weil auch schwierige Themen behandelt werden und die Gefühle der Protagonisten wohl sehr gut rüberkommen.
Liebe Grüße, Diana
Liebe Diana,
na klar, es ist natürlich Geschmackssache. Aber es ist natürlich auch schön, wenn vielleicht mal was ausprobiert wird, was einem sonst nicht liegt. Vielleicht magst du mal in die Leseprobe reinschnuppern.
Liebe Grüße
Mo
Mein Genre wäre es auch nicht, aber ich muss dazu sagen, dass ich in Sachen Büchern eh einen komplizierten Geschmack habe 🙂 Frag meine Tochter!
Hinzu kommt, dass du hier das Hörbuch vorstellst, da komme ich noch weniger ran! Ich bin nämlich so eine Kandidatin, die garantiert keine 5 Minuten am Stück „gewissenhaft zuhören“ könnte! Dafür bin ich viel zu schnell abgelenkt und das hat kein Hörbuch verdient 🙂
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
ich verstehe dich absolut. Hörbücher kann ich nur auf dem Fahrrad hören. Beim Hausputz oder anderen Aktivitäten schweifen meine Gedanken zu sehr ab. Und im Sitzen oder Liegen wäre ich ruckzuck eingeschlafen. Aber pssst, die Geschichte gibt es auch klassisch als Buch. Es ist aber völlig okay, dass du bei Büchern einen anderen Geschmack hast. Kompliziert gibt es nicht 😀
Liebe Grüße
Mo
Ich liebe es, wie ausführlich und spannend du deine Rezensionen formulierst. Die Kritik wird für die nächsten Romane abgespeichert, vielen Dank! Es freut mich sehr, dass dir der zweite Teil gefallen hat. Der dritte Teil ist auch wieder ganz anders 😉
So, jetzt kann ich wieder motiviert an die Arbeit gehen.
Liebe Grüße
Poppy
Liebe Poppy,
ganz lieben Dank für deinen Kommentar und dein Lob. Das freut mich und lässt mich motiviert an die kommenden Rezensionen gehen.
Liebe Grüße
Mo