„Fig“ begegnete mir besonders auf Instagram viel und da ich von der Autorin Sonja Rüther, die hier unter dem Pseudonym Poppy Lamour schreibt, schon Bücher kenne und weiß, dass diese immer sehr viel Tiefgang haben, wollte ich unbedingt auch diesen erotischen Roman kennenlernen.

In meiner Rezension „Fig“ von Poppy Lamour verrate ich euch, wie mir die Geschichte um Fey gefallen hat und wem ich dieses Buch empfehlen würde.


 

fig von Poppy Lamour
© Cover: Anke Koopmann, Designomicon

Infos zum Buch
erschienen bei Briefgestöber
Veröffentlicht 28. Juli 2021
ca. 186 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Feys Leben könnte kaum unbedeutender sein.

Ständig wird sie übersehen, und in dem Bretagne-Urlaub mit ihren Freunden ist sie das fünfte Rad am Wagen. Doch als sie am Strand auf einen Fremden trifft, ändert sich ihr Schicksal. Magisch angezogen von dem Fotografen und seinem Model betritt Fey eine sinnliche, erotische Welt, in der sie jegliche Hemmungen fallen lässt, um mit leidenschaftlicher Hingabe sich selbst neu zu entdecken. #Polyamorie #Pansexualität

„Ein unglaublich sinnlicher und außergewöhnlicher Erotikroman mit liebenswerten Protagonisten und den aufregendsten Erotikszenen, die ich seit langem lesen durfte.“ – Katelyn Faith

© Klappentext: Briefgestöber

Erotischer Roman ist nicht gleich erotischer Roman, das habe ich schon vor einiger Zeit feststellen dürfen. Als ich das Cover von „Fig“ zum ersten Mal gesehen hatte, war mir nicht klar, wohin diese Reise wohl gehen würde. Obwohl das Buchkleid doch recht schlicht ist, wirkte es eindrücklich und lockte mich. Schon im ersten Kapitel wurde die Symbol- und Doppelhaftigkeit deutlich. Sowohl die Frucht als auch der Titel des Buches waren passgenau zur Story.
Der Zusatz „erotischer Roman“ verriet zudem sofort, welches Genre die Geschichte bedienen würde und ich kann euch sagen, dass es hier um eine sehr facettenreiche Darstellung der schönsten Nebensache der Welt handelte.

Sollte der geneigte Leser erotische Literatur mögen? Ich finde, dass es schwer zu beantworten ist, denn „Fig“ war eindeutig viel mehr als nur das. Es war ästhetisch, kunstvoll und auf einem gänzlich anderen Niveau als alles, was ich bislang in diesem Bereich gelesen hatte. Hier ging es um die Lust auf Augenhöhe, das Gefühl geliebt zu werden, so wie jeder Mensch ist und sich angenommen zu fühlen. Ein Zuhause zu finden, auf Zeit oder sogar für immer.

Besonders gut gelungen fand ich, dass sich Poppy Lamour ein ganz individuelles Paar ausgesucht hatte, dass polyamor ist. Das heißt, dass sie mehrere Menschen gleichzeitig lieben können und eine offene sowie ehrliche Kommunikation führen. Gemeint sind in diesem Fall Pierre und sein Partner Yanis. Zwei unglaublich liebenswerte Personen mit einem unheimlich guten Gespür für zwischenmenschliche Beziehungsebenen. Sie schauten den Menschen auf den Grund ihrer Seele und erkannten deren Wahres ich.
Und weil „Fig“ ein kompositorisches Meisterwerk ist, verwunderte es mich nicht, dass Yanis Künstler mit Leib und Seele war. Ein Charaktermensch, den ich sofort gern hatte. Ja, er war sehr empfindsam und brachte all jene emotionalen Facetten mit, die wir in Gedanken mit künstlerischen Genies verbinden, es war aber niemals klischeebeladen.
Yanis Partner Pierre konnte ich zu Beginn noch nicht richtig fassen. Er war mir etwas zu nebulös und es war spürbar, dass er sich vor irgendetwas in Acht nahm. Er war zwar offen und sympathisch, doch irgendwas hielt ihn doch zurück. Stück für Stück wurde entblättert, was das Problem gewesen ist, gleichzeitig wuchs mir Pierre genauso sehr ans Herz wie Yanis. Zu gern würde ich diese Personen auch mal im wahren Leben treffen, um die Magie ihrer gegenseitigen Liebe und jene, diese mit anderen Menschen teilen, spüren zu können.

Doch es gab natürlich auch einen starken Kontrast in Form von Fey und ihren Freunden. Letztere gehörten in die Kategorie arrogante Schnösel und es wunderte mich, dass Fey sie als Freunde wahrnahm. Sie ließen keine Gelegenheit aus, Fey lächerlich und kleinzumachen, manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass sie Fey einfach nur als eine Art niedrigere Angestellte betrachteten. Oh ja, diese sogenannten Freunde brachten mein Blut vor Zorn in Wallung, während mir Fey schon vom ersten Augenblick an leidgetan hatte. Es war spürbar, wie unglücklich sie war, und ich konnte ihre Sehnsucht nach ungeteilter, bedingungsloser Liebe fast körperlich spüren.

Dank des auktorialen Erzählers erfuhr ich viel über Fey, Yanis und Pierre. Innerhalb der Kapitel gab es Perspektivwechsel, was Spannung erzeugte und durchgängig dafür sorgte, dass ich völlig ahnungslos in die Szenenwechsel getrieben wurde. Der flüssig lockerleichte Schreibstil von Poppy Lamour nahm mich mit auf ein erotisches Abenteuer, das am Weltbild rüttelt und zeigt, wie magisch wahre Liebe sein kann. Doch Vorsicht! Alle Szenen waren äußerst bildhaft beschrieben worden, sodass für die eigene Fantasie kaum Platz war. Das muss der gewillte Leser mögen, sonst wird „Fig“ kein Genuss.

fig von Poppy Lamour
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein sehr sinnlicher Roman, in dem es um viel Sex geht, der jedoch auf Augenhöhe stattfindet. Hier geht es um Liebe in Reinform und nicht um die Unterdrückung der Frau. Beleuchtet wird zudem die polyamore Lebensweise.

Lesen:

Wenn ihr anspruchsvolle erotische Geschichten mögt, die frei von gesellschaftlichen Zwängen sind. Dann ist „Fig“ eine große Leseempfehlung.

Weglegen:

Wenn ihr erotische Szenen mit mehr als zwei Personen unangenehm empfindet oder ihr generell mit dem Genre nichts anfangen könnt, solltet ihr „Fig“ lieber nicht zur Hand nehmen. Und wer unsicher ist, unbedingt die Leseprobe anschauen.

Mal ehrlich:

„Fig“ entführt den Leser auf mehreren Ebenen in eine außergewöhnliche Geschichte. Ja, hier ging es um sehr viel Erotik, doch es war so ganz anders als alles, was ich bislang gelesen hatte und weit über gesellschaftliche Normen hinausging. Dabei kam das Geschriebene völlig unverfälscht natürlich herüber. Poppy Lamour nimmt in „Fig“ den Leser mit auf eine Reise abseits von festen Lebenswegen und öffnet dabei das Herz für außergewöhnliche Kunst und Polyamorie.
Mittendrin eine Protagonistin, die sich selber nicht lieben kann. Fey hasst eigentlich ihr Leben, fühlt sich klein und unbedeutend, bis sie durch Zufall Yanis am Strand trifft. Diese Begegnung wird ihr Leben auf aufregende Weise durcheinanderwirbeln und ich durfte hautnah dabei sein, wie etwas in ihrem Inneren geweckt wurde, dass sie erblühen ließ.
Manchmal wurden mir Feys Selbstzweifel zu viel, ich hätte sie schütteln können, aber zum Glück halfen ihr Pierre und Yanis mit ihrer unvergleichlichen Art Stück für Stück zu mehr Stärke.
Ja, es ist ein erotischer Roman, doch hier findet sich nichts Anrüchiges. Im Gegenteil, Poppy Lamour schuf ein sehr ästhetisches Buch mit reichlich starken Kontrasten. Mich hat „Fig“ emotional stark berührt auf mehreren Ebenen und dieses Buch ist wahre Kunst in Reinform.

Fazit:

Mit „Fig“ erwartet euch ein sehr tiefsinniger erotischer Roman, der voller ästhetischer Augenblicke ist und die Fesseln von gesellschaftlichen Konstrukten sprengt. Kunst in seiner Reinform: Anregend und sinnlich.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf eine Liebesgeschichte in den schottischen Highlands mit viel Tiefgang?
Dann empfehle ich euch:
Das Lied der Wölfe von Rena Fischer