Würdet ihr auch mal Mäuschen spielen wollen und herausfinden, wie Autoren und Autorinnen ihre Werke erschaffen? Und was natürlich noch viel spannender ist, welche Marotten oder gar Rituale sie beim Schreibprozess haben?
Also ich wäre da definitiv gerne einmal stille Beobachterin, daher fand ich das Buch auch sehr ansprechend.
In meiner Rezension „Schreibwelten. Wie Jane Austen, Stephen King, Haruki Murakami, Virginia Woolf u. v. a. ihre Bestseller schufen.“ von Alex Johnson erzähle ich euch, was euch inhaltlich erwartet und wie es mir gefallen hat
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Einbandgestaltung: Arnold & Domenick,Leipzig
erschienen bei wbg Theiss
Veröffentlicht 10. März 2023
Originaltitel Rooms of Their Own: Where Great Writers Write
Übersetzt von Birgit Lamerz-Beckschäfer
ca. 192 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch
Klappentext
Mit welcher Tinte schrieb Jane Austen? Warum beginnt Isabel Allende alle Romane am 8. Januar? Was kostete Ray Bradburys Schreibmaschine? Alex Johnson unternimmt in »Schreibwelten« eine unterhaltsame Reise durch die Weltliteratur und erzählt von den kleinen Geheimnissen und merkwürdigen Gewohnheiten unserer Lieblingsschriftsteller:innen – von Astrid Lindgrens Geheimschrift über Victor Hugos Ofen bis zu Mark Twains Gartenlaube.
Wir erhalten Zugang zu ihren ganz privaten Lebensräumen, blicken ihnen beim Schreiben über die Schulter und erfahren, wie sie ihre besten Werke geschaffen haben.
* Ein beeindruckender Trip durch 500 Jahre Weltliteratur * Liebevoll und farbenfroh illustrierter Band, der zum Weiterlesen verführt * Ein wahrer Schatz voller Anekdoten und Merkwürdigkeiten * Stephen King, Ernest Hemingway, Sylvia Plath u.v.a. hautnah
Die schönsten Marotten und Rituale unserer liebsten Autor:innen
Alex Johnson hat 50 herausragende Autor:innen ausgewählt. Wir treffen sie in Cafés und Garagen, auf Dachböden und einsamen Inseln. Agatha Christie hatte die besten Ideen in der Badewanne. Nabokov erfand »Lolita« im Auto. Einige legen Wert auf spitze Bleistifte und blaues Papier, andere kritzeln auf einfach alles.
© Klappentext: wbg Theiss
Das mintgrüne Cover mag ich fast ebenso sehr wie die Haptik des Buches. Es wirkt fast ein bisschen wie Leinen, was das Buch optisch aufwertet. Das Inhaltsverzeichnis verrät, bei welchen Schreibenden ich einen Blick auf ihr Arbeitsumfeld und ihre Schreibrituale erhalte.
Der Inhalt weiß mich ebenfalls zu überzeugen. Der Aufbau ist schön strukturiert und die AutorInnen werden mit ihrem Schreiballtag kurz porträtiert. Alex Johnson geht dabei nicht speziell in die Tiefe, was er aber meiner Meinung nach auch gar nicht muss. „Schreibwelten“ ist dadurch herrlich schön kurzweilig und mithilfe des lockerleichten Erzählstils kann ich dieses hübsche Buch genießen.
Von jedem Autor und jeder Autorin gibt es ein kleines Bild, ein personalisierter knackiger Titel und die Anmerkung, wo sich der Lieblingsschreibort genau befindet. Eine sehr schöne Idee und Umsetzung.
Den SchriftstellerInnen sind zwischen zwei und vier Seiten gewidmet, wobei sich darunter auch immer passende Illustrationen von James Oses befinden. Oftmals widmet er seinen Zeichnungen dem Schreibbereich der jeweiligen AutorInnen. Prinzipiell mag ich die farblichen Illustrationen, doch hier und da wäre ein echtes Foto weitaus interessanter gewesen. So würde ich liebend gern den Schreibtisch von Danielle Steel begutachten, der in Form ihrer drei Bestseller gestaltet ist. Das kommt auf der Zeichnung nicht so eindrucksvoll zur Geltung, wie ich mir das gedanklich vorstelle, was ich bedauere.
Dennoch möchte ich die Illustrationen hervorheben, denn James Oses hat sie viel Mühe gegeben, die Schreiborte möglichst detailgetreu abzubilden. Wer recherchiert, wird im Internet die Fotografien dazu finden und überrascht sein, wie gut der Zeichner dies umgesetzt hat.
Eine Besonderheit in „Schreibwelten“ ist, dass es zwischendrin kleine Themenboxen gibt, in denen Alex Johnson zum Beispiel davon berichtet, welche AutorInnen gerne im Liegen schreiben, wie sie mit Ablehnungsbescheiden umgehen oder welche tierischen Hausgenossen sie begleiten. Das lockert „Schreibwelten“ zusätzlich auf und so finden noch viel mehr SchriftstellerInnen Erwähnung als hier näher beleuchtet werden.
Leider kenne ich von den fünfzig Schreibenden nur die wenigsten durch ihre Werke. Oft kenne ich nur die Namen, manchmal kenne ich sie überhaupt nicht. Das stört mich jedoch keineswegs, denn es macht so viel Spaß davon zu lesen, wie sie es schaffen, dass ihre Kreativität fließt.
Richtig gut gefällt mir zudem, dass es zwischendurch passende Zitate aus der schreibenden Zunft gibt, was „Schreibwelten“ herrlich abrundet. Das Sahnehäubchen befindet sich am Ende von „Schreibwelten“. Dort hat sich Alex Johnson die Mühe gemacht und die Besucherinformationen zu den vorgestellten Schreiborten zusammengetragen. Leider sind nicht alle Orte öffentlich zugänglich, aber auch das wird vermerkt.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Wie die AutorInnen innerhalb von 500 Jahren Weltliteratur, auf die zu Ideen zu ihren Werken kamen, erzählt Alex Johnson kurz und unterhaltsam in diesem Buch.
Lesen:
Wer Lust hat, mal ein bisschen Mäuschen zu spielen und einen Blick hinter die Kulissen der schreibenden Zunft werfen möchte.
Weglegen:
Wer es sehr ausführlich mag, wird hier enttäuscht werden. Dafür kann dieses Buch aber mit einer breiten Auswahl an SchriftstellerInnen quer durch 500 Jahre Weltliteratur aufwarten. Entscheidet selbst.
Mal ehrlich:
Ich liebe Bücher, welche Überraschung. Und selbstverständlich lockt mich ein Buch über die Menschen, die diese wundervollen Geschichten erst erschaffen. Wie arbeiten sie? Was inspiriert sie? Welche Gewohnheiten haben sie und wie sieht der Ort aus, an dem sie Weltliteratur schreiben?
Auf diese Fragen und noch mehr geht Alex Johnson in diesem Buch ein. Dabei hält er sich angenehm kurz, sodass zwar die einzelnen Beiträge zu den AutorInnen oberflächlich wirken, mich aber mit vielen erstaunlichen Aha-Momenten und Schmunzlern begeistern können. Dabei rundet die geschmackvolle Gestaltung das Leseerlebnis ab. Das Buch ist mit großartigen Illustrationen geschmückt. James Oses hat sich wahnsinnig viel Mühe gegeben, die Schreibwelten originalgetreu wieder zu geben. Bei jeder Vorstellung gibt es Illustrationen und gelegentlich interessante Themenblöcke, die sich mit gezielten Anekdoten rund um die schreibende Zunft beschäftigt. Zum Beispiel wie die AutorInnen sich sportlich betätigen, welche Neujahrsvorsätze sie haben oder dass die Inspiration auch in einem Café zu finden ist.
Obwohl ich manche AutorInnen nicht mal vom Namen her kenne, dieses Buch lädt einfach zum Schmökern und Stöbern ein. Kleine Zitate zwischendurch über das Schreiben peppen „Schreibwelten“ stimmungsvoll auf. Die breite Auswahl an SchriftstellerInnen quer durch 500 Jahre Weltliteratur gefällt mir super, sodass ich euch „Schreibwelten“ wärmstens ans Herz legen kann. Ein ideales Geschenk – nicht nur für BücherliebhaberInnen.
Fazit:
Eine herrliche Gelegenheit, in die Arbeitsroutine von 50 AutorInnen zu schnuppern. Kurzweilig, knackig und empathisch beschrieben ist „Schreibwelten“ ein gelungenes Sachbuch zum Staunen und Blättern.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
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