Gekauft habe ich mir das Buch, weil meine Buddy-Read-Partnerin sich das ausgesucht hat. Da es sich hierbei um eine Trilogie handelt und der Sammelband günstiger als die einzelnen Bände ist, fiel mir die Entscheidung relativ leicht. Allerdings hat mich die Ankunft des 819 Seiten starken Buch ganz schön erschrocken.

In meiner Rezension „Twist Me – Verschleppt“ von Anna Zaires berichte ich von meinen Eindrücken zum ersten Band der Trilogie.


 

Twist Me - Verschleppt von Anna Zaires
© Cover: Najla Qamber Designs

Infos zum Buch
erschienen bei Mozaika Publications
Veröffentlicht 17. Juli 2017
Originaltitel Twist Me
Übersetzt von Grit Schellenberg
ca. 398 Seiten
Band 1 der Serie Twist Me
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Entführt und auf eine einsame Insel verschleppt.

Ich hätte niemals gedacht, dass mir so etwas passiert. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass eine zufällige Begegnung kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag mein Leben völlig umkrempeln würde.

Jetzt gehöre ich ihm. Julian. Dem Mann, der genauso rücksichtslos wie gutaussehend ist – dem Mann, dessen Berührungen mich brennen lassen. Ein Mann, dessen Zärtlichkeit ich verstörender finde, als seine Grausamkeit.

Mein Entführer ist ein Rätsel für mich. Ich weiß nicht, wer er ist, oder warum er mich verschleppt hat. In ihm ist eine Dunkelheit – eine Dunkelheit, die mir genauso Angst macht, wie sie mich anzieht.

Mein Name ist Nora Leston und das ist meine Geschichte.

© Klappentext: Mozaika Publications

Die Covergestaltung des Einzelbandes unterscheidet sich vom Sammelband, aber ich finde beides gelungen. Sie sehen in der Farbgestaltung schön aus, verraten aber nichts über den Inhalt der Geschichte. Die Story um Julian und Nora wird in drei Bänden erzählt. Die Titel der einzelnen Bücher geben schon einen kleinen Aufschluss, was das Kernthema sein wird. Im ersten Band, „Twist Me – Verschleppt“ lerne ich die einzige Erzählerin Nora kennen. Es ist die erlebende Erzählperspektive in der Ich-Form.

In „Twist Me – Verschleppt“ bleibt die Anzahl der Figuren sehr übersichtlich und beschränkt sich im Kern auf gerade mal drei Personen. Dabei dreht sich alles um Julian, den gut aussehenden „Bad-Boy“ und die gerade erwachsen gewordene Nora. Beide Charaktere bleiben mir bis zum Schluss völlig unsympathisch. Ich empfinde sie als eindimensional gestaltet und voll mit Klischees beladen.
Julian hingegen soll den klassischen erotisierten Bösewicht mimen, der trotz seiner blendenden Schönheit und seines gestählten Körpers eine tiefschwarze Seele hat, die mit dunkeln sexuellen Gelüsten beladen ist.

So treffen die beiden sich zum ersten Mal in einem Klub, die Atmosphäre heizt sich auf, Nora spürt, dass von Julian Gefahr ausgeht. Sie fürchtet sich, fühlt sich gleichzeitig aber wie die Motte vom Licht angezogen. Es vergeht ein wenig Zeit, ich lerne Nora und ihren Alltag ein bisschen näher kennen, kann die junge Frau aber dennoch nicht richtig greifen. Sie wirkt auf der einen Seite schon recht reif für ihr Alter, aber gleichzeitig auch schrecklich naiv und dümmlich.
Julian dagegen bleibt ein Mysterium. Er soll furchteinflößend, aber auch gleichzeitig liebevoll sein. An sich schließt das eine das andere ja nicht aus, aber hier wirkt das alles völlig unglaubwürdig.

Der Schreibstil von Anna Zaires ist einfach, aber schön flüssig verfasst, sodass sich die Zeilen flott lesen lassen. Eigentlich die idealen Bedingungen, um einen schönen Liebesroman mit dunklen erotischen Elementen zu erzählen. Wäre da nicht das völlig falsch transportierte Bild der körperlichen Unterwerfung mithilfe von Sex.
Nora ist unschuldig im wahrsten Sinne des Wortes und wird von Julian entführt und auf seine private Insel verschleppt. Warum und wieso klärt sich später. Viel wichtiger ist Julian von Anfang an, dass Nora sein neustes Spielzeug für seine Libido wird. Zu diesem Zweck muss er sie natürlich „trainieren“, damit sie seine Bedürfnisse erfüllen kann. Selbstverständlich sorgt Julian dafür, dass auch Nora dabei Lust empfindet und mir wird beim Lesen einfach nur schlecht.

„Twist Me – Verschleppt“ ist voll von diesen sexuellen Begegnungen zwischen den beiden. Diese werden immer extremer und Anna Zaires greift hier und da in die BDSM-Kiste und vermittelt dadurch ein völlig falsches Bild von Menschen, die sich bewusst und aus freien Stücken für so eine Spielart entscheiden. Stattdessen nötigt sie ihre Hauptfigur Julian dazu, Nora einfach zu ihrem „Glück“ zu zwingen. Er bestimmt einfach, dass sie eine masochistische und devote Ader hat. Nora hinterfragt das nicht ein einziges Mal. Ihre Fluchtgedanken sind so schnell weggespült wie Fußspuren am Strand. Völlig unglaubwürdig.
Aber am meisten hat mich entsetzt, dass in „Twist Me – Verschleppt“ ernsthaft der Vergleich zu Frauen gezogen wird, die tagtäglich unter den schlimmsten nur möglichen Bedingungen zur Prostitution gezwungen werden. Es werden die Unterschiede zwischen Nora und den Sexsklavinnen herausgearbeitet, die mich einfach nur sprachlos machen. Damit wird Julians Handeln bagatellisiert und auch noch als romantisch vermarktet. Wer das als erregend empfindet, hat sich über Missbrauch und seine Facetten noch nie Gedanken gemacht.
Und nein, „Twist Me – Verschleppt“ hat nichts mit Dark Romance zu tun. Nur weil die männliche Hauptfigur kriminell und bösartig ist und sein Spielzeug zu Orgasmen bringt, ist das noch lange kein Dark Romance. Die heftigen Sexszenen dienen hier überhaupt nicht zur Entwicklung der Figuren, sondern sollen nur voyeuristisch unterhalten.

Mir fehlt es in „Twist Me – Verschleppt“ an so vielem. Die Thematik wird einfach nicht ernst genommen, sie wird heruntergespielt und als nicht so schlimm dargestellt. Hier reiht sich eine sinnlose Sexszene an die nächste. Hauptsache es wird brutaler und noch orgasmusreicher. Die Rahmenhandlung wird zum Hintergrundrauschen, Nora lebt in den Tag hinein und langweilt mich mit den Erzählungen aus ihrem sonnigen Alltag und den dunklen Stunden im Bett bei Nacht mit Julian.
Nicht mal der Plot Twist, der plötzlich auf einen ganz anderen Gaul umschwenkt, kann hier noch etwas retten. Stattdessen frage ich mich ernsthaft, was das wieder soll.
Es wird so abstrus, dass ich eigentlich den Rest nur noch überfliege. Logische Entwicklung eines Handlungsgerüstes suche ich vergeblich. Es geht in „Twist Me – Verschleppt“ nur um das Toppen an Gewalt ohne Sinn und Verstand.

Twist Me - Verschleppt von Anna Zaires
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Backfisch wird von Bösewicht auf eine einsame Insel entführt. Dort wird ihr suggeriert, dass es normal ist, sexuell unterdrückt zu werden und Freiheitsberaubung am Ende noch ein Geschenk ist.

Lesen:

Bloß nicht! Das hier ist weder ein Liebesroman noch Dark Romance. Das Buch ist flacher als eine Flunder und voller scheinheiliger Legitimation von sexueller Gewalt.

Weglegen:

Empfehlenswert! Gar nicht erst darüber nachdenken, das Buch zu kaufen, auszuleihen oder anzuhören. Lieber gleich zu einem anderen Buch greifen.

Mal ehrlich:

An das Buch hatte ich keinerlei Erwartungen. Mir war schon klar, worauf es hauptsächlich in „Twist Me – Verschleppt“ herauslaufen würde, aber was ich dann zu lesen bekam, verschlägt sogar mir die Sprache.
Ich bin nun wirklich nicht so leicht zu schocken und lese auch ganz gern mal erotische Lektüre. Dass die Bandbreite ziemlich groß ist, weiß ich auch. Auch habe ich keine Probleme mit Geschichten, die Kernelemente des BDSM bedienen oder gar im Dark Romance Genre angesiedelt sind. Was ich aber überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn mir sexueller Missbrauch als romantisch verkauft wird und mit der schweren Vergangenheit des männlichen Protagonisten begründet wird. Da hört es dann wirklich auf.
Ich habe das Buch in einem Buddy-Read gelesen und zum Glück auch täglich nur zwei Kapitel.
Die Story ist einfach nur platt, strotzt vor Klischees und hat Logikfehler, da rollen sich mir die Zehennägel hoch. Die Charaktere sind eindimensional, unsympathisch und besonders Nora schrecklich einfältig.
Über dreiviertel des Buches lese ich nur, wie Julian (der böse Mann, der sein Opfer auf eine einsame Insel entführt) Nora seinen Willen aufzwingt (ach, sorry, sie trainiert) und mal eben festlegt, dass sie eine zutiefst masochistische und devote Ader hat. Mitspracherecht hat sie logischerweise keins, aber hey, Nora vergleicht sich mit Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden und findet, dass sie doch dagegen mit der Lust, die sie bei der ganzen Vögelei empfindet, doch ganz gut dasteht. Außerdem hat sie es doch auf der Insel so gut, immer Essen und Trinken, kann malen, lesen und fischen gehen. Yeah.
Plötzlich kippt der sonnige Südsee“traum“ und jetzt wirds so richtig plemplem. Was als extremer Plot Twist gedacht ist, lässt mich einfach nur noch ungläubig auflachen. So was Konstruiertes habe ich wirklich noch nie gelesen.
Das Einzige, was ich positiv hervorheben kann, ist der Schreibstil der Autorin. Er ist einfach und damit schnell und flüssig lesbar.

Fazit:

Das Buch ist so weit von Dark Romance entfernt wie der Lottogewinn von meinem Konto. Wer es mag, dass sexuelle Gewalt an Frauen bagatellisiert und als erotisch verkauft wird, kommt voll auf seine Kosten. Mich hat es nur erschüttert und den Kopf schütteln lassen.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Möchtet ihr wissen, was Dark Romance wirklich ist?
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Leckerbissen von Kitty Thomas