Das Buch reizte mich schon länger. Der Klappentext war total interessant und dennoch lag es über ein Jahr ungelesen auf meinem E-Reader. Aber dem Konzept des Buddy-Reads sei Dank, kam ich endlich dazu, es zu lesen.

In meiner Rezension „Hinter diesen Türen“ von Ruth Ware wird sich zeigen, ob mich der Inhalt überzeugen konnte.


 

Hinter diesen Türen von Ruth Ware
© Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur GmbH

Infos zum Buch
erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Veröffentlicht 28. Dezember 2020
Originaltitel The Turn of the Key
Übersetzt von Stefanie Ochel
ca. 368 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Ein Haus in den Highlands – das zum Albtraum wird

Es schien der ideale Job zu sein: Rowan Caine ist überglücklich, als sie die Stelle als Kindermädchen in einem einsam gelegenen Haus in Schottland bekommt – bei einer perfekten Familie mit vier Töchtern. Doch in kürzester Zeit wird der vermeintliche Traumjob zum absoluten Albtraum. In dem Haus, das eine denkmalgeschützte Fassade hat und – im krassen Gegensatz dazu – innen mit einer High-Tech-Ausstattung aufwartet, geschehen beängstigende, unerklärliche Dinge. Rowan fühlt sich ständig beobachtet, nicht nur von den Überwachungskameras, die in jedem Zimmer hängen. Auch das Verhalten der Kinder wird immer seltsamer. Bis es einen schrecklichen Todesfall gibt – und Rowan unter Mordverdacht gerät.

© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

Angelockt von guten Rezensionen und dem wirklich sehr neugierig machenden Cover, war ich sehr gespannt auf „Hinter diesen Türen“. Bislang habe ich von der Autorin Ruth Ware noch nichts gelesen, weshalb ich diesen Einzelband mit viel Vorfreude zur Hand nahm.

Am Anfang war ich leicht irritiert, weil es begonnene Abschnitte gab, die plötzlich endeten und etwas Neues begann. Erst dachte ich, dass was fehlt, dann begriff ich, dass die Protagonistin Rowan Briefe schrieb. Und zwar an einen Anwalt, Mr. Wrexham. Denn Rowan sitzt für den Mord an einem Kind im Gefängnis, ist aber aus ihrer Sicht unschuldig und hofft auf einen Anwalt, der ihr aus dieser prekären und aussichtslosen Lage hilft.
Die Idee fand ich total interessant, und so las ich ein Buch, dass keine Kapitel hatte, dafür ein in Romanform verfasster Brief an Mr. Wrexham war. Manchmal sprach Rowan den Anwalt persönlich an, machte eine Pause von den aktuellen Geschehnissen, die sie rückwirkend erzählte. Ab und zu deutet sie unglückliche Ereignisse an, was die Neugierde noch mehr anheizte.
Das Geschriebene las sich unglaublich flüssig und leichtgängig.

Eine Weile befürchtete ich, dass „Hinter diesen Türen“ ins paranormale Abdriften könnte, aber Ruth Ware bekam immer den Bogen, sodass es zwar schaurige Momente gab, aber ich doch im Hinterkopf nach einem natürlichen Ursprung grübelte. So entsteht eine mystische Grundspannung.

Generell gab es viel zu grübeln. Protagonistin Rowan war seltsam, wie auch die Familie Elincourt. Die Eltern absolute Techniknerds, die ihr ganzes Haus mit einem Smart Home System namens „Happy“ ausgestattet haben, mit Kameras in jedem Zimmer und die Möglichkeit, in jedem Raum durch versteckte Mikrofone und Lautsprecher telefonieren zu können. Allein schon diese Vorstellung finde ich sehr gruselig.
Aber auch die Kinder sowie die Küchenhilfe waren merkwürdig. Besonders der Hass gegen das neue Kindermädchen Rowan war so unfassbar hoch, dass ich mich ständig fragte, was denn hier einfach nicht stimmte.
Ich kam nicht dahinter, wurde auf falsche Fährten gelockt und vom Ende völlig gebannt. Ein richtig guter Plot Twist, den ich absolut nicht habe kommen sehen. Ich war schwer begeistert von der Auflösung, die eine Frage jedoch für die Fantasie ihrer Leser unbeantwortet lässt.

Für mich ist „Hinter diesen Türen“ kein klassischer Thriller. Dafür ist das Buch zu ruhig, manchmal ein bisschen zu sehr mit detaillierten Beschreibungen vom Interieur und Technikkram beseelt, aber mit einer Grundspannung ausgestattet, die mich zum Weiterlesen animierte. Ich wusste, dass es einen Todesfall geben würde, nur nicht wer und wann. Toll geschrieben und sehr verwinkelt umgesetzt. Mir hat es insgesamt gut gefallen.

Hinter diesen Türen von Ruth Ware
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein ungewöhnlicher Handlungsaufbau mit einer Mischung aus Roman und direkter Ansprache, in der Ich-Form erzählt. Die Geschichte fängt nur langsam an zu wirken, dafür aber nachhaltig.

Lesen:

Wer Lust auf eine ungewöhnliche Story mit einer sich langsam entwickelnden Spannungskurve hat, findet hier ein Buch mit einem sehr packenden Plot Twist.

Weglegen:

Wer hier einen gruseligen Thriller erwartet, wird definitiv enttäuscht werden. Daher nur lesen, wenn es auch viel gemütlicher sein darf.

Mal ehrlich:

„Hinter diesen Türen“ war ganz anders, als ich es erwartet hatte. Glaubte ich nach einigen Seiten eine Art Gruselbuch zu lesen, so wurde ich im Verlauf eines Besseren belehrt. Ja, es gab gruselige Augenblicke, unheimliche Ereignisse und gelegentlich eine angstgeschwängerte Atmosphäre. Wie ein Thriller fühlte sich das Buch auch nicht an, dennoch entfaltete sich langsam ein regelrechter Sog. Ja, bisweilen wirkte die Story gemütlich, war aber nie langweilig oder besonders langatmig. Gut, die Technikepisoden waren etwas ermüdend, aber für Freunde von Smart Home und Co. bestimmt interessant.
Dennoch beeindruckte mich im Nachhinein die Vielschichtigkeit. Ich habe nichts kommen sehen, ja, ein paar Dinge habe ich vermutet, aber gewusst? Oh nein.
Auch der Aufbau des Buches war ungewohnt, aber genial. Statt Kapitel schrieb Rowan, das Kindermädchen, einen Brief an einen Anwalt, Mr. Wrexham. Er sollte ihr helfen, ihre Unschuld zu beweisen. Dafür schrieb sie ihm in Romanform, was wirklich geschah.
Die Spannung, ach, das ganze Buch, ließ mich irgendwann nicht mehr los und es machte mich sprachlos, aus welchen Gründen alles in einer namenlosen Tragödie endete.

Fazit:

„Hinter diesen Türen“ besticht durch seine ganz eigene Art des Erzählens, durch das leichte Verschmelzen von Horror- und Thrillerelementen zu einem leichtgängig lesbaren Roman, indem nichts so ist, wie es wirklich scheint.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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