Könnt ihr euch noch an den spektakulären Juwelendiebstahl am 25. November 2019 im Historischen Grünen Gewölbe des Residenzschlosses Dresden erinnern? Also ich habe das damals nur am Rande mitbekommen, fand aber die Idee spannend, dass der Autor Patrick Burow daraus einen True Crime Roman gemacht hat.

In meiner Rezension „Der Diamanten-Coup“ von Patrick Burow berichte ich euch, ob mir die Umsetzung gefallen hat.


 

Der Diamanten-Coup von Patrick Burow
© Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Infos zum Buch
erschienen bei Benevento
Veröffentlicht 25. August 2022
ca. 296 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Blitzeinbruch im legendären Grünen Gewölbe: Wer sind die Kunstdiebe von Dresden?

Der Coup dauert nur fünf Minuten. Wenige Axthiebe genügen, das Sicherheitsglas zersplittert und die kostbaren Juwelen verschwinden. Die Einbrecher erbeuten in der Staatlichen Kunstsammlung Dresden Schmuckstücke von unermesslichem Wert. Darunter auch der »Sächsische Weiße«, ein weißer Diamant mit 48 Karat. Ein Juwelenraub von nie dagewesener Dimension – und unvergleichlicher Dreistigkeit!

Thriller-Autor Patrick Burow nimmt sich diesen spektakulären Kriminalfall zum Vorbild für sein Buch. Professor und Kunstdetektiv Adrian Falke gerät in Verdacht, mit dem Diamantenraub in Verbindung zu stehen. Tags zuvor interessierte er sich auffällig für die Sicherheitsmaßnahmen. Doch Falke ist unschuldig. Gemeinsam mit der Direktorin des Grünen Gewölbes macht er sich auf die Suche nach den legendären Diamanten. Können die beiden die wahren Juwelen-Räuber schnappen?

– Unschuldig verdächtigt: Kann Kunst-Detektiv Adrian Falke diesen Fall lösen?

– Atemlose Verfolgungsjagd durch die Welt: Schauplätze in Hamburg, Paris, Dubai, Antwerpen und London

– Rasantes True-Crime-Abenteuer basierend auf einer wahren Begebenheit

– Spannende Lektüre für Fans von Dan Brown

Bis heute ungelöster Fall: Packender Thriller, inspiriert vom Juwelenraub in Dresden

Patrick Burow ist Schriftsteller und promovierter Jurist. Als Strafrichter weiß er aus eigener Erfahrung, wovon er in seinen Büchern erzählt. In »Der Diamanten-Coup« lässt er seine Leserinnen und Leser tief in das zwielichtige Milieu krimineller Clans eintauchen: Raub, Schmuggel und Schwarzmarkt-Machenschaften sind an der Tagesordnung. Ein actionreicher True-Crime-Thriller zwischen elitärer Kunstszene und Clanmilieu!

© Klappentext: Benevento

Bevor ich mich dem Inhalt vom „Der Diamanten-Coup“ widme, muss ich erst einmal loswerden, wie schön ich dieses Buch optisch finde. Das Cover und der Buchschnitt sind wirklich hübsch und passend zur Story. Denn es dreht sich um Juwelen, viele kostbare Juwelen. Einzig das aufgedruckte „Spiegel Bestseller – Autor“ Logo hätte echt nicht sein müssen, das verschandelt das Buch meiner Meinung nach. Aber gut, es kommt ja letzten Endes auf den Inhalt an.

Der gefiel mir anfänglich sehr. Der Einstieg ging sofort packend los, da der Einbruch ins Grüne Gewölbe fast augenblicklich stattfand und die Spannung extrem hoch angesetzt wurde. Dazu kommen die kurzen Kapitel, die einen rasanten Blickwinkelwechsel zur Folge haben, sodass aus mehreren Perspektiven der Raub beleuchtet wird. So lässt sich am Anfang auch gar nicht erkennen, wie viel Wahrheit und wie viel Fiktion in den Zeilen schlummern. Das macht es so richtig packend.
Richtig gut gefiel mir am Kapitelanfang die Orts-, Datums- und Zeitangabe. So wusste ich immer, wo in der Geschichte ich mich befand.

Der erste Dämpfer meiner Euphorie kommt, als ich recht früh einen Logikfehler bemerke, der so offensichtlich ist, dass ich mich darüber ärgere. Manche mögen ihn für trivial halten, mich hat er aber aus dem Lesefluss gerissen und irritiert. Dann beginnt mich auch die Entwicklung der Charaktere zu stören, zumal sie reichliche Klischees bedienen.
Da wäre zum einen den Professor und Kunstdetektiv Adrian Falke, der eine wild gewordene Mischung aus Indianer Jones und James Bond ist. Wobei dieser den Vergleich mit dem erst Genannten nicht zu schätzen weiß. Dieser Detektiv kann einfach alles. Selbstverteidigung, sich in der Unterwelt bewegen, ohne dass ihm jemand etwas Böses möchte, logisch oder?
Besonders gruselig ist die Darstellung der beiden Ermittler, Kommissar Vogt und Kommissar Steinkamp. Sie wirken wie Dumm und Dümmer, können aber auf Kosten ihrer Dienststelle quer durch die Welt jetten. Das wurde mir dann alles doch ein wenig zu fantastisch, ebenso die wilde Jagd quer durch Europa und einem kurzen Abstecher nach Dubai. Mittendrin Herr Falke und Museumsdirektorin Julia Graf. Sie versucht mit Professor Falke die gestohlenen Juwelen wieder zu beschaffen und werden ihrerseits gejagt.

Zudem scheint es Herr Burow zu lieben, Actionszenen äußerst detailliert und bildlich zu beschreiben. Da kann es schon mal passieren, dass in Slow Motion eine Schlägerei erzählt wird. Der Stoff, aus dem dieser Roman ist, wäre in Hollywood ein klassischer Actionstreifen, mit viel sinnlosem Inhalt, aber guter Unterhaltung.
Ja, hier darf ich wirklich nicht viel hinterfragen. So einiges passt im weiteren Verlauf einfach bei näherer Betrachtung nicht mehr zusammen und der Fall vom Grünen Gewölbe ist mittlerweile so weit entfernt wie die Sonne von der Erde. Ich hätte durchaus damit leben können, wenn der Klappentext nicht suggerieren würde, dass hier der Juwelenraub im Grünen Gewölbe Thema ist.
Das ist er nämlich wirklich nur am Anfang, wo die Basisinformationen zum Verbrechen spannungsvoll dargestellt werden. Dann aber verliert sich True Crime und es wird ein Abenteuer daraus gesponnen, das leider wirklich nicht überzeugend ist. Mir fehlt an allen Ecken und Enden die Realität, was superschade ist, denn auch wenn Herr Burow aus verständlichen Gründen die True Crime Ebene verlassen wollte, mehr Authentizität hätte „Der Diamanten-Coup“ wirklich nicht geschadet.

Ein Pluspunkt ist aber der einfache und effektvolle Schreibstil. „Der Diamanten-Coup“ lässt sich locker lesen, sorgt für rasante Lesestunden und hat sogar hier und da noch etwas Wissen, um Diamanten im Allgemeinen zu verteilen.
Das Ende kam hollywoodmäßig, aber nicht überraschend. Ach, und da hätte ich doch glatt noch diese zarte Romanze vergessen. Hoppla. Aber die hat es meiner Meinung nach nicht rausgerissen und Entschuldigung, aber dieses kitschige Ende hätte ich wirklich nicht gebraucht.

Der Diamanten-Coup von Patrick Burow
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Einen abenteuerlichen, actiongeladenen Krimi, der zehn Prozent True-Crime und neunzig Prozent aus wilden Verfolgungsszenen rund um Juwelen besteht.

Lesen:

Wenn ihr Lust auf actionreiche Unterhaltung habt, bei der ihr nicht viel Nachdenken möchtet und nicht alles haarklein plausibel ist.

Weglegen:

Wenn euch der echte Raub im Grünen Gewölbe fasziniert und ihr einen realistischen Roman über das Verbrechen lesen wollt, dann solltet ihr das Buch besser liegen lassen.

Mal ehrlich:

Auf „Der Diamanten-Coup“ war ich sehr gespannt. True Crime mit Fiktion gemischt klang richtig gut und dann auch noch zu einem Diebstahl, der sich in Deutschland ereignet hat. Klasse. Dazu ein hübsches Cover und toller Buchschnitt, ich konnte es kaum erwarten, den Thriller zu lesen.
Der Einstieg war rasant, sowohl jener der Räuber ins Grüne Gewölbe, um die Diamanten zu stehlen, als auch ins Buch. Durch knackige Kapitel gab es rasche Perspektivwechsel und das erhöhte die Spannung.
Doch relativ schnell kühlte meine Begeisterung ab und „Der Diamanten-Coup“ konnte mich immer weniger abholen. Mir war das alles zu viel Action, manche Szenen wirkten völlig überzogen.
Leider blieben die Charaktere selbst auch furchtbar eindimensional und oftmals waren sie mit Klischees beladen. Nehmen wir zum Beispiel die Ermittler. Die Ermittlungsarbeit war haarsträubend und die zwei völlig unreflektiert mit ihren wilden Theorien.
Und dann sind da noch die Museumsdirektorin und ein Professor, der als Kunstdetektiv arbeitet. Die zwei wollen auch die Diamanten aus dem Grünen Gewölbe zurückholen und ab da wird es dann ziemlich abenteuerlich.
Unterhaltungstechnisch war „Der Diamanten-Coup“ erste Sahne, wenn ihr Filme á la Indianer Jones mögt, inklusive seichter Romanze. Aber inhaltlich solltet ihr da nicht so genau hinsehen. Je weiter sich die Ereignisse entwickelten, umso unrealistischer wurde es. Inklusive einiger Logikfehler.
Das Finale war hollywoodmäßig mit viel Tamtam, aber wenig überraschend. Unterm Strich muss ich sagen, dass wohl meine Erwartungen zu hoch gewesen sind und ich wirklich geglaubt habe, dass True Crime dominieren würde. Aber das Wissen rund um Diamanten fand ich interessant.

Fazit:

„Der Diamanten-Coup“ ist ein Action-Buch, das sich dank detaillierter Szenenbilder prima als reißerischer Abenteuerfilm produzieren ließe. Ein Thriller ist es für mich nicht und auch das eigentliche Verbrechen im Grünen Gewölbe war nur der Aufhänger. Also kein True Crime, dafür viel Knall und Bumm.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf einen Thriller, der Wahrheit und Fiktion gekonnt vermischt?
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