Das Buch habe ich damals bei einer Lesung 2018 erworben und seitdem musste es ungelesen im Bücherregal stehen. Aber dank Buddy-Read habe ich es jetzt endlich befreien können und verrate euch

In meiner Rezension „Die Engelsmühle“ von Andreas Gruber, ob mich Band 2 endlich von Peter Hogart überzeugen konnte


 

Die Engelsmühle von Andreas Gruber
© Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Infos zum Buch
erschienen bei Goldmann Verlag
Veröffentlicht 14. September 2020
ca. 384 Seiten
Buch 2 von 3: Peter Hogart ermittelt
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

In einer Villa am Stadtrand von Wien wird der pensionierte Arzt Abel Ostrovsky brutal gefoltert und ermordet. Vor seinem Tod konnte er noch ein Video verstecken. Auf der Suche danach zieht der Mörder nun eine blutige Spur durch die Stadt. Doch Privatdetektiv Peter Hogart findet den Film vor ihm. Allerdings gibt die kurze Schwarz-Weiß-Sequenz Hogart nur noch mehr Rätsel auf. Der entscheidende Hinweis zu deren Lösung scheint in der Vergangenheit einer verlassenen Mühle vor den Toren der Stadt zu liegen …

© Klappentext: Goldmann Verlag

Um ehrlich zu sein, war ich vom ersten Band „Die Schwarze Dame“ gar nicht angetan und dementsprechend unsicher hielt ich nun „Die Engelsmühle“ in der Hand.
Sie ist der zweite Thriller, den Andreas Gruber nach seinem Erstlingswerk „Die schwarze Dame“ erstmalig 2008 im Festa Verlag veröffentlicht, geschrieben hat. Mir war schon ein bisschen bang und ich stellte mir die Frage, ob hier schon eine Weiterentwicklung des Autors stattgefunden hat.

„Die Engelsmühle“ zog dann 2018 in den Goldmann Verlag um und bekam 2020 noch mal optisch ein neues Make-up mit neuem Cover und Innenlayout verpasst. Ich habe noch die erste Auflage aus 2018 und obwohl mir die Einbandgestaltung viel besser als die neue Version gefällt, hat sich die Karte verbessert. Die Karte von Wien Ende des 19. Jahrhunderts ist viel zu klein und unsauber gedruckt, um wahnsinnig viel erkennen zu können. Aber eigentlich hat die Karte für mich keine Relevanz gehabt, da ich mir auch so ganz gut die Örtlichkeiten vorstellen konnte.
In „Die Engelsmühle“ war ich super gestartet und hatte zum ersten Mal wirklich das Gefühl, Peter Hogart näher zu kommen. Die Ausarbeitung der Charaktere hatte eine angenehme Vielschichtigkeit und Tiefe, sodass die Figuren lebendig wirkten. Ich mochte es, dass kleine Details aus Band 1 sich auch in „Die Engelsmühle“ wiederfanden, aber sie nicht so entscheidend sind, dass „Die schwarze Dame“ zwingend vorher gelesen sein muss. Beide Bände sind in sich abgeschlossen, sodass „Die Engelsmühle“ bequem und ohne Vorkenntnisse gelesen werden können.

Der Titel ist passend zur Geschichte gewählt, denn dank Peter Hogart gibt es einen Ausflug zur Engelsmühle, die von reichlich gruseligen Wiener Sagen unterfüttert und vom Autor mit einer eindrucksvollen Atmosphäre unterlegt wird. Obwohl ich bei herrlichstem warmem Sommerwetter das Buch las, rieselte mir regelmäßig beim Lesen ein Kälteschauer über den Rücken.
Ein weiterer Vorteil war, dass nur der personale Erzähler mit reinem Fokus auf Hogart die Ereignisse erzählte, sodass ich auch nur das herausfinden konnte, was Hogart ermittelte. Ich war fleißig am Miträtseln, muss aber gestehen, dass ich lange Zeit einfach völlig ratlos blieb. Wie nur könnte das alles sinnvoll zusammenhängen?

Der fesselnde und bildliche Schreibstil nahm mich mit in ein sauber ausgearbeitetes Handlungsgeschehen, welches sich zeitlich chronologisch korrekt aufbaute. Es war schwer zu unterscheiden, wer hier wirklich Pro- und Antagonist ist, was mir unheimlich gut gefiel. Auch der Wandel mancher Figuren war erstaunlich und geschickt durchgeführt. Am auffälligsten war das bei den Ermittlern. Erst entstand der Eindruck, dass Andreas Gruber die Ermittler Garek und Eichinger ein wenig karikiert hatte. Doch im Verlauf entkräftete sich der Eindruck und es war spannend zu erleben, wie sie Hogart das Leben mal leicht und manchmal ziemlich schwer machten.
Generell mochte ich die Dynamik der Figuren untereinander sehr und es machte wirklich Spaß, Hogart beim Ermitteln zu begleiten. Besonders seine Begegnungen mit Frauen hat mich teilweise echt amüsiert. Er hat da wirklich kein glückliches Händchen.

„Die Engelsmühle“ gefiel mir vom Anfang bis zum Schluss ausgezeichnet. Erst ganz kurz vor Hogart habe ich den Zusammenhang entschlüsselt und war fasziniert, wie auch erstaunt. Das Finale war wirklich eindrucksvoll und unglaublich spannend. Ich konnte das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen, so sehr war ich im Bann der Geschehnisse. Am allermeisten freute mich, dass „Die Engelsmühle“ so ganz anders war als „Die schwarze Dame“. Die Entwicklung von Andreas Gruber als Autor war unglaublich beeindruckend und ich war sehr erleichtert, endlich wieder einen spannungsvollen Thriller aus seiner Feder gelesen zu haben.

Die Engelsmühle von Andreas Gruber
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein atmosphärischer Thriller, der mit Wiener Sagen spielt und einen verzwickten Fall präsentiert, den Peter Hogart unbedingt lösen will, um seinen Bruder vor dem Gefängnis zu bewahren.

Lesen:

Wenn ihr einen spannenden Thriller lesen mögt und nicht gleich durchschauen wollt, wie alles miteinander zusammenhängt.

Weglegen:

Wenn ihr keine ausführlich beschriebenen Gewaltszenen lesen möchtet und generell Thriller nichts für euch sind.

Mal ehrlich:

Nach „Die Schwarze Dame“ hatte ich schon ein bisschen Muffe „Die Engelsmühle“ zu lesen. Aber meine Sorge war völlig unbegründet, denn ich kam gut rein in die Geschichte. Während mir Peter Hogart im ersten Band viel zu blass blieb, wirkte er hier endlich richtig lebendig. Der Charakter erhielt Tiefe sowie etliche Ecken und Kanten. Andreas Gruber schaffte es dank gut platzierten Randinfos zum Protagonisten und seiner Familie eine Nähe zu schaffen, bei der es mir leichtfiel, dem Geschehen gebannt zu folgen.
Die Ereignisse entwickeln sich rasch und dank unvorhergesehener Entwicklungen blieben die wahren Motive des Täters sowie dessen Identität bis kurz vor dem packenden Finale unklar. Ich habe eifrig mit @berlinerbucheule im Buddy-Read gerätselt, wie alles zusammenhängen könnte und um ehrlich zu sein, kam ich auf die Lösung nur ein wenig früher als Hogart.
Der Thriller hatte einen logischen und chronologischen Handlungsaufbau und dank des personalen Erzählers ermittelte ich gemeinsam mit Hogart. Was mir besonders gut gefallen hatte, war Andreas Grubers Talent immer eine passende Atmosphäre zu schaffen. Besonders die düsteren, bedrohlichen Augenblicke in der Engelsmühle waren so plastisch beschrieben worden, dass mir bei all den gruseligen Geschichten und Geschehnisse ein Schauer den Rücken hinunterlief.

Fazit:

„Die Engelsmühle“ ist ein packender und unterhaltsamer Thriller, der nicht nur mit seiner Rahmenhandlung, sondern auch mit seinem Setting und der damit verbundenen Atmosphäre zu überzeugen weiß.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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