Kleiner Rückblick

Bei Band 3 war ich schon leicht genervt von der vorherrschenden Oberflächlichkeit. Die groß angekündigten Geheimnisse waren oftmals vom gleichen Schlag, sodass ich schwer auf mehr Vielfalt und vielleicht sogar noch eine ordentliche Portion Thriller im vierten Band hoffte.

 

Bisherige Rezensionen
  Band 01 | Band 02 | Band 03

In meiner Rezension „The Vote 4“ von Edogawa Edogawa und Ryuya Kasai wird sich zeigen, ob sich meine Hoffnung auf mehr Abwechslung und Dramatik erfüllt hat.


 
The Vote 4 von Edogawa Edogawa und Ryuya Kasai
© Covergesaltung: Sonnenfisch Production – Laura Bartels

 
Infos zum Manga:
 
Genre Thriller, Erotik, Highschool-Drama
Empfohlenes Lesealter ab 16 Jahre
Band 04
 
Zeichner Edogawa Edogawa
Autor Edogawa Edogawa und Ryuya Kasai
Originaltitel Ikenie Touhyou vol. 4
Übersetzt von Martin Gericke
 
Verlag Hayabusa
Veröffentlicht am 3. Mai 2022
Seiten ca. 191
erhältlich als Taschenbuch und eBook

Klappentext

Dies ist der vierte Band des spektakulären Psychothrillers! Japan, Yanagizawa-Privatschule – eigentlich eine Schule wie jede andere. Die Schüler*Innen genießen das moderne Leben der Generation Smartphone. Minato ist neu und versucht sich in das bestehende Klassengefüge zu integrieren. Eines Abends ploppt auf Minatos Smartphone eine ihr unbekannte App auf: The Vote! Ein virtuelles Spiel, dessen Teilnehmer alle aus Minatos Klasse sind. Von nun an muss jeder Schüler am Vorabend einen anderen Mitschüler auswählen, der eine Aufgabe lösen soll, andernfalls droht dem Auserwählten der »soziale Tod« – gleichbedeutend mit der Zerstörung seines gesellschaftlichen Lebens. Anfangs schenken die wenigsten der App ernsthafte Beachtung, bis es zu einem höchst dramatischen Zwischenfall kommt, der allen Beteiligten auf einen Schlag klar macht, dass The Vote keine normale App ist, sondern ein gnadenlos pervertiertes Spiel um Leben und Tod!

© Klappentext: Hayabusa

Am Ende des dritten Teiles war ich schon leicht frustriert, dass ich noch länger auf die Veröffentlichung von „The Vote 4“ warten musste. Es kündigte sich ein neues Level an Abscheulichkeit an, die den Albtraum für die Klasse 2-C noch weiter steigern würde. Denn nun wurde verkündet, dass ab sofort niemand mehr den sozialen Tod sterben wird, sondern den Echten. Ich fand die Vorstellung sehr grausig, dass Menschen für jemanden voten sollen, der im Anschluss zu sterben hat.
In Wahrheit, und das schockierte mich sehr, kam der Vorschlag von einem Mitschüler an den Täter. Jun war fest davon überzeugt, den wahren Übeltäter zu kennen und wollte ihn mit dieser Aktion aus dem Verkehr ziehen.

Die Verblendung der Lernenden war unfassbar. Erschrocken und fassungslos sah ich zu, wie aus verängstigten Schülern ein mordlüstender Mob wurde. Die sich rapide verändernde Gruppendynamik wurde eindrucksvoll zeichnerisch dargestellt. Der Fokus lag besonders auf der Mimik. Durch das leicht Überspitzte, teilweise sehr grotesk aussehende emotionale Gefühlswirrwarr entstand eine packende und reißerische Atmosphäre. Der Psychothriller Anteil schoss in ungeahnte Höhen und kleine eingebaute Cliffhanger sorgten für unheimlich viel Dramatik. Immer wieder wurde die Spannung in die Höhe gepeitscht und gipfelte schließlich in einem Showdown, den ich nicht habe kommen sehen.
Fassungslos musste ich miterleben, wie Freude und Leid so dicht beieinanderlagen, dass die Ereignisse kaum noch vorhersehbar waren. Mittendrin offenbarte sich eine Spur zum wahren Täter und seiner Motivation. Endlich bewegte sich die Story weg von der Oberflächlichkeit. Sie gewann an Tiefe, kehrte das Düstere nach außen und verschob den Fokus. Das, was ich in Band 1 und 2 bemängelt hatte, nämlich dass die Lernenden fast völlig grundlos Angst vor ihrem eigenen sozialen Tod hatten, wurde hier geschickt thematisiert.
Minato, die Hauptfigur aus „The Vote“, stand als einzige mitten in diesem tosenden Sturm und versuchte ihre Mitschüler zum Nachdenken zu bewegen. Ich habe sie für ihren Mut bewundert, denn ihre Bemühungen brachten ihr nur noch mehr Probleme ein, denn plötzlich schlug ihr die Welle des Hasses ebenso unerbittlich entgegen.

Der Manga ist ab 16 Jahren empfohlen und ich gehe da voll mit. Band 4 gipfelt in Perfidität, Brutalität und Splatter. Das ist teilweise schon harter Tobak. Hier muss ich aber auch ehrlich sagen, dass zeichnerisch nicht alles bis ins kleinste Detail dargestellt wurde. Aber schon allein die Andeutungen gewisser Umstände regten die Fantasie reichlich an. Wie auch in den vorherigen „The Vote“ Bänden lag der Fokus der Illustrationen eher auf den Personen und deren Emotionen. Hintergründe wurden nicht sehr aufwendig dargestellt und dienten lediglich dazu, den Schauplatz angemessen zu vermitteln. Da der Fokus aber ohnehin auf den Psychospielchen lag, war das vollkommen in Ordnung.
An einer Stelle gab es zeichnerisch einen kleinen Logikfehler, der mich allerdings eher amüsiert statt geärgert hatte.

The Vote 4 von Edogawa Edogawa und Ryuya Kasai
© Foto: Monique Meier

Fazit:

„The Vote 4“ hat ganz klar die ersten drei Bände getoppt. Unerwartet, spannungsvoll und voll brutalem Psychothrill. Mich hat die Entwicklung komplett überrascht, ebenso der rasante Wandel der Story.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*