Es ist bestimmt schon Jahrzehnte her, als ich zum letzten Mal eine Graphic Novel gelesen habe. Zum Glück kam ich auf einer Social Media Plattform in den Genuss eines spannenden Austausches zu diesem Thema, aus dessen Zusammenhang sich ein interessantes Buddy-Read formte.

In meiner Rezension
„M.O.R.I.A.R.T.Y.: Das mechanische Imperium“
von Fred Duval und Jean-Pierre Pécau
erzähle ich euch, wie mir diese Graphic Novel gefallen hat und wem ich sie empfehle.


M.O.R.I.A.R.T.Y.: Das mechanische Imperium von Fred Duval und Jean-Pierre Pécau
© Covergestaltung: Dirk Schulz

Infos zum Buch
Genre: Steampunk-Krimi
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahre
Band 1 von 1
 
Autor Fred Duval, Jean-Pierre Pécau
Zeichner Stevan Subic
Originaltitel M.O.R.I.A.R.T.Y.:
EMPIRE MÉCANIQUE

Übersetzt von Swantje Baumgart
 
erschienen beim Splitter-Verlag
Veröffentlicht 27. September 2019
Seiten 128
erhältlich als Hardcover und eBook
 

Klappentext

Das Jahr 1899, London. Die wabernden Schwaden einer kleinen Opiumhöhle werden durch die Raserei eines monströsen Mannes verwirbelt, den die Süchtigen als Dr. Jekyll kennen. Zur gleichen Zeit beweist der berühmte Sherlock Holmes in einer benachbarten Spielhölle, dass sein Kontrahent Mr. Gibbs, der seit Wochen die Londoner Oberschicht am Spieltisch ausnimmt, ein Betrüger ist. Denn er ist nicht Mensch, sondern Maschine! Nur ein einziger Mann kann einen derart ausgefuchsten Apparat ersonnen haben: Holmes‘ totgeglaubter Erzfeind Moriarty! Gemeinsam mit seinen Kompagnons, dem loyalen Dr. Watson und Winston Churchill höchstpersönlich, beginnt Sherlock Holmes umgehend die Ermittlungen. Das Spiel beginnt.

Sherlock Holmes, Dr. Jekyll & Mr. Hyde, Mycroft, Moriarty und Winston Churchill – in diesem Steampunk-Krimi geben sich bekannte Größen aus der englischen Literatur und Geschichte die Klinke in die Hand!

© Klappentext: Splitter-Verlag

Schon das atmosphärische Cover konnte mich locken und nach dem Lesen des Buches fiel mir auf, wie stimmig es zur Geschichte war. Es waren hier viele Details erkennbar, die auch inhaltliche eine Rolle spielten. Den größten Schreck musste ich erst einmal beim Kauf des Buches verkraften, da ich 24 € für das gebundene Werk doch recht saftig fand. Allerdings muss ich nach Erhalt der Graphic Novel sagen, dass das etwa DIN A4 große Buch durchgängig koloriert ist und auch verarbeitungstechnisch keinen Grund zum Meckern gab. Daher kann ich den Preis durchaus als gerecht empfinden.

Der Einstieg in die Welt Ende des 19. Jahrhunderts fiel mir relativ leicht und durch die Illustrationen hatte ich auch das Gefühl, dass diese zum Leben erweckt wurde. Herz der Geschichte war Sherlock Holmes mit all seinen Gefährten wie Doktor Watson und seinem Bruder Mycroft. Natürlich durfte auch der Erzfeind Moriarty nicht fehlen, der aber doch recht schemenhaft Einzug in die Geschichte hielt. Eher waren die Ausläufer seines neusten teuflischen Planes zu bewundern, statt ihm persönlich zu begegnen.

Interessanterweise kamen hier auch Elemente von fiktionalen und realen historischen Figuren zum Tragen, die sonst in der Welt des Sherlock Holmes nicht anzutreffen sind. Ich mochte das ganz gerne, wobei ich auch gleichzeitig etwas bemängeln oder aber vielleicht auch nur vorwarnen möchte. Bei den historischen Figuren darf der Leser nichts wortwörtlich nehmen, denn genauso wie das Zusammentreffen mit Sherlock Holmes fiktiv war, waren es auch meist die Lebensumstände. Wer also hofft, auch reale Bezüge zur Vergangenheit zu finden, den muss ich ganz klar enttäuschen.

Da die Autoren die Welt des Sherlock Holmes bunt mit anderen mischten, entstand eine spannende Geschichte, die durchaus überraschende Wendungen bereithielten. Nicht alle Kombinationsleistungen von Holmes waren verblüffend, dass ein oder andere hatte ich auch selbst herausgefunden. Es schmälerte aber den Reiz beim Lesen keinesfalls, sondern sorgte eher dafür, dass ich mich dem großen Meisterdetektiv verbunden fühlte.

Die Szenen- und Erzählperspektivwechsel waren für mich einfach zu verfolgen. Teilweise waren sie mit einer Ortsangabe versehen, aber auch inhaltlich in Verbindungen mit den Illustrationen war ersichtlich, wann ich mich an einem anderen Schauplatz befand.

Der Zeichenstil war am Anfang überhaupt nicht meins. Besonders die mimischen Ausdrücke waren mir zu wenig und ich empfand die Illustrationen hölzern. Es dauerte aber nicht allzu lange, bis ich mich an die Zeichnungen gewöhnt hatte, ihre Eigenwilligkeit hatte nämlich auch durchaus etwas Positives. Denn das Geschehen wurde lebendig und im Zusammenhang mit Text zog es mich in diese sehr düstere Geschichte.
Die ziemlich dunkele Farbwahl erzeugte zusätzlich eine gefährliche und bedrückende Atmosphäre, beraubte mich allerdings auch an Details. Hier und da verschwamm alles zu einer Farbmasse aus brutaler Gewalt und finsteren Gestalten ohne Persönlichkeit. Manches wiederum war dafür dann so klar dargestellt, als würde ich auf eine echte Szene schauen.

Insgesamt konnte mich „M.O.R.I.A.R.T.Y.“ gut unterhalten. Das Zusammenspiel aus Illustrationen, Text und Handlungsaufbau war absolut stimmig. Es hatte mir wirklich Spaß gemacht gemeinsam mit Sherlock und seinen Freunden die Welt von London und seinen Rätseln zu erleben.
Dennoch denke ich, dass „M.O.R.I.A.R.T.Y.“ wirklich nur etwas für eingefleischte Sherlock-Holmes-Fans ist und für Liebhaber von Graphic Novels im Steampunk Style. Denn dieses Buch ist schon sehr speziell und nichts für den Gelegenheits-Comic-Leser.

M.O.R.I.A.R.T.Y.: Das mechanische Imperium von Fred Duval und Jean-Pierre Pécau
© Foto: Monique Meier

Fazit:

Zwar ist „M.O.R.I.A.R.T.Y.“ keine klassische Sherlock-Holmes-Geschichte, bietet aber Steampunk und Graphic Novel Liebhabern eine spannende Kriminalhandlung mit einem bunten Mix aus verschiedensten Romanheldwelten und historischen Figuren.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*