Das Buch hatte ich durch Zufall auf Facebook in einer Gruppe entdeckt. Der Klappentext hatte mich extrem neugierig gemacht. Psychothriller bin ich nie abgeneigt und so war ich gespannt auf diese ungewöhnliche Story.

In meiner Rezension zum Buch “Fuck.” von F. E. MØLE sage ich euch, ob mich die Geschichte selbst auch überzeugen konnte.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von F.E.Møle erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

FUCK. von F. E. MØLE
© Cover: Phil Kaulen, Felix Denkler

Infos zum Buch
Verkauf durch Amazon Media EU S.à r.l.
Veröffentlicht 01. September 2020
ca. 183 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook

Klappentext

Yessica sehnt sich nach Liebe. Und das um jeden Preis. Doch Hassan sieht mehr in ihr als eine Partnerin. Oder weniger: Er will mit ihr Geld verdienen. So dauert es nicht lange, bis sie auf dem Straßenstrich landet. Diese Arbeit setzt ihr mehr zu, als sie zugibt. Denn alte Wunden reißen auf. Es gibt kein Entkommen. Kein Zurück. Warum stirbt einer ihrer Stammkunden? Welche Rolle spielt ihre Freundin Dana dabei? Und ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr?

»Fuck.« spielt im Prostitutionsmilieu: Naivität einer jungen Frau vs. Skrupellosigkeit eines Loverboys.

Eine knapp gehaltene, derbe und schlichte Sprache sowie abrupte Zeitsprünge spiegeln die Szene wider und stellen die eingeschränkte Sichtweise der jungen Protagonistin in der Vordergrund.

© Klappentext: F. E. Møle

In dieses Buch kam ich unglaublich leicht hinein und konnte es auch aufgrund der teilweise sehr kurzen Kapitel zügig lesen. Innerhalb des Erzählzeitraumes vergingen mehrere Tage, teilweise sogar Wochen und Monate.
Da sich F. E. Møle darauf konzentriert hatte möglichst nur die wichtigsten Szenen abzubilden, hatte ich auch nie das Gefühl, dass mir inhaltlich über die ungeschriebenen Zeiträume etwas fehlte. Manchmal bekam ich den Zeitsprung nicht ganz mit, was mich im ersten Stepp etwas verwirrte. Aber dies löste sich zum Glück immer schnell auf, sodass es meinen Lesefluss nicht störte.

Erzählt wurde die komplette Geschichte von Yessica selbst, die mit ihren überschäumenden Emotionen gar nicht umzugehen wusste. Wer wagte sie zu kritisieren, war sofort der Feind. In ihren Augen verstand sie niemand wirklich richtig, außer Hassan. Für mich war sie wie eine Teenagerin mitten in der Phase, wo die Hormone verrücktspielen. Bei ihr war es wirklich extrem. Gleichzeitig präsentierte F. E. Møle auch Eltern, die eindeutig mit ihrem Latein am Ende waren und ihre Tochter nicht mehr händeln konnten. Wobei eher die Mutter hin und wieder am Rand der Geschichte auftauche, aber nie wirklich richtig der Vater.

Zu Yessica konnte ich keine richtig intensive Verbindung aufbauen. Ihre unreife Art störte mich teilweise sehr. Aber es zeichnete ihren Charakter aus und machte wiederum die Story glaubwürdig. Wer mit beiden Beinen im Leben steht, würde vermutlich nie so abstürzen wie Yessica. Sie war teilweise so verblendet, dass es mir schon leidtat. Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich ganz froh bin, keine so tiefe Beziehung zu ihr aufgebaut zu haben. Dann hätte ich diesen komplexen Handlungsaufbau auch nicht erkennen können. Zwar war die Auflösung für mich nicht vollkommen überraschend, aber sie war kunstvoll und logisch umgesetzt worden.

Der Erzählstil war sehr einnehmend, aber ich kann ihn beim besten Willen nicht beschreiben. Yessica erzählte ihre Erlebnisse ja selbst und auch in dem auf ihren Charakter angepassten Sprachstil. Es hatte einen Tagebucheinschlag, aber die wörtliche Rede passte dann wiederum nicht dazu. Da war es dann eher wie eine Romanform. Persönlich denke ich, dass es eine Mischform war, und mir hatte das wirklich gefallen. Es war flüssig und packend geschrieben. Der Schreibstil zog mich in seinen Bann und ich wollte einfach immer wissen, wie weit Yessica noch abstürzen musste, damit sie vielleicht mal bemerkt, dass etwas mit ihrem Schatzi nicht stimmte beziehungsweise generell in ihrem Leben so einiges nicht in vernünftigen Bahnen lief.
Dabei muss ich sagen, dass es F. E. Møle hervorragend gelang, völlig wertfrei aufzuzeigen, wie schnell wir uns für eine falsche Richtung im Leben entscheiden können, auch wenn unsere Motive vielleicht die Richtigen gewesen waren.

Das Handlungsgerüst war spannend ausgearbeitet und ich fragte mich an manchen Stellen mit wie viel Wahrheitsgehalt der Strich als soziales Milieu abgebildet worden ist. Vieles lag mir dabei wirklich schwer im Magen und verstärkte dadurch umso mehr Yessicas Leichtgläubigkeit und Naivität. Der Kontrast war somit gut gewählt.
Ein bisschen schade fand ich, dass die brutalen Mordfälle nicht so ganz zum Tragen kamen. Sie waren für mich eher Nebenschauplätze und nicht so sehr in meinem Fokus, wie ich es mir im Nachhinein gewünscht hätte. Sie gaben dem Umfeld mehr Dramatik und Gefahr, hätten hier aber meiner Meinung nach noch mehr für Gänsehautfeeling sorgen können. Auf der anderen Seite war es auch ein kluger Schachzug von F. E. Møle.

FUCK. von F. E. MØLE
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Psychothriller, der im Milieu des Straßenstriches spielt und erschreckend realistisch den Absturz einer gerade volljährig gewordenen jungen Frau nachzeichnet.

Lesen:

Wer Psychothriller mag und sich auch vor einer Geschichte nicht scheut, die im Milieu des Strichs spielt, wird hier spannende Lesestunden finden.

Weglegen:

Feministinnen werden sich hier die Haare ausreißen und bemängeln, dass hier das Bild der Frau abgewertet wird. Wer eine Geschichte mit Handlungsschwerpunkt Straßenstrich nicht ertragen kann, sollte das Buch besser nicht lesen.

Mal ehrlich:

Diese Geschichte musste ich erst einmal sacken lassen, ehe ich den vollen Umfang der Ereignisse richtig begriffen hatte. Es war schon faszinierend, wie mich F. E. Møle aufs Glatteis führt, indem er mich Yessicas Welt hinein katapultierte und ich eigentlich nur noch die Geschichte konsumierte, statt mir ausgiebig Gedanken dazu zu machen.
Dafür verantwortlich war der auf den Punkt gebrachte Schreibstil, der zwar den Charme eines Tagebuchstils hatte, aber sehr flüssig und einnehmend gewesen war. Da auch wörtliche Rede mit rein floss, war die Geschichte dennoch angenehm zu lesen.
Besonders faszinierend war für mich, dass F. E. Møle dafür sorgte, dass Yessica nicht nur selbst ihre Geschichte erzählen konnte, sondern durch den Erzählstil quasi zum Leben erwachte.
Sie war für mich nicht gerade die Traumprotagonistin. Ihre trotzige Art erinnerte mich oft an eine Pubertierende und ihre Naivität an die eines kleinen Mädchens. Dadurch konnte ich keine sehr intensive Verbindung zu ihr aufbauen, was mir aber mit Blick auf den Kontext, nämlich das Milieu des Strichs, auch ganz lieb war. Außerdem wurde dadurch viel deutlicher, aus welchen Beweggründen Yessica so sehr abstürzte und es selber nicht wirklich mitbekam.
Durch die zumeist sehr kurzen Kapitel kam ich unglaublich schnell in der Geschichte voran und es war absolut packend. Ich konnte mich kaum loseisen und wollte immer wissen, was als nächstes Geschehen würde.
Gewürzt wurde das ganz noch mit äußerst brutalen Morden, die für meinen Geschmack noch ein bisschen mehr in den Vordergrund hätten gehoben werden können.
Das Ende war zwar nicht zu Hundertprozent überraschend, aber logisch konzipiert und durchdacht. Und zum Schluss hatte es mich doch schwer begeistert.

Fazit:

Ein Psychothriller, der erst spät seine volle Wirkung entfaltet. Packend, eindrücklich und spannend mit einem ungewöhnlichen, aber guten Schreibstil erzählt. Lesenswert.

*Das Buch ist erhältlich bei Amazon*

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