Die Rechte an deinem Buch gehen zurück an dich.
Du ergreifst die Gelegenheit und überarbeitest deine Geschichte komplett neu.

Dies ist keine Fiktion, sondern Wirklichkeit. Viele Autoren schauen sich nach einer Weile ihre älteren Werke noch mal genauer an. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Auch der Grad der Überarbeitung kann dabei völlig unterschiedlich sein. Ich sprach mit Ivy Paul über ihre „Tigerlilie“.

Ivy Paul im Interview über die umfassende Überarbeitung und Neuauflage von „Tigerlilie“

Liebe Ivy, in deinem Buch „Tigerlilie“ geht es ja um Anna, die in eine Notlage gerät und mit einem gesellschaftlich unmoralischen Angebot ihres Stiefonkels konfrontiert wird. Heirat ohne Liebe und mit Scheidung in Aussicht ist nicht das, was sich die junge Frau ersehnt. Immerhin schreiben wir das Jahr 1819 und Anna ist Angehörige des britischen Adels.
Als du die Geschichte 2011 geschrieben hast, wie bist du auf die Idee zu dem Plot gekommen?

Ich wollte eine feurige Heldin in Nöten und einen exotischen Helden, der nicht ganz nach Regeln der Gesellschaft lebt bzw. leben möchte aka ein Wüstling ist. Und dann sollte es einen etwas ungewöhnlicheren Hintergrund haben – in der Tigerlilie ist das der Bezug zu China.

Deiner Geschichte ist anzumerken, dass du auch viel Recherchearbeit, zu den Gepflogenheiten der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten der damaligen Zeit hast einfließen lassen. Inwieweit hat das den Plot mit beeinflusst?
Sehr! Ich lese sehr viel Regency und habe sehr viele tolle Kennerinnen dieser Zeit an der Hand, die ich im Zweifelsfall um Rat frage, sowie einen Stapel Sachbücher, die diese Epoche behandeln. Auf dieser Basis wird natürlich ein Plot gravierend beeinflusst. Bei Historicals ist es einfach wichtig, dass die Handlung mit den historischen Gepflogenheiten stimmig ist. Genau dieses historische Setting macht ja den Reiz aus – und dass eben verschiedenes damals nicht ging, was uns heutzutage nur allzu selbstverständlich ist. Die Schwierigkeiten, die sich den Figuren stellen, sind ganz andere, die Lösungen komplizierter (oder einfacher ? ), das macht einen Teil der Faszination aus…

In deinen Büchern gibt es auch oft wunderschöne Zitate. Sie passen immer so toll zur jeweiligen Handlung. Welche Quellen nutzt du und ist sehr mühselig, die richtigen Zitate zu finden?
Ich benutze Zitate-Datenbanken und finde dank spezieller Suchbegriffe das Passende. Zeitaufwendig, aber ich lese gern Zitate, von daher ist es auch recht kurzweilig ? und ich weiß, immer im Voraus, was ich suche bzw. welche Epochen, Personen oder Länder das für mich passende bieten. ?
Außerdem achte ich drauf, dass ich Zitate nutze, deren Urheber schon über 75 Jahre tot sind ?


Nun hast du ja im Jahr 2018 die Rechte an deinem Werk zurückbekommen, war für dich von Anfang an klar, dass du die Geschichte noch einmal überarbeiten möchtest?
Absolut. Der Schreibstil, die Erfahrungen und der Lesergeschmack ändern sich im Lauf der Jahre. In meinem Fall hatte ich schon lange damit geliebäugelt grad meine ersten Romane mit der jetzigen Erfahrung und Muße zu überarbeiten. Ich erfülle mir damit also quasi einen Herzenswunsch ❤.

Also hattest du konkrete Vorstellungen, was du anpassen wolltest?
Bei den Historicals war mir von Anfang an klar, dass ich das Genre klarer definieren möchte und noch mal gründlicher nachrecherchieren. Ich hatte damals noch nicht so viel Erfahrung in allem und wollte das unbedingt in die alten Titel einbringen.

Wie nahe ging dir das Wiedersehen mit Anna und Christopher? War es schön und vertraut oder anfänglich doch etwas komisch?
Es war, als würde ich alte Freunde nach langer Zeit wiedersehen ? Meine Figuren sind auch nach Beendigung des Skripts in meinem Kopf präsent – wenn auch unbewusst – und so konnte ich sehr schnell ins Skript einsteigen ?.

Wie viel Kritik an deiner Verlagsversion von Lesern floss mit in deine Überarbeitung mit ein?
Ein bisschen ? Natürlich habe ich die Rezensionen gelesen und mir das eine oder andere zu Herzen genommen ? Gutes wie schlechtes.
In allererster Linie habe ich aber geschrieben, was und wie ich es für das Skript am besten hielt. Ein Roman kann nur die Herzen der Leserinnen erobern, wenn die Autorin/der Autor seine eigene Geschichte erzählt, seine Liebe und Leidenschaft für die Story und das Schreiben einfließen lässt…


Kannst du uns einen kleinen Einblick in deine Vorgehensweise beim Überarbeiten gewähren? Wie strukturierst du dich?
Ah *lach* Grundsätzlich beginne ich damit, dass ich mir die unterschiedlichen Perspektiven farbig kenntlich mache. Dann die Erotikszenen. Ich lese das gesamte Skript, mache mir Notizen, was geändert, gelöscht und ergänzt werden soll. Dann mach ich mich ans Umschreiben. Insgesamt gehe ich 5 – 8 x durch das Manuskript, ehe ich es ins Lektorat gebe. Bei jedem Durchgang lege ich das Augenmerk auf ein anderes „Problem“.

Was hat dich in deinem Vorhaben bestärkt, dass aus einer erotischen Roman Richtung der Schwenk zum Regency Romance vollzogen wurde?
Ich liebe Regency Romance, die romantische Liebe, von der dieses Genre lebt. Meine bereits vorhanden Historicals bieten sich einfach an, sie entsprechend umzuschreiben, da ich sie ohnehin überarbeiten will und mir jede einzelne Geschichte sehr am Herzen liegt.

Mit rund 10.000 Wörtern mehr ist ja die Überarbeitung schon recht umfangreich gewesen. Auf was darf sich der Leser denn noch bei deiner neuen „Tigerlilie“ freuen?
Ich hoffe doch, auf eine interessante, romantische Story mit charismatischen Helden und Nebencharakteren, mit neuen Szenen und gründlich recherchierten Gegebenheiten der damaligen Zeit.

Wie sieht deiner Meinung nach denn der ideale Leser von „Tigerlilie“ aus? Würde es Leser geben, denen du von deinem Buch abraten würdest?
Die ideale Leserin ist die, die in romantische Storys versinken möchte und sich obendrein in der Welt des Regency bei Lords und Ladys heimisch fühlt.

Welches ist deine Lieblingsszene im Buch? Kannst und magst du sie vielleicht verraten?
Meine Lieblingsszene? Natürlich die, in der Anna Kit ohrfeigt ? Und die letzte Szene, als ein paar Unklarheiten, die über der ganzen Handlung schwebten, geklärt werden…

„Tigerlilie“ ist der erste Band der „The Wayward Gentlemen-Reihe“. Wie viele Teile sind geplant und sind dies auch überarbeitete Romane oder schreibst du auch noch eine neue Geschichte?
Die folgenden Titel Violet erschien ursprünglich unter dem Titel „Masken der Begierde“ und Pfingstrose als „Die Geisel des Chinesen“. Auch diese beiden sind bzw. werden gründlich überarbeitet und in Teilen umgeschrieben.
Ansonsten genießt die Autorin die Ungewissheit und das Hibbeln der Leserinnen und schweigt *g*
Also, ich kann zu weiteren Teilen nix sagen *lach* *zwinker* Lass es mich so formulieren: Geplant sind erst mal „Tigerlilie“, „Violet“ und „Pfingstrose“ für die „The Wayward Gentlemen“. Aber es besteht die Möglichkeit, dass …. Vielleicht … *g*
Definitiv wird es aber mehr Historicals von mir geben. Das ist ein Genre, das ich liebe und gern weiter bedienen möchte.


Besteht die Möglichkeit, ein signiertes Exemplar von dir zu bekommen? Wenn ja, wie?
Klar gibt’s die Möglichkeit dazu. Am Besten schreibt man mich direkt an!


Mehr über Ivy Paul und ihre Werke erfahrt ihr hier:

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© Bild: Ivy Paul