Ende November 2023 schrieb mich der Autor Christian Kässmayer auf Instagram an und stellte mir sein Buch als Horror-Mystery-Thriller vor. Dies klang schon sehr interessant für mich, sodass ich eine Zusage erteilte. Daraufhin erreicht mich ein schön gepacktes Buchpaket, welches ich euch in meinem Buchpost-Beitrag bereits vorgestellt habe.
In meiner Rezension „Eugen – Der 7. Splitter“ von Christian Kässmayer wird sich zeigen, ob sich die Genreangabe des Autors mit meinem Leseeindruck deckt.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover:Christian Kässmayer
Herausgeber Christian Kässmayer
Veröffentlicht 15. August 2023
erhältlich als gebundenes Buch, Taschenbuch und Hörbuch
Klappentext
Horrorthriller – Spezialist Christian Kässmayer entführt dich in einen wahrgewordenen Albtraum! Nicht umsonst schreibt die Frankfurter Neue Presse, dass er den Leser nicht mehr verschnaufen lässt.
Ein Normalo träumt vom Erfolg!
Eugen ist Vater, Ehemann, trockener Alkoholiker und Paläontologe. Kurzum: ein Normalo. Er träumt davon, einmal etwas zur Wissenschaft beizutragen. Als er eines Tages den Millionär Jeremia Callahan auf der Herrentoilette trifft, ändert sich der Lauf seines Schicksals. Callahan lädt ihn zur größten Ausgrabung aller Zeiten nach Kanada ein.
Doch dann …
Vor Ort geschehen seltsame Dinge – das Wetter ist wie verhext, eine Mitarbeiterin verschwindet spurlos, dann taucht eine mörderische Wolke auf. Schließlich findet Eugen die Macht des Universums, gebunden an einen von acht Splittern. Noch versteht Eugen nicht, in welcher Gefahr er schwebt, da machen bereits dunkle Gestalten Jagd auf ihn …
Es gibt Kräfte in diesem Universum, von deren Existenz wir nichts ahnen. Doch was geschieht, wenn Menschen in den Besitz dieser Kräfte kommen?
Brutalität/Gewalt: 2 von 5 Anspruch: 4 von 5 Obszönität: 1 von 5
© Klappentext: Christian Kässmayer
„Eugen – Der 7. Splitter“ beginnt in einer Zeit, die ich nicht richtig verorten kann. Aufgrund der Erwähnungen tippe ich auf das Mittelalter. Das Kernthema wird auch gleich forciert, indem eine sehr unsympathische Figur Träger mindestens eines Splitters und nun auf der Suche nach einem weiteren Splitter ist, den eine ihm unbekannte Frau gefunden hat. Für mich ist der Start schwer greifbar, weil sich mir die Bedeutung der Splitter nur zu einem kleinen Teil erschließt und ich auch durch die seltsamen Wechsel von verschiedenen Schauplätzen nicht wirklich in der Geschichte anzukommen vermag.
Nachdem etwas wirren Prolog lerne ich den Paläontologen Eugen kennen. Er wird der Protagonist in „Eugen – Der 7. Splitter“ sein und obwohl er mir nicht direkt unsympathisch ist, wirkt er eher wie eine graue Maus. Die Charakterausarbeitung ist mir an der Stelle zu dürftig und passt für meinen Geschmack auch nicht zu der sich entwickelnden Handlung.
Christian Kässmayer etabliert zwei Haupthandlungsstränge mit zwei unterschiedlichen Hauptcharakteren und erschließt noch viele kleine Nebenhandlungen. Diese wirken nicht immer sauber zur Hauptstory konstruiert, sodass ich das Handlungsgerüst als nicht sehr stabil bezeichnen würde. Dennoch ist ein roter Faden erkennbar und auch, dass wohl beide Hauptstränge irgendwann zueinanderfinden müssen.
In „Eugen – Der 7. Splitter“ werden die Ereignisse relativ schnell und ohne viel Tiefe abgehandelt. Zwar liest sich die Geschichte dadurch schnell, aber sie ist auch anfällig für Logikfehlerchen, die mich anfangen zu stören. Zudem versucht Christian Kässmayer möglichst viele Spezialeffekte in der dürftigen Handlungsstruktur zu etablieren, was die Story ganz klar überlädt und dadurch nicht immer bei mir voll zünden kann. Besonders unangenehm finde ich die sehr eindimensional angelegten Dialoge. Sie wirken künstlich und teilweise sehr belanglos. Für mich kommt keine rechte Stimmung auf und ich lese irgendwann eher aus Interesse daran weiter, weil ich wissen möchte, wie es schlussendlich endet.
Neben den oftmals sprunghaften Szenenbildern stört mich auch zunehmend der Schreibstil. Er ist zwar hauptsächlich flüssig lesbar, mir fehlt jedoch die Raffinesse, um mich voll ins Handlungsgeschehen zu ziehen. Auch wählt der Autor gern deftige Sprachmuster, die oft voller Obszönitäten sind. Normalerweise habe ich damit keinerlei Probleme, hier jedoch sind sie nicht nur charakterspezifisch, sondern mogeln sich auch gern so ins Handlungsgeschehen. Raffael, die zweite Hauptfigur in „Eugen – Der 7. Splitter“, redet so vulgär und gossenhaft, dass es schon fast schmerzt. Ja, ich verstehe die Intention dahinter, aber da Christian Kässmayer leider viele Eigenheiten nicht schlüssig erklärt, wirkt Raffael einfach nur platt und runtergerockt.
„Eugen – Der 7. Splitter“ ist im Selfpublishing erschienen und das merke ich dem Buch leider an. Der Buchsatz ist nicht schön gesetzt. Da beginnt beispielsweise eine Kapitelzahl am Ende der Seite, das Kapitel selbst erst nach dem Umblättern. Auch die Schrift ist verhältnismäßig klein, sodass es zusätzlich beim Lesen anstrengt. Von Rechtschreibfehlern ganz zu schweigen.
Insgesamt muss ich leider sagen, dass die Geschichte unter dem Schreibmarathon des Autors gelitten hat. Laut seinen eigenen Angaben entstand sie in nicht ganz zwei Monaten. Das ist in jeder Zeile spürbar. Ich persönlich finde es schade, denn vom Plot her ist die Story durchaus interessant. Der Einschätzung des Autors, dass es sich hierbei um einen Mix aus Horror, Mystery und Thriller handelt, kann ich leider nicht folgen. Für mich driftet die Story zu viel in den Fantasybereich ab und deckt besonders den Thriller und Horrorbereich nur schwach ab. Auch der Einschätzung, dass dies eine anspruchsvolle Lektüre ist, kann ich leider nicht teilen. Für die leichte Unterhaltung mit ein paar Schocker Elementen im Schlepp ist „Eugen – Der 7. Splitter“ durchaus lesbar.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein buntes Potpourri aus verschiedensten Buchgenres, die in einer geballten Ansammlung aus Actionszenen und Fantasyelementen münden.
Lesen:
Lest euch vorab die Leseprobe durch. Ich mag keine Empfehlung aussprechen, aber Bücher sind Geschmackssache und Fans von Urban Fantasy könnte das hier durchaus gefallen.
Weglegen:
Wer auf der Suche nach einer sauber ausgearbeiteten und durchdachten Story ist, wird hier leider nicht fündig. Ich empfehle euch gerne etwas anderes.
Mal ehrlich:
Ach, es hätte wirklich gut sein können. Leider bin ich mit „Eugen – Der 7. Splitter“ überhaupt nicht warm geworden. Schon der Start in das Buch ist holprig. Ich kann den Prolog weder zeitlich vernünftig einordnen, noch erschließen sich mir einzelne Erzählelemente daraus. Na gut, vielleicht klärt sich das im weiteren Handlungsgeschehen auf.
Der Schreibstil ist schlicht und in seiner Wortwahl sehr gewöhnungsbedürftig. Da die Charakterausarbeitung leider nur sehr oberflächlich passiert ist, erhalte ich zu keiner Figur vernünftigen Zugang. Besonders stark fällt mir das bei Rafael auf. Er ist in seiner Sprache sehr unflätig und obwohl ich schon verstehe, dass der Autor sich was dabei gedacht hat, schafft Christian Kässmayer es nicht, mir dies schlüssig darzulegen. Das ist in meinen Augen auch der Knackpunkt am ganzen Buch.
Mir ist das komplette Handlungsgerüst einfach nicht solide genug. Hier reihen sich die Szenen aneinander, die manchmal nicht so recht zusammenpassen wollen. Es werden Details angesprochen, aber nicht nachvollziehbar miteinander verknüpft. Alles wirkt eindimensional und flach. Zwar setzt Christian Kässmayer auf allerlei Schockmomente, aber sie verpuffen bei mir einfach, weil alles so überladen wirkt.
Die Story wirkt insgesamt supergehetzt, dadurch schleichen sich Logikfehler rein. Das Verhalten einzelner Figuren ist nicht immer schlüssig und für meinen Geschmack driftet die Story zu sehr in den Fantasybereich ab. Damit kann ich nichts anfangen und auch das Ende lässt mich nur müde das Buch zu schlagen. Die Fortsetzung ist für mich kein Thema mehr.
Fazit:
An sich eine interessante Plotidee. Mich hat die Umsetzung nicht angesprochen, da mir insgesamt der Welten- und Charakteraufbau zu eindimensional gewesen ist. Für Fans von Übersinnlichem und Fantasy aber möglicherweise eine solide Unterhaltungslektüre.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf ein apokalyptisches Setting und lauernden Horror?
Dann empfehle ich euch:
Ein Fluss so rot und schwarz von Anthony Ryan
Hach schade, für die Story und für den Autor! Ich meine man erhofft sich ja auch, dass die eigene vielleicht erste Geschichte beim Publikum gut ankommt! Da ich selbst nicht der Fantasymensch bin, wäre das Buch eher nichts für mich, obwohl mich das Mittelalter und der Paläontologe schon gereizt hätte!
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
klar, für den Autor ist dies auch echt schade, anderseits aber auch eine Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln.
Liebe Grüße
Mo
Danke für Deine ausführliche Rezension! Da es ein Selfpublisher ist, kann der Autor ja noch am Buch arbeiten! Das klingt so, als ob das nötig wäre! Auf Druck ein Buch zu schreiben, ist noch nie gut geworden. Aber warum hatte er es so eilig?
Dass man das Genre wohl eher in die Fantasyschiene eintütet, ist es nicht so ganz mein Genre, aber das ist mir ja eigentlich egal. Der Autor kann sich gerne bei mir melden, ich fungiere ja auch als Lektorin, das wäre vielleicht schon vorher nicht schlecht gewesen.
Also hat das Buch noch ganz viel Luft nach oben – Entwicklungen nicht ausgeschlossen!
Liebe Grüße, Bea.
Liebe Bea,
leider weiß ich das auch nicht, weshalb der Autor es so eilig hatte. In der Buchblase gab es viel konstruktive Kritik, vielleicht überarbeit der Autor sein Werk noch einmal. Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.
Liebe Grüße
Mo
Ja, das kenne ich, wenn man ein Buch in den Händen hält und man dann etwas verwirrt ist, weil man sich mehr darunter versprochen hat. Ich habe diese Erfahrung leider gerade bei Selfpublishern schon häufig machen müssen, oft breche ich dann das Lesen ab! Das Format muss auch stimmen, das Genre richtig eingeordnet ist immens wichtig. Ich dachte aber von vornherein beim Titel, dass es eher ein Fantasy-Buch ist.
Ich selbst könnte so ein Buch nicht veröffentlichen, da bin ich zu selbstkritisch und perfektionistisch! Dann sollte man es beim E-Book belassen und dort Änderungen nach Rezensionen vornehmen.
Liebe Grüße, Bea von Sweet&Healthy.
Liebe Bea,
ein eigenes Buch zu schreiben ist wirklich eine sehr aufwendige Arbeit. Das lässt sich nicht mal so eben aus dem Ärmel schütteln und benötigt vor allem auch einen guten Background, damit es am Ende rund wird. Ich kenne das ja bei meinen Rezensionen auch, ich lese so oft darüber und dennoch sind da manchmal Fehler drin, da lacht sich mein Prüfer schlapp.
Ich denke, dass das Buch wirklich super sein könnte, wenn es noch einmal intensiv überarbeitet wird.
Liebe Grüße
Mo