Wer sich für Jack the Ripper und seine Taten interessiert, kommt um ein Sachbuch nicht drumherum, wenn die Informationen umfassend sein sollen. Bei Fachliteratur gibt es dann wie immer die Qual der Wahl. Obwohl ich bislang nur zwei Sachbücher zu dem Thema gelesen habe, hätten beide vom Aufbau und Inhalt nicht unterschiedlicher sein können. Als mir Philipp Röttgers sein jüngst erschienenes Werk vorstellte, war ich ganz aus dem Häuschen. Wie würden er und Dorothee Schröder die grausamen Ereignisse aufbereiten?
In meiner Rezension „Jack the Ripper – Die Whitechapel-Morde 1888: Eine Chronologie“ von Philipp Röttgers und Dorothee Schröder geht es nicht nur um den Aufbau des Buches, sondern auch, ob mich das Konzept überzeugen konnte.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover: Katharina Röttgers
erschienen bei tolino media
Veröffentlicht 4. Juni 2023
ca. 248 Seiten
erhältlich als Taschenbuch
Klappentext
© Klappentext: Philipp Röttgers und Dorothee Schröder
„Jack the Ripper – Die Whitechapel-Morde 1888: Eine Chronologie“ ist interessant und klug aufgebaut. Das Wort „Chronologie“ kommt nicht umsonst im Titel vor. Das Autorenduo um Philipp Röttgers und Dorothee Schröder erzählt von den Ereignissen im Herbst 1888 in Whitechapel von dem Jahr an, an dem sich die bis heute ungeklärten Verbrechen ereigneten.
Das knackige Vorwort verrät gleich, was der Lesende erwarten darf. Neben ausführlich recherchierten Fakten konzentrieren sich die beiden Autoren auf die Darstellung der Ereignisse in chronologischer Reihenfolge unter Berücksichtigung der Lebensumstände der damaligen Zeit. Damit werden die Verbrechen gekonnt mit all seinen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebensumständen in den Kontext des späten viktorianischen Zeitalters gesetzt.
Das gezeichnete Bild erschüttert. Das Leben im Londoner East End war hart. Das Autorenduo beleuchtet auf prägnante Weise, wieso die einzelnen Wohngebiete so sehr in Armut und Tristesse versanken. Wie Antisemitismus erblühen und die meisten Frauen als Prostituierte gebrandmarkt wurden, obwohl es bei vielen gar nicht als gesichert galt, dass sie tatsächlich in diesem Gewerbe arbeiteten. Wie bei nur einer der fünf Frauen, die Jack the Ripper ermordet hat, historisch belegbar ist, dass sie tatsächlich ein Freudenmädchen war. Alles ist möglich, aber nichts sicher. Daher finde ich es schade, dass die beiden Autoren hier nicht differenziert haben.
„Jack the Ripper – Die Whitechapel-Morde 1888: Eine Chronologie“ ist in verschiedene kurze betitelte Kapitel unterteilt. Es empfiehlt sich, diese nach der Reihenfolge zu lesen, da die Kapitel in sich zwar das entsprechende Thema als Fokus haben, jedoch die gesamten Zusammenhänge der Ereignisse nahtlos weitererzählt werden. Dabei legt das Autorenduo wert darauf, schlicht und kompakt die belegten Fakten aufzuschreiben, gleichzeitig jedoch einen interessanten Erzählton anzuschlagen. So ist für mich die Verarbeitung der ganzen Informationen kein Problem. Abgerundet wird alles durch das Einfügen zahlreicher Fotografien der damaligen Zeit, dem Blick auf Polizeiaufzeichnungen und Vernehmungsprotokolle sowie Zeitzeugenberichte, originale Zeitungsausschnitte, Opferfotos und der Abbildung der Ripper-Briefe.
Zudem fließen auch die aufkommenden Verdächtigen in die Chronologie mit ein. Ich weiß es zu schätzen, dass die Autoren versuchen, objektiv und sachlich zu erzählen. Wilde Spekulationen gibt es keine, sondern viele Ansätze und auch, warum sich nicht jeder vermeintliche Tatverdächtige auch als Mörder eignet.
Was ich sehr an „Jack the Ripper – Die Whitechapel-Morde 1888: Eine Chronologie“ mag, ist, dass hier auch die Polizei und ihre Entwicklung immer wieder in den Fokus gerückt wird. Damals haben die Ermittlungsbehörden viel Kritik einstecken müssen, allerdings erstaunt es mich an mehreren Stellen, wie fortschrittlich die Polizei im Großen und Ganzen schon unterwegs gewesen ist.
Gelegentlich flattern Fragen durch meinen Kopf. An diesen Stellen bin ich mir nicht sicher, ob das Autorenduo die Antworten auch nicht kennt oder sie nicht preisgibt, weil sie schlicht nicht relevant für das eigentliche Thema sind. Für mich auf jeden Fall ein gutes Zeichen, denn hier wird deutlich, wie umfangreich die Recherchearbeit gewesen und mit wie viel Augenmerk dieses Füllhorn an Informationen zusammengetragen und zu einem sinnvollen Gesamtbild gebracht worden ist.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein Sachbuch, welches die Ereignisse rund um die Jack the Ripper Morde chronologisch beleuchtet und mit zahlreichen Abbildungen unterfüttert.
Lesen:
Wenn ihr mehr über die ungelöste Mordserie erfahren und dabei nicht von Spekulationen, sondern von Fakten erfahren möchtet.
Weglegen:
Wenn ihr übersättigt vom Jack the Ripper Thema seid. Ansonsten gilt: Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall.
Mal ehrlich:
Kaum ein Serienmörder beschäftigt noch heute die Gemüter so sehr wie Jack the Ripper. Es gibt unzählige Sachbücher und Romane, die dieses Thema aufgreifen. Persönlich habe ich bislang nur zwei Sachbücher zu Jack the Ripper und den Frauen, die ihm zum Opfer fielen, gelesen. Beide waren unterschiedlich in ihrer Art und ihrem Fokus.
„Jack the Ripper – Die Whitechapel-Morde 1888: Eine Chronologie“ vereint meiner Meinung nach zwei Komponenten der beiden Werke kompakt.
Das East End des späten viktorianischen Zeitalters war von großer Armut und Hoffnungslosigkeit geprägt. Oftmals blieb da zum Trost nur der Alkohol. Das Leben dort schier unmenschlich. Und mitten in dieser schwierigen Zeit treibt ein Mörder sein Unwesen, der die Menschen in Angst und Schrecken versetzt.
Das damalige Lokalkolorit greift das Autorenduo einfühlsam und erklärend auf. Bleibt dabei sachlich und auf den Punkt, verliert sich in keinen Spekulationen und weidet sich nicht an den blutigen Details. Diese werden besprochen, aber aus unterschiedlichen Gesichtspunkten. Aus polizeilicher, ärztlicher und Zeugensicht. Auch die Frauen, die dem Messer von Jack the Ripper nicht ausweichen konnten, werden näher vorgestellt.
Gerade wer Schwierigkeiten bei einem Füllhorn an Informationen hat, wird hier angenehm durch die Ereignisse geleitet.
Abgerundet wird alles durch zahlreiche Abbildungen von originalen Zeitungsausschnitten, Tatort- und Porträtfotos, Polizei- und Augenzeugenberichten.
Sorgfältig recherchiert und verständlich aufbereitet wird auch klar, weshalb es der Polizei damals nie gelingen sollte, diese Verbrechen aufzuklären und warum bis heute diese Mordserie so sehr die Menschen fasziniert.
Fazit:
Ein Sachbuch, das mit seinem komprimierten Inhalt die wesentlichen und historisch gesicherten Fakten einfach und verständlich zusammenfasst. Durch die Vielzahl an Abbildungen wird dieses Werk zu einem Fenster in die Vergangenheit zu der Zeit, als Jack the Ripper sein Unwesen trieb.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Auch im Jack the Ripper Fieber?
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Jack the Ripper – Bücher über die Whitechapel-Morde
Ui, das klingt gut. Mich interessiert das Thema sehr. Und gerade dazu gibt es ja so viel wilde Gerüchte und Spekulationen. Da ist es bestimmt toll, sich mithilfe dieses Buchs mal so richtig gut zu informieren. Es ist sicher auch reizvoll in die Zeit und das alte London ganz tief einzutauchen. Ich freue mich jetzt schon auf schaurige und informative Unterhaltung. Danke für den Tipp.
LG Renate
Liebe Renate,
da sagst du was. Die Spekulationen sind ja immer schnell am Start. Da ist es erfrischend, wenn es die Fakten sind.
Ich wünsche dir eine interessante Lesezeit.
Liebe Grüße
Mo
Das muss ich unbedingt haben. Seit wir vor ein paar Jahren in London auf den Spuren von Jack the Ripper unterwegs waren, bin ich von dem Thema irgendwie fasziniert. Und ein Buch, dass sich mal nicht mit irgendwelchen Spekulationen beschäftigt, ist genau das, was ich schon lange suche. Danke für diesen tollen Tipp.
Liebe Tina,
wie spannend. Ich habe so eine Tour (noch) nicht gemacht. Als ich damals in London war, war es mir wichtig, zu Scotland Yard zu fahren. An Jack the Ripper habe ich damals noch nicht gedacht.
Liebe Grüße
Mo
Kann man von Jack the Ripper je übersättigt sein? Ich denke mal, solange nicht eindeutig klar ist, wer diese Morde damals verübt hatte, wird das Thema immer aktuell und interessant sein! Bücher zur Thematik habe ich bisher noch nie gelesen, aber schon einige Dokumentationen geschaut! Da würde man wirklich gern mal Mäuschen in London von anno dazumal spielen und die Sache aufklären!
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
oh, es gibt Menschen, die wollen von dem Thema nichts wissen. Aber gerade solche mysteriösen Verbrechen werden beinahe ewig die Menschen beschäftigen.
Liebe Grüße
Mo
Wenn man denkt, dass ein Sachbuch eher trocken und verstaubt ist, dann liegt man bei diesem total falsch! Ich mag es, dass Du schon einige gelesen hast und bemerkst, dass sie total unterschiedlich sind, bedienen sie doch dasselbe Thema!
Beeindruckend finde ich, dass man in diesem einen Blick auf die Polizeiaufzeichnungen und Vernehmungsprotokolle sowie Zeitzeugenberichte, originale Zeitungsausschnitte, Opferfotos und der Abbildung der Ripper-Briefe werfen kann. Das macht das Ganze deutlich anschaulicher! Außerdem finde ich toll, dass das Buch nicht nur auf Spekulationen aufbaut, sondern wirkliche Fakten auf den Tisch bringt. Super!
Liebe Grüße, Bea.
Liebe Bea,
früher habe ich Sachbücher genau aus diesem Grund gemieden, wie du sie beschreibst. Zum Glück hat sich das gewandelt. Es gibt auch Sachbücher für die breitere Masse. Umso mehr freue ich mich, dass auch dieses hier schön verständlich und gut erzählt wird.
Liebe Grüße
Mo
Kaum ein Serienmörder beschäftigt noch heute die Menschen so sehr wie Jack the Ripper, damit hat er sich selbst ein Denkmal gesetzt! Auch wenn es wirklich eine düstere Geschichte ist, ranken sich so viele Mythen und Spekulationen um sie! Schön, dass es dann solche Sachbücher gibt, die auf Fakten beruhen und auch Beweise für diese liefern. Echt toll, ich werde mir das Buch auf die Merkliste setzen, denn das klingt nach tolle Leseabende auf dem Sofa! Vielen Dank für die Vorstellung.
Liebe Grüße, Bea von Sweet&Healthy.
Liebe Bea,
sehr gern. Da wünsche ich dir von Herzen interessante Unterhaltung.
Ich frage mich auch immer, ob der Mörder begeistert davon wäre, wenn er wüsste, dass wir noch heute über seine Taten reden.
Liebe Grüße
Mo
Ui das klingt interessant. Ein Buch, welches wirklich auf die Fakten beruht und Beweise liefert, wurde ich auf jeden Fall eher Lesen, wie die was weiß ich wievielte Geschichte, in der Jack the Rapper die Hauptrolle ist.
Vielleicht sollte ich das Buch auf meine Liste setzen. Dann aber wohl eher für das neue Jahr. Halloween ist vorbei, jetzt möchte ich eher etwas fürs Herz lesen. Im kalten Januar ist das Buch aber dann sicherlich lesenswert!
Ich wünsche dir noch einen schönen Tag!
Liebe Grüße, Saskia Katharina
Liebe Saskia Katharina,
das kann ich gut verstehen. Jetzt, wo die Weihnachtszeit schon vor der Tür steht, muss es einfach lieblicher werden. Ich wünsche dir romantische Lesestunden.
Liebe Grüße
Mo
Klingt super interessant. Bin selbst ein großer Jack the Ripper ‚Fan‘ und lese eigentlich alles zu ihm, was ich nur finden kann. Von dem Sachbuch habe ich bis dato aber noch nichts gehört, werde es mir auf alle Fälle genauer anschauen!
Tolle Rezension.
LG,
Vici
Liebe Vici,
dieses Sachbuch ist noch nicht so lange auf dem Markt. Es freut mich, dass du es hier entdeckt hast und wünsche dir interessante Lesestunden mit dem Buch.
Liebe Grüße
Mo