Von Joy Fielding habe ich einige Bücher auf meinem ungelesenen Stapel Bücher liegen. Bislang aber noch keins gelesen und das wollte ich gerne ändern. Da ich ein Hörbuch Abo habe und es eine 2-für-1-Aktion gab, dachte ich mir, dass ich mal eins ihrer Bücher als Hörbuch ausprobieren könnte.

In meiner Rezension „Das Verhängnis“ von Joy Fielding berichte ich von meinem Hörerlebnis und ob mir die Geschichte gefallen hat.


 

Das Verhängnis von Joy Fielding
© Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Infos zum Buch
erschienen beim Goldmann Verlag
Veröffentlicht 13. September 2010
Originaltitel The Wild Zone
Übersetzt von Kristian Lutze
ca. 416 Seiten
Spieldauer 7 Stunden und 3 Minuten
Gesprochen von Hansi Jochmann
erhältlich als gebundenes Buch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Suzy Bigelow ist neu in Miami Beach, Florida – erst kürzlich ist sie mit ihrem Mann Dave, der als Arzt eine Anstellung in einer renommierten Klinik bekommen hat, hierher gezogen. Doch ihre Ehe ist nicht glücklich, denn Dave erweist sich zunehmend als Choleriker, der Suzy mit seinen unberechenbaren Wutausbrüchen das Leben zur Hölle macht. Eines Abends beschließt sie, in einer Bar einen Drink zu nehmen, um sich ein wenig abzulenken von ihren Sorgen. Schnell zieht die attraktive Unbekannte die Aufmerksamkeit von drei Männern auf sich, die am Tresen stehen – und plötzlich kommt einer von ihnen auf die Idee, eine Wette darüber abzuschließen, wer aus der Runde es schafft, Suzy noch am selben Abend zu verführen.

Doch was zunächst beginnt wie ein harmloses Spiel, entwickelt sich mehr und mehr zu einer gefährlichen Gratwanderung – und schlägt schließlich um in eine wahrhafte Katastrophe…

© Klappentext: Goldmann Verlag

„Das Verhängnis“ startet für meinen Geschmack ein bisschen zu gemütlich. Am Anfang galoppieren meine Gedanken in alle möglichen Richtungen und ich habe unendlich viele Vermutungen, wie sich diese Geschichte entwickeln könnte. Doch Joy Fielding bremst mich rasch aus und diktiert mir ihren langsamen Handlungsaufbau auf.
Die ganze Zeit schwingt ein latent aggressiver Unterton in der Geschichte mit. Das drohende Unheil ist vom ersten Augenblick spürbar und durch den teilweise sehr kühlen und distanzierten Sprechstil von Hansi Jochmann fühle ich Beklemmung in mir aufsteigen. Besonders rasend vor Wut machen mich die detailliert geschilderten Szenen von häuslicher Gewalt. Es ist schwer dabei zuzuhören, wie Suzy von ihrem Ehemann misshandelt wird. Am liebsten mag ich einschreiten und ihr zur Seite stehen. Doch spätestens da wird mir klar, welche Richtung „Das Verhängnis“ nehmen wird.

Der personale Erzähler führt durch die Ereignisse, ermöglicht jedoch viele Perspektivwechsel. So gewinne ich einen größeren Überblick. Manchmal fällt es mir schwer, im Hörbuch dem Wechsel zu folgen, sodass ich kurzzeitig irritiert bin. Das legt sich aber recht schnell.
Der Handlungsaufbau ist schlüssig und gut durchdacht. Dennoch fehlt mir der Spannungsanstieg, was aber möglicherweise an der Sprecherin liegt. Sie ist mir viel zu oft zu distanziert, auch wenn sie versucht, gerade bei wörtlichen Reden die aufkommende Emotionalität der Figuren widerzuspiegeln. Trotzdem erreicht mich die Geschichte nicht völlig. Auch zu den Figuren kann ich keinen richtigen Zugang finden. Großes Mitleid habe ich zwar mit Suzy und Will, aus unterschiedlichen Gründen, aber das reicht nicht, um besonders mit ihnen mitzufiebern und mitzuleiden.
Generell habe ich den Eindruck, dass sich Joy Fielding ein wenig zu sehr in der Charakter- und Beziehungsbeschreibungen verzettelt. Dadurch erhält die Story noch mehr Längen und bremst die Spannungskurve ordentlich aus.

Vielleicht würde mir „Das Verhängnis“ besser gefallen, wenn ich es selber lesen würde. Doch dazu kann ich mich einfach nicht aufraffen, weil mich die Story nicht so sehr packt. Ich möchte zwar wissen, wie sich das Ganze weiterentwickelt und warte nebenbei verzweifelt auf einen packenden Showdown.
Dieser startet völlig unverhofft, verwirrt mich kurz und dann stelle ich fest, dass er doch nicht so überraschend ist wie gedacht. Denn der Klappentext verrät leider viel zu viel, was blöd ist, da ich ganz andere Erwartungen im Vorfeld an „Das Verhängnis“ hatte.
Einzig die Wendung ganz am Ende hat mich dann doch verblüfft. Sie hat sich angedeutet, schon länger, aber ich habe mich so von der Handlung einlullen lassen, dass ich nicht weiter über diesen Punkt nachgedacht habe.

„Das Verhängnis“ ist gutgeschrieben, keine Frage. Es gibt keine Logiklöcher und auch der Aufbau ist an sich schlüssig durchdacht. Nur die Umsetzung gefällt mir nur mäßig. Aber wie oben schon betont, es kann auch an der distanzierten Art von Hansi Jochmann liegen, dass mich die Story nicht richtig gefangen nehmen kann. Der Spannungsbogen ist flach, die Geschichte dennoch interessant umgesetzt. Es ist ein Roman, bei dem ich nicht viel nachdenken muss und das ganze entspannt an mir vorbei plätschern kann.

Das Verhängnis von Joy Fielding
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Witz, eine Wette und eine von häuslicher Gewalt gequälte Frau vermengen sich zu einem Unterhaltungsroman, der gelesen vielleicht besser wirkt als beim Hören.

Hinhören / Lesen:

Wenn ihr Lust auf kurzweilige Unterhaltung habt, in dessen Fokus eine Frau steht, die unter häuslicher Gewalt leidet.

Weghören / Weglegen:

Wenn ihr ein packendes Buch wünscht, solltet ihr vielleicht nach einem anderen Werk im Buchladen stöbern.

Mal ehrlich:

Es beginnt mit einem unlustigen Altherrenwitz, der in einer hirnlosen Wette drei Männer endet, an dessen Ende der Preis eine attraktive Frau sein soll.
Der Klappentext von „Das Verhängnis“ macht mir Hoffnung auf einen spannungsvollen Roman, aber stattdessen ist er die Handlung des Buches, wie ich am Ende feststelle.
Faires halber muss ich sagen, dass ich „Das Verhängnis“ als Hörbuch gehört habe und es durchaus sein kann, dass es mir gelesen besser gefallen hätte. Ich hätte durchaus auch die Möglichkeit dazu gehabt zu wechseln, aber mir fehlte irgendwann die Energie dafür.
Dabei bring Joy Fielding wirklich alle Zutaten mit, um für gute Unterhaltung zu sorgen. Suzy hat einen gewalttätigen Ehemann, was die Autorin auch im Detail beschreibt. Als sie dann eines Tages zum Wetteinsatz dreier Männer wird, kann sich hier jeder ausmalen, zu welchem Desaster das führt. Genauso scheint aber auch die Entwicklung der Story vorhersehbar zu sein, was sie größtenteils dann auch für mich war. Früh beschleicht mich ein Verdacht, der sich zum Schluss bis auf eine überraschende Wendung auch bestätigt.
Hansi Jochmann schafft es gerade am Anfang durch ihren kühlen und distanzierten Sprechstil bei mir Beklemmung auszulösen, im Verlauf jedoch sorgt eben diese Art dafür, dass ich nur noch äußerlich dem Geschehen beiwohne und nicht mehr emotional.
Alles im Allen ist „Das Verhängnis“ solide in seinem Aufbau und der Ausführung.

Fazit:

„Das Verhängnis“ beginnt mit einem flachen Witz und endet mit einem vorhersehbaren Drama. Für nebenbei lohnt sich das Buch auf jeden Fall, es ist insgesamt unterhaltsam und kann mich besonders bei der häuslichen Gewalt emotional gut abholen.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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