Bis vor Kurzem, als ich einen Newsletter öffnete, war mir der Name Dian Fossey kein Begriff. Doch die Vorstellung zum Buch weckte mein Interesse. Als Erstes recherchierte ich selber ein wenig und war sofort fasziniert von der Frau, die selbstlos für Gorilla kämpfte, aber wohl eine sehr anstrengende Zeitgenossin war. Aber ich wollte mir unbedingt selber eine Meinung bilden und deshalb sollte das Buch unbedingt bei mir einziehen.
In meiner Rezension „Dian Fossey – Die Forscherin: Sie rettete bedrohte Tiere. Und bezahlte einen hohen Preis“ von Susanna Leonard gehe ich auf die Romanbiografie ein
© Cover: Christin Wilhelm, grafic4u
erschienen bei Bastei Entertainment
Veröffentlicht 26. August 2022
ca. 449 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
Klappentext
© Klappentext: Bastei Entertainment
Dian Fossey – ein Name, der mir anfänglich gar nichts sagte. Wer die gängigen Suchmaschinen mit diesem Namen füttert, erfährt schnell, dass sie eine US-amerikanische Zoologin und Verhaltensforscherin war, die von den meisten Mitmenschen gehasst wurde. Doch gleichzeitig ebnete sie den Weg für den so dringend benötigen Schutz von Berggorillas und schaffte es durch ihre ethologischen Studien bis dato unbekannte Einblicke in die Gorilla-Familienstrukturen mit ihrem Kommunikationsverhalten und Verhaltensweisen zu ermöglichen. Doch der Weg bis dahin war für Dian Fossey hart und verdammt steinig. Genau darauf geht dieses Buch ein.
Susanna Leonard erzählt in ihrem Roman „Dian Fossey – Die Forscherin“ von dem Leben dieser kompromisslos und stur wirkenden Persönlichkeit. Dazu verwebt sie biografisch gesicherte Stationen ihres Lebens mit Fiktion. Was hier genau real und was freierfunden ist, löst die Autorin nicht auf. Das fand ich schade, denn ich muss sagen, dass mich das Buch nachhaltig beschäftigt. Klar, viele Details kann man durchaus online nachlesen, aber sicherlich nicht alle. Die intensive Recherchearbeit ist in jeder Zeile zu spüren und macht dieses Buch zu einem besonderen Erlebnis.
Gut gefällt mir zu Beginn des Buches das Personenregister. Das erleichtert den Überblick über all die wichtigen Menschen, die in Dian Fosseys Leben einen großen Platz einnahmen. Erst am Ende des Buches findet sich eine Zeittafel über die Ereignisse und ein Glossar. Diese finde ich beide gut, hätte sie aber lieber am Anfang des Buches gehabt. So wäre der Übersicht schon zu Beginn komplett gewesen.
Der Aufbau des Buches hat mich anfänglich verwirrt. „Dian Fossey – Die Forscherin“ ist in drei Teile untergliedert. Je das erste Kapitel erzählt vom nahen Tod der Forscherin, die weiteren Kapitel teilen sich in zwei Vergangenheitsstränge auf. Der starke Erzählstrang beschäftigt sich mit dem beruflichen Werdegang von Dian Fossey, der schwächere Handlungsstrang betrachtet in chronologischer Reihenfolge ihre familiäre Situation von der Kindheit bis zur Jugend. Im Verlauf des Buches wird klar, warum der Aufbau der Erzählung so erfolgte. Nämlich immer dann, wenn Dian wieder einmal als völlig herrisch einen faden Beigeschmack beim Lesen erzeugt oder sie sich über bestimmte Dinge ausschweigt, gibt die Rückblende Erklärungsmöglichkeiten, warum sich die zähe Frau zu einer so resoluten und beinahe schon fanatischen Verfechterin für Gorillas entwickelt hat.
Überwiegend schildert der personale Erzähler die Ereignisse und mitunter auch die Emotionen Fosseys. Gelegentlich gibt es auch die Ich-Perspektive, die mich gleich noch ein Stückchen näher an Dian und ihre Lieblinge holt. Diese kurzen Momente rühren mich auf einer tieferen Ebene.
Neben einem sehr eingängigen Schreibstil und bildhaften Beschreibungen gelingt es Susanna Leonard, den damaligen Lokalkolorit der einzelnen Lebens- und Wohnstationen aus Dian Fosseys Leben authentisch und ohne Schnörkel darzustellen. Am meisten geschockt haben mich die Zustände während des blutigen kongolesischen Bürgerkrieges, in dessen Mühlwerk auch Fossey geriet. Das Grauen wird nur angedeutet und auch recht sachlich präsentiert, dennoch lief es mir kalt den Rücken hinab. Ich war entsetzt und sprachlos zu gleich. Am meisten war ich froh, dass der rote Faden in Dian Fosseys Leben wie ein kleines Irrlicht immer vor mir herschwebte: Gorillas.
Alleine schon die Beschreibung dieser sanften Riesen weckt in mir den Wunsch, sie in freier Wildbahn zu erleben, und ich kann auch Dian Fossey verstehen, warum sie so konzentriert darauf war, diese wundervollen Wesen, ihre Freunde, zu schützen.
Dian Fossey wird durch Susanna Leonard als Mensch porträtiert und nicht bloß auf ihre Tätigkeit als Forscherin oder ihres herrischen Auftretens reduziert. Stattdessen habe ich wirklich beim Lesen das Gefühl gehabt, Dian Fossey nicht nur näher gekommen zu sein, sondern entwickelte auch großes Verständnis für ihre Verhaltensweisen. Dass sie dabei nicht immer den richtigen Weg gewählt hat, geht deutlich hervor. Aber die Gründe, warum es dazu kam, werden hier sehr einfühlsam dargestellt. Der Schreibstil sorgt für ein flüssiges Lesen und leitet mich angenehm durch die Lebensstationen von Dian Fossey. Für mich ist dieses Buch ein Lesehighlight, weil hier die Verknüpfung von historischen Fakten mit leichter Fiktion äußerst gut gelungen ist. Die intensive Recherchearbeit der Autorin ist in jeder Zeile spürbar und macht diese Romanbiografie zu einem sehr greifbaren Leseerlebnis.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein Roman, der auf historischen Fakten rund um das Leben und Wirken von Dian Fossey aufgebaut ist. Hier liegt der Fokus nicht auf der Forscherin, sondern auf den Menschen Dian Fossey.
Lesen:
Wenn ihr euch für Dian Fossey interessiert und ergründen möchtet, weshalb die engagierte Gorillaforscherin so einen schwierigen Charakter entwickelt hat.
Weglegen:
Mir fällt kein Grund ein, das Buch aus der Hand zu legen. Selbst wenn ihr Biografien nicht mögt, dieses Buch ist kein Sachbuch im engeren Sinn. In „Dian Fossey – Die Forscherin“ wird einfühlsam und mit einem gesunden Augenmaß eine der wohl interessanten historischen Persönlichkeiten porträtiert.
Mal ehrlich:
Als ich das Buch zum ersten Mal sah, wollte ich es unbedingt lesen, obwohl ich zuvor noch nie von Dian Fossey gehört hatte. Doch ein schneller Blick in die bekannten Suchmaschinen machte mir schnell klar, welche ungewöhnliche Persönlichkeit Dian Fossey gewesen sein muss.
Dieser Roman trägt biografische Züge und basiert auf fundierten historischen Fakten. Die gründliche Recherche der Autorin war in jeder Zeile spürbar und ich mochte es sehr, dass Dian Fossey nicht als das Monster dargestellt wurde, als welche sie ihre Zeitgenossen gerne abgestempelt haben. Das gelang Susanna Leonard durch ihren sehr speziellen Handlungsaufbau, der im Wesentlichen aus drei Ebenen bestand. Die sich zum einen mit Dians letzten Tagen kurz vor ihrem Tod befasste, die anderen griffen auf unterschiedliche Vergangenheitslevel zurück. Der Hauptstrang beschäftigte sich mit Dians beruflichen Werdegang, der jedoch immer wieder von den Erlebnissen in ihrer Kindheit und Jugend abgelöst wurde. Das fand ich extrem klug gelöst, denn so stellte die Autorin klar heraus, warum Dian Fossey einen so unglaublich anstrengenden Charakter entwickelt hat. Der letztendlich dazu führte, dass sie lieber in der Einsamkeit der afrikanischen Berge bei ihren geliebten Gorillas lebte, mit all seinen Entbehrungen und gefährlichen Situationen, statt ihrer großen Liebe zurück in eine Welt zu folgen, in der Gorillas keinen Platz hatten.
Außerdem schaffte es Susanna Leonard, die damalige politische Lage sowie den Lokalkolorit der einzelnen Lebensorte Dian Fosseys auf lebendige Art wiederzugeben. Der Schreibstil war angenehm und fesselnd. Es gab keine Längen und die Balance zwischen Wahrheit und Fiktion war so ausgeklügelt, dass ich nicht bestimmen konnte, was nicht real gewesen ist.
Das Lesen des Buches hat mich emotional sehr berührt und hallt noch immer in mir nach. Ich kann diese Romanbiografie wirklich jedem nur ans Herz legen.
Fazit:
Eine sehr eindrückliche Romanbiografie, welche Dian Fossey als Mensch porträtiert und die verschiedensten Stationen ihres Lebens mit viel Feingefühl und auf historischen Fakten basierend zu einem eindrücklichen Leseerlebnis macht.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf eine sachliche und dennoch sehr empathische Analyse der tierischen Rückkehrer nach Deutschland?
Dann empfehle ich euch:
Die Wiederkommer von Claus-Peter Lieckfeld
Hallo Mo,
ich habe von Dian Fossey schon gehört und bewundere sie dafür, wie sie sich für den Schutz der Gorillas eingesetzt hat. Ich meine auch, ich hätte schon einmal einen Film über sie gesehen.
Du schreibst, sie wurde von den meisten ihrer Mitmenschen gehasst. Warum denn? Das ist bei mir irgendwie untergegangen.
Viele Grüße
Felicitas
Liebe Felicitas,
weil Dian ein sehr schwieriger Charakter gewesen ist und mit ziemlich gruseligen Mitteln gegen die Einheimischen vorgegangen ist. Der Schutz ihrer Lieblinge war ihr stets wichtiger als das Wohl der Menschen. Das brachte ihr viele Feinde ein.
Liebe Grüße
Mo
Der Name sagte mir bis eben auch nichts, aber die Forscherin mit den Gorillas kannte ich! Von Bildern und ich glaube von irgendeiner Doku! Schade, das diese Frau von einigen als „Monster“ angesehen wurde! Wenn man anders ist, gegen den Strom schwimmt, klug und unerschütterlich, hat man oft Gegner! Leider!
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
vielleicht kennst du Dian Fossey auch vom Film „Gorilla im Nebel“. Ich kenne den Film zwar nicht, aber er soll großartig sein.
Und ja, wer gegen den Strom schwimmt hat viele Gegner. Bei Dian kam aber sicherlich auch noch ihre Kompromisslosigkeit dazu.
Liebe Grüße
Mo
Liebe Mo,
das ist wieder einmal eine spannende Vorstellung eines interessanten Buches. Was mich bei Dir immer so fasziniert, Du lässt Dich nicht auf eine Kategorie Bücher festlegen. Gerade die vorgestellte Vielfalt mag ich so sehr auf Deiner Seite.
Schade, wenn Menschen nicht als das wahrgenommen werden, was sie sind und tun. Aber haben nicht alle außergewöhnlichen Menschen mit Neid und Unverständnis der Mitmenschen zu kämpfen? Offenbar aber war sie trotzdem nicht unglücklich mit den Tieren.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
herzlichen Dank für dein Lob.
Ich finde es auch schade, dass sich nur wenige Menschen die Mühe gegeben haben Dian richtig kennenlernen zu wollen. Dabei hatte sie wirklich ein sehr bewegtes Leben und es vielfach sehr schwer. Die Gorillas waren eine Familie für sie. Denn sie wurde von ihnen bedingungslos geliebt und akzeptiert.
Liebe Grüße
Mo
Jo, danke für deine Buchvorstellung. Dian Fossey ist mir sehr wohl im Gedächtnis geblieben als unermütliche Kämpferin für diese Tiere, die ohne sie keinen Lebensraum mehr hätten. Ihr Unbequemsein empfand ich immer als: die muss so sein, sonst geht wieder nichts für die Gorillas… vielleicht lese ich das Buch mal.
Liebe Manuela,
das finde ich großartig, dass du das so empfunden hast. Für viele war das zu unbequem.
Liebe Grüße
Mo
Dian Fossey war wirklich eine faszinierende Frau. Es ist schön, wenn ein Roman ihr Leben anderen näher bringt. Vielleicht übernimmt der eine oder andere ja eine Kleinigkeit von ihrer Sichtweise in seinen Alltag, das würde der Menschheit und Umwelt sehr gut tun.
Definitiv, liebe Karin.
Leider verschließen viele Menschen die Augen davor und das bringt uns alle viele Probleme.
Liebe Grüße
Mo