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Ich habe meine Lieblingsgenres, in denen ich immer sehr gern lese. Und dann gibt es Genre, die lese ich nur sehr, sehr selten. Dystopische Geschichten gehören eher nicht zu meinem Beuteschema, dennoch fand ich den Klappentext zu dem Buch „Das Billardcafé“ interessant. Neugierig gemacht hatten mich zudem andere Blogger mit ihren Rezensionen und ich wollte mich an das Werk wagen, um mit Reden zu können.

In meiner Rezension „Das Billardcafé“ von M. Pastore schildere ich euch sachlich, was ich an der Dystopie mochte und was nicht.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom Hybrid Verlag erhalten
❧ Vielen Dank, liebe Dorit, für deine wundervolle Bloggerpost
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Das Billardcafé von M. Pastore
© Umschlaggestaltung: 2021 by Creativ Work Design
© Coverbild: 2021 by Jenny Siege, Weißenfels

Infos zum Buch
erschienen im Hybrid Verlag
Veröffentlicht 25. Juni 2021
ca. 228 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Deutschland in naher Zukunft. Die Urbanisierung ist vollendet. Megastädte mit ihren Satelliten beherrschen das sonst fast unbewohnte Land. Abseits zur Schau gestellten Wohlstands verschwimmen Gesetz und Unterwelt, Polizisten und Ganoven, Freunde und Spione. Ein alter, unscheinbarer Mann gerät zwischen die Fronten eines Bandenkriegs und kann sich nur mit Glück und dem Versprechen, ein streng geheimes Paket zu schmuggeln, aus der Affäre ziehen. Was er nicht weiß: Das Paket beinhaltet Material von gewaltiger Brisanz – und ab sofort ist er nirgends mehr sicher.

© Klappentext: Hybrid Verlag

Optisch gefiel mir „Das Billardcafé“ auf jeden Fall schon mal. Besonders die schattenhafte Figur faszinierte mich, sie könnte definitiv den Protagonisten widerspiegeln.
Auch der Titel war stimmig zum Inhalt, denn in dem Billardcafé nahm für den eher unscheinbaren Rentner Fred das Leben eine hundertachtzig Gradwendung. Plötzlich stand er im Fokus sämtlicher Geheimdienste dieser Welt und einiger zwielichtiger Gangs. Doch wie konnte es dazu nur kommen?

M. Pastore ließ sich in diesem Punkt nicht lumpen und mit Fred an meiner Seite erfuhr ich so einiges über das dystopische Deutschland in nahender Zukunft. Nicht unbedingt ein Land, in dem ich gerne wohnen würde wollen, wo das Leben in der Großstadt als das einzig Wahre gilt und grüne Natur doch eher Gift zu sein scheint. Die sehr detaillierten Beschreibungen der Schauplätze, in denen immer besonders die allgegenwärtige Überwachung betont wurde, sorgten dafür, dass die Szenen lebendig vor meinen Augen standen.

Die Idee, einen Protagonisten zu wählen, der ein Antiheld ist, ist zwar nicht neu, aber dass dieser ein Rentner ist, doch mal was überraschend anderes. Dennoch blieb Fred für mich die meiste Zeit einfach nicht greifbar. Besonders die Beschreibungen seiner Hackerkünste zauberten mir regelmäßig Fragezeichen in die Augen und ich konnte dem Ganzen dann einfach nicht mehr sauber folgen.
Aber auch sonst blieb mir die Figur einfach zu blass, mir fehlte charakterliche Tiefe und obwohl mir Fred nicht unangenehm war, fieberte ich mit ihm kaum mit.

Generell hielt der Autor viele Figuren in einem nebeligen Grau. Selbst Namen bekamen sie selten, sondern wurden anhand ihres Erscheinungsbildes oder Auftretens bezeichnet. So begegnete mir unteranderem „der Hagere“ oder „der Farblose“. Prima, musste ich mir keine Namen merken, erkannte aber die Personen dennoch wieder.
Es gab aber eine Ausnahme: Anita. Als Leiterin des „Lagezentrums Nr. 5“ der Inneren Aufklärung des Staates hatte sie Biss und vor allem viel Menschlichkeit und Mitgefühl an sich. Sie begleitete ich am liebsten, denn „Das Billardcafé“ lebte von seinen Perspektivwechseln innerhalb der einzelnen Kapitel. Angenehm war hier, dass die Wechsel mithilfe einer abgebildeten Pistole abgetrennt wurden, sodass ich nie durcheinanderkam.

Die Geschichte entwickelte sich in zeitlich korrekter Abfolge weiter und beherbergte verschiedene Parteien, die zwar nicht alle bekannt, aber einen gewissen Reiz um das Katz- und Mausspiel mit Fred hatten. Besonders die betitelten Kapitel schafften es ständig, meine Neugierde auf das Kommende zu wecken, denn sie ließen Raum für Spekulationen.

Doch leider stand mir für ein spannendes Abenteuer der Schreibstil im Weg. Es überwog eine recht sachliche und detailfreudige Erzählweise, die hier und da in Gedankensprünge überging, denen ich aus dem Augenblick heraus nicht folgen konnte. Teilweise war der Schreibstil auch sehr salopp und es mischten sich alte Begrifflichkeiten darunter, die in dieser dystopischen Welt seltsam fehl am Platz wirkten. Mein absoluter Horror waren allerdings die schwäbischen Dialoge. Ich fand es unheimlich schwierig, diese zu lesen und konnte mich leider gar nicht einfühlen. Im Gegenteil, sie rissen mich so aus dem Lesefluss, dass ich eine Weile hin und her taumelte, ehe ich wieder in die Ereignisse hineinfand.
Was ich hingegen gut fand, war, dass M. Pastore einen ziemlich langen Zeitraum von Ereignislosigkeit geschickt überbrückte. So hatte ich nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlte, aber auch nicht, dass ich mich langweilen würde.
Insgesamt hatte ich manchmal das Gefühl, dass nicht so ganz klar war, was die Geschichte mal werden sollte. Gelegentlich geriet ich in wilde Schießereien, wahnwitzige Verfolgungsjagden mit ausgefeilten Überwachungstechniken und schieflaufenden Übergaben, die mich an „Der Staatsfeind Nr. 1“ beim Lesen erinnerten. Dann gab es ruhigere Sequenzen, die von internen politischen Machtkämpfen zeugten oder gefährlichen Umweltschäden erzählten. Zwischendrin die Entwicklung zarter Liebeleien, die ein bisschen farbliche Akzente in die Geschichte setzten.
Der Handlungsaufbau erinnerte mich oft an ein wirres Wollknäuel. Dennoch fand ich es erstaunlich, dass am Ende keine meine Fragen unbeantwortet geblieben waren und das Ganze tatsächlich ein interessantes Gesamtbild ergab.

Das Billardcafé von M. Pastore
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein eigentümlicher Erzählstil, angereichert mit Elementen aus Filmen wie „Der Staatsfeind Nr. 1“ und „Im Körper des Feindes“ sowie Stasikalkül.

Lesen:

Ihr solltet definitiv Liebhaber des dystopischen Genes sein und vorher in die Leseprobe reinschnuppern.

Weglegen:

Wer flüssig erzählte Geschichten mag und einen flotten Schreibstil bevorzugt, könnte mit „Das Billardcafé“ unglücklich werden. Solltet ihr keine Dystopien mögen, Finger weg, ansonsten erst mit einer Leseprobe testen.

Mal ehrlich:

Dystopien liegen mir nicht besonders gut und um ehrlich zu sein, „Das Billardcafé“ auch nicht. So richtig benennen kann ich es nicht, denn die Ansätze und auch den Szenenaufbau fand ich jeweils interessant.
Mich erwartete eine bunte Mischung aus Spionage-Agentenkrimi gepaart mit „Der Staatsfeind Nr. 1“ Elementen und abgerundet mit einer ordentlichen Würze an Überwachung-Stasi-Staat.
Doch der Schreibstil verdarb mir oft die Lesefreude. Er wirkte oftmals hölzern, dann wurde er mitunter so technisch, dass ich geistig total ausfiel. Na klar, in diesem Buch gab es eine Menge versteckter kritischer Botschaften, die auch bei mir ankamen. Aber ich brauche einfach einen flüssigen und angenehmen Erzählstil, um mich in eine Geschichte fallenlassen zu können.
Dies gelang mir meist nur bei Anita, die als Leiterin des „Lagezentrums Nr. 5“ der Inneren Aufklärung Jagd auf Fred machen sollte. Der wiederum als Rentner unbeabsichtigt zur Zielscheibe sämtlicher Geheimdienste dieser Welt und Ganoven wurde.
Was nach spannungsgeladener Unterhaltung klingt, war für mich oft ein Kampf. Besonders der geschriebene schwäbische Dialekt einer Figur trieb mir die Tränen der Verzweiflung in die Augen. Dennoch, phasenweise mochte ich die Geschichte und deren Entwicklung. Auch die kritischen Themen rund um volle Kontrolle und Machtmissbrauch, Korruption und Umweltkatastrophen fand ich gut umgesetzt und eindrücklich geschildert.
Manches war überspitzt, sowie mit Ironie und purem Sarkasmus garniert. Es brachte mich allerdings zum Nachdenken. So eine Zukunft wünsche ich kommenden Generationen auf gar keinen Fall.

Fazit:

Leider war das überhaupt nicht mein Buch. Für Fans von ungewöhnlichen Erzählstilen und Dystopien aber mit Sicherheit lesenswert.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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Die Grenze von Robert McCammon