„Das Spiel“ ist spontan bei mir eingezogen, nachdem ich bei einer Leserunde das Glück hatte, den Nachfolger „Die Nacht“ zu gewinnen. Mit einer anderen Teilnehmerin hatte ich mich über die Sorge ausgetauscht, ob wir „Die Nacht“ auch ohne Vorkenntnisse würden lesen können. Von Neugier und Unsicherheit gepackt beschlossen wir gemeinsam in einem Buddy-Read vor dem Start der Leserunde „Das Spiel“ zu lesen.

In meiner Rezension
„Das Spiel – Es geht um Dein Leben“ von Jan Beck
verrate ich euch, wie mir dieser Thriller gefallen hatte.


 

Das Spiel – Es geht um Dein Leben von Jan Beck
© Cover: Favoritbüro

Infos zum Buch
erschienen beim Penguin Verlag
Veröffentlicht 27. Juli 2020
ca. 480 Seiten
Band 1 der „Björk und Brand“ Reihe
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Sie jagen dich. Sie töten dich.

Als Mavie während einer Party auf ihr cooles, im Dunkeln leuchtendes Tattoo angesprochen wird, hält sie das für einen Scherz. Doch dann sieht sie es im Lichtstrahl der Tanzfläche mit eigenen Augen und gerät in Panik: Woher kommt der Skorpion auf ihrer Haut? Mavie ahnt nicht, dass das Zeichen sie zur Zielscheibe eines perfiden Spiels macht. Zur gleichen Zeit übernehmen die Ermittler Inga Björk und Christian Brand den Fall einer brutal im Wald ermordeten Joggerin. Noch wissen sie nicht, dass dies erst der Anfang einer grausamen Mordserie ist. Und dass sie nur eine Chance haben, diese zu stoppen: Sie müssen die Seiten wechseln – und das tödliche Spiel mitspielen …

© Klappentext: Penguin Verlag

Ich muss sagen, dass ich wirklich super den Einstieg in das Buch fand und ein großer Pluspunkt sofort für mich die angenehme Kapitellänge war. Dadurch entstand keine langweilige Ausführlichkeit, stattdessen legte Jan Beck den Fokus auf rasche Szenenwechsel unterfüttert mit jeder Menge Aufregung, was wohl als nächstes Geschehen würde.

Es war klug gewählt, viele verschiedene Handlungsstränge durch die auktoriale Erzählperspektive aufzubauen. Dies erlaubte es mir, mehreren Figuren folgen zu können. Je Kapitel folgte ich nur einem Charakter. Jeweils am Anfang wurde mir zudem Ort, Uhrzeit und die aktuelle Figur mitgeteilt, sodass ich einen guten Überblick behalten konnte. Anfänglich hatte ich etwas Sorge, dass mir dieser verloren gehen könnte, da wirklich unglaublich viele verschiedenste Charaktere in diesem Buch mitwirkten. Aber es war tatsächlich kein Problem, mitten im Geschehen zu bleiben, was auch an der sehr ausgeklügelten Ausarbeitung der Figuren gelegen hat. Sie alle hatten einen extrem hohen Wiedererkennungswert, sodass ich nie ins Stolpern geriet.
Durch die knackigen Kapitel gab es stets ein hohes Spannungsniveau und durch mehrere kleinere fiese Cliffhanger entstand im Gesamteindruck eine packende Dynamik, die sich auf einen fesselnden Showdown zubewegte.

Insgesamt war „Das Spiel – Es geht um Dein Leben“ sehr komplex ausgearbeitet worden und ich durchschaute diese perfide Jagdspiel kein Stück. Interessanterweise wirkten die blutigen Szenen nicht ganz so brutal wie manche psychologischen Spitzfindigkeiten. Für schwächere Mägen könnten jedoch jene dennoch zu viel des Guten sein. Mir hatte es aber sehr gut gefallen und ich mochte gerade diese Mischung sehr. So kam nie Langeweile auf, auch wenn Jan Beck an manchen Stellen etwas ausholender in seinen Erklärungen war, was kurzfristig die Spannung zwar drosselte, aber danach mit Vollgas weiterging.

Optisch hatte mich das Cover sofort eingefangen. Die Eule mit ihren durchdringend gelben Augen in Kombination mit dem Schriftbild war ein echter Hingucker. Ein Teil ihrer Federn sind hervorgehoben, sodass auch haptisch das Buch Eindruck auf mich machte. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Motiv nicht gut gewählt fand. Für meinen Geschmack hatte es inhaltlich nichts mit dem Geschehen gemeinsam, doch mit viel gutem Interpretationswillen könnte ich die Eule symbolisch werten. Meiner Meinung nach wäre hier thematisch ein anderes Bild sinnvoller gewesen.

Der Debütstart in die Reihe um das Ermittlerduo Inga Björk und Christian Brand war gelungen. Beide Hauptfiguren gefielen mir. Am meisten mochte ich hier, dass Jan Beck besonders mit Christian Brand ein bisschen mit Klischees spielte. Auf den ersten Blick wirkte dieser nämlich wie John Rambo persönlich, doch Stück für Stück wurde er mir sympathischer. Christian Brand war ein sehr vielschichtiger Charakter mit einer sehr schnellen Auffassungsgabe und einem superlösungsorientierten Handeln. Seine Entscheidungen traf er oftmals so schnell, dass er sich über so einiges hinwegsetze, was ihm ein bisschen den Charme eines Teamplayers raubte. Jedoch nur auf den ersten Blick. Später kristallisierten sich Christian Brands Stärken besser heraus und für mich war er ein sehr glaubwürdiger Protagonist.

Inga Björk mochte ich auf Anhieb. Allerdings verlor ich im Verlauf der Geschichte so ein bisschen den Zugang zu ihr, da sie nicht mehr so häufig in der auf sie abgestimmten Erzählperspektive vorkam. Stattdessen betrachtete ich sie eher durch Christian Brand. Und ihm präsentierte sie sich als wortkarg und hoch konzentrierte Persönlichkeit. Dadurch entstanden bei mir Fragen im Kopf, teilweise über sie, teilweise über Zusammenhänge. Das machte die Geschichte jedoch noch spannender und undurchschaubarer.

Auch Werner Krakauer, seines Zeichens Journalist, mochte ich sofort. Sein Aktionismus wurde rasch erklärt, Hintergründe sauber und zackig beleuchtet. Am Anfang hatte ich ein bisschen den Eindruck, dass seine Motivation etwas den Beigeschmack von Geltungssucht bekam. Aber auch hier führte mich Jan Beck eine ganze Weile gekonnt an der Nase herum.

Besonders spannend empfand ich den Blick auf die siebzehnjährige Mavie Nauenstein. Sie war in vielerlei Hinsicht ein Opfer und doch voller Mut sowie Tatendrang. Ich schwankte oft zwischen einer Mischung aus Mitleid und Respekt. Sie war unglaublich tapfer und belebte diese Geschichte auf ihre ganz eigene Weise.

Generell lebte „Das Spiel – Es geht um Dein Leben“ von seinen Figuren, ihren Interaktionen mit- und untereinander sowie ihren eigenen Entscheidungen. Sehr gut gefiel mir, dass ich zwar neben verschiedensten Opfern auch Täter kennenlernte, aber ich nie die Möglichkeit hatte, hinter das Gesamtkonstrukt zu sehen. Das Finale überraschte mich sehr, mit der Auflösung hätte ich nie im Leben gerechnet. Es war wirklich sehr spannend konzipiert worden, jedoch blieben am Ende für mich Fragen offen. Obwohl für meinen Geschmack nicht alles logisch aufgelöst wurde, war dies ein richtig toller Thriller. Er ging mir unter die Haut und wusste mich mit seiner Story absolut zu fesseln.

Das Spiel – Es geht um Dein Leben von Jan Beck
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein spannendes Katz-und Mausspiel, wo so manche Beute weiß, das sie gejagt wird, aber nicht warum. Es erwartet den Leser ein perfides Spiel mit starken Charakteren und einem sehr interessanten Ermittlerduo.

Lesen:

Wenn ihr wendungsreiche Thriller mit permanent hohen Spannungslevel mögt und es auch gern richtig schön perfide sein darf.

Weglegen:

Im Grunde genommen empfehle ich euch nur zu einem anderen Buch, wenn ihr keine Thriller mögt und Liebesromane euer bevorzugtes Leseerlebnis sind.

Mal ehrlich:

„Das Spiel – Es geht um Dein Leben“ zeichnete sich durch eine sehr komplexe Erzählung und überraschenden Wendungen aus, die mehrere Erzählperspektiven aus Opfern, Ermittlern und Tätern beleuchtete. Durch die knackigen Kapitel und den sehr flüssigen und kernigen Schreibstil war ich ziemlich schnell gefangen, aus einem dichten Geflecht aus verschiedensten Handlungssträngen. Mir gelang es bis zum Schluss nicht, die Verbindungen zu durchschauen und ich mochte die Zusammenführung der unterschiedlichen Ereignisse zu einem passenden Gesamtbild. Allerdings blieben auch nach einem sehr packenden und actionreichen Showdown noch Fragen offen, was ich schade empfand. Besonders einige Details während des Finales blieben für mich nicht ganz schlüssig, was mir zwar insgesamt die Lesefreude an dem Buch nicht nahm, mich aber schon ein bisschen ernüchtert zurückließ.
Unterhaltungsmäßig war der Thriller wirklich top mit einem immerwährend hohen Spannungsniveau, welches durch unterschiedlichste Ereignisse und Emotionen stets neu ausgelöst wurde.
Interessanterweise empfand ich die darstellende Mischung der beiden Hauptfiguren Inga Björk und Christian Brand nicht sehr ausgewogen. Im Grund erlebte ich Björk hauptsächlich durch Brand als sehr wortkarge, aber stets hoch konzentrierte Ermittlerin. Im Nachhinein betrachtet war dies aber ein recht kluger Schachzug von Jan Beck.

Fazit:

Ein Thriller, der ein hohes Unterhaltungslevel besaß und mit jeder Menge Spannung, sowie einem sehr perfiden Spiel aufwarten konnte. Ein sehr ausgeklügeltes Leseabenteuer, welches aber einige Fragen am Schluss offen ließ.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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Dann empfehle ich euch:
Asklepios von Charlotte Charonne