Von Roxane Bicker kenne ich schon die Bücher aus der Reihe „Die Herren des Schakals“. Da ich ihren Schreibstil sehr mag, war für mich klar, dass ich ihr neues Buch „Wellenbrecher“ auch unbedingt lesen möchte. Außerdem hatte mich die Leseprobe neugierig gemacht.
In meiner Rezension „Wellenbrecher“ von Roxane Bicker beleuchte ich, ob ich auf einer Welle der Begeisterung ritt oder vor Enttäuschung unterging.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover: Juliane Buser – Grafikdesign
erschienen im Hybrid Verlag
Veröffentlicht 15. Mai 2021
ca. 304 Seiten
Band 1 der Reihe Gezeitenwechsel
erhältlich als Taschenbuch und eBook
Klappentext
© Klappentext: Hybrid Verlag
Ich muss gestehen, dass das Cover mich neugierig machte. Es passte auf jeden Fall schon einmal zum Titel des Buches und ich fragte mich, wie alles zusammenhängen würde. Nach Beenden des Buches muss ich sagen, dass das Cover auf jeden Fall stimmig gewesen ist.
„Wellenbrecher“ ist der erste Band der Reihe Gezeitenwechsel. Gespannt war ich hier auf die Protagonistin und Polizeiobermeisterin Phillipa Berger. Da sie zwangsversetzt worden war, ging ich davon aus, dass sie ein recht unbequemer Charakter für die Kollegen sein würde. Außerdem, so war meine Hoffnung, würde sie damit jede Menge Spannung in die Geschichte bringen.
Tatsächlich begleitete ich die Hauptfigur, außer im Prolog, mithilfe des personalen Erzählers.
Phillipa, kurz Phil genannt, war ein sehr interessanter Charakter. Leider blieben einige Dinge ungesagt, so hätte mich zum Beispiel sehr interessiert, was genau im Detail zur Zwangsversetzung geführt hatte. Es wurde nur im Verkauf grob umrissen, allerdings blieben einige Fragen offen.
Phil entwickelte sich im Verlauf der Geschichte schlüssig weiter, wobei sie sich eher treu blieb und die Veränderungen nicht in einem allzu großen Umfang stattfanden. Dafür war sie eine sehr bodenständige Frau mit einem wahren Dickkopf und einem starken Gerechtigkeitssinn. Welchen sie sich aber auch ganz gerne mal ein bisschen nach ihren Bedürfnissen zurechtbog. Dennoch war sie mir sympathisch und ihre Art war zwar hin und wieder sehr direkt, aber erfrischend.
Insgesamt kam die Geschichte mit einer überschaubaren Personenanzahl aus, sodass ich hier einen guten Überblick behalten konnte. Neben Harpo, einer jungen Pflegekraft, blieb mir noch Ruth besonders im Gedächtnis. Sie ist Gerichtsmedizinerin und Phil kannte sie noch aus ihrer Dienstzeit aus der Großstadt. Ruth war ein sehr quirliger und einnehmender Charakter mit dem Herz am rechten Fleck. Allerdings blieb mir bis zum Schluss ein Rätsel, weshalb Phil ihre Freundin „Rudi“ nannte. Ruth brachte zusätzlich Stimmung in die Geschichte, während Harpo eher für den mystischen und undurchschaubaren Anstrich sorgte.
Der Kriminalfall war recht spannend konstruiert, jedoch keineswegs unvorhersehbar. Ich kam ziemlich schnell auf den Täter und konnte mir die Zusammenhänge zusammenreimen. Das war allerdings nicht so schlimm, da zum einen Phil nicht offiziell ermitteln durfte und somit die Informationsbeschaffung anders ablaufen musste. Zum andere stand Phils Vergangenheit und ihr neues Leben auf dieser kleinen Insel oft im Vordergrund, was dafür sorgte, dass ich sie auf eine intensivere Art kennenlernen konnte. Außerdem bahnte sich eine Liebesromanze an, die unterschwellig für eine abwechslungsreiche Atmosphäre sorgte und so mehrere Handlungsstränge durchwob und auf eine bestimmte Art und Weise miteinander verband.
Der Mythologie Touch in der Geschichte gefiel mir. Jedoch blieben für mich auch nach der Fallklärung zu viele Fragen offen, die ich gern beantwortet bekommen hätte. So habe ich zum Beispiel noch immer nicht verstanden, was der wahre Auslöser für den ersten Mord gewesen ist und weshalb überhaupt diese dunklen Geheimnisse erst ins Dorf gezogen sind. Aber vielleicht klärt sich davon einiges im zweiten Band der Reihe.
Die Atmosphäre und das Setting der ausgedachten Insel Nordseeinsel Medderoog waren faszinierend und entwickelten ihren ganz eigenen Bann. Dafür sorgte auch Roxane Bickers Schreibstil. Er war sehr leichtfüßig, sodass ich erstaunlich schnell durch die Geschichte kam. Die unterschwellige Spannung verführte mich immer zum Weiterlesen, besonders im letzten Drittel war ich besonders gespannt, wie das Ganze insgesamt wohl enden würde.
Leider war mir der Schreibstil an manchen Stellen nicht flüssig genug, da ich gelegentlich an Satzstellen hängen blieb und gelegentlich mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen.
Viele Geheimnisse gestalteten die Handlungen abwechslungsreich und gaben dem Ganzen eine packende Dynamik. Durch die Kurzweiligkeit der einzelnen Szenen gab es keinerlei Längen und die Atmosphäre des Buches hatte einen schönen Krimitouch.
Obwohl mich insgesamt die Geschichte überzeugen konnte, fehlte mir das gewisse Etwas. Ich kann es nicht genau benennen, aber irgendwie fehlte mir ein bisschen Pfeffer im Ganzen. Obwohl Phil ein ziemlich gradliniger Charakter war, hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle doch noch ein bisschen mehr Dramatik gewünscht.
Das Ende erzeugte definitiv Spannung auf die Fortsetzung, dennoch hätte ich mir gewünscht, wenn der Fokus noch ein bisschen auf dem gelösten Fall gelegen hätte und noch ein paar Hintergründe erläutert worden wäre.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Dunkle Geheimnisse, Vertuschung und Mord sowie eine Polizistin, die einfach nicht wegsehen kann und auf eigene Faust ermittelt.
Lesen:
Wenn ihr solide Krimis mögt, in denen die Hauptfigur viel von ihrem Leben preisgibt und eine leichte Liebesgeschichte sich zusätzlich entspinnt.
Weglegen:
Wenn ihr auf adrenalinpeitschende und blutige Unterhaltung steht, solltet ihr ein anderes Buch wählen.
Mal ehrlich:
Wellenbrecher war ein Buch, welches mir gefallen hatte. Es war ein Polizeikrimi, der einen zusätzlichen Faden in die Mythologie spann. Die Erkenntnisse waren an manchen Stellen sicherlich nicht überraschend für mich, aber da es alles in allem in einem angenehmen Fluss erzählt wurde, störte mich dies nicht sonderlich.
Die Geschichte hatte einen Haupthandlungsstrang, der mit vielen kleineren Nebengeschichten durchsetzt wurde. So entstand eine lebendige Umgebung mit einer sympathischen Polizeiobermeisterin. Phillipa, von allen nur Phil genannt, brachte Schwung in die Ereignisse. Auch wenn sie nicht offiziell ermitteln durfte, machte es Spaß, sie zu begleiten. Dabei wurde die Vergangenheit der Insel mit dem Fall Stück für Stück verknüpft, gleichzeitig durfte ich auch immer mehr an Phils aktuellen Privatleben teilhaben. Ihr Vorleben wurde nicht so stark beleuchtet, sodass bei mir diesbezüglich ein paar Fragen offenblieben.
Neben dem Krimianteil verwob sich noch eine leichte Liebesgeschichte, die dem Ganzen mehr Tiefe verlieh und gleichzeitig noch mehr Geheimnisse und Rätsel mit sich brachten.
Den mythologischen Touch mochte ich, auch wenn für meinen Geschmack nicht alle Fragen so beantwortet wurden, wie ich es mir gewünscht hätte.
Die Leichtigkeit der Geschichte ermöglichte es mir relativ schnell das Buch auszulesen. Obwohl mich das Setting und der Plot begeistern konnten, fehlte mir ein bisschen die Würze. Im Detail kann ich es gar nicht festmachen, aber ich hatte das Gefühl, dass das Ganze noch ein bisschen mehr Dramatik hätte vertragen können.
Fazit:
Ein unterhaltsamer Kriminalroman mit einer überzeugenden Protagonistin. Die Kombination mit einer uralten Legende brachte Spannung in die Geschichte, ohne überzogen oder gar unglaubwürdig zu wirken. Ein gelungenes, kurzweiliges Leseabenteuer.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
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