Ein Buch zusammenzulesen kann sehr viel Spaß machen. Gemeinsames Lesen oder auch Buddy-Read ist im Grunde genommen genau das. Mit einem Kumpel (Buddy) wird mit Beginn eines vorher festgelegten Startdatums das gleiche Buch gelesen (Read). Wie genau das funktioniert, habe ich euch in meinem Beitrag Buddy-Read: Was ist das? erklärt. Schaut gerne vorbei, wenn ihr mehr darüber wissen möchtet.
Jedenfalls lese ich sehr gerne hin und wieder mit jemandem gemeinsam ein Buch. Doch dieses Mal war alles etwas anders gekommen.
Ich erzähle euch von
einem besonderen gemeinsamen Leseerlebnis
Auf Social Media bin ich gerne unterwegs. Besonders mag ich es, dass ich dort Menschen kennenlernen kann, die ebenso eine große Leidenschaft für Bücher und ihre Geschichten haben wie ich. So ist es natürlich auch nicht verwunderlich, dass wir uns gegenseitig folgen und unterstützen. Eine dieser wundervollen Personen ist Maggie auf Instagram, auch bekannt als Berlinerbucheule.
Schon vor längerer Zeit haben Maggie und ich beschlossen, dass wir gemeinsam ein Buch lesen wollen und hatten uns auch schon eins fest ausgesucht. Bislang hatte sich das Vorhaben aus unterschiedlichen Gründen noch nicht ergeben, was aber für uns beide gar nicht tragisch war. Denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Manchmal geht das Leben ja seltsame Wege und so stellen wir zwei durch Zufall fest, dass wir ein anderes Buch im selben Lesezeitraum entdecken wollten. Völlig unabhängig voneinander hatten wir uns für „Tödliche Sonate: Ein Fall für Commissario Di Bernardo“ von Natasha Korsakova entschieden.
Der Haken: Die liebe Maggie hatte die Geschichte als Hörbuch Version, während ich die Geschichte als Taschenbuch vorliegen hatte. Mehr im Spaß als ernst gemeint, schlug ich vor, dass wir ja beide daraus ein gemeinsames Leseabenteuer machen könnten. Natürlich unter erschwerten Bedingungen. Doch Maggie fand Gefallen an der Idee und so überlegten wir beide, wie dieses besondere Buddy-Read funktionieren könnte.
Die Einteilung der Leseabschnitte erfolgte durch mich. Anders wäre es nicht möglich gewesen, da Maggie aufgrund des Hörbuches schlecht für uns beide hätte einteilen können. Es war nicht ersichtlich, was sich im Detail hinter den einzelnen Tracks verbarg und ich hätte so niemals das Ende einer Unterteilung gefunden.
Um abschätzen zu können, in welchen Seitenzahlabständen ich die einzelnen Abschnitte würde unterteilen können, glichen wir vorab unser Lesetempo miteinander ab. Dabei kam heraus, dass uns beiden eine Länge von ca. 70 bis 80 Seiten gut passen würde. Selbstverständlich berücksichtigte ich dann noch die Kapitel, sodass wir insgesamt auf sechs Teilstücke kamen. Das Startdatum war auch schnell gefunden und es konnte mit unserem ungewöhnlichen Leseprojekt begonnen werden.
Wie gut unser gemeinsames Lesen funktionierte und welche möglichen Schwierigkeiten es bei Maggie beim Hören gab, habe ich euch in Form eines kleinen Interviews und meinem abschließenden Fazit zusammengestellt:
Liebe Maggie,
du warst ja recht schnell von der Idee angetan, diesen ungewöhnlichen Versuch zu starten. Was hat dir die Entscheidung leicht gemacht es mit diesem gemeinsamen Lesen der besonderen Art zu versuchen?
Erstmal wollte ich doch nun auch unglaublich gerne mit dir mal einen Buddyread vollbringen, also packte ich die Gelegenheit gleich mal beim Schopfe. Auch wollte ich herausfinden, wo das Hörbuch gekürzt ist, allerdings ist uns da ja nicht wirklich etwas aufgefallen.
Für mich war es ja nicht so ein Abenteuer wie für dich, da ich ja das Buch in der Hand halten konnte und die Geschichte im wahrsten Wortsinn vor Augen hatte. Wie hast du dich auf dieses Experiment vorbereitet?
Tatsächlich hatte ich mir Zettel und Stift während des Hörens bereit gelegt, falls Fragen aufkommen sollten, oder um dir mitzuteilen, wann Musikstücke eingefügt wurden und in welchem Zusammenhang.
Welche Schwierigkeiten hattest du bei diesem ungewöhnlichen gemeinschaftlichen Lesen?
Ich glaube die größte Herausforderung war hier, dass durch die komplexen Handlungsstränge und die damit auch große Vielzahl an Personen, mich oft verwirrt haben. Im Gegensatz zum Buch kann man eben nicht mal kurz zurückblättern und bestimmte Sachen nachvollziehen, oder sich ins Gedächtnis rufen. Das könnte im Hörbuch vielleicht etwas besser gemacht werden, wenn es eine Inhaltsangabe im Booklet geben würde, die zu den Tracks der Cd’s passen.
Wie zielsicher konntest du das jeweilige Ende eines Buchabschnittes finden? War dies sehr anstrengend für dich, dich darauf zu konzentrieren?
Du hast mir ja immer via Screenshot das Kapitelende im Buch zugeschickt. Glücklicher Weise gab es da jedes Mal am Abschnittende ein paar Schlagworte, die ich mir eingebrannt habe. Das funktioniert erstaunlich gut.
Hattest du manchmal Sorge über das Ziel hinaus zu hören?
Nur beim ersten Abschnitt. Als das aber reibungslos lief, vertraute ich da auch auf den Rest. Irgendwann hatte ich dann auch ein Gespür dafür, wann in etwa die Hörzeit rum ist, da du es ja immer in ähnlich viele Seiten eingeteilt hast und die Hörlänge dann auch in etwa dieselbe war.
War es für dich ein großer, spürbarer Unterschied, das Buch zu hören und es nach jedem Abschnitt gemeinschaftlich zu besprechen im Vergleich zu einem gewöhnlichen gemeinsamen Lesen?
Ja, ich hab recht schnell festgestellt, dass sich bei mir Gehörtes nicht so tief verankert, wie wenn ich lese. Das heißt, ich musste mir nebenbei viele Stichpunkte machen, damit ich die dann in unserer Besprechung mit einfließen lassen konnte.
Welchen Tipp hättest du für jemanden, der auch so ein gemeinsames Erlebnis wagen möchte, wo eine Person ausschließlich die Geschichte hört und die andere Person sie liest?
Hilfreich wäre es für denjenigen, welcher hört, sich zumindest von den Protagonisten eine Übersichtstabelle anzulegen. Oder ebenfalls, wenn verschiedene Handlungsstränge durcheinander geschildert werden, grobe Stichpunkte zum jeweiligen Strang zu machen. Ich musste dich da ja oft bitten, mir manches nochmal zu erläutern, weil ich den Überblick verlor.
Würdest du so ein gemeinsames Lesen noch einmal machen?
Definitiv, denn letztendlich hat es mir doch große Freude bereitet und ohne dieses Experiment wäre mir wahrscheinlich einiges vom Hörbuch entgangen. Es war so ein viel intensiveres Hörerlebnis.
Mein Fazit:
Mir hatte es viel Spaß gemacht, gemeinsam diese Geschichte auf so unterschiedliche Weise zu entdecken. Ich war besonders davon fasziniert, dass die Autorin Natasha Korsakova Musikstücke selbst eingespielt hatte. Natürlich musste mir Maggie erzählen, an welchen Stellen sie Musik gehört hatte. Ich fand das unheimlich interessant. Generell hatten wir richtig viel zu bereden und unseren Austausch empfand ich als sehr lebendig und erfrischend.
Wie ihr lesen könnt, war unser besonderes gemeinsames Lesen erfolgreich. Trotz der unterschiedlichen Methoden die Geschichte erleben zu können, haben wir das Beste daraus gemacht. Eine gute Abstimmung im Vorfeld hatte es uns ermöglicht, dieses Buch zusammen entdecken zu können.
Für mich zeigt dieser Versuch ganz klar, das gemeinsames Lesen auf unterschiedliche Weise funktionieren kann. Jeder Einzelne muss sich nur darauf einlassen und alle müssen sich gut genug miteinander absprechen.
Hättet ihr dieses Projekt versucht? Wie ist das bei euch, hört oder lest ihr lieber Bücher? Wie auch immer ihr in Zukunft neue Geschichten entdeckt, bleibt offen für Neues.
Liebe Grüße
Mo
Hey Mo,
ganz schön mutig von euch dieses Experiment zu wagen. Ich kann mir das mit dem Hören gar nicht vorstellen, also dann den richtigen Abschnitt am Ende zu finden. Aber cool, dass das so gut geklappt hat. Ich denke so ein gemeinsames Lesen macht noch viel mehr Freude, da der Austausch noch intensiver ist. Las sich zumindest jetzt so.
Herzlichst,
Susi
Liebe Susi,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, der Austausch war intensiver, weil wir mehr zu besprechen hatten. Ist doch etwas anderes, wenn einer nur hört und der andere ausschließlich lesen kann.
Liebe Grüße
Mo
Das ist ja mal eine spannende Art ein Buch zu rezensieren.
Wenn ich das so lese, dann hattet Ihr Beide einiges an Freunde daran.
So stellt sich doch auch mal wieder heraus, gemeinsam macht das meiste mehr Spaß.
Übrigens, mein Favorit wäre aktuell das Hörbuch, dabei lässt es sich immer großartig einschlafen 🙂
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
vielen Dank. Ja, wir hatten wirklich viel Spaß und zusammen war es doch um einiges schöner.
Bei Hörbüchern schweifen oft meine Gedanken ab, daher brauche ich immer eins mit einer markanten Sprecherstimme.
Liebe Grüße
Mo
Ich störe mich ein wenig an dem englischen Begriff. Gibt es dazu keinen Deutschen? 😉 In der Schule haben wir auch alle die gleichen Bücher gelesen und dann im Unterricht besprochen! Ne Spaß, zu zweit etwas lesen und zwischendurch darüber zu reden finde ich eigentlich ne coole Sache. Meistens habe ich doch immer etwas anderes gelesen als meine Freundinnen oder wir haben unterschiedlich schnell gelesen. Vielleicht sind wir schon deshalb nie auf die Idee gekommen, so etwas auszuprobieren. Oder es lag daran, dass wir immer nur ein Buch gelauft und das dann verliehen haben. 😉
Liebe Tanja,
ich habe hier fast überwiegend nur die deutsche Begrifflichkeit verwendet. Fakt ist aber, dass es in der Szene Buddy-Read genannt wird und nicht gemeinsames Lesen.
Und es ist doch etwas anderes als in der Schule. Zum einen haben wir uns bewusst für das Buch entschieden und wurden nicht „genötigt“, wie es ja oft in der Schule der Fall ist. Zum anderen haben wir ja dennoch in unserem eigenen Tempo die Geschichte erlebt. Wir haben nur zu abgesprochenen Abschnitten eine Pause eingelegt und auf den anderen gewartet. Da kann nebenbei ganz leicht noch ein anderes Buch gelesen werden 😉
Und ja, ich leihe mir heute auch noch Bücher aus. Aber in der Regel von Menschen, die in meiner näheren Umgebung und nicht gute 250 KM von mir entfernt wohnen. Da macht dann so ein gemeinsames Lesen schon Spaß und auch Sinn, wenn wir nun mal zufällig das gleiche Buch daheim haben. 😉
Liebe Grüße
Mo
Es klingt wirklich sehr spannend. Ihr habt da eine tolle Idee gehabt und das klasse umgesetzt. Scheint ein Buch für den Sommerurlaub zu sein, ich glaube deine Rezension dazu hatte ich auch schon gelesen.
Liebe Astrid,
ja, die Rezension zu dem Buch war am Montag, den 28.06. erschienen. Das freut mich, dass du sie schon gelesen hast.
Liebe Grüße
Mo
Ich habe vor ein paar Monaten schon mal von einem Buddy Read gelesen und finde die Idee richtig toll! Wie gern würde ich mich so manches Mal über den Inhalt meines Buches austauschen, habe aber niemanden in erreichbarer Nähe, dem das interessiert! Leider bin ich ein seeeeehr langsamer Leser geworden .. bei normalem Lesetempo könnte ich nicht mithalten!
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
na, da bietet sich doch ein gemeinsames Lesen förmlich an. Das Schöne ist ja eben, dass niemand dazu in deiner Nähe wohnen muss. Es muss halt jeder ein Exemplar der Geschichte haben. Und langsames Lesen ist ja auch kein Problem. Der Lesepartner kann ja in der Zwischenzeit was anderes weiter lesen.
Liebe Grüße
Mo
Liebe Mo,
das klingt in der Tat nach einem spannenden gemeinsamen Erlebnis – ich finde es so sogar noch reizvoller als gemeinsam ein Buch zu lesen. So kann ausgetauscht werden, wie das Hörbuch gegenüber dem Buch umgesetzt ist.
Schwierig hätte ich mir das Finden der konkreten Abschnitte im Laufe des Hörbuches vorgestellt. Maggie zufolge ging das ja aber ganz gut – prima.
In jedem Fall eine tolle Idee. 🙂
Herzliche Grüße
Anja
Liebe Anja,
es war auf jeden Fall anders als sonst und damit natürlich auch reizvoller. Das Finden der Abschnitte war tatsächlich eine reine Übungssache. Also nichts, was nicht machbar ist.
Liebe Grüße
Mo
Liebe Mo,
Ich finde so Lese-Partnerschaften total gut. Ich folge auch dem einen oder anderen Insta-Kanal, wo die gleichen Bücher gleichzeitig gelesen und dann diskutiert werden. Finde ich total cool, weil es ja schlicht Bücher gibt, über die man sich austauschen muss.
Beste Grüße von Miriam
Liebe Miriam,
das hast du so schön gesagt. Genauso ist es.
Liebe Grüße
Mo
Eine tolle Zusammenfassung.
Ich habe bei Hörbüchern ja immer das Problem, dass ich irgendwann nicht mehr zuhöre, weil ich nebenbei mit irgendwas anderem beschäftigt bin und dann der Handlung gar nicht mehr folge.
Deswegen höre ich auch fast nie Hörbücher. Oder ich gebe es früh wieder auf, weil ich nicht mehr weiß, an welcher Stelle ich eingeschlafen bin, oder wo ich zuletzt aufmerksam war.. ^.^‘
Liebe Rabi,
das Problem habe ich auch. Ich höre Hörbücher nur noch auf dem Weg zur / von der Arbeit. Das ist tatsächlich die einzige Möglichkeit, dass ich konzentriert bei der Sache bleibe 😀 . Aber ich finde auch, dass es mit der Sprecherstimme steht oder fällt, wie gut ich das Buch aufnehme.
Liebe Grüße
Mo