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Von Bernhard Aichner und seinen Büchern habe ich schon viel Gutes gehört, aber gelesen hatte ich noch keines. Als mir das Buch im Rahmen einer Bloggeraktion angeboten wurde, wollte ich die Gelegenheit nutzen und dies ändern.

In meiner Rezension
„DUNKELKAMMER: Ein Bronski Krimi“
von Bernhard Aichner
erzähle ich, wie mir die Geschichte insgesamt gefiel und ob ich weitere Werke des Autors lesen möchte.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von ehrlich & anders erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

DUNKELKAMMER: Ein Bronski Krimi von Bernhard Aichner
© Umschlaggestaltung: semper smile, München

Infos zum Buch
erschienen beim btb Verlag
Veröffentlicht 22. März 2021
ca. 352 Seiten
Band 1 der Reihe Bronski
erhältlich als Broschiert, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Es ist Winter in Innsbruck. Ein Obdachloser rettet sich in eine seit langem leerstehende Wohnung am Waldrand. Im Schlafzimmer findet er eine Leiche, die dort seit zwanzig Jahren unentdeckt geblieben war. Ein gefundenes Fressen für Pressefotograf David Bronski. Gemeinsam mit seiner Journalistenkollegin Svenja Spielmann soll er vom Tatort berichten und die Geschichte der Toten recherchieren. Dass dieser Fall jenseits des Spektakulären aber auch etwas mit ihm zu tun hat, verschweigt er. Seit er denken kann, fotografiert Bronski das Unglück. Richtet seinen Blick auf das Dunkle in der Welt. Dort wo Menschen sterben, taucht er auf. Er hält das Unheil fest, ist fasziniert von der Stille des Todes. Es ist wie eine Sucht. Bronski ist dem Tod näher als allem anderen, er lebt nur noch für seine Arbeit und seine geheime Leidenschaft. Das Fotografieren, analog. Dafür zieht er sich zurück in seine Dunkelkammer. Es sind Kunstwerke, die er hier schafft. Porträts von toten Menschen. Es ist sein Versuch, wieder Sinn zu finden nach einem schweren Schicksalsschlag.

© Klappentext: btb Verlag

Ein interessanter Einstieg war es und ich bekam kaum mit, wie ich immer tiefer in den Sog dieser Geschichte geriet. Es gab zu Beginn keine großen Knalleffekte, sondern es wurde auf eine ruhige und dennoch unterhaltsame Weise erzählt.

Interessant fand ich den Aufbau des Buches. Es gab viele direkte Gespräche, was ich so in einem Buch noch nie gelesen habe. Es war anders und dennoch total einnehmend. Weil es rein um den Inhalt des Gesagten ging und es nicht mit erläuternder Erklärung aufgefüllt wurde, bekam das Ganze eine unglaublich packende Dynamik und strotzte nur so vor Lebendigkeit.

Besonders faszinierte mich, wie Aichner David Bronski integrierte. Er verband dessen Vergangenheit und Gegenwart so geschickt und präsentierte mir einen Charakter, der innerlich in viele Teile zersplittert war. Was David Bronski erlebt hatte, war für mich unvorstellbar. Und dennoch strahlte er eine gewisse Größe aus, obwohl er am Abgrund balancierte und mehrfach abzustürzen drohte. Ja, Bronski litt, aber suhlte sich nicht in seinem Leid. Er war müde und kaputt, doch er gab einfach nicht auf. Bronski war auf seine Weise eine markige Persönlichkeit.
Besonders hervorstach, dass Bronski seine Welt mir selbst darlegte. Als einzige Figur hatte er das Recht auf die Icherzählung. Die Art, wie er mir von sich und seinen Emotionen sowie Gedanken erzählte, löste Beklemmung in mir aus. Ich konnte die Verzweiflung Bronskis spüren, ja beinahe mit den Händen greifen. Und doch bewunderte ich ihn. Für seinen Kampf am Leben zu bleiben, obwohl seine Welt nur noch aus Schatten bestand. Er war ein besonderer Charakter, den ich zu schätzen lernte.

Auch die anderen Figuren waren mit Tiefgang ausgearbeitet worden. Neben Bronskis Schwester Anna hegte ich noch Sympathien für Svenja, eine Kollegin von Bronski. Beide Frauen waren charakterstarke Figuren und gaben einen perfekten Kontrast zu dem zerstörten Bronski ab. Mir gefiel das gut. Ihre Zusammenarbeit war fruchtbar und die drei gaben ein spannendes Gespann ab.

Obwohl relativ viele Figuren Einzug in dieser Geschichte fanden, hatte ich nie Probleme sie auseinanderzuhalten. Bernhard Aichner verstand es perfekt mir alle Charaktere wohldosiert nahezubringen, mich an ihren Erlebnissen, Handlungen und bisweilen auch ihren Gefühlen in der dritten Form teilhaben zu lassen. Sie alle waren perfekte Rädchen in einer ausgeklügelten Geschichte.

Der Schreibstil von Bernhard Aichner war anders. Gleichzeitig aber total einnehmend und ich fühlte mich beim Lesen wohl. Mir fehlte es an nichts, die Spannung wurde durch sich jagende Tragödien immer weiter in die Höhe geschraubt, bis ich völlig in der Geschichte aufging. Die Beschreibungen der Schauplätze waren präzise auf den Punkt gebracht. Es gab keine sinnlosen Details. So war alles sehr scharf eingestellt und der Fokus stets auf die aktuellen Ereignisse gerichtet.

Die anfängliche erzählerische Ruhe wurde von einem aufkommenden Sturm davongetragen, bis ich selbst völlig atemlos von einer Szene zu nächsten geweht wurde. Es wurde immer aufregender und ich hing am Ende nur noch gebannt an den Zeilen. Aichner verstand es perfekt, mir meine eigenen Gedanken an die weitere Entwicklung der Geschichte zu rauben und mich an die Geschehnisse zu ketten. Ich spürte so viel Hoffnung und Verlustangst wie schon lange nicht mehr und wollte einfach nur noch ein gutes Ende, an das ich irgendwie gar nicht glauben konnte.

Als mir der Atem vor Aufregung beinahe ausging, war diese rasante Geschichte zu Ende. Das Rätsel um die „Dunkelkammer“ gelöst und ich auf der einen Seite traurig nun lieb gewonnenen Figuren verlassen zu müssen, aber glücklich ein absolut stimmiges und würdiges Ende vorgefunden zu haben.
In meiner ganzen Euphorie wäre mir beinahe ein klitzekleiner Logikfehler entgangen, der mich plötzlich mitten in einer spannenden Szene innehalten ließ. Zum Glück riss er mich nicht aus meinem Lesefluss, sodass ich final gerne darüber hinwegsehe.

DUNKELKAMMER: Ein Bronski Krimi von Bernhard Aichner
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Kriminalroman, in dem zu Beginn nichts ist, wie es den Anschein hat und ein Pressefotograf ins Zentrum eines neuen und eines alten Falles rückt.

Lesen:

Wenn ihr komplexe Geschichten und unerwarteten Wendungen liebt, wird euch dieser Krimi tolle Lesestunden bescheren.

Weglegen:

Wenn für euch ein guter Kriminalroman nur aus bodenständiger Polizeiarbeit besteht, werdet ihr hier nicht fündig. Dennoch solltet ihr hier vielleicht doch mal kurz reinschnuppern. Wer weiß, vielleicht gefällt es euch ja doch.

Mal ehrlich:

Wow. Was für ein aufwühlendes Buch. Ich war irgendwann total gefangen in dieser unglaublichen, sehr berührend emotionalen Geschichte. Ich kam ins Zweifeln, ob sich meine Hoffnungen auf ein gutes Ende überhaupt erfüllen würden. Mit jeder Seite mehr glaubte ich nicht mehr daran. Es war unfassbar rasant, der Verlauf wurde richtig vorangetrieben und ich hing irgendwann nur noch gebannt an jedem Wort.
Bronski und sein Schicksal ging mir unter die Haut. Ein zerstörter Mann, ein wahres Wrack und doch wälzte er sich nicht durchgängig in seinem Leid. Raffte sich auf, hing an seinem kaputten Leben und war bereit für den Kampf.
Der Fall war unglaublich packend aufgebaut, in sich ruhend mit komplexen Strukturen und zackigen Wendungen. Mittendrin glaubwürdige Charaktere, die Würze in das Buch brachten.
Der Anfang begann beinahe ruhig, gemütlich. Aber im Verlauf stieg die Spannung wie ein Crescendo an, um sich dann in einem Showdown zu entladen, der mich mitgerissen hat. Fassungslos, mit weit aufgerissenen Augen verfolgte ich das packende Finale und war dankbar für die letzte Seite mit den Worten: „Und nun. Ausatmen. Zur Ruhe kommen.“

Fazit:

Bernhard Aichner hat mit dem Buch „DUNKELKAMMER“ einen Krimi erschaffen, den ich so nicht erwartet hatte. Er war unglaublich packend ausgearbeitet und wusste mit Raffinesse zu punkten. Ein starker Auftakt zu einer neuen Reihe. Ich bin gespannt auf den nächsten Bronski Krimi.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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