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Der Herzschlag der Toten war im Januar 2025 mein Lesehighlight. Der historische Kriminalroman war so packend, dass ich sehnsüchtig auf den nächsten Band mit Commissar Hermann Rieker und Richters Johanna Ahrens wartete.

In meiner Rezension „Die Farbe des Bösen“ von Ralf H. Dorweiler zeigt sich, ob sich die Ungeduld gelohnt hat.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von Goldmann Verlag erhalten
❧ Vielen Dank an Barbara Henning für die Freigabe im Bloggerportal für die Vermittlung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst


Die Farbe des Bösen von Ralf H. Dorweiler
© Cover: UNO Werbeagentur, München

Infos zum Buch
erschienen bei Penguin Random House
Veröffentlicht 19. November 2025
ca. 416 Seiten
Band 2 der Reihe Ein Fall für Rieker und Ahrens
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und EBook
 

Klappentext

Hamburg 1887: Eine entsetzlich zugerichtete Leiche auf einem Fabrikgelände ist erst der Anfang einer mysteriösen Todesserie …

Hamburg 1887. Die Richterstochter Johanna Ahrens hat sich Hals über Kopf in einen Sozialisten verliebt. Als sie ihn zu einer Protestaktion vor einer Tapetenfabrik begleitet, wird sie Zeugin, wie zwei Männer eine Leiche aus einem Nebengebäude tragen. Schockiert wendet Johanna sich an Criminalcommissar Hermann Rieker. Der kann vor Ort zunächst keine Spur eines Verbrechens finden, wird aber hellhörig, als auf einem nahe gelegenen Brachgelände ein grausam zugerichteter Toter entdeckt wird. Während Johanna auf eigene Faust inkognito in der Fabrik ermittelt, forscht Rieker nach der Identität des Toten. Schon bald stößt er auf weitere Leichen, die ähnlich entstellt sind …

Düster, atmosphärisch, atemberaubend spannend – der zweite Fall für Criminalcommissar Hermann Rieker und die Richterstochter Johanna Ahrens.

© Klappentext: Goldmann Verlag

Der Prolog lässt mein Adrenalin sofort in die Höhe schnellen. Gemeinsam mit Bente fliehe ich vor ihrem Mann. Getrieben von Angst hetzen wir durch die Straßen Hamburgs. Während dessen erfahre ich, warum Bente auf der Flucht ist, und erhalte einige allgemeine Informationen über Hamburg im Jahr 1887. Diese Kombination ist äußerst packend, sodass ich sofort in die Geschichte eintauche.

Nach dem nervenaufreibenden Prolog lässt mich Ralf H. Dorweiler erst einmal durchatmen, indem er zwei Wochen in der Zeit zurückkehrt. Ich treffe auf Commissar Hermann Rieker, der gerade einen Fall abschließt. Doch leider bedeutet das auch, dass Rieker ein weiteres Aufgabengebiet erhält. Solange er keinen neuen Mordfall bearbeitet, muss er die Anführer der Sozialisten ausfindig machen und überführen. Damit tauche ich ebenfalls direkt in die politische Lage des Jahres 1887 ein. Der Reichskanzler hat die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) verboten, und dennoch versuchen sie neue Mitglieder zu gewinnen und organisieren im Geheimen Demonstrationen. Das soll die Polizei nun unterbinden. Rieker gefällt das gar nicht und so hofft er auf einen baldigen Mord, um nicht mehr in dieser Tätigkeit unterwegs sein zu müssen.

Im zweiten Kapitel begegne ich Johanna Ahrens. Sie ist auf einem Fest zur offiziellen Verkündigung, dass ein Hamburger Ehepaar ihr erstes Kind erwartet. In höheren Kreisen werden die Ideen der Sozialisten nicht nur belächelt, sie sorgen auch für Unmut. Der Blick auf die Arbeitsbedingungen zu dieser Zeit ist erschreckend. Auch Johanna erkennt das Unrecht und versucht sich für Verbesserungen einzusetzen. Allerdings muss sie das im Verborgenen tun, da dies in den höhergestellten Kreisen nicht gern gesehen wird. Ihre Naivität ist für mich nachvollziehbar, weil sie aus ihrem gesellschaftlichen Umfeld heraus entsteht. Sie sieht das Unrecht, erkennt aber noch nicht die komplexen Zusammenhänge. Gerade diese Mischung aus Idealismus und Unwissenheit macht sie für mich greifbar und sorgt dafür, dass ihre Entwicklung emotional nachvollziehbar bleibt.

Die Farbe des Bösen spielt rund vier Wochen nach den Ereignissen von Der Herzschlag der Toten, lässt sich aber gut ohne Vorkenntnisse lesen. Relevante Details, um zum Beispiel die Beziehung zwischen Rieker und Johanna zu erläutern, werden fließend in den Kontext eingebettet, ohne zu spoilern. Allerdings ist der erste Band sehr spannend, sodass ich dennoch empfehle, diesen vorab zu lesen.

Die Farbe des Bösen ist ein dicht erzählter Kriminalroman, der mit seinem historischen Setting, den ausgeklügelten Spannungskurven und den verschiedenen Charakteren besticht. Der personale Erzähler führt mich versiert durch die Ereignisse. Die packenden Perspektivwechsel finden immer mit einem neuen Kapitel statt, sodass ich in die verschiedenen Gesellschaftsschichten abtauchen und dabei nicht den Überblick verliere. Besonders gelungen ist zudem, wie er die Auswirkungen des Sozialistengesetzes anschaulich beschreibt, ohne den Lesefluss zu unterbrechen. Dadurch erhält der Krimi eine authentische Tiefe und verbindet Lokalkolorit mit einem Fall, der nichts für einen schwachen Magen ist.
Ralf H. Dorweiler beschreibt zum Beispiel völlig ungeschönt, wie die damalige medizinische Versorgung aussah. Besonders Riekers Besuch beim Zahnarzt hat mir beinahe ebenfalls körperliche Schmerzen beschert. Zähne ziehen ohne Betäubung ist definitiv nichts für Zartbesaitete. Dennoch finde ich den Blick in die zahnmedizinische Versorgung der damaligen Zeit interessant. Besonders, was damals als Zahnersatz verwendet wurde. So ist es faszinierend und ekelhaft zugleich, dass sogar echte Zähne transplantiert wurden. Besonders abstoßend finde ich, wie Zahnärzte an passenden Ersatz für ihre Patienten kamen.

Der Titel Die Farbe des Bösen ist treffend gewählt. Spannende Szenen spielen in einer Tapetenfabrik, in der Farben eine bedeutende Rolle einnehmen. Die vielen Details, die stimmungsvoll beschriebenen Settings und die beiden Hauptfiguren Rieker und Johanna sorgen bei mir für packende Lesestunden. Riekers Ermittlungen zu begleiten ist richtig spannend. Seine korrekte Art und sein scharfer Verstand machen ihn zu einem ernsten, aber sympathischen Charakter. Besonders zu schätzen weiß ich an ihm, dass er Hinweisen folgt, ohne Vorurteile zu haben. Er vertraut auf sein Bauchgefühl und lässt sich auch nicht durch behördliche Gängeleien beirren.

Wie die Fäden zueinander laufen, ist interessant zu beobachten. Ich fiebere auf das Finale hin und spekuliere fleißig mit. Mir gefällt auch, dass Bente bis zum Schluss Teil dieser Geschichte bleibt. Ihren Strang finde ich mindestens genauso spannend wie die beiden starken Hauptstränge. Der Schluss des Buches ist absolut mitreißend und ein bisschen entsetzt bin ich über den kleinen, aber fiesen Cliffhanger am Ende. Er wirkt nicht künstlich oder aufgesetzt, sondern ergibt sich logisch aus der Handlung. Nun möchte ich am liebsten sofort wissen, wie es weitergeht.

Wer tief in die Geschichte eintauchen möchte, dem empfehle ich das wundervoll eingesprochene Hörbuch. Oliver Brod gelingt es ausgezeichnet, mit seinem vielfältigen Stimmenrepertoire das Buch lebendig werden zu lassen. Besonders überzeugend ist seine Darstellung der Hamburger Mundart. Zudem fängt er die jeweilige Atmosphäre präzise ein, sodass es mir große Freude bereitet, ihm zuzuhören.


Die Farbe des Bösen von Ralf H. Dorweiler
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein fesselnder Kriminalfall, der im historischen Hamburg des Jahres 1887 spielt. Die Geschichte überzeugt durch überraschende Wendungen und eine hohe Spannung, die den Leser von Anfang bis Ende in ihren Bann zieht.

Lesen:

Wenn ihr Kriminalromane mit einem starken historischen Kontext, charakterstarke Figuren und einem verzwickten Fall mögt, wird euch das Buch bestimmt sehr gefallen.

Weglegen:

Wenn euch detaillierte Beschreibungen von medizinischen Eingriffen auf den Magen schlagen und ihr Kriminalromane generell nicht lest, solltet ihr euch nach einem anderen Buch umschauen.

Mal ehrlich:

Die Farbe des Bösen zieht mich sofort in seinen Bann. Der Prolog ist so intensiv, dass ich Bentes Angst beinahe selbst spüre. Schnell wird mir klar, dass ihre Flucht weit mehr mit Riekers späteren Ermittlungen zu tun hat, als es zunächst scheint.
Der personale Erzähler führt mich nach Hamburg des Jahres 1887 und setzt die Handlung knapp einen Monat nach Band 1 fort. Dennoch lässt sich die Geschichte problemlos eigenständig lesen.
Im Mittelpunkt stehen zwei Haupthandlungsstränge. Zum einen begleite ich Commissar Hermann Rieker bei seinen Ermittlungen, die ihn einerseits in die politischen Spannungen der Zeit hineinziehen und ihn andererseits mit einem grausamen Verbrechen konfrontieren.
Zum anderen folge ich Johanna Ahrens, die trotz ihres behüteten Hintergrunds versucht, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Beide Perspektiven sind klar voneinander getrennt und ermöglichen es mir, mühelos zwischen den gesellschaftlichen Welten zu wechseln und dabei ihre Gegensätze wahrzunehmen.
Ralf H. Dorweiler arbeitet mit deutlichen sozialen Kontrasten und verankert die Handlung fest im historischen Kontext. Besonders eindrücklich gelingt ihm das durch die Schilderung der Arbeitsverhältnisse in einer Tapetenfabrik und durch die ungeschönte Darstellung der medizinischen Versorgung jener Zeit. Die Verschmelzung von Wahrheit und Fiktion verleiht dem Krimi eine beeindruckende Authentizität und sorgt für durchgängige Spannung.
Oft jagt ein Plot Twist den nächsten. Richtig packend ist auch der Nebenschauplatz mit Bente. Sie bringt noch einmal einen ganz eigenen Blickwinkel in die Geschichte.
Riekers Fall ist unglaublich packend und ich finde seine Ermittlungsansätze sehr interessant.
Im Verlauf werden nach und nach die Handlungsstränge immer weiter miteinander verknüpft, bis ein rasanter Showdown entsteht. Die Aufklärung der einzelnen Rätsel und Taten sind logisch sowie klug konstruiert. Ein kleiner, aber fieser Cliffhanger weckt meine Lust und die Vorfreude auf einen hoffentlich baldigen dritten Band.

Fazit:

Die Farbe des Bösen verbindet historische Realität und fiktive Schicksale zu einem packenden Krimi mit einer beeindruckenden Atmosphäre, die Hamburg von 1887 lebendig werden lässt. Absolute Leseempfehlung.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust Johanna und Rieker von Beginn an kennenzulernen?
Dann empfehle ich euch:
Der Herzschlag der Toten von Ralf H. Dorweiler