Zum Buch kam ich nur zufällig. Eine meiner liebsten Buddy-Read-Partnerinnen hatte das Die Yacht als Wanderbuch erhalten und sorgte sich, ob sie das Buch in den geforderten zwei Wochen würde schaffen zu lesen. Da haben wir kurzerhand ein Buddy-Read daraus gemacht und ich habe mir Die Yacht gekauft.

In meiner Rezension zu „Die Yacht“ von Sarah Goodwin teile ich meine Leseeindrücke mit euch.


 

Die Yacht: Wer wird untergehen, wenn die Wahrheit ans Licht kommt? von Sarah Goodwin
© Umschlaggestaltung: Manuela Städele-Monverde

Infos zum Buch
erschienen bei Lübbe
Veröffentlicht 28. März 2025
Originaltitel The Yacht
Übersetzt von Dr. Holger Hanowell
ca. 400 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Wenn die Luxusyacht zum Gefängnis wird – und deine besten Freunde zu deinen größten Feinden

Eine exklusive Silvesterparty auf einer Luxusyacht im Hafen von Ventimiglia. Als Hannah von der wohlhabenden Libby und deren Ehemann eingeladen wird, sieht sie dem Abend nicht nur mit Vorfreude entgegen. Obwohl die beiden Frauen schon lange befreundet sind, wiegen die sozialen Unterschiede schwer. Bereits kurz nach der Ankunft fühlt Hannah sich wie Libbys persönliches Sozialprojekt und beschließt, an Neujahr frühestmöglich abzureisen. Doch am nächsten Morgen stellt sie mit Entsetzen fest, dass die Yacht auf dem offenen Meer treibt – mit leerem Tank, nur wenigen Vorräten und ohne die Möglichkeit, Hilfe zu rufen. Schon bald wird der erste Passagier vermisst …

Beste Nervenkitzel-Lektüre – packend, wendungsreich und unheimlich spannend

© Klappentext: Lübbe

Zu Beginn habe ich Schwierigkeiten, in Die Yacht richtig hineinzufinden. Der Einstieg ist mir einfach zu langatmig. Vor allem die ausführlichen Beschreibungen von Hannahs einfachem Leben im Vergleich zu den glamourösen Existenzen ihrer Freundinnen Libby und Maggie ziehen sich und wirken auf mich eher ermüdend. Auch die detaillierten Schilderungen der Umgebung hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Viel stärker jedoch beeindruckt mich, wie Sarah Goodwin das Interieur der Yacht als Spiegelbild der Freundschaften und Lebenswelten ihrer Figuren nutzt. Diese Symbolik finde ich wirklich gelungen, da sie auf mehreren Ebenen erkennen lässt, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Als Ich-Erzählerin gewährt mir Hannah einen sehr persönlichen Blick auf die Geschehnisse. Meine Perspektive auf die Gesamtsituation ist dadurch zwar eingeschränkt, aber ich erlebe hautnah, wie Hannah von ihren Freundinnen behandelt wird und was sie dabei empfindet. Besonders gefällt mir Hannahs sarkastischer Unterton, mit dem sie ihre Situation kommentiert. Eine kleine Erleichterung inmitten der ganzen Anspannung. Während ihrer Zeit auf der Yacht beginnt sie, sich als einzige der Figuren weiterzuentwickeln. Sie wächst über sich selbst hinaus, was eine spannende Entwicklung darstellt.

Die sozialen Unterschiede zwischen Hannah und ihren Freundinnen sind von Anfang an deutlich spürbar. Alle Partygäste, mit Ausnahme von Harry, lassen Hannah spüren, dass Hannah für sie nur ein lästiges Anhängsel ist. Warum sie ausgerechnet zu Libbys Silvesterparty eingeladen wird, bleibt zunächst ein Geheimnis, das sich erst später im Verlauf der Geschichte lüftet.

Der Titel Die Yacht passt perfekt, denn sie ist als Schauplatz auch der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Der begrenzte Raum und die überschaubare Zahl an Figuren sorgen dafür, dass der Fokus ganz auf den zwischenmenschlichen Konflikten und Spannungen liegt. Dies führt dazu, dass die Charaktere alle unsympathisch auf mich wirken. Libby und Maggie, Hannahs Kindheitsfreundinnen sowie deren Männer Ollie und Leon sind durchweg unausstehlich. Besonders Leon mit seiner ständigen Gewaltbereitschaft trägt eine aggressive Energie in die Geschichte, die mich zunehmend irritiert.

Hannah scheint einfach nicht in die Welt dieser vier Menschen zu passen und das wird auf unangenehme Weise deutlich. Auch sie erkennt, dass es keine gemeinsame Basis mehr gibt, doch bevor sie die Yacht verlassen kann, hat das Boot bereits Kurs auf offenes Meer genommen.

Sarah Goodwin hat eine vielversprechende Ausgangslage für ein Drama geschaffen. Die Yacht ist ein Ort, an dem keine Figur einfach so entkommen kann. Diese klaustrophobische Atmosphäre erhöht den Druck kontinuierlich. Immer wieder brechen neue Streitereien aus, die in Schuldzuweisungen und im Aufdecken von Geheimnissen gipfeln. Es wird schikaniert, versucht zu manipulieren und gestritten, was das Zeug hält. Die Atmosphäre ist emotional aufzuladen, besonders in den Momenten, in denen die Ängste von Hannah oder Maggie deutlich werden. Doch leider verliert sich die Geschichte immer mehr in Klischees und überzeichneten Charakterzügen, was für mich die Spannung eines Thrillers zunichtemacht. Der Plot wirkt immer mehr wie ein zwischenmenschliches Drama, ohne die nötige Dynamik, die einen echten Thriller auszeichnet.

Die Yacht wird zunehmend unrealistischer. Sarah Goodwin verändert ständig die äußeren Umstände, um die Handlungen ihrer Charaktere zu stützen, was der Glaubwürdigkeit der Geschichte schadet. Ab einem gewissen Punkt habe ich das Gefühl, dass sich die Handlung nur noch im Kreis dreht. Keine wirkliche Weiterentwicklung ist mehr in Sicht. Die ständigen Eskalationen erscheinen eher wie Wiederholungen der gleichen Konflikte, die durch nichts Neues befeuert werden. Es wirkt, als würde die Autorin die Ereignisse immer wieder biegen, um sie in ihr Konzept zu pressen, ohne Rücksicht auf Logik oder Plausibilität.
Und irgendwann, muss ich sagen, wird selbst Hannah für mich unausstehlich.

Am Ende wirkt Die Yacht wie eine enttäuschende Mischung aus MacGyver und Cast Away, welche die Spannung eines Thrillers leider nie aufbauen kann. Es gibt keine wirklichen Wendungen mehr, und das Ende habe ich bereits früh in den buntesten Farben vor mir gesehen. Jede meiner Vermutungen hat sich am Ende bestätigt. Sarah Goodwin vermag es nicht, aus der Grundidee einen mitreißenden Thriller zu machen. Stattdessen wirkt die Geschichte schrecklich vorhersehbar, der Nervenkitzel verpufft und das finale Ende ist einfach nur überzogen sowie enttäuschend.

Die Yacht: Wer wird untergehen, wenn die Wahrheit ans Licht kommt? von Sarah Goodwin
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Drama, das mit zwischenmenschlichen Konflikten und ständigen Eskalationen spielt, jedoch zunehmend unrealistisch und vorhersehbar wird. Die Geschichte bietet wenig Überraschungen und verliert schnell an Spannung.

Lesen:

Wenn ihr gern zwischenmenschliche Dramen lest und keine Probleme damit habt, wenn die Spannung eher in Konflikten als in unerwarteten Wendungen liegt.

Weglegen:

Wenn ihr einen packenden Thriller lesen möchtet, so werdet ihr möglicherweise enttäuscht.

Mal ehrlich:

Zu Beginn hat mich Die Yacht schon nicht abgeholt. Der Einstieg zieht sich ewig mit banalen Beschreibungen von Hannahs einfachem Leben im Vergleich zu ihren glamourösen Freundinnen Libby und Maggie. Das wirkt auf mich ermüdend und zieht die Spannung für mich in den Keller. Auch die Beschreibung der Umgebung ist für mich uninteressant. Einzig das Sarah Goodwin das Interieur der Yacht als Symbol für Freundschaft und Unterschiedlichkeit nutzt, kann mich kurzzeitig begeistern.

Hannah als Ich-Erzählerin gibt mir Einblicke in ihr Seelenleben, das macht sie auf eine sarkastische und trockene Art. Das ist kurzweilig, doch die restlichen Figuren halten mich mit ihrem Benehmen auf Abstand, wirken unnahbar und unsympathisch, was den emotionalen Zugang für mich erschwert. Oberflächliche Partygäste, die Hannah nur als lästiges Anhängsel sehen, und Leon, der ständig gewalttätig und aggressiv durch die Gegend läuft.

Der begrenzte Raum auf der Yacht sorgt für eine klaustrophobische Stimmung, was der ideale Nährboden für Konflikte ist. Doch auch hier kommt keine richtige Spannung auf. Statt eines packenden Thrillers entwickelt sich alles zu einem mittelmäßigen, vorhersehbaren zwischenmenschlichen Drama. Die Charaktere wirken zunehmend überzogen, die Eskalationen müssen immer mehr getoppt werden und die Handlung dreht sich bald nur noch im Kreis. Dabei macht die Autorin die Welt, wie sie ihr gefällt. Da werden mal eben Umgebungsbedingungen neu angepasst, damit die Aktion der Charaktere wieder halbwegs plausibel möglich ist. Das geht leider auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Ab einem gewissen Punkt wird mir selbst Hannah unsympathisch und ich habe keine richtige Lust mehr, überhaupt weiterzulesen.

Das Ende bietet keine Überraschung, keine Abwechslung. Alles plätschert vor sich hin, die Spannung verpufft, den Nervenkitzel suche ich vergebens. Die Yacht ist nur eine langweilige Mischung aus MacGyver und Cast Away, ohne den Thriller-Mehrwert. Für mich bleibt nur: Enttäuschung auf der ganzen Linie.

Fazit:

Die Yacht glänzt mit einem starken Anfang, doch dann kommt schnell der Niedergang und zum Schluss ist es dann gar nichts mehr.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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