[ Werbung ]

Ich kann gar nicht genau sagen, ab wann ich mich mit True Crime beschäftigt habe. Allerdings kann ich mich noch an das erste Buch erinnern, welches ich 2019 gelesen habe. Es hat mich bis heute nicht losgelassen. Doch warum habe ich mich immer mehr in den Bann von True Crime Büchern und Magazinen ziehen lassen? Ist es eine morbide Neugierde? Oder eher Selbstschutz? Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung und schon allein deshalb sprach mich das Buch direkt an.

In meiner Rezension „Die Sucht nach Verbrechen: Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln“ von Christian Hardinghaus beleuchte ich, was euch in dem Sachbuch erwartet.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von Europa Verlage erhalten
❧ Vielen Dank an BUCH CONTACT für die Vermittlung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Die Sucht nach Verbrechen: Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln von Christian Hardinghaus
© Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Infos zum Buch
erschienen bei Europa Verlage
Veröffentlicht 5. August 2024
ca. 272 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Auf der Jagd nach Gerechtigkeit Von den sensationshungrigen Polizei-Gazetten viktorianischer Gassen bis hin zum modernen Podcast-Storytelling: True Crime ist heute Ausdruck morbider Popkultur. In den letzten zehn Jahren boomt das Genre so gewaltig, dass Wissenschaftler von einer Obsession sprechen und die Nachfrage an Geschichten über realen Mord und Totschlag mit der steigenden Kriminalitätsrate in Verbindung bringen. Warum zieht True Crime vor allem das weibliche Publikum an? Kann uns die Auseinandersetzung mit wahren Verbrechen davor schützen, selbst Opfer zu werden? Sind die Grenzen der Geschmacklosigkeit erreicht, wenn Fans über ihre „Lieblings-Serienmörder“ sprechen? Aus der Faszination für True Crime erwächst inzwischen ein weiteres Phänomen: das Websleuthing. Internetdetektive machen sich zwischen Bits und Bytes auf die Jagd nach Gerechtigkeit und versuchen über sogenanntes Crowdsolving den Strafverfolgungsbehörden entscheidende Informationen zur Ergreifung eines Täters zu liefern. Erste Studien bilanzieren ein positives Bild, warnen aber auch vor Gefahren wie Falschverdächtigungen und Selbstjustiz. Beides veranschaulicht dieses Buch durch den Rückgriff auf eine Vielzahl von Fallbeispielen. Eine Detailanalyse bietet Hardinghaus anhand von 18 kuriosen Fällen: Mysteriöse Cold Cases, unauffindbare Personen und nicht identifizierte Tote – jeder Fall ist ein Puzzle, das darauf wartet, zusammengesetzt zu werden. „Die Sucht nach Verbrechen“ ist ein Pionierwerk, das nicht nur für eingefleischte Fans des Genres, sondern auch für jene, die sich für die Psychologie der Kriminalität und die Auswirkungen der digitalen Welt auf die Strafverfolgung interessieren, unverzichtbar ist.

© Klappentext: Europa Verlage

Die Sucht nach Verbrechen: Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln ist ein besonderes Sachbuch. Es ist in zwei Hauptteile gegliedert, die sich mit verschiedenen Aspekten von Recherchearbeiten von Internetdetektiven, der True-Crime-Kultur und mit mysteriösen Cold Cases befassen.
Websleuthing steht dabei im Zentrum, welches das Vorgehen von Menschen beschreibt, die das Internet so zu nutzen, dass sie Hinweise zu ungelösten Kriminalfällen sammeln können. Dabei tauschen sie sich online auf bestimmten Plattformen mit anderen Interessierten darüber aus und entwickeln Theorien, was geschehen sein könnte. Das Ziel ist meist, die Fälle aufzuklären oder aber durch ihre Zuarbeit die Ermittlungsbehörden zu unterstützen.

Der erste Teil umfasst die Kapitel 1 bis 4. Für mich eindeutig der wissenschaftlichere Hauptteil, der mit reichlichen Zahlen und enorm viele Informationen zu überzeugen weiß. Obwohl sich Christian Hardinghaus viel Mühe gibt, verständlich zu schreiben, fühle ich mich manchmal von der Flut an Erklärungen beinahe erdrückt. Da ist es vom Vorteil, dass ich ohne Probleme zwischen dem ersten und zweiten Teil hin- und her wechseln kann.

Im ersten Kapitel werden grundlegende Begrifflichkeiten wie „Websleuth“ erklärt und die Intention hinter den einzelnen Kapiteln umrissen. Hier finden sich zahlreiche Statistiken und kurze Erwähnungen von Verbrechen, die jedoch nicht im Detail behandelt werden. Dies wiederum verleitet mich zur selbstständigen Recherche.
In Kapitel 2 untersucht Christian Hardinghaus den individuellen Antrieb, der den Konsum von True Crime fördert, sowie die soziologischen Entwicklungen, die das gesellschaftliche Interesse an diesem Genre unterstützen. Das finde ich äußerst interessant, zumal hier darauf hingewiesen wird, dass die Ansätze wissenschaftlich noch nicht zur Gänze belegt sind.
Kapitel 3 schildert die Evolution der Gattung True Crime und zeigt auf, wie sich die Darstellung von Verbrechen im Laufe der Zeit verändert hat. Besonders der Blick in die Vergangenheit ist sehr interessant für mich. Gern hätte ich dieses Kapitel etwas umfangreicher gehabt, denn es zeigt deutlich, dass die Faszination an Verbrechen die Menschheit schon früh begleitet hat.
Kapitel 4 widmet sich Fallbeispielen, bei denen die Miss- und Erfolge der Internetdetektive beleuchtet werden. So wird klar, dass sie tatsächlich eine Bereicherung für die Strafverfolgungsbehörden sein können, jedoch auch schnell die Gefahr einer modernen Hexenjagd besteht, bei der Unschuldige ins Visier übereifriger Internetdetektive kommen. Mich hat das Kapitel sehr beeindruckt. Spannend finde ich auch, wie Christian Hardinghaus die Arbeit der Internetdetektive beleuchtet und welche Foren es für sie zum Austausch gibt. Besonders interessant finde ich auch die Regeln, welche die einzelnen Plattformen haben, um zu vermeiden, dass Unterstellungen und Hetzjagden gar nicht erst passieren können.

Der zweite Teil von Die Sucht nach Verbrechen: Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln umfasst die Kapitel 5 bis 8. Hier konzentriert sich Christian Hardinghaus auf 18 ungelöste Fälle, die über einen langen Zeitraum die Aufmerksamkeit der Internetdetektive erregen. Diese Verbrechen reichen von 1948 bis in die Gegenwart und sind in vier beliebte Kategorien unterteilt:
Kapitel 5 behandelt ungelöste Fälle, wo der Täter noch gesucht wird, während sich Kapitel 6 den spurlos verschwundenen Personen widmet.
In Kapitel 7 werden Opfer ohne Namen thematisiert und Kapitel 8 beschäftigt sich mit mysteriösen Todesfällen, bei denen unklar bleibt, ob es sich um einen Mord, eine Selbsttötung oder einen Unfall handelt.

Diese Fälle werden sachlich zusammengefasst und präsentiert, doch trotz der nüchternen Darstellung berühren mich diese ungelösten Fälle. Am Ende jedes geschilderten Verbrechens wird ein Foto der oder des Opfers sowie die Kontaktdaten der entsprechenden Ermittlungsbehörden angegeben, um sachdienliche Hinweise zu ermöglichen. Tatsächlich ist mir von den vorgestellten ungelösten Fällen nur einer bekannt, den ich bereits aus einem anderen True Crime Buch kenne.
Einziger Kritikpunkt für mich hier ist, dass sich ein paar kleine Ungereimtheiten eingeschlichen haben. Mir scheint, dass es Flüchtigkeitsfehler sind, dennoch bin ich an ihnen hängen geblieben.

Bis zu diesem Sachbuch wusste ich nicht, was Websleuthing ist. Die Welt der Internetdetektive ist durchaus spannend, regt mich aber besonders in Bezug zu den moralischen und ethischen Grenzen zum Nachdenken an.
Auch hinterfrage ich mich nach dem Lesen selbst, was bei mir die eigene Faszination für Verbrechen auslöst und wie vielleicht künftige Verbrechen oder hoffentlich auch alte Fälle durch die Zusammenarbeit mehrerer Menschen und Ermittlungsbehörden geklärt werden können, wenn sich alle an wichtige Regeln im Umgang mit den Informationen halten.

Die Sucht nach Verbrechen: Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln von Christian Hardinghaus
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein fundiertes Sachbuch, welches sich mit dem Genre True Crime wissenschaftlich und kritischem Blick auseinandersetzt.

Lesen:

Wenn ihr euch für die Hintergründe von True Crime interessiert und mehr über die Faszination für wahre Verbrechen erfahren möchtet.

Weglegen:

Die Sucht nach Verbrechen: Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln ist ein Sachbuch und die sachliche und oft stehts dichte Darstellung von Fakten macht das Buch manchmal schwergängig. Daher empfehle ich vorab die Leseprobe.

Mal ehrlich:

In diesem Sachbuch untersucht Christian Hardinghaus die Faszination des True Crime Genres und die Rolle der Internetdetektive, auch Websleuths genannt. Untergliedert ist das Buch in zwei Hauptteile:
Im ersten Teil werden grundlegende Begriffe erklärt und der Autor analysiert unter andrem den individuellen Antrieb für den Konsum von True Crime und die soziologischen Entwicklungen, die das gesellschaftliche Interesse fördern. Interessant finde ich die Entstehung des True Crime Genres. Abschließend setzt sich der Autor sachlich anhand von konkreten Fallbeispielen mit der Arbeit der Internetdetektive auseinander und zeigt deren Erfolge, aber auch Misserfolge auf. Besonders macht er auf die Gefahren aufmerksam, die schnelle Vorverurteilungen und Verdächtigungen mit sich bringen können.
Der zweite Teil des Buches widmet sich 18 ungelösten Fällen, die in folgende vier Kategorien unterteilt sind: Fälle mit unbekanntem Täter, spurlos verschwundene Personen, Opfer ohne Namen und mysteriöse Todesfälle. Jedes Verbrechen wird sachlich zusammengefasst und mit einem Foto zum Opfer sowie Kontaktdaten der Ermittlungsbehörden versehen, um sachdienliche Hinweise zu ermöglichen.

Obwohl die sachkundigen und wissenschaftlich belegten Ausführungen im ersten Teil gelegentlich trocken und schwergängig zu lesen sind, finde ich besonders die Dynamik zwischen den Internetdetektiven und den Strafverfolgungsbehörden interessant. Genauso wie die psychologischen und sozialen Aspekte von True Crime.
Besonders weiß ich an diesem Buch die anregende und gleichzeitig kritische Auseinandersetzung mit dem True Crime Genre zu schätzen.
Der zweite Teil liest sich dagegen einfacher, macht mich aber mehr betroffen. Die Schicksale der Menschen berühren mich und noch mehr der Umstand, dass alle diese Fälle noch ungelöst sind.

Fazit:

Die Sucht nach Verbrechen: Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln ist ein interessantes Buch, welches sich auf sachliche Weise mit dem Thema auseinandersetzt und dies besonders auf der psychologischen Ebene im Zusammenspiel mit den modernen Medien beleuchtet. Empfehlenswert für alle, die sich für True Crime und die Arbeit von Internetdetektiven interessieren.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Möchtet ihr aus erster Hand lesen, wie eine Internetdetektiv gearbeitet hat?
Dann empfehle ich euch:
Ich ging in die Dunkelheit: Eine wahre Geschichte von der Suche nach einem Mörder von Michelle McNamara