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Von Paula Hawkins und ihren Büchern habe ich schon viel Gutes gelesen. Bislang habe ich es noch nicht geschafft, eins ihrer Werke zu entdecken. Daher habe ich mich sehr gefreut, als das Bloggerpaket zu ihrem neusten Roman bei mir einziehen durfte.

In meiner Rezension „Die blaue Stunde“ von Paula Hawkins beleuchte ich diesen Roman mit meinen Leseeindrücken.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom dtv Verlag erhalten
❧ Vielen Dank an Johanna für den netten Kontakt
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Die blaue Stunde von Paula Hawkins
© Umschlaggestaltung: dtv nach einem Entwurf von Mumatz Mustafa

Infos zum Buch
erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Veröffentlicht 9. Januar 2025
Originaltitel The Blue Hour
Übersetzt von Birgit Schmitz
ca. 368 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Die blaue Stunde – wem kannst du noch trauen?

Geheimnisvoll, düster, wendungsreich – ein literarisches Spannungs-Highlight

Die geheimnisumwitterte Künstlerin Vanessa Chapman ist schon lange tot, doch ihre Werke sind berühmter denn je und werden in den renommiertesten Häusern ausgestellt. Als eines Tages ein menschlicher Knochen in einer der Skulpturen Chapmans entdeckt wird, ist die Aufregung groß: Woher stammt der Knochen und wie konnte er Teil eines gefeierten Kunstwerks werden?

James Becker, der Kurator des Museums, begibt sich auf Spurensuche und reist dafür auf die abgeschiedene Gezeiteninsel Eris Island, die nur eine einzige Bewohnerin hat und weit mehr als nur eine dunkle Wahrheit verbirgt.

»Mit großem Abstand die beste Paula Hawkins, die ich je gelesen habe.« LEE CHILD

»Die blaue Stunde hat mich mitgerissen wie eine Flut, die so unbarmherzig und so unwiderstehlich ist wie die um Eris Island.« VAL MCDERMID

© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

Gleich auf den ersten Seiten breitet Paula Hawkins eine unglaubliche Fülle an verschiedenen Erzählformen aus.
Es beginnt mit einer kursiv geschriebenen Ich-Perspektive, welche gleich eine ungute und angstdurchzogene Atmosphäre erzeugt. Dann folgt eine sachliche Beschreibung einer Skulptur auf dem Niveau einer Kunstausstellung. Gleich darauf bekomme ich den Auszug einer E-Mail präsentiert, welche die Hauptgeschichte und die Kernfrage einleiten, nur um dann in die Sicht des personalen Erzählers zu wechseln.
Den Einstieg finde ich interessant angelegt und er weckt meine Neugierde zum Weiterlesen.
Später werden die Perspektiven noch um Zeitungsausschnitte und Tagebucheinträge von Vanessa Chapman erweitert.

Kunst ist der Aufhänger in diesem Roman und eine gewisse Affinität dazu sollte der Lesende schon haben. Ich kann mit Kunst in Form von Malerei, Töpferei und Skulpturen nicht besonders viel anfangen und so finde ich besonders jene Abschnitte, die sich mit den Werken von der inzwischen verstorbenen Künstlerin Vanessa Chapman befassen, relativ langweilig.
Vanessa selbst ist ein interessanter Charakter, der mal einsiedlerisch, exzentrisch und schwierig dargestellt wird und mal lebensfroh und voller Begeisterung für die Kunst. Alles in allem also ein sehr geheimnisvoller Mensch.
Viel an ihrer Seite und wie ein Schatten ist Grace. Ein undurchschaubarer Charakter, bei dem ich zwischen Mitleid, Sympathie und Argwohn schwanke. Sie lebt seit dem Tod von Vanessa Chapman auf deren Insel Eris.
Dort besucht sie der Kurator der Fairburn-Stiftung James Becker. Er selbst ist glühender Fan von Vanessas Kunstwerken und möchte der Künstlerin mental unbedingt näherkommen. Becker möchte alles über sie wissen und hat gleichzeitig den Auftrag vom Erben der Stiftung, Sebastian Lennox, die noch fehlenden Gegenstände und alles andere, was mit Vanessas Kunst in Zusammenhang steht, endlich der Fairburn-Stiftung zuzuführen. Denn sie ist offizieller Erbe des künstlerischen Vermächtnisses von Vanessa.
Nur Grace scheint aus irgendwelchen Gründen diese Güter nicht aushändigen zu wollen.

Die blaue Stunde macht es mir nicht leicht. Durch die vielen unterschiedlichen Perspektiven und Erzählebenen frage ich mich oft, was eigentlich im Vordergrund dieser Geschichte steht. Wohin soll mich das Ganze führen, wenn ich den roten Faden vor lauter verschiedener Nebenschauplätze nicht sehen kann? Auffällig ist, dass offenbar mehrere Wochen vergehen, von dem Moment an, an dem ein renommierter forensischer Anthropologe beim Besuch einer Ausstellung einen menschlichen Knochen in einem von Vanessas Kunstwerken identifiziert. In Kombination mit den Rückblicken in vergangene Geschehnisse, deren korrekte Reihenfolge ebenfalls ungewiss ist, hänge ich immer irgendwie in der Schwebe. Alles wirkt so nebulös, hat wenig Kontur und macht es mir schwer, die Spannung zu fühlen.
Die blaue Stunde ist nicht uninteressant. Im Gegenteil, ich finde die unterschiedlich ausgelegten Handlungsstränge durchaus gut. Mir gefällt nur leider gar nicht die Umsetzung.
Mir bleiben die Figuren insgesamt einfach zu farblos, es findet kaum Charakterentwicklung statt.

Becker ist ein zentraler Bestandteil von Die blaue Stunde und obwohl er mich am meisten durch seinen inneren Zwiespalt abholen kann, bleibt seine Interaktion mit den anderen Charakteren fast ein wenig eindimensional und wenig mitreißend.
Die blaue Stunde ist unglaublich ruhig erzählt, hier hätte ich mir einfach mehr Atmosphäre gewünscht und kleine kalte Schauer, die mir über den Rücken rieseln.

Gegen Ende des Buches wird mir die Marschrichtung klar und so kommt die Auflösung nicht so überraschend. Zwar zieht im letzten Fünftel die Spannung mal kurz an und auch der große Teil der Handlungsfäden wird zu einem schlüssigen Gesamteindruck zusammengeführt.
Allerdings lässt Paula Hawkins weiterhin Raum für Spekulationen, als ich das Buch endgültig schließe.

Die blaue Stunde von Paula Hawkins
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Roman, der sich intensiv mit den Gedanken und Gefühlen seiner Figuren beschäftigt und damit sehr ruhig, aber mit einem Füllhorn an unterschiedlichen Erzählperspektiven ausgestattet ist.

Lesen:

Wenn ihr Fans von Paula Hawkins seid und ihr euch für Kunst und kreative Schaffungsprozesse begeistern könnt, die in einem Roman eingebettet ist.

Weglegen:

Wenn ihr auf der Suche nach einem spannenden Thriller mit einer geradlinigen Handlung seid.

Mal ehrlich:

Die blaue Stunde beschäftigt sich mit der berühmten Künstlerin Vanessa Chapman, deren Leben und Kunstwerke von Geheimnissen umgeben sind. Nach ihrem Tod wird eines ihrer Werke, das einen menschlichen Knochen enthält, zum Ausgangspunkt für eine Reihe von Enthüllungen und Konflikte, in dessen Zentrum der Kurator James Becker und Vanessas Lebensbegleiterin Grace stehen.
Aufgebaut ist Die blaue Stunde in verschiedenen Erzählstilen, was zu einem komplexen Handlungsgerüst führt. Die Vielfältigkeit und die nicht klaren zeitlichen Einordnungen der verschiedenen Ereignisse sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit sind häufig verwirrend. Zudem schreitet für mich die Handlung oft zu langsam voran.
Obwohl Die blaue Stunde spannende Elemente wie Besessenheit, Freundschaft und künstlerische Schaffungsprozesse bereithält, gefällt mir die Umsetzung nicht. Auch die Charaktere bleiben mir im gesamten Handlungsverlauf einfach zu flach, sodass ich zu keinem recht eine Verbindung aufbauen kann.
Die blaue Stunde hat wirklich Potenzial, die Idee dahinter hat mir zugesagt. Nur die Ausführung hat mich nicht abholen können. Ich bin nicht in der Lage gewesen, mich auf diese sehr stark charaktergetriebene Erzählung einzulassen.

Fazit:

Die blaue Stunde hat einen interessanten Plot, der mich aber in der Umsetzung nicht überzeugen kann. Wer ruhige und verworrene Romane mit einem starken Hang zur Kunst mag, wird hier mit Sicherheit eine tolle Lesezeit haben. Für mich ist Die blaue Stunde eine solide Geschichte.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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