Auf der Leipziger Buchmesse fiel mir das Cover direkt ins Auge, als ich am Stand des Festa Verlages am Stöbern war. Mich hat alles an dem Buch angesprochen und ich war so gespannt herauszufinden, was mich bei dieser Geschichte erwarten würde.
In meiner Rezension „Lass uns töten“ von Jeff Strand taucht ihr mit mir in meine Leseeindrücke dieses unglaublich packenden Thrillers ein.

© Titelbild: Arndt Drechsler
erschienen im Festa Verlag
Veröffentlicht 24. Juni 2020
Originaltitel Pressure
Übersetzt von Dirk Simons
Empfohlenes Lesealter: ab 8 Jahre
ca. 352 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
Klappentext
Lass uns töten ist ein unvergesslicher Psychothriller.
Jack Ketchum: »Jeff Strand hat den Geist von Richard Laymon zum neuen Leben erweckt. Laymon hätte den Roman geliebt.«
Publishers Weekly: »Unglaublich gruselig.«
Douglas Preston: »Ein zutiefst beunruhigender Psychothriller. Die verstörende Beziehung zwischen zwei Freunden aus Kindertagen, die mehr als nur Feinde werden … Unerbittlich, packend und beängstigend.«
© Klappentext: Festa Verlag
Lass uns töten beginnt mit seinem Prolog direkt mit einer Rückblende. Ich lerne den noch unbekannten Ich-Erzähler kennen, der mich in ein Ereignis in der Gegenwart einführt, um mir danach durch die Rückkehr in die Vergangenheit die Möglichkeit zu bieten, die Hintergründe zu beleuchten, die zu diesem Augenblick geführt haben. Das weckt meine Neugierde und ich freue mich direkt aufs Weiterlesen.
Lass uns töten ist in vier Teile und einen Epilog unterteilt. Jeder Zeitraum steht für einen Lebensabschnitt von Alex Fletcher, dem unzuverlässigen Ich-Erzähler, der mir auf Anhieb sympathisch ist. Dadurch, dass ich nur Alex und seinen derzeitigen Gefühlen und Handlungen folgen sowie mich auf seine Berichte der Ereignisse verlassen kann, erschafft Jeff Strand eine fesselnde Ungewissheit für mich. Immer wieder steuert die Erzählung auf unvorhergesehene Wendungen zu, die stets in einem Höhepunkt der Spannung gipfeln.
In Lass uns töten darf auch ein Antagonist nicht fehlen. Beide Charaktere sind grundverschieden. Alex ist schüchtern, beinah ängstlich und eher der Mitläufertyp. Seine Einstellung zum Leben ist nachvollziehbar und ich habe großes Mitleid mit ihm, da er in einer äußerst lieblosen Umgebung aufwachsen muss. Trotzdem versucht Alex ein lieber Kerl zu bleiben und moralisch korrekt zu handeln.
Dem gegenüber steht Darren ein beunruhigender Charakter, dessen manipulative Fähigkeiten und chaotische Natur die Handlung vorantreiben und das Leben von Alex ordentlich durcheinanderwirbelt.
Alex versucht sich oft von Darren zu distanzieren, wird jedoch immer wieder in dessen grausame Spiele verwickelt. Von der Kindheit bis ins Erwachsenenleben kreuzen sich immer wieder ihre Wege und dabei entfaltet sich eine düstere sowie verstörende Bindung zwischen den beiden, die mich in ihren Bann zieht und mich einfach nicht mehr loslässt.
Die Charakterstudie ist meisterhaft von Jeff Strand umgesetzt. In einer unglaublich lockeren und doch sehr eindrucksvollen Art und Weise stellt er die innere Zerrissenheit und den Druck, dem Alex ausgesetzt ist, dar.
Jeff Strands Schreibstil ist prägnant und fesselnd. Durch kurze und ausdrucksstark geprägte Absätze wird das Lesen zu einem schnellen und intensiven Erlebnis. Die Dialoge sind flüssig und zugänglich, was die Charaktere noch lebendiger erscheinen lässt. Hinzu kommt Alex sein pointierter Humor, der mir oft eine Atempause von den erlebten Schrecken gönnt.
Es ist wie bei einem aufziehenden Unwetter. Noch ist alles friedlich, doch es ist spürbar, wie die Spannung sukzessiv ansteigt, indem düstere Thematiken behandelt werden. So sorgen unter anderem Kindesverletzung, Selbstmordgedanken und Folter für eine beklemmende Atmosphäre, die mich bis zur letzten Seite in Atem hält.
Lass uns töten schafft es durch seine Leichtigkeit das Grauen zu potenzieren. Dabei ist das Handlungsgerüst erschreckend realistisch ausgestaltet und spielt mit Alex seinen Wahrnehmungen, der zu entdecken versucht, was Wahrheit und was Täuschung ist. Der immer versucht, den moralischen Kompass korrekt ausgerichtet zu haben und dem es unglaublich nahegeht, wenn er vom Weg abweichen muss.
Das Finale reißt mich mit und offenbart schonungslos, dass der Mensch immer eine Wahl hat, auch wenn alles ausweglos erscheint.

© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein Psychothriller, der seinesgleichen sucht. Er lockt mit einer einfachen, aber keinesfalls trivialen Erzählung und nimmt den Lesenden tief mit in die moralischen Dilemmata des Protagonisten.
Lesen:
Wenn ihr psychologisch tiefgründige Erzählungen mögt, die euch einen Schauer über den Rücken jagen und mit komplexen Charakterstudien zu überzeugen wissen.
Weglegen:
Wer auf düstere Themen wie psychische Gewalt und Grausamkeiten empfindlich reagiert, sollte von Lass uns töten Abstand nehmen. Hier gibt es keine klare Trennung zwischen Gut und Böse, die moralischen Ambivalenz der Charaktere könnte manchen Lesenden stark zusetzen.
Mal ehrlich:
Die Geschichte wird konsequent von Alex Fletcher erzählt. Durch die Perspektive dieses unzuverlässigen Ich-Erzählers wird immer wieder neuaufbauende Spannung und das Gefühl der Ungewissheit verstärkt.
Alex Fletcher ist ein sympathischer, aber verletzlicher Charakter, der in einer schwierigen Umgebung aufwächst. Seine Schüchternheit und der Versuch, moralisch korrekt zu handeln, wecken mein Mitgefühl und lässt mich mit ihm mitfiebern und -leiden. Der pointierte Humor von Alex bietet mir zudem eine willkommene Atempause zu den Ereignissen, die mich schockieren und mir Schreckensschauer bescheren.
Im Gegensatz dazu steht Darren, der als manipulativer und chaotischer Antagonist fungiert, was zu einer spannungsgeladenen Dynamik zwischen den beiden führt.
Düstere Themen schaffen eine beklemmende Atmosphäre und werden so geschickt in die Handlung integriert, dass sie zur emotionalen Tiefe des Buches beitragen.
Der Schreibstil ist absolut fesselnd und wird durch die Verwendung kurzer, ausdrucksstarker Absätze und flüssiger Dialoge abgerundet.
Die unvorhersehbaren Wendungen und Höhepunkte halten mich konsequent in Atem. Besonders die moralischen Dilemmata, mit denen Alex konfrontiert ist, verleiht der Geschichte eine starke psychologische Dimension.
Fazit:
Lass uns töten ist ein fesselnder Psychothriller, der mir unter die Haut geht. Die moralischen Grenzen werden auf interessante Weise ausgelotet und zeichnet sich durch die starke Charakterisierung sowie packende Handlungsbögen aus.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf einen unglaublich fesselnder Horrorthriller?
Dann empfehle ich euch:
Die Schlaflosen von Graham Masterton
Hallo liebe Mo,
man merkt beim Lesen der Rezension richtig, wie sehr dir diese Geschichte unter die Haut gegangen ist.
Ich würde mich nicht unbedingt als zartbesaitete Leserin bezeichnen. Allerdings bevorzuge ich in Sachen Horror und Brutalität doch eher Fantasylektüre. Zu realistisch brauche ich es nicht.
Du hast mich hier auch mit der starken Charakterzeichnung gekriegt. Ich mag es, wenn in einem Buch faszettenreiche Figuren gezeichnet werden und auch gerne, wenn ihre Beweggründe nachvollziehbar geschildert werden.
Eine sehr interessante Buchempfehlung von dir. Vielen Dank dafür!
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
spannend, ich mag es genau andersrum. Lieber weniger Fantasy, dafür so richtig schön realistisch. Aber ich sag mal so, hier gibt es auch so einige Geschichten, die sind nicht so real, wie ich sie gern gehabt hätte ;).
Es freut mich, dass dir die Buchemfehlung gefällt und dich angesprochen hat.
Viele liebe Grüße
Mo
Was für eine fantastische Rezension, liebe Mo. Deine Zeilen sprühen vor Begeisterung. Dass dich das Cover auf der Buchmesse angesprungen hat, verstehe ich total. Sticht direkt ins Auge. Bisher habe ich noch nichts aus dem Festa Verlag gelesen. Sollte ich dringend ändern.
Liebe Charlotte,
ich danke dir. Ja, an dem Buch konnte ich nicht vorbeigehen und bin so froh, dass es so ein Match war. Ich kann das wirklich nur wärmstens empfehlen.
Liebe Grüße
Mo