Auf der Leipziger Buchmesse stach mir das Cover direkt ins Auge. Dieses Düsterbedrohliche wirkte so magisch auf mich, dass ich Die Schlaflosen am liebsten direkt mitgenommen hätte. Es keimte Unsicherheit in mir auf, weil mich der Verdacht beschlich, dass hier Vampire eine Rolle spielen könnten. Ich hasse Vampire, das gebe ich offen zu. Wir sind einfach nicht kompatibel und ich meide die Geschichten mit und über sie, wie der Teufel das Weihwasser. Zum Glück schenkte mir Inge Festa das Buch mit dem Hinweis, dass ich es nun ganz entspannt und ohne Sorge austesten kann. Wenn es mir gefällt, bestens, wenn nicht, dann sei es drum. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle.

In meiner Rezension „Die Schlaflosen“ von Graham Masterton zeige ich auf, wie viel Horror und Thriller mich erwartet hat und ob Vampire hier ihr Unwesen treiben.

Die Schlaflosen von Graham Masterton
© Cover: Dean Samed

Infos zum Buch
erschienen beim Festa Verlag
Veröffentlicht 22. Mai 2017
Originaltitel The Sleepless
Übersetzt von Michael Krug
ca. 608 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Sie sind alt wie die Zeit, und sie leben immer noch …

Nach einem Hubschrauberabsturz werden aus dem Wrack die Leichen von einem Richter und seiner Frau geborgen. Jemand hat sie grauenvoll verstümmelt. Und von ihrer erwachsenen Tochter fehlt jede Spur. Michael Reardon, der im Auftrag einer Versicherung ermittelt, ist sich sicher, dass man die tatsächliche Todesursache der Opfer vertuschen will. Er lässt nicht locker und ist bald auf der Spur einer Gruppe unheimlicher Männer, die vor nichts zurückschrecken, um ihre Identität geheim zu halten …

Brutal und unheimlich – das ist die Handschrift von Graham Masterton, Englands Großmeister der Angst.

Peter James: »Graham Masterton ist einer der originellsten und furchteinflößendsten Erzähler unserer Zeit.«

San Francisco Chronicle: »Der Hohepriester der Schreckens, der würdige Erbe von Edgar Allan Poe.«

© Klappentext: Festa Verlag

Im ersten Augenblick bin ich von der Detailfülle erschlagen. Ich befürchte schon das Schlimmste, denn große Detailverliebtheit ermüdet mich immer sehr. Dementsprechend lustlos las ich dann die weiteren ersten Seiten. Doch Graham Masterton gönnt mir nur diese klitzekleine Ruhepause, denn mit einmal zieht der Spannungsbogen so sprungvoll an, dass mir die Luft wegbleibt. Dabei wird mir auch eins sofort klar: Die Schlaflosen ist nichts für schwache Nerven und empfindliche Mägen. Hier fließt Blut und es brodelt vor Gewalt. Es gibt aber auch hellen Kontrast aus Freundschaft, Liebe und Gerechtigkeit.

Von 0 auf 100 bin ich in der Geschichte und obwohl die einzelnen Kapitel wirklich lang sind, lässt sich der Inhalt rasant und flüssig lesen. Graham Masterton hält sich mit keinen Längen auf und kommt erschreckend schnell auf den Punkt. Der personale Erzähler ist so nah an den Figuren dran, dass ich direkt einen Draht zu ihnen habe.

Graham Masterton findet in Die Schlaflosen genau die richtige Mischung, um die Story aufzubauen und gleichzeitig für adrenalinpeitschende Spannung zu sorgen. Neue Charaktere und Handlungsfäden werden mit Augenmaß eingeführt, ohne die Handlungsebenen zu überladen. Ich kann trotz der Fülle an Ereignissen und Figuren einen hervorragenden Überblick erhalten. So ist es leicht, sich von den Geschehnissen und den Charakteren mitreißen zu lassen.
Stück für Stück verwebt Graham Masterton die ganzen Handlungsfäden zu einer komplexen Story, die mich tief in ihren Bann zieht. Besonders die verschiedenen Perspektiven sorgen für ein vielschichtiges Bild.

Die Charaktere sind mit Tiefgang aufgebaut, sodass die Geschichte förmlich pulsiert und atmet. Graham Masterton kreiert eine so heftige Story, dass mir beim Lesen der Mund oft offen stehen bleibt vor Fassungslosigkeit, Faszination und Grauen. Der Schocker- und Unheimlichkeitsfaktor ist verdammt hoch und hier braucht es wirklich harte Nerven. Es wird nichts verschleiert, alles wird in den schrecklichsten Farben ausgemalt. Eiskalte Schauer rieseln irgendwann beständig über mein Rücken.

Ich habe kein Gefühl dafür, wie Graham Masterton Die Schlaflosen weiter und vor allem zu Ende erzählen wird. Alles ist möglich und ich bin total angetan von dem Inhalt. Der Showdown baut sich kontinuierlich auf und gipfelt in einem solch packenden Höhepunkt, dass ich das Buch nur noch verschlingen kann. Ganz kurz überfällt mich die Angst, dass die Story ins fantastische Reich der Abenteuerlichkeit abdriften wird und ich das Ende schrecklich unglaubwürdig finden werde. Aber Graham Masterton belehrt mich eines Besseren.
Es ist so erschreckend plausibel und fast keine Frage bleibt unbeantwortet. Nicht einmal jene nach den Vampiren und eins kann ich sicher verraten, um Vampire geht es hier ganz klar nicht. Wer oder was Die Schlaflosen sind, müsst ihr alleine herausfinden und es wird euch dabei die Socken ausziehen. Dies ist wirklich ein Meisterwerk an Horror und Thriller.

Die Schlaflosen von Graham Masterton
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein unglaublich fesselnder Horrorthriller, der mit einer sehr vielschichtigen und tiefgründigen Story zu überzeugen weiß und 586 Seiten lang Hochspannung garantiert.

Lesen:

Wenn ihr einen starken Magen und Bock auf eine unglaublich packende, gut erzählte und absolut wendungsreiche Geschichte habt.

Weglegen:

Wer vom Lesen Albträume bekommt, sollte dieses Buch tunlichst meiden. Hier wird es ultra creepy.

Mal ehrlich:

Zu Beginn fängt Graham Masterton mehrere Handlungsfäden an. Sie sind alle unterschiedlich angelegt. Die Spanne ist groß. Von gruselig bis brutal, von einfach interessant bis hin zu faszinierend. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie alles am Ende wirklich zusammenhängen sollte.
Doch der Autor lässt alles so flüssig und mit einem unglaublichen Gespür für eine atmosphärisch dichte Erzählung ineinanderfließen, dass sich die Entwicklungen realistisch und erschreckend logisch präsentieren.
Der Schreibstil ist wahnsinnig cool und ich kann mich stundenlang in seinen Beschreibungen verlieren. Gänsehaut ist hier beim Lesen vorprogrammiert. Die Bildlichkeit der Beschreibungen ist extrem detailliert und überlässt gar nichts der Fantasie. Es ist brutal, grauenhaft und glättet mit sanften Szenen die strapazierten Nerven.
Die Schlaflosen ist ein unglaublich packendes und aufwühlendes Buch. Ich liebe es.
Ganz kurz habe ich Sorge, dass das Ganze in Unglaubwürdigkeit abrutschen könnte, doch Masterton ist ein Meister seines Fachs. Sein Showdown macht mich sprachlos und es bleiben keine Fragen und Wünsche offen. Bis der letzte Satz kommt. Der Wahnsinn!

Fazit:

Ein packender Horror-Thriller-Mix mit fast 600 Seiten Spannung pur. Gruselfaktor hoch zehn inklusive.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf einen Endzeitthriller, der euch Gänsehaut beschert?
Dann empfehle ich euch:
Ein Fluss so rot und schwarz von Anthony Ryan