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In der Programmvorschau wurde das Buch als „packende historische Fantasy voller Romantik“ präsentiert. Ich gebe zu, Fantasy meide ich meistens lieber, aber hier konnte ich aufgrund des historischen Anteils nicht widerstehen.

In meiner Rezension „Der Vertraute“ von Leigh Bardugo wird sich zeigen, ob mein Mut mit einer fesselnden Geschichte belohnt wurde.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von Droemer Knaur erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Der Vertraute von Leigh Bardugo
© Covergestaltung: Guter Punkt, München

Infos zum Buch
erschienen bei Knaur
Veröffentlicht 2. Mai 2024
Originaltitel The Familiar
Übersetzt von Alexandra Jordan, Sara Riffel
ca. 448 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Magie, Alchemie und ein unsterblicher Vertrauter mit einem tödlichen Geheimnis: Packende historische Fantasy voller Romantik von der Königin der Phantastik Leigh Bardugo

Spanien zu Beginn des Goldenen Zeitalters: In einem heruntergekommenen Haus in Madrid nutzt die junge Luzia Cotado einen Hauch von Magie, um die endlose Schufterei als Küchenmädchen zu überstehen. Doch als ihre intrigante Herrin entdeckt, dass ihre Dienerin ein Talent für kleine Wunder besitzt, verlangt sie, dass Luzia diese Gabe einsetzt, um die gesellschaftliche Stellung der Familie zu verbessern. Dieses Unterfangen nimmt eine gefährliche Wendung, als Antonio Pérez, der in Ungnade gefallene Sekretär des Königs, auf Luzia aufmerksam wird. Pérez schreckt vor nichts zurück, um die Gunst des Hofes zurückzuerlangen. Und der spanische Herrscher ist noch immer von der Niederlage seiner Armada erschüttert und sucht verzweifelt nach einem Vorteil im Krieg gegen Englands ketzerische Königin. Luzia ist fest entschlossen, diese eine Chance auf ein besseres Leben zu ergreifen, und taucht ein in die Welt von Sehern, Alchemisten, Heiligen und Gaunern, in der die Grenzen zwischen Magie, Wissenschaft und Betrug schon bald verschwimmen. Um zu überleben, muss sie alles wagen – auch wenn das bedeutet, dass sie die Hilfe von Guillén Santangel in Anspruch nehmen muss, ihrem unsterblichen Vertrauten, dessen eigene Geheimnisse sich für beide als tödlich erweisen könnten.

Der neue Fantasy-Bestseller von Leigh Bardugo: Eine magische Liebesgeschichte im Goldenen Zeitalter Spaniens zur Zeit der Inquisition

© Klappentext: Knaur

Als Der Vertraute fühlt sich mit seinem Erzählton im ersten Moment nach einem Märchen an. Mir gefällt das, denn der Schreibstil und die Art wie die Worte fließen, nehmen mich sofort gefangen und ich tauche tief in die Welt von Luzia Cotado ein. Sie ist Küchenmädchen in einem glanzlosen Haus und um die Arbeit erträglicher zu machen, verwendet sie ein bisschen Magie. Ihre Refraines nutzt sie für gutes, vermehrt Gemüse oder macht aus verbranntem Brot ein schönes mit golden brauner Kruste. Doch das hat seinen Preis, als ihre Herrin dies mitbekommt.

Schauplatz der Geschichte ist Spanien in seinem goldenen Zeitalter. Der Hauptschauplatz ist Madrid und so sind auch die Figuren mit spanischen Namen ausgestattet. Mir machen die Namen kaum Probleme, ein Vorteil ist hier definitiv auch, dass ich Der Vertraute parallel als Hörbuch gehört habe. Yeşim Meisheit schafft es gemeinsam mit Leigh Bardugos Können bildgewaltig zu erzählen und diese ungewöhnliche Geschichte lebendig werden zu lassen.
Mich fasziniert es ungemein, wie elegant die Autorin mich in das Leben der unterschiedlichen Figuren und ihre Vergangenheiten einführt.
Der personale Erzähler führt konsequent durch Der Vertraute, wechselt aber auch innerhalb der Kapitel die Perspektive. Der Übergang ist dabei sehr fließend, sodass ich nicht aus dem Lesefluss gerate.
Ein weiterer Vorteil der unterschiedlichen Perspektiven ist, dass der Handlungsaufbau mehr Tiefe erhält und dafür sorgt, dass sich alles konsequent weiterentwickelt. Nichts wird mehrfach wiederholt, was für ein rasches Erzähltempo sorgt.

Leigh Bardugo hat eine sehr komplexe Welt erschaffen und diese in authentisch historischen Kontext gebettet. Der Vertraute spielt im späten 16. Jahrhundert, zu der Zeit also, als das Goldene Zeitalter Spaniens ganz langsam anfing seinen Glanz zu verlieren. Die Figuren aus Der Vertraute sind so intensiv ausgearbeitet worden, dass sie perfekt in die damalige Zeit passen. Hinzukommt, dass die Charaktere so angelegt sind, wie es die damaligen politischen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen zuließen. Spannend finde ich dabei besonders die gravierenden Unterschiede zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten, die mit einer Leichtigkeit verständlich erläutert werden.

Der Vertraute entführt mich in eine Welt der politischen Ränkespiele, an dessen Abgrund mit gierigem Schlund die Inquisition lauert. Reale geschichtliche Persönlichkeiten, wie die prophetische Träumerin Lucrecia de León, Spaniens König Philipp II. oder Antonio Pérez machen diese Geschichte zu etwas Rund verströmen dadurch den Hauch von „So könnte es gewesen sein“.
Ich liebe es, wie die Autorin die verschiedenen Elemente ihrer Geschichte zu einem stimmigen, spannungsvollen und mitreißenden Gesamtbild verschmilzt.
Die magischen Augenblicke fügen sich nahtlos zu den realistischen Handlungen zusammen, vereinen fiktive und authentische Personen dieses Zeitalters so mühelos miteinander, dass ich ganz in Der Vertraute versinken kann.

Die Mixtur in Der Vertraute ist ausgeklügelt und lässt sich nicht in ein bestimmtes Genre pressen. Die Basis bildet der historische Roman, der mich zurück in eine Zeit blicken lässt, die sowohl von verschiedenen heimlichen Religionen als auch den Schrecken von König Philipp II und der Inquisition geprägt ist. Wo jedes Wort und jede Handlung schnell das Todesurteil bedeuten kann, wenn es die falschen Augen und Ohren wahrnehmen.
Die Füllung wird mit kleiner Magie und Unsterblichkeit, mit Flüchen und Illusionen angereichert, die sich wunderbar mit der Basis vereinen lassen. Das Topping besteht aus einer rührenden und leicht erzählten Liebesgeschichte, dessen Handlungsspielraum sehr klein ist, mir aber dennoch sehr nahegeht.

Der Vertraute hält eine ganze Bandbreite an Emotionen bereit, wartet mit düsteren und bedrohlichen Atmosphären auf, die jedoch gern mit lichtgefluteten Momenten unterbrochen werden und Wärme verströmen. Alles wirkt ein wenig geheimnisvoll, was den Drang erhöht, immer mehr erfahren zu wollen.
Am meisten ins Herz geschlossen habe ich die Protagonistin Luzia. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit und durch die verschiedenen Sichtweisen auf sie wird klar, dass viele Menschen sie unterschätzen, weil Küchenmädchen einfach nur dumm und einfältig sein können. Das Spiel mit den Kontrasten ist hervorragend gelungen.
Generell überraschen mich im Verlauf so einige Charaktere. Sie entwickeln sich alle stetig weiter, manche zum Vorteil, andere zum Nachteil. Alles hat seinen Preis und dies lässt sich in jeder Zeile herauslesen.

Nie habe ich auch nur den Hauch einer Ahnung, wohin die einzelnen Entscheidungen der Figuren die Ereignisse führen werden. Alles entwickelt sich logisch und schlüssig weiter, Charaktere wachsen über sich hinaus oder scheitern an ihrem eigenen Ehrgeiz, ihrer Arroganz und Rücksichtslosigkeit.
Der Vertraute ist gespickt mit brutalen Sequenzen, leichtem Liebesgeflüster und tiefsinnigen Überlegungen sowie Gesprächen.
Ganz besonders gelungen finde ich, dass Leigh Bardugo jeden noch so kleinen Handlungsfaden zu Ende webt und alles zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Nichts ist unbedeutend und alles spielt eine wichtige Rolle.

Die Handlungen steuern auf ein großes Finale zu und mich befällt Angst es zu lesen. So ausweglos scheint alles, so düster und verloren. Mir fehlt es an Fantasie, wie alles enden könnte, und befürchte das Schrecklichste.
Doch ich habe Vertrauen in die Autorin und in Luzia. Dies wird mit einem wunderschönen stimmungsvollen Ende belohnt, bei dem keine einzige meiner Fragen offenbleibt.

Der Vertraute von Leigh Bardugo
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein packendes Buch über historische Ereignisse, angereichert mit genau der richtigen Dosierung aus Fantasy im Bereich Magie und einer herzerwärmenden kleinen Liebesgeschichte.

Lesen:

Lasst euch nicht schrecken von einzelnen Genreelementen, die ihr nicht mögt. In diesem Buch wird alles so stimmig zusammengefügt, dass sich die Reise nach Spanien, Ende des 16 Jahrhunderts lohnen wird.

Weglegen:

Bitte nicht. Der Vertraute ist so toll und verdient es gelesen zu werden.

Mal ehrlich:

Wow, wow, wow. Ich liebe dieses Buch. Es ist der Wahnsinn. Schon der Anfang nimmt mich sofort gefangen. Es beginnt wie ein Märchen, der Erzählstil genau mein Geschmack. Gleich zu Beginn wird klar, dass ein Ereignis der Auslöser für etwas sein wird, was alle Beteiligten in Lebensgefahr bringen wird. Über allem schwebt das scharfe und brutale Schwert der Inquisition, wird ummantelt von perfiden Ränken und dem Ehrgeiz sowie der Gier höher gestellter Persönlichkeiten. Mitten im Tornado steht Luzia Cotado, ein Küchenmädchen, welches ein bisschen Magie beherrscht. Nur so viel, um die harte Arbeit ein bisschen leichter zu machen. Doch solche Fähigkeiten sind in der damaligen Zeit gefährlich und durch Nachlässigkeit entdeckt ihre unzufriedene Herrin Luzias Können. Dies setzt Ereignisse in Gang, die eine düstere, geheimnisvolle und magische Geschichte für mich bereithält.
Ich lasse mich treiben, werde belohnt mit abwechslungsreichen und spannungsvollen Wendungen, mit einem Blick in das damalige Leben in Spanien im späten 16 Jahrhundert. Kann erleben wie unterschiedlich hart das Leben für die Menschen dort war, welche Gefahren lauerten und mit welchen Freuden sie sich das Leben versüßen konnten.
Abgerundet wird das Ganze mit Prüfungen, um zu testen, ob Gott die Hand an der Schulter hat oder der Teufel.
Historische Figuren wetteifern mit fiktiven Charakteren, summieren sich zu einem bunten Potpourri aus verschiedensten Genres. Ein bisschen Liebe darf hier nicht fehlen, der Handlungsfaden ist so zart geknüpft, dass er sich absolut stimmig ins Gesamtbild einfügt.
Das Finale ist unglaublich, ich habe Angst es zu lesen, weil ich mich vor dem Ende fürchte. Ich will nicht, dass es so endet, wie ich glaube und bin erleichtert, als ich das Buch zuschlage.

Fazit:

Ein atmosphärisch dichtgewebter Roman, der in die düsteren und gefährlichen Zeiten Ende des 16 Jahrhunderts führt und mit faszinierender Fantasy und einem Hauch Liebesgeschichte angereichert ist. Eine absolute Leseempfehlung!

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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