Auf Instagram bin ich auf das Buch von Hubertus Borck aufmerksam geworden. Eine befreundete Bloggerin hat mir netterweise diesen und den zweiten Band der Franka Erdmann und Alpay Eloğlu Reihe zukommen lassen. Eine Weile lag „Das Profil“ auf meinem Stapel ungelesener Bücher, bis eine Teilnehmerin des Thriller Buchclubs, bei dem ich Mitglied bin, dieses Buch für die nächste Leserunde vorgeschlagen hat.

In meiner Rezension „Das Profil“ von Hubertus Borck bewerte ich den Aufbau der Geschichte und ob sie sich schlüssig sowie spannungsvoll lesen ließ.

Das Profil von Hubertus Borck
© Covergestaltung: Hafen Werbeagentur, Hamburg

Infos zum Buch
erschienen bei Rowohlt
Veröffentlicht 18. Oktober 2022
ca. 384 Seiten
Band 1 der Reihe
Franka Erdmann und Alpay Eloğlu

erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Ich kenne dein Profil. Es wird dir zum Verhängnis werden. #Qual.#Mord.#Tod.

Der Tote im Sandkasten ist bis zum Kehlkopf eingegraben. Ihm fehlt ein Auge. Der makabre Fund auf einem Hamburger Spielplatz setzt die erfahrene Kriminalkommissarin Franka Erdmann und ihren neuen Assistenten Alpay Eloğlu unter Hochdruck. Kurz darauf wird eine junge Influencerin brutal in ihrer Wohnung getötet. Auch wenn sich die Handschriften beider Verbrechen unterscheiden, deutet immer mehr darauf hin, dass es sich um denselben Mörder handelt. Und während die Polizei fieberhaft ein Profil von ihm erstellt, überwacht er bereits den Instagram-Account seines nächsten Opfers, dessen scheinbar perfektes Leben ein grausames Ende finden soll.

Der packende Auftakt einer neuen Thrillerserie mit einem ungleichen Hamburger Ermittlerduo für Fans von Andreas Winkelmann, Sebastian Fitzek und Michael Tsokos.

© Klappentext: Rowohlt

Das Szenario, welches Hubertus Borck in „Das Profil“ entwickelt hat, ist realitätsnah. Opfer eines Serienmörders werden hauptsächlich Influencer. Die Welt der Interior Blogger wird authentisch dargestellt. Generell setzt Hubertus Borck auf viele Perspektivwechsel. So begleite ich nicht nur Opfer und Täter, sondern auch ein interessantes Ermittlerteam.

Obwohl sich „Das Profil“ recht spannend aufbaut, habe ich Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden. Hauptsächlich liegt dies an den sehr langen Kapiteln. Das Längste hat über 60 Seiten. Das ist einfach zu viel. Gerade die zahllosen Wechsel der Perspektiven erfordert es beim Lesen viel Konzentration. Die Logik hinter dem Aufbau der Kapitel entzieht sich mir, es ist kein roter Faden erkennbar, was wirklich schade ist.
Zudem schwenkt Hubertus Borck gern zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. An sich ist dies interessant, zumal ich eine Vermutung habe, wessen Vergangenheit ich beiwohne. Doch auch hier hätte ich mir eine deutlichere Abgrenzung auch einfach zum besseren visuellen Verständnis gewünscht.

Gelungen finde ich das Ermittlerteam um Franka Erdmann und Alpay Eloğlu. Es ist erfrischend und anders als die gängigen Konstellationen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, sodass ich zügig durch die Seiten komme.
Ebenso gefällt mir die Konstruktion der Taten. Sie laden zum Spekulieren und Mitraten ein. Ein besonderer Vorteil ist da natürlich, dass ich durch die übergreifenden Perspektivwechsel viel mehr als die Polizisten weiß.
Die Ermittlungsarbeit ist interessant dargestellt und auch hier gewinne ich den Eindruck, dass Hubertus Borck einen realistischen Einblick gewährt.

Obwohl ich „Das Profil“ insgesamt unterhaltsam finde, könnte die Geschichte für mich wesentlich dynamischer sein. Mir wird zu viel drumherum erzählt und auch die Wiederholungen mancher Tatsachen ermüden mich auf Dauer. Manches Mal wirkt die Detailliebe ein wenig überdosiert, was die Spannung dämpft. Auch der Rückblick in eine traumatische Kindheit wirkt stellenweise sehr ausschweifend und nicht immer authentisch.
„Das Profil“ ist für mich gefühlt kein Thriller, sondern eher ein klassischer Krimi. Obwohl die Taten unter die Haut gehen und auch genauer beschrieben werden, so richtig gefangen nehmen kann mich „Das Profil“ einfach nicht. Immerhin lockt mich Hubertus Borck gerne mal auf eine falsche Fährte, was mir gefällt. Doch insgesamt fehlt es an großen Überraschungen, die eine packende Wendung zufolge haben. Daher wirkt „Das Profil“ ein wenig mild.

Bei den Ermittlern Franka Erdmann und Alpay Eloğlu gefällt mir, dass sich die beiden im Verlauf weiterentwickeln. Sowohl persönlich als auch in ihrer Zusammenarbeit ist spürbar, dass sie zusammenwachsen und einander respektieren.
Schön ist zudem, dass ich mehr über ihre Privatleben erfahre, wodurch ich langsam eine Nähe zu den beiden Ermittlern aufbauen kann. Der Kontrast zwischen dem jungen Polizisten Alpay Eloğlu und der rotierten und älteren Franka Erdmann ist schön austariert.

Das Finale bringt endlich mehr Schwung in „Das Profil“. Die Auflösung ist in sich schlüssig, offene Fragen werden geklärt. Durch das Ende schließe ich das Buch mit einem guten Gefühl von solider Unterhaltung.

Das Profil von Hubertus Borck
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein gelassener Kriminalroman mit moderater Spannung und einer interessanten Plotidee.

Lesen:

Wenn ihr ausführlichere und ruhiger Spannungsromane mögt, könnte „Das Profil“ euch gefallen.

Weglegen:

Ihr seid auf der Suche nach einem adrenalintreibenden Thriller? Dann solltet ihr zu einem anderen Buch greifen.

Mal ehrlich:

„Das Profil“ lässt mich ein bisschen mit gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite schafft es Hubertus Borck, authentische Charaktere zu erschaffen und einen realistischen Blick auf die Influencer-Szene zu ermöglichen. Auch gelingt es dem Autor an die Szenen angepasste Atmosphären an mich zu transportieren und die Schauplätze gekonnt zu veranschaulichen.
Auf der anderen Seite killt Hubertus Borck mit seinen ellenlangen Kapiteln leider meine Aufmerksamkeitsspanne. Ich kann keinen systematischen Aufbau bei der Strukturierung der Kapitel erkennen. Stattdessen gibt es teilweise so rasche Szenenwechsel, dass ich mich erst einmal wieder orientieren muss. Zudem gibt es viele Wiederholungen und manchmal eine Detailverliebtheit, welche die Spannung drückt.
Obwohl die Taten des Serienmörders beängstigend und auch anschaulich beschrieben sind, habe ich oft den Eindruck mehr einen Spannungsroman als einen Thriller zu lesen.
Der Handlungsbogen ist solide, ihm fehlen allerdings packende Wendungen und das Gefühl der Aufklärung entgegenzufiebern.
Das Finale kitzelt noch mal eine Spannungskurve heraus. Der Fall wird schlüssig abgeschlossen und ich freue mich darüber, dass gerade die beiden Ermittler Franka Erdmann und Alpay Eloğlu sich weiterentwickeln und auch als Team zueinanderfinden.

Fazit:

„Das Profil“ ist ein interessanter Spannungsroman, der sehr ausführlich aufgebaut und einem moderaten Erzähltempo durch die Handlungen führt.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf einen spannungsvollen Thriller mit einem sehr ungewöhnlichen Aufbau?
Dann empfehle ich euch:
Murder in the Family von Cara Hunter