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Aufmerksam bin ich auf „Die Villa“ durch eine Buchvorstellung geworden. Mir gefiel, dass eine Polizeischülerin als Hauptperson eine tragende Rolle spielt und es hier offenbar um moderne Sklaverei geht. Also war klar, das Buch möchte ich lesen.

In meiner Rezension „Die Villa“ von Leon Sachs gehe ich darauf ein, ob der Vorgängerband zum besseren Verständnis bekannt sein sollte.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom Bloggerportal erhalten
❧ Vielen Dank an Gabriele Engelke für die Genehmigung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Die Villa von Leon Sachs
© Umschlaggestaltung: Favoritbuero

Infos zum Buch
erschienen beim Penguin Verlag
Veröffentlicht 30. August 2023
Band 2 der Reihe
„Johanna Böhm und Rasmus Falk“

ca. 448 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Ein verschlepptes Mädchen, eine atemlose Suche nach den Drahtziehern und Abgründe, die dunkler sind als geahnt.

Polizeischülerin Johanna Böhm will die Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich lassen, doch ihr untergetauchter Vater lässt ihr keine Ruhe. Sie möchte ihren bevorstehenden Urlaub nutzen, um nach ihm zu suchen. Da erreicht sie ein Hilferuf: Johannas beste Freundin Alice befürchtet, dass ihre Cousine Faith aus der nigerianischen Heimat nach Hamburg verschleppt worden ist. Sofort reist Johanna in die Hansestadt und macht sich gemeinsam mit Alice auf die Suche. Ist Faith in die Fänge skrupelloser Menschenhändler geraten? Johanna wendet sich an Rasmus Falk, ihren Weggefährten aus vergangenen Tagen. Während sich vor ihnen die Abgründe aus Gier und Unterdrückung auftun, geraten Johanna und Alice selbst in größte Gefahr …
Eine Polizeischülerin mit dunkler Vergangenheit und ein Ex-Geheimdienstler mit zweifelhaften Mitteln – ein Ermittlerteam unter Hochspannung.

© Klappentext: Penguin Verlag

Der Start in den Thriller gelingt mir gut und ist vor allem durch die Einführung der Charaktere gekennzeichnet. Auch atmosphärisch ist spürbar, dass etwas Unheilvolles in der Luft liegt. Doch bevor sich das Gefühl verdichten kann, lerne ich die Polizeischülerin Johanna Böhm kennen. Sie ist ein interessanter Charakter und obwohl mir die Informationen ein bisschen zu viel auf einmal sind, vermute ich, dass diese Details später noch relevant sein werden.

Leon Sachs gibt einen kleinen Einblick in die Ausbildung der Polizei und bringt mir dadurch Johanna näher. Zudem lerne ich ihre Freunde kennen und bekomme ein besseres Gefühl für Johannas Umfeld.
Die Spannung baut sich langsam auf und das gefällt mir. So habe ich Zeit, mit den Figuren warm zu werden und es gibt mir die Gelegenheit, in der Geschichte anzukommen. Denn eins wird im Verlauf deutlich, manche Akteure haben eine Verbindung zu einander, die weiter zurückreicht als „Die Villa“ beleuchtet. Das liegt daran, dass es vor diesem Buch noch einen anderen Thriller gab. „Der Zirkel“ ist der erste Band rund um die Polizeischülerin Johanna. Das erklärt auch, warum ich manche Beziehungen nicht in ihrer vollumfänglichen Tragweite erfasse. Dennoch lässt sich „Die Villa“ ohne Vorkenntnisse lesen, da Leon Sachs viel Wert daraufgelegt hat, wichtige Knotenpunkte zwischen den Ereignissen verständlich und kurz zusammenzufassen. Das steigert zudem meine Neugierde auf „Der Zirkel“.

Die kurzen Kapitel und der leichte Schreibstil sorgen für einen rasanten Lesefluss. Häufige Szenenwechsel erhöhen nicht nur den Spannungsbogen, sondern lassen auch vielfältige Ansatzpunkte erahnen, welche wiederum unterschiedlichste Emotionen in mir hervorrufen. Außerdem weiß ich durch verschiedene Perspektivwechsel mehr als die Akteure. So wird mir auch klar, welche möglichen Schwierigkeiten auf sie warten, während sie auf ihre gut durchdachten Pläne vertrauen. Dies erhöht meine Aufregung und motiviert mich zum Raten, was als nächstes passieren wird.
Die Charaktere sind ganz unterschiedlich ausgelegt, vom Sympathieträger bis hin zu abscheulichen Figuren ist alles dabei. Durch den personalen Erzähler wird alles gekonnt vereint, sodass „Die Villa“ in einem homogenen Fluss zu lesen ist.

Moderne Sklaverei ist leider kein Mythos, sondern traurige Realität. Das beweist auch Leon Sachs einfühlsam, indem er eine Figur erklären lässt, wie Menschenhändler junge Frauen gefügig machen können. Das dies mitunter viel einfacher ist als gedacht, erschreckt mich sehr. Wahrheit und Fiktion verschmelzen zu einem mitreißenden Thriller. Auch psychologisch greift Leon Sachs tief in seine Repertoire-Kiste, sodass mir manchmal der Atem stockt. Die Entwicklung der Ereignisse ist größtenteils unvorhersehbar, was meine Lesefreude konstant hochhalten lässt.

Stück für Stück werden Verbindungen sichtbar und eine alte Fehde flammt wieder auf. Dabei werden neue Komponenten mit eingearbeitet, was die Explosivität der weiteren Entwicklung gnadenlos erhöht. Vieles führt in die Vergangenheit, zeigt dabei auf, was für schreckliche Dinge aus früheren Entscheidungen entstehen können.
Der Showdown bahnt sich unheilvoll an und entlädt sich in einer sehr überraschenden Wendung.

Das Ende bildet einen entspannteren Ausstieg aus der Geschichte, sorgt für Auf- und Erklärung. Ein bisschen schade finde ich es, dass eine Perspektive abhandengekommen zu sein scheint, dabei hätte ich mich gerade beim Schlussteil ehrlich darüber gefreut zu erfahren, wie die Person die finalen Entwicklungen, die zweifelsohne auch ihr Leben beeinflusst haben, empfindet. So bleibt mir in diesem Fall nur die eigene Fantasie dafür, um eine Antwort zu finden.
Jedoch muss ich ebenfalls sagen, dass das Ende recht realistisch ausgestaltet wurde und damit genauso schonungslos aufzeigt, dass manchmal nur die Spitze des Eisbergs erklommen werden kann.

Die Villa von Leon Sachs
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

„Die Villa“ ist ein Thriller, welcher mit den Ängsten der Menschen spielt und den Wunsch weckt, hinter die Motive zu kommen sowie den Drahtziehern effektiv das Handwerk zu legen.

Lesen:

Wenn ihr auf der Suche nach einem spannungsvollen Thriller seid, dann könnt ihr guten Gewissen zugreifen.

Weglegen:

Nur zu empfehlen, wenn ihr keine Thriller lest oder es extrem blutig sein muss.

Mal ehrlich:

Das „Die Villa“, der zweite Teil von „Der Zirkel“ ist, habe ich erst bemerkt, als ich schon mitten im Lesen war. Dennoch lässt sich „Die Villa“ sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen, auch wenn gelegentlich deutlich wird, dass es eine Vorgeschichte geben muss.
Thematisch ist der Thriller sehr vielfältig. Im Mittelpunkt steht die moderne Sklaverei und wie eng umwoben sie mit der Politik, der Wirtschaft und logischerweise mit der Unterwelt sein kann. Dem entgegen steht die Familie und Freundschaft. Aber auch eine langgehegte Feindschaft möchte gepflegt werden. So greift der Thriller nicht nur heutige Brennthemen auf, sondern beschäftigt sich auch mit Vergangenem.
Der flüssige und leichte Schreibstil fördert gemeinsam mit den knackigen Kapiteln den flotten Lesefluss. Leon Sachs schreibt gern detailliert bildlich, was für mich manchmal ein bisschen zu viel Information ist. Das schmälert aber das Leseerlebnis nicht, der Spannungsbogen bleibt konstant oben und legt bis zum Showdown ordentlich zu.
Die Wendungen kommen häufig überraschend, sehr erstaunt hat mich das Finale, welches ich gut gelöst fand. Es herrscht danach kein eitler Sonnenschein, was ich begrüße, da es den Thriller realistisch abrundet.

Fazit:

Ein Thriller mit einem breit gefächerten und emotional aufgeladenen Themengebiet. Kopfarbeit und Action kommen nicht zu kurz, ebenso wenig wie das psychologisch perfide Spiel mit der Angst junger Menschen.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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